Osnabrücker Wissen Ausgabe 26
Nr. 26 (III-2019) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 26 (III-2019) - Osnabrücker Wissen
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Stadt und Landgeschichten
er dies aber mit dem Vorsatz, dem
gerichtsgrenzen, Fischereisteine zur
„H“ in Landesgrenzsteinen eindeutig
Ort zu schaden, oder macht dies ein
Abgrenzung von Fischereirechten,
in Richtung des damaligen König-
Fremder, so soll er zahlen mit Leben
Forst- oder Jagdsteine. Hut- oder
reichs Hannover, ein „P“ in Richtung
und Gut.“
Weidesteine umgaben Gebiete auf
Preußen.
Als natürliche Grenzmarkierungen
denen die Viehweide gestattet war.
Die Grenzsteinsetzungen selbst
nicht mehr ausreichten, folgten erste
Bergwerkssteine, „Lochsteine“ ge-
waren seit alters her hochoffizielle
noch ungenau eingemessene künst-
nannt, zeigten oberirdisch die Größe
Handlungen, an denen sich der Land-
liche Markierungen mit Grenzlöchern
der unterirdischen Stollenanlagen an,
vermesser selbst, die Landes- oder
im Erdboden oder Grenzgräben oft
Zehntsteine umgaben Grundstücke,
Gemeindevertreter und alle Grund-
in Kombination mit Grenzwällen.
von deren Ertrag dem Grundherrn
stückseigentümer vor Ort zu betei-
Nun wurden auch „Malberge“ als auf-
der „Zehnte“ als Abgabe zustand.
ligen hatten, wenn die neue Grenze
geschichtete Hügel aus Feldsteinen
Sehr seltene Friedhofssteine sind auf
allgemeine Anerkennung finden
oder Findlinge als erste Grenzsteine
dem Friedhof in Venne zu finden.
sollte.
genutzt.
Die überwiegende Anzahl der
Grenzwall- und Grenzgrabenreste von 1700 in Bad Iburg
WIE SICHERTEN UNSERE
VORFAHREN IHRE GRENZEN?
Als unsere Vorfahren vor vielen tausend Jahren sesshaft wurden, mussten sie ihr Überleben mit
eigener Landwirtschaft und Viehzucht sicherstellen. Die Allmende, das allgemein nutzbare Land,
das letztmals in Glane (Bad Iburg) im Jahr 1795 aufgeteilt wurde, bot dann jedermann ausreichend
Möglichkeiten, seinen meist bescheidenen Lebensunterhalt zu erarbeiten.
Doch im Mittelalter beanspruchten
der Adel, die Klöster und andere Insti-
tutionen bereits ihr eigenes Land. So
bildeten sich erste Vorstellungen von
Grenzen, die uns auch heute noch
oder Findlinge aus der letzten Eiszeit
waren die Markierungen.
WAS DROHTE GRENZVERLETZERN?
Weil es noch keine Grenzzeichnun-
marienhütte) zu Beginn des 18. Jahrhunderts,
dass jemand, der einen
Grenzbaum gefällt hatte, „nach alter
Gewohnheit des Bistums Osnabrück
zum Stamm geführt“ wurde. Dort
Grenzwall und Markenstein © Joachim Vogelpohl
WOZU DIENTEN FISCHEREI-,
ZEHNT- UND WEIDESTEINE?
Der Genauigkeitsanspruch an Grenzmarkierungen
wuchs mit der Verknappung
der Ländereien durch zunehmendes
Eigentum. Ausgebildete
Landvermesser, Geometer genannt,
setzten mit einfacher Messtechnik
eingemessene hölzerne Grenzpfähle
oder erste bearbeitete Grenzsteine.
„Grenzsteine“ die ein Gebiet abgrenzten,
waren u.a. Markensteine
zur Abgrenzung der Marken (Ortschaften),
Gerichtssteine z.B. auf Go-
Grenzsteine waren aber „einfache“
Eigentums- oder Gütersteine, um
Ackerland, Wiesen und Wälder abzugrenzen.
Wie ein Stein heute erhalten ist,
hängt unter anderem davon ab, wie
sorgfältig der Steinmetz das Sandsteinmaterial
ausgesucht hat. Bei
der Steingestaltung selbst hatte der
Steinmetz wenig Spielraum, er fertigte
entsprechend seinen Vorgaben
Steine einer bestimmten Größe
und brachte Zeichen, Monogramme,
Wappen mit oder ohne Jahreszahl auf
dem Stein an.
WO WURDEN ZEUGEN DEPONIERT?
Grundsätzlich setzte oder legte man
unter jeden Grenzstein sogenannte
„Zeugen“, unverrottbare Materialien
wie gebrannte Tonrohre oder -scherben,
mitunter auch Eierschalen, die
bei einem fehlenden Stein dessen
Autor: Joachim Vogelpohl
SCHNATGÄNGE
Als es noch keine Planunterlagen
gab, überprüfte man
Grenzen vor Ort in festgelegten
Fristen mittels offizieller
Grenzvergleiche, den Schnatoder
Grenzgängen entlang der
Schnat (entlang der Grenze).
Dabei wurden alle Steine und
deren Markierungen kontrolliert.
Den Verlauf der Schnat
bläute man dem Nachwuchs
mitunter nachhaltig ein – durch
eine „Backpfeife“ an besonders
wichtigen Grenzsteinen. In der
geläufig sind. Weil das Land dünn
gen gab, stellten Grenzbäume oder
sollte seine Hand „auf den Stamm
Standort unverwechselbar markier-
Osnabrücker Heger Laischaft,
besiedelt war, kam es bei den ersten
-hecken jahrhundertelang die einzi-
genagelt und dann abgehauen“
ten und anzeigten. Um Grundstücke
die alle sieben Jahre symbo-
Grenzziehungen und -markierun-
gen Nachweise von Grenzverläufen
werden.
ohne Planunterlagen eindeutig
lische Schnatgänge im Heger
gen noch nicht auf Genauigkeit an.
dar. Sie waren daher ohne Ausnahmen
In Iburg sollte „Jemand, der über die
bestimmen zu können, setzte man
Holz veranstaltet, hat sich diese
Als natürliche Grenzen dienten z.B.
unantastbar. Verstöße ahndete die
Grenzhecke klettert und diese dabei
alle Steine mit den eingemeißelten
Tradition erhalten.
Talsenken oder Felsformationen.
Obrigkeit mit drakonischen Strafen.
beschädigt“, eine Mark zahlen, sofern
Initialen in Richtung des zu umgren-
Starke Grenzbäume, Grenzhecken
So drohte man in Wulften (Georgs-
er Einwohner des Ortes war. „Macht
zenden Grundstücks. So zeigte ein
Markenstein von 1708 in Belm
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