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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel
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planet toys 13
AMAZON – ZENIT
ÜBERSCHRITTEN?
»Der eigene Vorteil ist
immer noch wichtiger
als die Bereitschaft,
Amazon komplett oder
zumindest teilweise
zu boykottieren.«
WOLFGANG PÖHLAU,
Leiter Marketing & Vertrieb HABA
»Die Preisorientierung
der Kunden lässt nach,
Qualität und Nachhaltigkeit
gewinnen an
Bedeutung.«
PHILIPP DRESEL,
Vorstand ARS eG
nein!
Amazon stellt für Verbraucher zweifelsohne eine hochattraktive
Plattform dar. Ob man sich letztendlich einen eigenen
Account anlegt oder nicht, ist natürlich eine ganz
individuelle Entscheidung. Ich selbst habe mich bewusst
dagegen entschieden. Amazon hat eine Marktmacht, an
der – zumindest nach heutigem Stand – kaum ein größerer
Hersteller vorbeikommt. Das zeigt sich auch daran, dass
Amazon inzwischen Google als Produktsuchmaschine für
Endverbraucher abgelöst hat. Deshalb müssen Hersteller
wie HABA, die eine gewisse Unternehmensgröße erreicht
haben, selbstverständlich bei Amazon präsent sein. Das erwarten
die Kunden zu Recht von uns. Und auch wenn die
Zusammenarbeit mit Amazon durchaus komplex und nicht
immer einfach ist, muss man dennoch sagen, dass es weitaus
unangenehmere Handelspartner gibt. Wichtig ist aber
nicht nur, das Verhältnis zwischen Amazon und Hersteller
etwas näher zu betrachten, sondern auch das zwischen
Amazon und Endverbrauchern: Fragt man Amazon-Kunden,
was sie von diesem Online-Giganten erwarten, so
wird häufig der Begriff „fair play“ genannt. Doch solange
die Verbraucher nicht selbst betroffen sind, ist der eigene
Vorteil immer noch wichtiger als die Bereitschaft, Amazon
komplett oder zumindest teilweise zu boykottieren. Stellt
man sich abschließend die Frage, wer Amazon die erlangte
Marktmacht auch nur ansatzweise streitig machen kann, so
würde ich sagen, dass dies allenfalls anderen „big playern“
wie Alibaba gelingen kann. Doch ob sich dadurch das Geschäftsmodell
von Amazon moralisieren würde, wage ich
allerdings zu bezweifeln.
Jein!
Amazon wird das langsamer werdende Wachstum im Handelsgeschäft
durch die eigene Logistik sowie die zusätzlichen
Erlösmodelle kompensieren. Auch werden weiterhin
stationäre Händler vom Markt verschwinden. Diese Umsätze
wandern zu einem großen Teil in den Online-Handel. Jedoch
haben mittlerweile die Endverbraucher ihre Erfahrungen
im Internethandel gesammelt. Die Möglichkeit, persönlich
im Geschäft einzukaufen, wird wieder mehr geschätzt.
Die Preisorientierung der Kunden lässt nach, Qualität und
Nachhaltigkeit gewinnen an Bedeutung. Dazu kommt die
Tatsache, dass mehr über die Geschäftspraktiken und Arbeitsbedingungen
bei Amazon bekannt ist, als es noch vor
einigen Jahren der Fall war. Und es gibt eine Gegenbewegung
in der Gesellschaft, die zwar nicht neu ist, aber in den
letzten Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Das ist
jedoch nur dann relevant, wenn der Händler vor Ort gut aufgestellt
ist. Qualität im Service und in der Warenpräsentation
sowie handverlesene Sortimente und eine gute Vernetzung
sind zwingend notwendig, um stationär zu bestehen.
Hier liegt auch das Erfolgsgeheimnis der ARS-Geschäfte.
Gelingen kann das allerdings nur, wenn ein vergleichsweise
hoher Aufwand betrieben wird. An diesem Punkt wünsche
ich mir mehr Unterstützung durch die Industrie. Beispielsweise
werden auch heute noch die gleichen Händlerspannen
wie vor über zehn Jahren angesetzt. Diese Kalkulationen
sind längst überholt. Auch die Schwerfälligkeit vieler Lieferanten,
einzelne Kundenwünsche schnell zu erfüllen, ist ein
Problem. Mindestmengen bei Nachbestellungen sind nicht
mehr zeitgemäß. Es darf nicht alleine Aufgabe des Händlers
sein, die gestiegenen Anforderungen der Kunden zufriedenzustellen.