BOLD THE MAGAZINE No.45
INNOVATIVE „STAR WARS“-STAR OSCAR ISAAC | MARK FORSTER IM GESPRÄCH (TEIL 2) | FASHION FUTURIST PIERRE CARDIN | MIT DEM BULLI DURCH KANADA | VON JAVA NACH BALI (TEIL 2) | ALBANIEN OFFROAD | ASTON MARTINS NEU AUFGELEGTER OLDTIMER
INNOVATIVE
„STAR WARS“-STAR OSCAR ISAAC | MARK FORSTER IM GESPRÄCH (TEIL 2) | FASHION FUTURIST PIERRE CARDIN | MIT DEM BULLI DURCH KANADA | VON JAVA NACH BALI (TEIL 2) | ALBANIEN OFFROAD | ASTON MARTINS NEU AUFGELEGTER OLDTIMER
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LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 45<br />
WWW.<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
INNOVATIVE<br />
OSCAR ISAAC<br />
IM INTERVIEW<br />
MARK FORSTER IM GESPRÄCH (TEIL 2) // FASHION FUTURIST PIERRE CARDIN<br />
MIT DEM BULLI DURCH KANADA // VON JAVA NACH BALI (TEIL 2)<br />
ALBANIEN OFFROAD // ASTON MARTINS NEU AUFGELEGTER OLDTIMER
4 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INHALT<br />
CONTENTS<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
UND <strong>THE</strong>MEN<br />
LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 45<br />
EINSTIEG<br />
DESIGN<br />
WWW.<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
Innovative<br />
Neuartig und zukunftsweisend<br />
6<br />
Pur und unverfälscht:<br />
McLaren Elva<br />
54<br />
INNOVATIVE<br />
OSCAR ISAAC<br />
IM INTERVIEW<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
MARK FORSTER IM GESPRÄCH (TEIL 2) // FASHION FUTURIST PIERRE CARDIN<br />
MIT DEM BULLI DURCH KANADA // VON JAVA NACH BALI (TEIL 2)<br />
ALBANIEN OFFROAD // ASTON MARTINS NEU AUFGELEGTER OLDTIMER<br />
LIFESTYLE<br />
Im Interview:<br />
Oscar Isaac<br />
Von Zylindern und Steaks:<br />
Lay’s Loft<br />
Berlin Insights<br />
Mark Forster<br />
Teil 2: Im Gespräch<br />
8<br />
24<br />
30<br />
Von der Faszination<br />
neu aufgelegter Oldtimer:<br />
Aston Martin<br />
TRAVEL<br />
Von Java nach Bali<br />
Teil 2<br />
Eine echte Diva<br />
Opatija<br />
80<br />
40<br />
48<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 45<br />
FASHION<br />
MOTION<br />
Fahrzeuge:<br />
McLaren Elva M1A und McLaren Elva<br />
(Seite 54 ff.)<br />
Fashion Futurist<br />
Modeschöpfer und Unternehmer<br />
Pierre Cardin<br />
ART<br />
Vorschau Ausstellungen<br />
16<br />
21<br />
Grenzenlose Freiheit:<br />
VW California 6.1 Ocean<br />
Crossover Coupé: Kia XCeed<br />
Wie eine zweite Haut: Škoda Kamiq<br />
Offroad: Mercedes-Benz X-Klasse<br />
Premium Crossover: Lexus UX<br />
60<br />
66<br />
70<br />
72<br />
76<br />
Lesenswert<br />
Colleen Hoover<br />
„Was perfekt war“<br />
22<br />
DIE LETZTE SEITE<br />
Impressum<br />
90
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6 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> EINSTIEG / INNOVATIVE<br />
EINSTIEG<br />
NEUARTIG UND<br />
ZUKUNFTSWEISEND<br />
AUTOR: J. M. BRAIN<br />
„Innovative“ (engl.), „Innovativ“ (dt.),<br />
bezeichnen etwas absolut Neues, eine<br />
wesentliche Erneuerung, die verbessernd,<br />
einfallsreich, fantasievoll, kreativ<br />
und originell ist. Innovation ist der Motor<br />
des Wandels und der Entwicklung von<br />
Gesellschaft, Wirtschaft und Produktivität.<br />
„Menschen mit einer neuen Idee<br />
gelten so lange als Spinner, bis sich die<br />
Sache durchgesetzt hat“, erkannte bereits<br />
der amerikanische Schriftsteller Mark<br />
Twain. Bei der Entwicklung von erfolgversprechenden<br />
Startups geht es im<br />
Kern immer um innovative Geschäftsideen,<br />
deren Potential zielstrebig und<br />
gewinnbringend in Realität umgesetzt<br />
werden kann. Ein innovatives Produkt ist<br />
eines, welches sich seinen Markt selbst<br />
erschafft oder zumindest einen vorhandenen<br />
erobert.<br />
Das erste iPhone beispielsweise war so<br />
ein neues Produkt, ein neues Medium<br />
gar, es schuf nicht nur einen unglaublich<br />
riesigen Markt, sondern veränderte<br />
in kurzer Zeit das Medienverhalten<br />
der Menschen weltweit radikal. Jede<br />
neue Idee erfordert eine gute Portion<br />
Kreativität, ein fundiertes technisches<br />
Know-How und das visionäre Weiterdenken<br />
bereits vorhandener Trends in<br />
die Zukunft. „Selbstzufriedenheit ist<br />
der größte Feind von Innovation und<br />
Qualität“, so die eindringliche Erkenntnis<br />
von Hans-Olaf Henkel zum Thema, des<br />
ehemaligen Präsidenten des Bundesverbandes<br />
der Deutschen Industrie (BDI).<br />
In dieser Ausgabe: <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
No. 45 sprechen wir mit „Star Wars“-Star<br />
Oscar Isaac, der mit seinem neuen Film<br />
„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ ab<br />
Mitte Dezember in den Kinos läuft. Im<br />
2. Teil unserer „Berlin Insights“ sprechen<br />
wir mit dem deutschen Sänger und<br />
Songwriter Mark Forster, nachdem wir<br />
in der letzten Ausgabe (1. Teil, <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong><br />
<strong>MAGAZINE</strong> No. 44) mit ihm seine Wahlheimat<br />
Berlin erkundet haben. Zudem<br />
gibt es hier und jetzt auch den 2. Teil<br />
unserer Reise von Java nach Bali (1. Teil,<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 44). Wir enthüllen<br />
den neuen McLaren Elva, fahren<br />
querfeldein mit der Mercedes-Benz<br />
X-Klasse durch Albanien, mit dem Bulli<br />
(VW California 6.1 Ocean) durch Kanada<br />
und erliegen der Faszination neu aufgelegter<br />
Oldtimer, wie den Aston Martin<br />
DB4GT Zagato Continuation, den unser<br />
Redakteur exklusiv fahren durfte.
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OSCAR ISAAC<br />
IM INTERVIEW<br />
AUTOR & INTERVIEW: P. HEIDMANN
10 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / OSCAR ISAAC
INTERVIEW / OSCAR ISAAC<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 11<br />
Lässig, talentiert und fleißig: In weniger als zehn Jahren hat es Oscar Isaac in Hollywood nach<br />
ganz oben geschafft. In „Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers“ ist er jetzt zum letzten Mal als<br />
Widerstands-Pilot Poe Dameron zu sehen.<br />
Das amerikanische Magazin „People“ mag<br />
jedes Jahr den „Sexiest Man Alive“ ehren, doch<br />
viel moderner ist heutzutage eigentlich der<br />
– natürlich inoffizielle – Titel „The internet’s<br />
Boyfriend“. Um das zu werden, braucht es in<br />
der Regel nicht viel: ein paar Fotos mit niedlichen<br />
Hunden, ein paar mal lustige, mal coole<br />
Auftritte, die sich für GIFs und Memes eignen,<br />
und vor allem den Ruf, ein anständiger, richtig<br />
netter Kerl zu sein. Chris Evans oder Keanu<br />
Reeves wissen auch ein Lied davon zu singen.<br />
Doch kaum jemanden liebt das Netz so sehr<br />
wie Oscar Isaac.<br />
Dass der 40-jährige von Frauen wie Männern<br />
online gefeiert wird und überhaupt innerhalb<br />
weniger Jahre zu einem der beliebtesten Hollywoodstars<br />
wurde, liegt aber natürlich nicht nur<br />
daran, dass er sich mit seinem Vierbeiner fürs<br />
Cover des „Rolling Stones“ fotografieren ließ<br />
oder im Internet ein Foto kursiert, auf dem er<br />
Cheetos (Amerikas orangefarbene Antwort<br />
auf Erdnussflips) mit Stäbchen isst. Und auch<br />
nicht an dem – zugegebenermaßen sehr sexy<br />
anzusehenden – kurzen Clip aus dem Film<br />
„Ex-Machina“, der ihn mit weit geöffneten<br />
Hemd beim Tanzen zeigt. Sondern hauptsächlich<br />
daran, dass Isaac über einen relativ<br />
kurzen Zeitraum in einer beeindruckenden<br />
Reihe toller Filme zu sehen war. Noch vor<br />
zehn Jahren war der in Guatemala geborene<br />
und in Florida aufgewachsene Schauspieler<br />
ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Von 2001<br />
bis 2005 hatte Isaac an der renommierten Juilliard<br />
School in New York Schauspiel studiert<br />
und in der Stadt, in der er bis heute lebt, auch<br />
immer Theater gespielt. Erste kleine Filmrollen<br />
übernahm er in „Es begab sich aber zu der<br />
Zeit ...“ (als Joseph!) oder Ridley Scotts<br />
„Der Mann, der niemals lebte“ und „Robin<br />
Hood“. Es folgten Auftritte in „Drive“ und<br />
„Sucker Punch“. Madonna – immer schon<br />
eine Frau mit Sinn für schneidig-coole junge<br />
Männer – besetzte ihn in ihrer Regiearbeit<br />
„W.E.“. Beinahe hätte der große Durchbruch<br />
für den Arzt-Sohn 2012 passieren können,<br />
als Nachfolger von Matt Damon und Protagonist<br />
von „Das Bourne Vermächtnis“. Im<br />
letzten Moment ging die Hauptrolle allerdings<br />
an Jeremy Renner, Isaac musste sich mit<br />
einem kleinen Part und frühen Leinwandtod<br />
begnügen. Was sich als Glück im Unglück<br />
herausstellte: Nicht nur entpuppte sich der<br />
Film als gehöriger Flop, vor allem tat sich so ein<br />
Zeitfenster auf, in dem er für den Film „Inside<br />
Llewyn Davis“ von Joel und Ethan Coen<br />
vorsprechen konnte. Es war dann tatsächlich<br />
diese tragikomische Geschichte über einen<br />
Folkmusiker, die für Isaac – der eine Zeitlang<br />
selbst Sänger und Gitarrist einer Punkband<br />
namens „The Blinking Underdogs“ war – den<br />
Karriere-Knoten platzen ließ. Der Film der<br />
Coen-Brüder wurde bei der Weltpremiere in<br />
Cannes gefeiert, bescherte ihm eine Nominierung<br />
für den Golden Globe und sorgte<br />
vor allem dafür, dass seither die spannendsten<br />
Regisseure Hollywoods bei ihm Schlange<br />
stehen. Zu seinen Filmen seither gehören
12 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / OSCAR ISAAC<br />
unter anderem Alex Garlands „Ex-Machina“<br />
und „Annihilation“, „A Most Violent Year“ von<br />
J. C. Chandor, George Clooneys „Suburbicon“<br />
sowie „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“<br />
von Julian Schnabel. Für seine Hauptrolle<br />
in der Miniserie „Show Me a Hero“ wurde er<br />
außerdem mit dem Golden Globe ausgezeichnet.<br />
Nach dem Motto „Klasse statt Masse“<br />
verirrt sich Isaac, der sein Privatleben mit<br />
Ehefrau Elvira Lind und zwei kleinen Söhnen<br />
so gut es geht aus der Öffentlichkeit heraushält,<br />
eher selten in Mainstream- und Blockbuster-Gefilde.<br />
Und wenn, dann nicht immer<br />
erfolgreich, wie sein Auftritt als Bösewicht in<br />
„X-Men: Apocalypse“ zeigte. Als vor einigen<br />
Jahren J. J. Abrams mit Blick auf eine neue „Star<br />
Wars“-Trilogie bei ihm anklopfte, konnte er<br />
allerdings nicht nein sagen. Und so ist er nun<br />
– nach „Das Erwachen der Macht“ und „Die<br />
letzten Jedi“ – in „Star Wars – Der Aufstieg<br />
Skywalkers“ (ab 18.12. im Kino) zum dritten<br />
Mal als cooler Pilot Poe Dameron zu sehen.<br />
Wir trafen Isaac, der kürzlich für Denis Villeneuves<br />
Neuverfilmung von „Dune“ vor der<br />
Kamera stand, aus diesem Anlass in Beverly<br />
Hills zum Interview – auch wenn er Geheimnisse<br />
über die Handlung des Films natürlich<br />
noch nicht verraten durfte!<br />
Mr. Isaac, als jemand, der in den Achtziger<br />
Jahren in den USA aufgewachsen ist, waren<br />
Sie sicherlich zeitlebens „Star Wars“-Fan,<br />
oder?<br />
Das können Sie wohl sagen. Ein großer sogar!<br />
Ich erinnere mich noch, wie mich mein Vater<br />
mit ins Kino genommen hat, um damals „Die<br />
Rückkehr der Jedi-Ritter“ zu sehen. Da war ich<br />
gerade einmal vier Jahre alt. Ein noch größerer<br />
„Star Wars“-Fan war allerdings immer schon<br />
mein Onkel, dem ich sehr nahe stehe. Der ist<br />
besessen von „Star Wars“. Die Filme haben sein<br />
Leben verändert: Dass er Künstler und Grafikdesigner<br />
wurde, ist ihnen zu verdanken. Bis<br />
heute versucht er immer, über mich an irgendwelche<br />
exklusiven „Star Wars“-Figuren oder –<br />
Spielzeuge zu kommen.<br />
Als man Ihnen damals die Rolle des Poe<br />
Dameron anbot, haben Sie also keinen<br />
Moment gezögert …<br />
Natürlich nicht. Und das, obwohl die Rolle<br />
anfangs noch gar nichts mit der zu tun hatte,<br />
die wir heute kennen. Als mich J. J. Abrams<br />
vor etlichen Jahren zum ersten Mal ansprach,<br />
sollte Poe nur eine ganz kleine Rolle sein. Eine<br />
Figur, die quasi die Handlung in Gang setzt –<br />
und dann spektakulär stirbt.<br />
Tatsächlich?<br />
Ich flog extra nach Paris, um Regisseur J. J.<br />
Abrams und die Produzentin Kathleen<br />
Kennedy zu treffen. Sie erzählten mir die<br />
Geschichte, die sie für die neue Trilogie im Sinn<br />
hatten, und verrieten mir dann, dass ich nach<br />
20 Minuten tot sein würde. Ich war so dreist,<br />
mir Bedenkzeit zu erbeten. Und als ich J. J.<br />
dann anrief, um zuzusagen, hatte er plötzlich<br />
die ganze Story wieder über Bord geworfen.<br />
Stattdessen musste ich plötzlich nochmal<br />
richtig vorsprechen – und durfte anschließend<br />
im Grunde aktiv an der Schöpfung von<br />
Poe Dameron mitwirken. Denn erst nach und<br />
nach entschied J. J. Abrams., was er mit dieser<br />
Figur macht. Teilweise entstanden manche<br />
Facetten der Figur erst während des Drehs.
INTERVIEW / OSCAR ISAAC<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 13
Fotos: Walt Disney<br />
14 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / OSCAR ISAAC
INTERVIEW / OSCAR ISAAC<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 15<br />
Und die Idee, dass er eine Liebesbeziehung mit<br />
Rey eingeht, wurde erst recht spät verworfen.<br />
Selbst für einen bekannten Schauspieler wie<br />
Sie ist die Popularität, die mit einer „Star<br />
Wars“-Rolle einhergeht, etwas ganz Besonderes.<br />
Hat sich Ihr Leben durch die Filme<br />
sehr verändert?<br />
Man merkte schon, dass einen auf einmal noch<br />
viel mehr Fans erkannten und auf der Straße<br />
ansprachen. Ein solcher Mega-Blockbuster<br />
macht einen plötzlich und auf ganz andere<br />
Weise sichtbar. Allerdings kann ich mich alles<br />
in allem nicht beklagen. Ich lebe in New York,<br />
da gelingt es mir bis heute ganz gut, in der<br />
Anonymität abzutauchen. Nur nach Disneyland<br />
sollte ich mich inzwischen vielleicht nicht<br />
mehr ohne Verkleidung verirren.<br />
Zur großen „Star Wars“-Maschinerie gehört<br />
auch immer eine riesige Marketing- und<br />
Merchandise-Kampagne. Gewöhnt man<br />
sich irgendwann daran, an jeder Ecke sein<br />
Gesicht zu sehen?<br />
Ich finde diese Actionfiguren manchmal ein<br />
bisschen schräg. Beim ersten Film war ich fast<br />
empört: Da haben die tagelang irgendwelche<br />
Scans von meinem Gesicht gemacht – und<br />
dann kommt so etwas merkwürdig Hässliches<br />
dabei heraus (lacht)?! Ansonsten finde ich vor<br />
allem die Sachen kurios, die mit Essen zu tun<br />
haben. Dass ich bei irgendwelchen Menschen<br />
auf Joghurtbechern oder Salattüten im Kühlschrank<br />
liege, werde ich nie normal finden.<br />
So etwas wagt man doch nicht einmal zu<br />
träumen, während man an der Schauspielschule<br />
studiert, oder?<br />
Damals habe ich nicht wirklich darüber nachgedacht,<br />
ob ich eines Tages berühmt oder wie<br />
groß mein Erfolg wohl sein würde. Was mich<br />
interessierte war eher, wie ich ein richtig guter<br />
Schauspieler werde, der wirklich etwas von<br />
seinem Handwerk versteht. Natürlich träumte<br />
ich davon, irgendwann einmal mit Kolleginnen<br />
und Kollegen arbeiten zu können, die<br />
ich bewundere. Weiter gingen meine Erfolgsträume<br />
nicht.<br />
Aber nun, wo der Erfolg da ist: Haben Sie<br />
Ihren Ruhm schon mal ganz egoistisch für<br />
sich ausgenutzt?<br />
Na klar (lacht)! Vor ein paar Monaten habe<br />
ich mir zum Beispiel die Kontaktdaten von<br />
Ben Stiller organisiert, weil ich ein großer Fan<br />
seiner Serie „Escape at Dannemora“ bin. Ich<br />
habe ihm eine E-Mail geschrieben und er hat<br />
geantwortet. Wir haben uns dann zum Kaffee<br />
getroffen, was er sicherlich nicht mit jedem<br />
macht, der ihm einen Fanbrief schickt. Auch<br />
bei der Musikerin Arca habe ich mich mal<br />
gemeldet, weil ich ihre Arbeit großartig finde,<br />
und habe sie ins Theater eingeladen, als ich<br />
2017 in New York als „Hamlet“ auf der Bühne<br />
stand. Auf so direkte Art mit Leuten kommunizieren<br />
zu können, die ich bewundere, genieße<br />
ich sehr, auch wenn ich das immer noch nicht<br />
als Normalität empfinde.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.disney.de
Fotos: Kunstpalast Düsseldorf
FASHION / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 17<br />
FASHION FUTURIST<br />
MODESCHÖPFER<br />
UND UNTERNEHMER<br />
PIERRE CARDIN<br />
AUTOR: H. G. TEINER<br />
Der Kunstpalast Düsseldorf widmet dem international erfolgreichen Modegenie Pierre<br />
Cardin eine opulent gestaltete Ausstellung. Mehr als 80 Haute-Couture-Kleider geben<br />
Einblick in Cardins Werk und seinen einzigartig kreativen Kosmos. Ergänzt und belebt<br />
wird dies durch zeithistorische Fotografien und Großprojektionen historischen Filmmaterials.<br />
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den 1960er- und 1970er-Jahren, in<br />
denen Cardin die Modeszene mit avantgardistischen Entwürfen für Damen und Herren<br />
revolutionierte. Die Präsentation gliedert sich in mehrere thematische Kapitel, welche die<br />
Schwerpunkte von Cardins Arbeitsweise reflektieren: „Visionär – Futuristisch“, „Skulptural –<br />
Geometrisch“, „Jung – Innovativ“ und „Glamourös – Spektakulär“.
18 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> FASHION / SEHENSWERT<br />
Pierre Cardin, geboren 1922, war ein<br />
außergewöhnlich produktiver Modedesigner,<br />
ein Pionier der Prêt-à-porter-<br />
Mode und ein Meister des Marketings.<br />
Cardins Karriere als Couturier beginnt<br />
1947 beim Modehaus Dior, 1950 gründet<br />
er bereits sein eigenes Modelabel. Er<br />
revolutioniert nicht nur die Damen-<br />
Mode, sondern eröffnet in Paris als<br />
erster eine Mode-Boutique für Herren.<br />
Die verschiedenen Seiten und Talente<br />
Cardins kulminieren in der besonderen<br />
Fähigkeit eines Visionärs, in seiner speziellen<br />
Designphilosophie: „Meine liebsten<br />
Kleider sind diejenigen, die ich für ein<br />
Leben schaffe, das es noch gar nicht gibt<br />
– für die Welt von morgen“.<br />
Neben dem Modelabel „Pierre Cardin“<br />
entwickelt er in den 1970er-Jahren eine<br />
immer breitere Produktpalette an Bekleidung<br />
und Accessoires. Blickt man auf die<br />
Bandbreite seiner diversen Unternehmungen,<br />
wird deutlich, dass dahinter der<br />
Gedanke steht, die teuren, anspruchsvollen<br />
Entwürfe in bezahlbare, populäre<br />
Produkte umzusetzen. Cardins Arbeitsweise<br />
als Couturier ist dabei nicht nur<br />
die eines Schneiders, sondern ebenso<br />
vergleichbar mit der eines Bildhauers: Die<br />
Idee der Plastizität bestimmt von innen<br />
heraus seine futuristischen Entwürfe.<br />
Seine geometrische Formensprache<br />
und dreidimensionalen Designs sind<br />
sicher auch von modernen Kunstrichtungen<br />
– wie der Pop Art – inspiriert und<br />
durch die besondere kreative Persönlichkeit<br />
Cardins bis heute von absoluter<br />
Einzigartigkeit. Cardins provokativ-<br />
futuristische Kollektionen sind vor allem<br />
durch Körperbetonung und Jugendlichkeit<br />
geprägt. So wird Cardins Style<br />
im Fahrwasser der Jugendkultur der<br />
Londoner „Swinging Sixties“ auch zu<br />
einem internationalen Erfolg. Unter<br />
Verwendung neuer und bisher nicht in<br />
der Mode verwendeter Materialien, wie<br />
beispielsweise Plastik und Vinyl, entwirft<br />
er eine Mode, die mit ihren knalligen<br />
Farben und gewagten Schnitten einem<br />
zukunftsweisenden, lebendig-befreiten<br />
Lebensgefühl Ausdruck verleiht.<br />
Die Ausstellung zeigt auch Beispiele aus<br />
der futuristischen „Cosmocorps-Kollektion“<br />
von 1966 – farbenfrohe, figurbetonte<br />
Outfits, die an Raumschiffuniformen<br />
erinnern. „Cardins Mode<br />
verschaffte Frauen, aber auch Männern<br />
in einer Zeit der politischen und sexuellen<br />
Umwälzungen große modische<br />
Freiheiten“, so Kuratorin Maria Zinser,<br />
„mit Looks aus Minirock, flachen Stiefeln<br />
und helmartigem Hut kreiert er eine<br />
Mode des Protests: jung, sexy und mutig<br />
zugleich.“ Die Bandbreite der ausgestellten<br />
Kreationen reicht vom jungen,<br />
androgynen Look über einen SciFi-Style<br />
und seine Space-Age-Mode bis zur<br />
zeitlos-eleganten Abendgarderobe. Uns<br />
bleibt nur zu sagen: Hingehen!<br />
Pierre Cardin – Fashion Futurist<br />
Bis: 5. Januar 2020<br />
Kunstpalast Düsseldorf<br />
www.kunstpalast.de
PODCAST<br />
DIE LEUTE<br />
HINTER DEN LEGENDEN<br />
WWW.<strong>BOLD</strong>CAST.EU
ART / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 21<br />
Foto: Bucerius Kunst Forum<br />
Foto: B. Depoorter.<br />
Walt Disney, Norman Rockwell, Jackson<br />
Pollock und Andy Warhol waren Pioniere<br />
der Kunst des 20. Jahrhunderts. Sie<br />
schufen ein Bild der USA, das noch heute<br />
fest im visuellen Gedächtnis verankert<br />
ist. Allen voran Andy Warhol, Jackson<br />
Pollock: Beide waren bereits zu Lebzeiten<br />
Stars der Kunstszene. Oder Norman<br />
Rockwell, der Chronist Amerikas – seine<br />
realistischen Bildwerke mit oft satirischer<br />
Schilderung des amerikanischen<br />
„Way of Life“ schmückten oft Titelseiten<br />
der großen Zeitschriften. Walt Disney<br />
beeinflusste mit seinen Märchenfilmen<br />
wie „Bambi“ oder „Dornröschen“ ganze<br />
Generationen. Die Ausstellung versammelt<br />
rund 170 Werke dieser vier Persönlichkeiten,<br />
und versucht der Kultur der<br />
USA visuell ein Stück näher zu kommen.<br />
Das NRW-Forum stellt in einer Einzelausstellung<br />
die belgische Fotografin Bieke<br />
Depoorter vor. Sie umfasst fünf Serien<br />
aus den Jahren 2015 bis 2019. In diesen<br />
aktuellen, teils fortlaufenden Projekten<br />
setzt sich Depoorter mit gegenwärtigen<br />
gesellschaftlichen Themen auseinander<br />
und hinterfragt ihre Rolle als Fotografin<br />
sowie die Grenzen ihres Mediums.<br />
Ausgangspunkt sind oft zufällige Begegnungen<br />
mit Menschen, die sie dann teilweise<br />
über Jahre begleitet. Dabei setzt<br />
sie sich mit den Fragen auseinander, ob<br />
und wie man einen Menschen mithilfe<br />
der Fotografie erfassen und wie dabei<br />
echte Zusammenarbeit gelingen kann.<br />
Verschiedene Reisen führten sie nach<br />
Ägypten, Frankreich, Norwegen, in die<br />
USA oder den Libanon.<br />
AMERIKA!<br />
Bis: 12. Januar 2020<br />
Bieke Depoorter<br />
Bis: 16. Februar 2020<br />
Bucerius Kunst Forum<br />
www.buceriuskunstforum.de<br />
NRW-Forum Düsseldorf<br />
www.nrw-forum.de
22 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> ART / LESENSWERT<br />
COLLEEN<br />
HOOVER<br />
WAS PERFEKT WAR<br />
LESENSWERT<br />
AUTORIN: M. MAI
ART / LESENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 23<br />
Colleen Hoover stand mit ihrem Debüt „Weil ich Layken liebe“, das sie zunächst als eBook veröffentlichte,<br />
sofort auf vielen Bestsellerlisten. Mit ihren zahlreichen Romanen, die alle zu internationalen<br />
Megasellern wurden, verfügt sie weltweit über eine riesengroße Fangemeinde. Auch in Deutschland hat<br />
Colleen Hoover die Bestsellerlisten erobert – ihr Roman „Nur noch ein einziges Mal“ war hierzulande<br />
lange auf Platz 1. Hoover lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Texas.<br />
Synopsis: Quinn und Graham lernen sich<br />
unter mehr als unglücklichen Umständen<br />
raschen: mit einem selbst gekochten Essen –<br />
und mit mir. Er weiß nicht, dass ich schon<br />
kennen und verlieben sich unsterblich wieder da bin. Ich bin einen Tag früher<br />
ineinander. Kaum ein Jahr später sind sie<br />
glücklich miteinander verheiratet. Happily<br />
ever after?<br />
zurückgekommen und habe beschlossen,<br />
für einen richtig schönen Abend zu zweit zu<br />
sorgen. Wir sind die ganzen letzten Wochen<br />
so sehr mit den Planungen für unsere Hochzeit<br />
Acht Jahre danach: Jemanden zu lieben,<br />
heißt nicht unbedingt, mit ihm glücklich<br />
zu sein. Das erkennt und erleidet Quinn<br />
beschäftigt gewesen, dass wir schon ewig<br />
nicht mehr gemütlich zu Hause gegessen<br />
haben … geschweige denn Sex hatten.<br />
Tag für Tag, denn obwohl sie und Graham<br />
sich weiterhin innigst lieben, gibt es ein<br />
Problem, das ihre Beziehung zu zerfressen<br />
droht ...<br />
Als ich aus dem Lift komme, bemerke ich<br />
einen Typen, der unruhig im Gang vor<br />
Ethans Apartment auf und ab geht. Er<br />
macht drei Schritte, bleibt stehen, starrt<br />
Leseprobe: Der Portier hat mich nicht<br />
angelächelt. Die ganze Aufzugfahrt nach<br />
oben lässt mir das keine Ruhe. Vincent ist<br />
von allen Portiers, die ich hier seit Ethans<br />
Einzug kennengelernt habe, mein absoluter<br />
Liebling. Normalerweise strahlt er mich an<br />
und plaudert ein paar Worte mit mir. Heute<br />
nicht. Heute hat er nur mit versteinerter<br />
Miene die Tür geöffnet und noch nicht mal<br />
ein „Hallo, Quinn. Wie war der Urlaub?“<br />
über die Lippen gebracht. Na ja, wir haben<br />
alle mal einen schlechten Tag.<br />
auf Ethans Tür, dreht sich um, macht drei<br />
Schritte in die andere Richtung und bleibt<br />
wieder stehen. Ich kann mich nicht erinnern,<br />
ihn schon mal irgendwo gesehen zu<br />
haben, deswegen glaube ich nicht, dass<br />
es einer von Ethans Freunden ist. Nach<br />
kurzem Zögern gehe ich entschlossen auf<br />
das Apartment zu und räuspere mich. Der<br />
Typ wirft einen Blick über die Schulter und<br />
geht zur Seite. Ich vermeide jeden Augenkontakt<br />
mit ihm, während ich in meiner<br />
Handtasche nach dem Schlüssel krame. Als<br />
ich ihn gefunden habe und mich vorbeuge,<br />
Ich werfe einen Blick auf mein Handy. Schon<br />
nach sieben. Aber vor acht kommt Ethan<br />
normalerweise sowieso nicht nach Hause,<br />
ich habe also genügend Zeit, ihn zu über-<br />
um aufzuschließen, legt er von hinten<br />
die Handfläche auf die Tür. „Warte mal,<br />
wohnst du etwa hier?„ Ich schaue zwischen<br />
ihm und der Tür hin und her. Was soll die<br />
Frage? Mein Herzschlag beschleunigt sich,<br />
als mir klar wird, dass ich mit diesem wildfremden<br />
Mann ganz allein im Hausflur<br />
stehe. Weiß er, dass Ethan nicht da ist? Ich<br />
räuspere mich noch mal und hoffe, dass er<br />
mir meine Angst nicht anmerkt. Eigentlich<br />
sieht er ganz nett aus, aber das muss nichts<br />
heißen. „Äh … mein Verlobter wohnt hier …<br />
und er ist übrigens da“, lüge ich.<br />
„Stimmt. Ist er.“ Der Typ nickt. Er holt<br />
tief Luft und schlägt mit der Faust gegen<br />
die Wand neben der Tür. „Er fickt da drin<br />
nämlich gerade meine Freundin.“ Ich habe<br />
mal einen Selbstverteidigungskurs gemacht.<br />
Der Kursleiter hat uns gezeigt, wie man<br />
sich einen Schlüssel so zwischen Zeige- und<br />
Mittelfinger klemmt, dass man ihn einem<br />
potenziellen Angreifer ins Auge rammen<br />
kann. Ich umklammere den Wohnungsschlüssel<br />
und bereite mich innerlich darauf<br />
vor, genau das zu tun, falls dieser Irre<br />
vorhat, sich auf mich zu stürzen. Er atmet<br />
schwer und ich nehme einen Hauch von<br />
Zimt wahr. Völlig absurd, in einer solchen<br />
Situation auf so ein nebensächliches Detail<br />
zu achten. Ich stelle mir vor, wie ich nachher<br />
bei der Polizei zu Protokoll gebe: „Das<br />
Aussehen des Angreifers kann ich leider<br />
nicht beschreiben, Officer, aber sein Atem<br />
hat nach Zimt-Kaugummi gerochen“ ...<br />
Was perfekt war<br />
Autorin: Colleen Hoover<br />
ISBN: 978 3 423 230018<br />
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)<br />
www.read-bold.de
VON ZYLINDERN<br />
UND STEAKS<br />
LAY’S LOFT<br />
AUTOR & FOTOGRAF: R. LÖWISCH
LIFESTYLE / LAY’S LOFT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 27<br />
Ein gutes Restaurant in stilvoller Atmosphäre zu führen ist eine Sache – eine andere,<br />
klassische und moderne Supercars zu fahren. Der norddeutsche Gastronom Fritz Lay<br />
kombiniert das Beste aus den zwei Welten in seinem „Lay’s Loft“, einer grundrenovierten<br />
Wachsfabrik im schleswig-holsteinischen Barmstedt.<br />
Was fährt ein Mann, dessen Motto für<br />
ein erfolgreiches Arbeitsleben etwa so<br />
1972 fährt er heute noch fast täglich)<br />
sowie zwei Benelli, eine davon ist das<br />
lautet: „Man braucht Bauernschläue, Intelligenz<br />
erste serienmäßige Sechszylindermotorrad<br />
und Arbeitswillen…“ Oder: „Lieber<br />
ein gutes Geschäft mit mehreren als<br />
ein schlechtes alleine…“ Na? So etwas<br />
750 Sei von 1975. Alles Bikes, die<br />
Lay seit dem Neukauf stets behalten<br />
hat. Die Sechser-Benelli hat bei der<br />
Vernünftiges wie eine Hybridlimousine?<br />
HMT Bike Show 2014 in New York sogar<br />
Oder eher ein zukunftsgerichtetes<br />
reines Elektro-Auto? Oder doch etwas<br />
so Geschlechtsloses wie ein fettes SUV-<br />
Coupé? Weit gefehlt.<br />
den Pokal für „Best Benelli Coffee Racer<br />
Worldwide“ gewonnen – über so etwas<br />
freut sich Lay noch heute: „Ich bin eben<br />
immer noch zwölf Jahre alt …“ Zumindest<br />
im Herzen. Rein biologisch zählt er<br />
Wenn Fritz Lay, Gastronom aus Barmstedt<br />
in Schleswig-Holstein, die Tore<br />
seines Restaurants „Lay’s Loft“ öffnet und<br />
das eine oder andere Gefährt startet,<br />
fallen erst die Vögel vor Schreck aus<br />
den Bäumen und dann die Unterkiefer<br />
der Umstehenden auf Schulterniveau:<br />
Je nachdem, wie die Autos geparkt und<br />
welche gerade nicht im Service sind, kann<br />
67 Lenze, hat alle seine Schätze ganzjährig<br />
angemeldet und sieht sich nicht als<br />
Sammler, sondern als Fahrer. Der alle seine<br />
Autos am liebsten selber wäscht: „Nur<br />
dann kann man die tollen Formen fühlen,“<br />
sagt er. Überhaupt, Formen: Es geht<br />
Lay nicht um automobile Geldanlagen,<br />
sondern um Schönes und Schnelles, das<br />
er gern um sich schart.<br />
er Ferrari Testarossa, Ferrari 512 BB, das<br />
nur fünfzigmal gebaute Sondermodell<br />
Lamborghini Aventator 50 Jahre Miura,<br />
Lamborghini Huracan LP610-4 Spider,<br />
Lamborghini Espada, einen unglaublichen<br />
und schwarzen Lamborghini Countach<br />
S und den Porsche 911 turbo S aus<br />
dem Seitenflügel des großen Hauses<br />
holen. Zweiradfans entdecken außerdem<br />
noch unter anderem eine Honda Monkey,<br />
eine NSU Max, seine restaurierten Vespas<br />
von damals (die blaue Primavera von<br />
Die Liebe zu Formen und Kraft bei Automobilen<br />
begann früh – die Eltern, Weinbauern<br />
am Kaiserstuhl, waren Borgward-<br />
Fans. Und so fuhr klein Fritz „mit 7 oder<br />
8 Jahren“ und Klötzen an den Schuhen<br />
die elterliche Isabella über eigene Privatstraßen.<br />
Dann konnten langsam die vier<br />
älteren Brüder ihre frühen Träume verwirklichen<br />
– mit BMW 700 und NSU TT. „Die<br />
haben wir immer zusammen gewaschen,<br />
dann durfte ich auch mitfahren,“ erinnert<br />
sich Lay. Sein erstes Auto war allerdings<br />
ein ganz profaner Käfer 1200, der nach<br />
sieben Monaten mit Kolbenfresser liegenblieb.<br />
Seine Ausbildung als Koch, Hotelkaufmann<br />
und Kellner trieb ihn dann nach<br />
England, wo er sich etwas Geld nebenbei<br />
verdiente – als Autowäscher (natürlich!)<br />
und Mechaniker von privaten Luxuswagen,<br />
aber auch als Handwerker für<br />
alles. Sein Credo: „Einfach nur machen –<br />
aufmachen, reparieren, zumachen.“ Nach<br />
diesem Motto hat er vor allem Bäder in<br />
Ordnung gebracht. Von dem verdienten<br />
Geld kaufte er sich einen Jaguar XK 120 –<br />
„damals ein verbeultes altes Ding für 300<br />
Pfund, ein echtes Verbrauchsauto“, wie<br />
er sich erinnert. Er startete bei ein paar<br />
Bergrennen, fuhr es im Alltag, bis es ihm<br />
jemand hartnäckig abkaufen wollte. Und<br />
ihm letztlich sagenhafte 17.000 Pfund<br />
dafür bot: Der Jaguar entpuppte sich<br />
als ehemaliger Rennwagen mit bemerkenswerter<br />
Historie. Also wurde Lay<br />
schwach und verkaufte. „Nach diesem<br />
Glücksgriff besorgte ich mir einen Ferrari<br />
Dino – 190 PS, Sechszylinder, und eine<br />
betörende Karosserieform.“ Aber letztlich<br />
gab er ihn doch wieder ab: „Das ist<br />
ein tolles Sammlerauto – ich aber möchte<br />
lieber Autos zum Fahren besitzen, mit viel<br />
Kraft.“ Und so begann seine Supercarleidenschaft.<br />
Autos kamen und gingen, hier nur eine<br />
kleine Auswahl aus seinen diversen<br />
Besitztümern: Bentley Mark VI, Bentley S1,<br />
Bentley S2 Cabrio, Bentley Continental,<br />
ein Vorkriegs-Bentley Le Mans, Ferrari 308<br />
GT4, diverse Jaguar E-Type. Zwischen-
28 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> LIFESTYLE / LAY’S LOFT<br />
durch war er auf dem Maserati-Trip und<br />
wurde Eigner von 3500 GT Coupé Vignale,<br />
Mistral Spider und Coupé, Ghibli Spider<br />
und Coupé, Sebring, Khamsin – nicht<br />
nacheinander, sondern alle gleichzeitig.<br />
Er war auch einst Herr über Facel Vega,<br />
Corvette C2, Cobra, aber die recht gusseisernen<br />
amerikanischen Motoren haben<br />
ihm nicht so zugesagt. So wandte er sich<br />
anderen Autos zu, zum Beispiel dem<br />
Lamborghini 400 GT und dem heute noch<br />
in seinem Besitz befindlichen Countach S.<br />
Das nicht ganz billige Hobby finanzierte<br />
der gelernte Kellner, Gastronom und<br />
Hotelkaufmann auch durch sein gutgehendes<br />
Hotel „Abtei“ mit Sterneküche in<br />
Hamburgs Nobel-Alsterviertel Harvestehude,<br />
das sich unter anderem durch exquisite<br />
Bäder auszeichnete. Lay hat nämlich<br />
ein Faible für Badezimmer und handelte<br />
und sammelte berühmte Badewannen<br />
– noch heute besitzt er ein Prunkstück,<br />
in dem sich einst Napoleon aalte, sowie<br />
ein weiteres Monarchengefäß – das vom<br />
ältesten Sohn der Königin Elisabeth, also<br />
von König Edward VII. Die stehen sozusagen<br />
Zimmer an Garage in Lays aktuellem<br />
Domizil. Denn 2013 wollte er sein<br />
Leben noch einmal völlig umkrempeln:<br />
Er verkaufte das Hotel und erwarb die<br />
fast verfallene Wachs- und Cerelinwerke<br />
Schlickum & Co in Barmstedt, sanierte<br />
das alte Gemäuer von Grund auf und mit<br />
viel eigener Handarbeit und eröffnete<br />
2013 das stilvolle und sehenswerte „Lay’s<br />
Loft“ mit bis zu 150 Sitzplätzen, diversen<br />
Privatsälen und Separees sowie gespickt<br />
mit historischem Spielzeug und Automodellen<br />
–„aber nur Autos, die ich selber mal<br />
besessen habe oder besitze,“ schränkt Lay<br />
ein. Die Gäste dinieren in diversen Sälen<br />
oft unter Kandelabern bei Garnelen im<br />
Kartoffelmantel, Rinderfiletspitzen oder<br />
Rumpsteak. So langsam will sich Lay aber<br />
dann tatsächlich doch mehr und mehr aus<br />
der Gastronomie zurückziehen und sich<br />
lieber Benzingesprächen, Zwölfzylindermotoren<br />
und dem Gesamtkunstwerk Auto<br />
widmen. Was bedeutet, dass er in seinem<br />
2500-Quadratmeter-Gemäuer, in dem er<br />
auch wohnt, vielleicht einen exklusiven<br />
Autoclub etabliert – „mit nicht mehr als<br />
100 Mitgliedern.“ Platz ist genug da, Stil<br />
grundsätzlich vorhanden, diverse Küchen<br />
sowieso. Da kann man dann bestens gute<br />
Geschäfte mit vielen machen, statt ein<br />
schlechtes allein einfädeln.<br />
Vielleicht kommt er dann endlich auch<br />
dazu, seine eher bodenständigen<br />
Oldtimer zu fahren. Da wäre zum Beispiel<br />
noch eine wunderschöne Alfa 1300<br />
Giulietta. Oder der weiße italienische Giftzwerg<br />
– ein restaurierter, aber originaler<br />
Fiat 500 Abarth. Der tönt wie ein Großer,<br />
und wenn Lay ihn startet, huscht ein<br />
breites Grinsen über sein Gesicht. In so<br />
einem Moment glaubt man ihm ganz<br />
besonders, wie er zu seinem Power-Leben<br />
gekommen ist: mit Bauernschläue, Intelligenz<br />
und Arbeitswille.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.lays-loft.de
2<br />
HERR DOKTOR, HERR DOKTOR,<br />
IST‘S SCHON ZU SPÄT<br />
ICH GLAUB ICH HAB MEINEN KOPF VERDREHT<br />
innerorts 4,6, außerorts 3,2, kombi. 3,7 kg/100 km; CO₂-Emission<br />
SEAT Arona 1.0 TGI, 66 kW (90 PS) Kraftstoff Erdgas (CNG),<br />
kombi.: 101 g/km; CO₂-Effizienzkl.: A
BERLIN INSIGHTS / MARK FORSTER (TEIL 2)<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 31<br />
BERLIN<br />
INSIGHTS<br />
MARK FORSTER<br />
TEIL 2<br />
IM GESPRÄCH<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: T. ADLER<br />
Im 1. Teil der großen „Berlin Insights“ Mark Forster Story (<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 44)<br />
tourten wir mit dem Sänger durch Berlin und erkundeten mit dem SEAT Arona TGI Mark<br />
Forsters bedeutendste Orte der Stadt. Im Folgenden bitten wir das Ausnahmetalent zum<br />
2. Teil unseres Interviews und Gesprächs.<br />
Übrigens: TGI ist eine Motorentechnologie, die komprimiertes Erdgas (CNG) verwendet.<br />
CNG steht für „Compressed Natural Gas“, das aus Erdgas und Biomethan besteht. Zusätzlich<br />
gibt es einen Reserve-Benzintank, auf den bei leerem CNG-Tank automatisch umgestellt<br />
wird. Bereits seit geraumer Zeit bietet SEAT als führender Hersteller für Antriebe mit<br />
CNG eine breite Modellpalette an Fahrzeugen an, die mit komprimiertem Erdgas (CNG)<br />
betrieben werden – als umweltfreundlichere und kostengünstige Alternative zu konventionellen<br />
Benzin- und Dieselfahrzeugen. Der SEAT Arona TGI ist überdies das erste SUV mit<br />
diesem Antrieb.
32 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> BERLIN INSIGHTS / MARK FORSTER (TEIL 2)<br />
Mit dem SEAT Arona TGI hast Du uns<br />
Deine „Berlin Insights“ gezeigt. Was<br />
verbindest Du mit diesen Orten, wie<br />
beispielsweise der Columbiahalle?<br />
Die 1951 als Sporthalle für stationierte<br />
US-Soldaten errichtete Columbiahalle ist<br />
seit 1998 eine vielseitig etablierte Veranstaltungslocation.<br />
Hier habe ich bereits<br />
unfassbar viele Konzerte besucht, und ich<br />
dachte immer: Wenn man hier auftritt, hat<br />
man es geschafft. Als ich dann hier das<br />
erste Mal auf der Bühne stand, war das<br />
einer dieser besonderen Momente für mich.<br />
Mittlerweile bin ich bereits des Öfteren hier<br />
aufgetreten, aber noch heute ist das ein<br />
magischer Ort für mich.<br />
... Forster Straße?<br />
Leider wurde die Straße nicht nach mir<br />
benannt, sondern ich nach der Straße –<br />
sie ist mein Namensgeber! Mein richtiger<br />
Name ist ja ganz schön kompliziert. Mark<br />
Ćwiertnia. Den musste ich mein ganzes<br />
Leben lang buchstabieren, und er wurde<br />
trotzdem immer wieder falsch geschrieben.<br />
Da war klar, der Name ist Popsängeruntauglich,<br />
aber wenn man alle Möglichkeiten<br />
durchspielt, wie Mark Magic, Mark<br />
Power oder Mark Million, merkt man relativ<br />
schnell: Das ist es nicht, und so wusste ich<br />
lange nicht, wie ich heißen möchte. Dann<br />
traf ich eines Tages jemanden von einer<br />
Plattenfirma, der mir einen Vertrag anbot,<br />
sich aber meinen Namen nicht merken<br />
konnte; und so speicherte er mich in seinem<br />
Handy als „Mark Forster“, da er mich in der<br />
Forster Str. getroffen hatte.<br />
... Lido?<br />
Im Lido in Kreuzberg habe ich mein<br />
allererstes richtiges und eigenes Berlin-<br />
Konzert gespielt. Ich hatte vorher bereits<br />
in kleineren Locations für Leute aus der<br />
Branche gespielt, aber mein erstes eigenes<br />
großes Konzert mit eigenem Publikum, das<br />
gab es 2012 hier im Lido.<br />
... East-Side-Gallery?<br />
Ich finde, in Berlin gibt es ganz viele ikonische<br />
Ecken – die ich, als Junge vom Land, nur aus<br />
dem Geschichtsunterricht oder Fernsehen<br />
kannte. Als ich dann hier war, konnte ich<br />
einfach so hinfahren und mir alles aus der<br />
Nähe anschauen. Ich war zum Beispiel oft<br />
am Brandenburger Tor oder am Reichstag<br />
und konnte kaum begreifen, tatsächlich<br />
davor zu stehen. So war es auch mit der<br />
East-Side-Gallery, die ich oft und gern auf<br />
einem meiner Spaziergänge durch die Stadt<br />
besuche und auf mich wirken lasse.<br />
Das Leitthema dieser Ausgabe lautet<br />
„INNOVATIVE“, welche Neuerungen<br />
bzw. Errungenschaften sind für Dich<br />
besonders wichtig?<br />
Oh, da gibt es viele! Beim Thema Musik<br />
finde ich es besonders krass, dass man<br />
heute mit einem Laptop komplette Musikstücke<br />
aufzeichnen und fertigstellen kann,<br />
wozu man bis vor kurzem noch gigantische<br />
Tonstudios gebraucht hätte. Heute passt<br />
alles in einen Koffer, und der muss nicht<br />
mal groß sein. Mein Song „Kogong“ ist das<br />
beste Beispiel: Geschrieben und in einer
ES GIBT 194 LÄNDER, ICH WILL JEDES DAVON SEH‘N<br />
SECHSEINHALB TAUSEND SPRACHEN ICH VERSUCH‘<br />
SIE ZU VERSTEH‘N
FLASH MICH NOCHMAL, ALS WÄR‘S DAS ERSTE MAL<br />
BABY, BABY CRASH MICH SO OFT DU WILLST<br />
JA BIS ICH NICHT MEHR KANN
BERLIN INSIGHTS / MARK FORSTER (TEIL 2)<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 35<br />
ersten Version eingespielt in einer Holzhütte<br />
auf Teneriffa. In den Abbey Road Studios in<br />
Liverpool dann später nochmals sehr, sehr<br />
aufwändig aufgenommen – mit großem<br />
Streichorchester und allem pi-pa-po: Aber<br />
das, was man heute hört, ist eine Mischung<br />
aus beiden Aufnahmen. Den Gesang habe<br />
ich behalten – ich mit Mikro und Laptop<br />
auf Teneriffa, Musik und Mischung kommt<br />
aus den Abbey Road Studios. Ich habe den<br />
Song bestimmt an die hundert Mal auch<br />
in der Abbey Road eingesungen, aber das<br />
Gefühl von Teneriffa konnte ich hier nicht<br />
mehr reproduzieren. Ich finde es total krass,<br />
dass heute große Werke und Musikstücke<br />
so einfach entstehen können, egal, wo man<br />
sich gerade befindet. Das bietet eine ungeheuere<br />
künstlerische Freiheit!<br />
Auf Deiner Facebook-Seite schreibst<br />
Du, dass Du Deinem rumänischen<br />
Klavierlehrer im Nachhinein ziemlich<br />
dankbar bist. Warum?<br />
Ich hatte sehr, sehr lange Unterricht am<br />
Klavier, dafür spiele ich heute eigentlich<br />
extrem schlecht (lacht). Das heißt: Mein<br />
Klavierspiel ist, gemessen an der Länge<br />
der Zeit meines Unterrichts, nicht so gut,<br />
wie es sein könnte, oder besser, sein sollte.<br />
Mein Lehrer war ein rumänischer Jazz-<br />
Pianist, der irgendwann in Kaiserslautern<br />
am Theater gelandet ist. So ein Typ mit<br />
langen schwarzen Haaren, Lederjacke und<br />
Marlboro rauchend. Und da meine Eltern<br />
getrennt lebten, ich meinen Vater nur sehr<br />
selten sah, nahm mein Klavierlehrer ein<br />
wenig die Rolle meines Vaters ein – so gut<br />
und schlecht, wie das eben als Klavierlehrer<br />
ging. Er hat mir nicht nur die Musik näher<br />
gebracht und die Struktur erklärt – wie<br />
die Beatles oder Sting beispielsweise ihre<br />
Songs aufbauten und schrieben, was ich<br />
heute immer noch so verwende, sondern<br />
hat mir auch Bücher zu lesen gegeben, wie<br />
„Der Pate“ oder „Papillon“. In seinen Augen<br />
wichtige und männliche Bücher, über die<br />
ich dann Aufsätze schreiben sollte. Damit<br />
wollte er meinen Charakter unterstützen<br />
aber ich weiß nicht, ob das funktioniert hat.<br />
Ich denke in jedem Fall sehr oft an ihn, und<br />
ohne so einen Klavierlehrer wäre ich heute<br />
wohl ein anderer Typ.<br />
Innovation bedeutet ja immer auch<br />
Wandel. Was hat sich in den letzten<br />
Jahren (mit zunehmender Bekanntheit)<br />
für Dich gewandelt?<br />
Ich muss nicht mehr arbeiten! (lacht) Ich<br />
kann jeden Tag Musik machen, kann mir<br />
was ausdenken und es dann umsetzen.<br />
Manchmal merkt man dann am Abend,<br />
dass es vielleicht doch Arbeit war, aber<br />
ich habe nie das Gefühl, ich muss jetzt<br />
aufstehen und zur Arbeit gehen. Es ist immer<br />
mit Freude und Verwirklichung verbunden,<br />
was ein großes Privileg ist, wie ich finde!<br />
Gibt es Schattenseiten?<br />
Das Negativste an Bekanntheit ist, dass<br />
man bekannt ist. Das heißt, viele Menschen<br />
haben einen großen Wissensvorsprung, was<br />
meine Person betrifft – Leute, von denen ich<br />
noch nie was gehört und die ich noch nie<br />
gesehen habe, wissen bereits soviel von mir,<br />
dass sie meinen, mich bereits einschätzen
36 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
BERLIN INSIGHTS / MARK FORSTER (TEIL 2)<br />
zu können. Das ergibt dann ein Ungleichgewicht,<br />
was für einen emphatischen<br />
Menschen auf Dauer sehr anstrengend sein<br />
kann.<br />
Wenn ein Lied Dein Studio verlässt,<br />
um die Welt zieht und erwachsen wird,<br />
gibt es manchmal unerwartete Reaktionen,<br />
mit denen Du niemals gerechnet<br />
hättest?<br />
Musik ist ein Stück weit auch immer eine<br />
unerklärliche Zauberei. Ein Lied, das ich<br />
so vor mich hergeklimmpert habe, dreht<br />
seine Runden um die Welt und bekommt<br />
für einige Menschen eine große Bedeutung,<br />
die ich nicht kenne oder vorhersehen kann<br />
– das ist wie eine Hypothek, der man dann<br />
manchmal standhalten muss, wenn man<br />
diesen Menschen begegnet. Zum Beispiel<br />
„Au revoir“: Hier habe ich super viel Feedback<br />
bekommen, dass Leute, die in ihrem Job oder<br />
in ihrer Beziehung unglücklich waren, diesen<br />
Song zum Anlass genommen haben, ihr<br />
Leben zu ändern. Ich denke beim Schreiben<br />
und Machen null darüber nach, sondern nur,<br />
was bei mir so los ist, und „proll“ das dann so<br />
in die Welt. Es ist schon krass, was ein Lied<br />
alles bewirken kann!<br />
Das Thema Umwelt ist zur Zeit in aller<br />
Munde. Alles nur Schwarzmalerei?<br />
ziehbar. Es kann jetzt nicht jeder wie Greta<br />
mit ’nem Schiff nach New York und sich mit<br />
den Präsidenten dieser Welt treffen, aber wir<br />
müssen alle was ändern, das geht auch im<br />
Kleinen!<br />
Der SEAT Arona TGI nutzt den Kraftstoff<br />
CNG als eine umweltfreundlichere<br />
Alternative zu konventionellen<br />
Benzin- und Dieselfahrzeugen (SEAT<br />
Arona 1.0 TGI, 66 kW / 90 PS, Kraftstoff<br />
Erdgas – CNG, innerorts 4,6,<br />
außerorts 3,2, kombi. 3,7 kg/100 km;<br />
CO₂-Emission kombi.: 101 g/km; CO₂-<br />
Effizienzkl.: A). Wie war Dein (Fahr-)<br />
Eindruck bei unserer Erkundungstour<br />
durch Berlin?<br />
Ich glaube, für die Stadt ist der SEAT Arona<br />
TGI das richtige Auto. Es hat die richtige<br />
Größe und es ist alles drin, was man sich<br />
wünscht. Das Beste ist, man fährt mit<br />
weniger Emissionen durch die City. Was für<br />
mich natürlich auch und besonders wichtig<br />
ist, ist die Musikanlage. Die im Arona besonders<br />
gut ist. Ich höre mir unterwegs – auf<br />
der Fahrt nach Hause oder von zu Hause ins<br />
Studio – gern meine neu kreierten Stücke an.<br />
Ganz einfach, weil sie unterwegs nochmal<br />
anders klingen als am Schreibtisch. So kann<br />
ich dann am besten einschätzen, ob und<br />
wie mein neuer Song wirkt.<br />
Auf keinen Fall! Es ist ja offensichtlich,<br />
dass da sehr, sehr viel falsch läuft auf der<br />
ganzen Welt und es mittlerweile bedenkliche<br />
Ausmaße annimmt. Ich finde die Reaktion<br />
der jungen Leute, die jetzt ihre Stimme<br />
erheben, total logisch und absolut nachvoll-<br />
Würdest Du den SEAT Arona TGI weiterempfehlen?<br />
Klar! Viele Leute müssen ja nunmal Auto<br />
fahren, und wenn Auto, dann sowas wie<br />
den SEAT Arona TGI.
DANN DER TAG, LOS RAUS AUSM<br />
KINDERZIMMER, AUF EINMAL ALLE WEG,<br />
NIX SO WIE IMMER
kombi.: 101 g/km; CO₂-Effizienzkl.: A<br />
innerorts 4,6, außerorts 3,2, kombi. 3,7 kg/100 km; CO₂-Emission<br />
SEAT Arona 1.0 TGI, 66 kW (90 PS) Kraftstoff Erdgas (CNG),<br />
GEHT‘S UM DAS WAS ICH DENK,<br />
BIN ICH WIE N‘ PIXELBILD.DU KANNST GENAUES NICHT ERKENNEN,<br />
DOCH AUS DER FERNE MACHT‘S SCHON SINN
BERLIN INSIGHTS / MARK FORSTER (TEIL 2)<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 39<br />
Vor ein paar Jahren bist Du den<br />
Jakobsweg gelaufen. Welche Situation<br />
hat Dich denn hierher geführt?<br />
Vor einigen Jahren war Musik noch eher<br />
ein Hobby von mir, und ich hab was ganz<br />
anderes gemacht. Ich habe gemerkt, dass<br />
ich noch nicht da war, wo ich gern sein<br />
würde, und hab dann irgendwie gespürt,<br />
dass ich was Krasses machen muss, um zu<br />
mir zu finden und mich neu auszurichten.<br />
Ein Kumpel hat mir dann empfohlen, das zu<br />
machen und dann hab ich es getan. Mittlerweile<br />
bin ich den Jakobsweg schon ein paar<br />
Mal gelaufen.<br />
... und welche Erkenntnis konntest Du<br />
gewinnen?<br />
Ich bin sechs Wochen, 900 Kilometer zu<br />
Fuß, gelaufen! Und man sagt gern, der<br />
Jakobsweg sei ein ganzes Leben in sechs<br />
Wochen. Man fängt ganz tapsig, naiv und<br />
langsam an, entwickelt sich, wird stärker<br />
und schneller – und in der Mitte kann man<br />
sich nicht vorstellen, dass es jemals aufhört,<br />
und am Schluss ist alles ganz schnell vorbei,<br />
und man wird recht sentimental. Ganz viele<br />
Steine, die in meinem Bauch lagen, sind auf<br />
dem Weg in meinen Kopf gewandert und<br />
dann verpufft, so dass ich sehr viel leichter<br />
wieder nach Hause kam. Ich hab dann<br />
entschieden, dass ich es zumindest mal<br />
probieren möchte, ein Album zu schreiben.<br />
Und das war dann mein erstes Album:<br />
„Karton“ (2012).<br />
Dein letztes Album trägt den Titel<br />
„Liebe“. Was verbirgt sich dahinter?<br />
Meine Alben entstehen in einem Zeitraum<br />
von etwa zwei- bis zweieinhalb<br />
Jahren, und man braucht dann eine Überschrift,<br />
die das ganze Thema auf den Punkt<br />
bringt. Das funktioniert ganz ähnlich wie<br />
Eure Leitthemen bei den einzelnen <strong>BOLD</strong>-<br />
Ausgaben. Ich finde den Namen für’s Album<br />
meist aus dem Bauch heraus und merke<br />
dann meist Jahre später – wie gut er doch<br />
passt. Bei „Liebe“ ist nicht jeder Song ein<br />
Liebeslied, es ist ein Album, das sich sehr<br />
viel mit meiner Vergangenheit beschäftigt.<br />
Mit meiner Liebe zu meiner Familie, meiner<br />
Herkunft zum Beispiel. Es geht hier schon<br />
sehr ans „Eingemachte“, wie man so sagt,<br />
und der Titel „Liebe“ war äußerst passend,<br />
um das Ganze zu beschreiben.<br />
Wann können wir mit einem neuen<br />
Mark Forster-Album rechnen?<br />
Das kann ich noch nicht beantworten, ich<br />
bin ja einer der immer schreibt, das geht<br />
fortlaufend. Songwriting ist in meinen<br />
Augen ja kein Gefäß, was irgendwann<br />
leer ist, sondern eher ein Muskel, der stets<br />
trainiert werden muss. Bisher hatte ich ja<br />
immer einen Rhythmus von zwei Jahren,<br />
und wenn ich ein Album schreibe, merke ich<br />
meist nach drei bis vier Songs: Ah, das geht<br />
in die oder die Richtung. Aber das Gefühl<br />
habe ich derzeit noch nicht.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.mark-forster.de<br />
www.seat.de/tgi
VON JAVA<br />
NACH BALI<br />
TEIL 2<br />
UNTERWEGS AUF DER INSEL<br />
DER GÖTTER<br />
AUTOR: M. WINCKLER
42 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / INDONESIEN (TEIL 2)
TRAVEL / INDONESIEN (TEIL 2)<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 43<br />
Die Reise von Java nach Bali hat Tischler Reisen aus Garmisch-Partenkirchen organisiert und<br />
unterstützt. Die Java-Reportage unseres Autors und Fotografen Michael Winckler ist bereits<br />
in der vorherigen Ausgabe (Teil 1: <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 44) erschienen. Tischler Reisen<br />
hat sich unter anderem auf Einzel- und Gruppenreisen in Asien spezialisiert.<br />
Bali, in etwa so groß wie das Saarland,<br />
ist eine einzigartige Insel in Indonesien<br />
mit mehr als vier Millionen Menschen.<br />
Der weltgrößte Inselstaat umfasst mehr<br />
als 17.500 Inseln, von denen rund 6.000<br />
bewohnt sind. Java mit der Hauptstadt<br />
der malaiischen Siedler an die Allmacht<br />
und die Beseeltheit der Natur derart<br />
verschmolz, dass dieser Synkretismus bis<br />
heute die Kultur und den Alltag in einer<br />
von Vulkanen mit bewaldeten Hängen<br />
und Reisterrassen geformten Landschaft<br />
Jakarta liegt westlich von Bali und ist die wesentlich bestimmt. Herausgebildet<br />
bevölkerungsreichste Insel. Die beiden hat sich Agama Hindu Dharma, die weltweit<br />
Inseln sind durch die zweieinhalb<br />
einzigartige Religion der Balinesen,<br />
Kilometer lange Bali-Straße getrennt,<br />
auf der Fähren verkehren. Von den 264<br />
Millionen gehören 87 Prozent dem<br />
Islam an, womit in Indonesien die<br />
meisten Moslems weltweit leben. Der<br />
die dem Vordringen des Islam erfolgreich<br />
widerstanden hat. Von daher ist<br />
Bali tatsächlich eine einzigartige und<br />
sicher eine der schönsten Inseln unseres<br />
Planeten.<br />
Islam ist jedoch nicht Staatsreligion.<br />
Die Bevölkerung teilt sich auf in fast<br />
360 Volksgruppen, in denen nach wie<br />
vor Clan- und Stammesstrukturen überwiegen,<br />
Ahnenkult und Animismus weit<br />
verbreitet sind. Auf Java und anderen<br />
Mehr als 12 Stunden dauert die Autofahrt<br />
von Java nach Ubud auf Bali. Die<br />
Straßen auf Java sind viel besser, als ich<br />
vermutet habe, und die Landschaft mit<br />
Vulkanen, Reisfeldern, Obstgärten und<br />
Inseln herrschen in der Vorstellung kleinen Dörfern wunderschön, aber<br />
der Menschen besondere Kräfte in so eine Fahrt ermüdet. Während der<br />
Gestirnen, Gewässern und auf Bergen, einstündigen Überquerung der Baliund<br />
es sind die Wohnstätten von Geistern.<br />
Straße, der sogenannten Meerenge<br />
Von diesem Animismus sind auch<br />
die Menschen auf Bali beseelt, nur dass<br />
er auf der kleinen Sundainsel nicht in<br />
den Islam, sondern in den Hinduismus<br />
hineinwirkt. Bali ist die einzige Insel<br />
Indonesiens, auf der die uralte indische<br />
Religion vor 2000 Jahren mit der Tradition<br />
der ersten einst aus Südchina eingewanderten<br />
Menschen und dem Glauben<br />
zwischen den beiden Inseln, mit der<br />
Fähre, tut die Brise vom Indischen Ozean<br />
gut. Dann setzt schnell die Dämmerung<br />
ein und damit die Dunkelheit, die<br />
in den Tropen fast blitzschnell den Tag<br />
in die Nacht verwandelt, so dass ich auf<br />
der rund vier Stunden dauernden Autofahrt<br />
nach Ubud bestenfalls Schemen<br />
der Landschaft erkenne. Die Strecke ist<br />
kurvenreich mit vielen Steigungen und<br />
Gefällen, Motor und Getriebe ächzen<br />
und heulen. Auf der Hauptverkehrsstraße<br />
stecken wir im Stau. Die Bürgersteige<br />
sind voller Menschen, darunter<br />
viele Touristen.<br />
Einst war Ubud ein weltentrücktes<br />
kleines Dorf, inmitten von Reisfeldern,<br />
Regenwäldern und Schluchten, in dem<br />
Europäer wie der deutsche Maler Walter<br />
Spies (1895 - 1942) eine Künstlerkolonie<br />
gründeten. Spies hatte einen intuitiven<br />
Zugang zur balinesischen Kultur und<br />
förderte die künstlerische Begabung der<br />
Dorfbevölkerung. Mit dem Holländer<br />
Rudolf Bonnet (1895 - 1978) gründete<br />
er die Malerkooperative Pita Maha.<br />
Der Schweizer Maler Theo Meier war<br />
Mitglied des Künstlerkollektivs, Charlie<br />
Chaplin zählte zu den Gästen, und Vicki<br />
Baum (1888 - 1960) schrieb hier ihren<br />
Roman „Leben und Tod auf Bali“.<br />
In den 60er Jahren wähnten sich Hippies<br />
und Globetrotter hier im Paradies,<br />
worauf schließlich der Massentourismus<br />
einsetzte mit inzwischen Millionen von<br />
Besuchern jährlich. So ist das Zentrum<br />
Ubuds geprägt von Souvenirläden,<br />
Boutiquen, Restaurants, Pizzerien, Cafés,<br />
Pubs und Musikläden, aus denen Musik<br />
dröhnt. Der Besucher muss sich hier<br />
schon anstrengen, balinesische Kultur<br />
hinter der touristischen Fassade zu<br />
entdecken, und wohnt, will er etwas<br />
Ruhe haben, in den beschaulichen<br />
Vororten Campuan und Penestanan. Ich<br />
erlebe abends vor einer prächtigen
44 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / INDONESIEN (TEIL 2)<br />
Tempelkulisse, die im Schein der vielen<br />
Fackeln orange-rot leuchtet, eine vom<br />
Gamelan-Orchester begleitete Tanzaufführung.<br />
Etwa drei Dutzend in weiß<br />
gekleidete Musiker entlocken ihren<br />
hölzernen Schlaginstrumenten hohe,<br />
vibrierende Töne, zu denen zwei junge<br />
Mädchen, in kostbarem Brokat gewandet,<br />
als Verkörperung von Himmelsnymphen<br />
den Legong aufführen, der femininste<br />
und anmutigste der klassischen Tänze<br />
Balis. Viele Jahre studieren und üben die<br />
Tänzerinnen die differenzierten Bewegungen<br />
der strengen Choreographie,<br />
aber eine Karriere eröffnet sich ihnen<br />
nicht, denn im Alter von 13 oder 14<br />
Jahren, wenn die erste Monatsblutung<br />
einsetzt, gelten sie rituell als nicht mehr<br />
rein. Diese Aufführungung wird mir wohl<br />
immer in Erinnerung bleiben.<br />
Am frühen Morgen holen mich Fahrer<br />
und Reiseführer ab. Auf einer der Traumstraßen<br />
Asiens geht es in Richtung Osten.<br />
Zwischen den Orten Penulisan und<br />
Kintamani eröffnet sich der Blick auf eine<br />
der größten Calderen der Welt, auf den<br />
Batursee und den gleichnamigen Vulkan<br />
mit sechs Kratern. Über einem schwindelerregenden<br />
Abgrund thront der Pura<br />
Ulun Danu, düster und melancholisch<br />
ist die Stimmung in dem Heiligtum, das<br />
den Göttern der Gewässer geweiht ist.<br />
Wir fahren weiter Richtung Tirtagangga,<br />
wo sich eine eindrucksvolle Reisterrassenlandschaft<br />
ausbreitet, in der Ferne<br />
das Meer überragt vom Gunung Agung,<br />
der mit 3.142 Meter höchste Vulkan Balis.<br />
Der Feuerberg ist zuletzt im Juni 2019<br />
ausgebrochen; bei der Eruption 1963<br />
kamen ca. 1.600 Menschen ums Leben.<br />
Gut 90 Prozent der Insulaner sind in der<br />
Landwirtschaft tätig: Die Böden sind<br />
durch die mineralhaltigen Ascheregen<br />
der Vulkane so fruchtbar, dass sie hier<br />
zu den ertragreichsten der Welt zählen.<br />
Bis zu drei Reisernten sind auf Bali pro<br />
Jahr möglich. Mein Reiseführer mahnt<br />
zur Eile, denn um die Mittagszeit hüllen<br />
Wolken den Gipfel des Gunung Agung<br />
ein, und 45 Kilometer bis zum Muttertempel<br />
Pura Besakih liegen noch vor uns.<br />
Hinter jeder Kurve eröffnen sich neue<br />
Eindrücke und Aussichten auf eine grandiose<br />
Landschaft. Auf einen grünen Reisfeldteppich<br />
folgen alte Wälder, durch<br />
die sich die schmale, bucklige Straße<br />
schlängelt. Die Kronen von riesigen<br />
Bäumen verschatten teilweise den Weg,<br />
doch das Sonnenlicht strahlt durch die<br />
Lücken des Blättergewölbes und lässt<br />
Farne und Bambus, Lilien und Philodendron<br />
erstrahlen. Immer wieder gewährt<br />
das Grün einen Ausblick auf den mächtigen<br />
Vulkan, an dessen Hänge sich<br />
kleine Dörfer schmieden. Der Wald geht<br />
über in eine terrassierte Landschaft, die<br />
wir auf einer kurvigen Straße auf und ab<br />
durchfahren, bis wir den Tempelkomplex<br />
des Pura Besakih erreichen. Das Areal<br />
darf der Tourist nur mit einem Führer<br />
betreten, und der letzte Kilometer eines<br />
steilen Wegs muss entlang einer Reihe<br />
von Souvenirshops zu Fuß zurückgelegt<br />
werden. Die Händler sind nicht<br />
aufdringlich, sie lassen die potenziellen<br />
Käufer ihres Schnickschnacks und Kunsthandwerks<br />
gleichmütig vorbeiziehen.<br />
Unaufdringliche, aufrichtige Gastfreundschaft<br />
und Gleichmut sind mir selbst<br />
an den touristischsten Orten der Insel<br />
begegnet, als ruhten die Balinesen in<br />
sich selbst. Der Tourismus, so scheint<br />
es, rüttelt nicht an den Grundfesten der<br />
Kultur.<br />
Der Muttertempel ist das zentrale<br />
Heiligtum Balis, das sich an einer Flanke<br />
des Gunung Anung hinaufzieht. 200<br />
Bauwerke in fast 30 Komplexen erstrecken<br />
sich über eine große Zahl an<br />
Terrassen, die durch Treppenfluchten<br />
miteinander verbunden sind. Schon im<br />
8. Jahrhundert soll der Tempelkomplex<br />
als hinduistische Kultstätte errichtet<br />
worden sein. Jedes der alten Fürstengeschlechter<br />
unterhält einen Bezirk, jedes<br />
Dorf und jede Sippe hat eigene Schreine<br />
und Altäre errichtet. Der Platz ist nach<br />
Auffassung der Balinesen von kosmischer<br />
Dimension, hat doch dem Mythos<br />
zufolge der hinduistische Gott Shiva den<br />
Weltenberg Mahameru von Indien hierhergetragen<br />
und in zwei Teile zerrissen<br />
– in den Vulkan Agung und den benachbarten,<br />
halb so hohen Batur. Der Agung<br />
gilt den Balinesen als Nabel der Welt,<br />
auf dem der eine allmächtige Gott –<br />
Sanghyang Widhi Wasa – thront. Es ist<br />
die Manifestation des Hindu-Götter-<br />
Triumvirats – Brahma, der Schöpfer,<br />
Vishnu, der Erhalter, Shiva, der Zerstörer.<br />
Nach diesem Prinzip sind die drei Hauptheiligtümer<br />
des Tempelkomplexes<br />
gegliedert. Während meiner Inseltour<br />
besuche ich noch zahlreiche Tempel,
46 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / INDONESIEN (TEIL 2)
TRAVEL / INDONESIEN (TEIL 2)<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 47<br />
berühmte und weniger bekannte, große<br />
und kleine, auffällige und unscheinbare<br />
Heiligtümer. Priester und Gläubige<br />
lassen mich freundlich gewähren, als<br />
zählte ich zur Gemeinde.<br />
Am nächsten Tag ändern wir die Route.<br />
Das Handy meines Reiseführers klingelt,<br />
und er weist den Fahrer an, in eine andere<br />
Richtung zu fahren – noch ist mir nicht<br />
klar, um was es wohl gehen mag und<br />
was mich erwartet. Eine Stunde später<br />
erreichen wir ein Dorf und betreten<br />
das Grundstück einer Familie. Der Hausherr<br />
bittet uns hinein, Tee und Gebäck<br />
werden gereicht. Das Haupthaus wirkt<br />
wie ein kleiner Tempel, unter Bäumen<br />
und Vordächern hocken Besucher<br />
und unterhalten sich angeregt, Kinder<br />
spielen. Dann gehen sie plötzlich auf<br />
die Straße, sammeln sich dort, Nachbarn<br />
strömen herbei, Frauen tragen Blumengebinde<br />
auf ihren Köpfen, Männer<br />
kleine, gegrillte Spanferkel am Spieß. Die<br />
Menge setzt sich in Bewegung, mehrere<br />
Männer tragen einen Prunkturm, in dem<br />
sich die sterblichen Überreste eines<br />
Angehörigen befinden. Die Menschen<br />
reden und lachen ausgelassen. Nach<br />
einigen Minuten erreicht die Prozession<br />
einen von Bäumen umstandenen,<br />
erdigen Platz, eine Brache. Es ist ein<br />
Zeremonienplatz, der zentrale Ort eines<br />
Totenfestes.<br />
Aus mehreren Richtungen strömen drei<br />
Prozessionen herbei. Das ganze Dorf<br />
scheint dabei sein zu wollen bei dieser<br />
Bestattungszeremonie. Inzwischen ist<br />
zu jeder Prozession ein Dutzend Männer<br />
hinzugestoßen, die vorneweg auf<br />
einem Geflecht aus dicken Bambusstangen<br />
einen hölzernen schwarzen<br />
Stier schwankend tragen. Der Stier hat<br />
goldene Hörner, rot angemalte Lippen,<br />
gelb und orange funkelnden Augen,<br />
ist mit bunten Ketten und Decken<br />
behängt. Auf einem Stier reitet laut<br />
lachend ein junger Mann, der Sohn<br />
des Verstorbenen, über der Menge, die<br />
jetzt mit Zimbeln, Glocken und Trommeln,<br />
teils mit frenetischem Geschrei,<br />
den Trauerzug begleitet. Auf dem Platz<br />
reichen die Angehörigen der Toten<br />
Getränke und Snacks. Es herrscht eine<br />
Stimmung wie auf einem Volksfest. Zu<br />
dessen Höhepunkt holen Priester nach<br />
rund zwei Stunden die Gebeine aus den<br />
Prunktürmen und betten sie in die Stierattrappen,<br />
die daraufhin angezündet<br />
werden und in Flammen aufgehen.<br />
Ein Totenfest ist das wichtigste Freudenfest<br />
der Balinesen. Erst durch die<br />
zum Ausdruck gebrachte Freude, die<br />
von Herzen kommt, kann die Seele<br />
unbeschwert ihren Weg in die jenseitige<br />
Welt antreten, aus der sie sich<br />
reinkarniert. Auch auf Bali trauern die<br />
Menschen, zum Zeitpunkt des Todes,<br />
wenn der Verstorbene beerdigt wird.<br />
Es kann Monate, mitunter Jahre dauern,<br />
bis Astrologen eine günstige kosmische<br />
Konstellation ausgemacht haben und<br />
die Familie die finanziellen Mittel für<br />
das Totenfest aufbringt. Dann werden<br />
die sterblichen Überreste ausgegraben,<br />
ins Innere des Prunkturms gebettet<br />
und zum Verbrennungsplatz getragen.<br />
Bali ist wahrlich eine Insel mit einer<br />
faszinierenden Kultur.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.indonesia.travel<br />
ANREISE:<br />
Von Frankfurt oder München mit<br />
Singapore Airlines nach Singapur und<br />
weiter mit Air Asia oder Silk Air nach<br />
Bali.<br />
BESTE REISEZEIT:<br />
April bis Oktober. In der übrigen Jahreszeit<br />
regnet es häufig und stark.<br />
EMPFEHLUNG HOTEL:<br />
Discovery Candidasa Cottages & Villas<br />
wwww.discoverycandidasa.com<br />
Matahari Beach Resort & Spa<br />
wwww.matahari-beach-resort.com<br />
Siddhartha Ocean Front Resort & Spa<br />
www.siddhartha-bali.com<br />
Puri Lumbung Cottage<br />
www.purilumbung.com<br />
The Menjangan Resort<br />
www.themenjangan.com<br />
REISEVERANSTALTER:<br />
Tischler Reisen<br />
www.tischler-reisen.de
TRAVEL / KROATIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 49<br />
EINE ECHTE DIVA<br />
LIEBE UND HIEBE IM KROATISCHEN<br />
OPATIJA<br />
AUTORIN: C. STRENG<br />
Opatija ist ein Seebad an der Kvarner-Bucht bzw. auf der Halbinsel Istrien im Nordwesten<br />
Kroatiens, etwa 18 Kilometer von Rijeka entfernt. Es liegt am Fuß des Učka-<br />
Gebirgsmassivs, ist von einer üppigen subtropischen Vegetation umgeben und war<br />
einst ein mondänes Seebad der Donaumonarchie.<br />
Die charmante Küstenstadt hat eine faszinierende Geschichte und Kultur zu bieten,<br />
viele beeindruckende Denkmäler, Parkanlagen und prächtige Villen, die man bei einem<br />
Besuch unbedingt erleben sollte.
50 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / KROATIEN<br />
Sanft streichelt die warme Spätsommersonne<br />
die verliebten Paare, die<br />
Hand in Hand durch entzückende<br />
Gärten und entlang der alten Uferpromenade<br />
spazieren, sich vertraute<br />
Blicke zuwerfen und ab und an ein paar<br />
zarte Küsse austauschen. Kaiserliche<br />
Villen und prächtige Paläste, stuckverzierte<br />
Kaffeehäuser und stilvoll restaurierte<br />
Seeterrassen säumen ihren Weg<br />
und erzählen leise Geschichten aus<br />
einer anderen Zeit. Geschichten über<br />
glanzvolle Zeiten, über die Liebe und<br />
die Lust.<br />
Eine davon ist die der Villa Angiolina.<br />
Zu Anfang der 1840er Jahre, als Opatija<br />
noch Abbazia genannt wurde und eine<br />
kleine Fischersiedlung mit 35 Häuschen<br />
war, kaufte der wohlhabende, Ruhe und<br />
Erholung suchende Kaufmann Iginio<br />
Scarpa in einem stillen Hain in der Nähe<br />
der Kirche St. Jakob ein Grundstück<br />
mit angrenzender Halbinsel. Der Patrizier<br />
und Freimaurer, der mit Holz und<br />
Weizen sein Vermögen gemacht hatte,<br />
war der turbulenten Geschäftigkeit<br />
seiner Heimatstadt Rijeka überdrüssig<br />
und suchte nach einem Ort des Rückzugs.<br />
Hier ließ er 1844 eine wunderschöne<br />
Biedermeier-Villa errichten,<br />
die er nach seiner geliebten, mit nur<br />
30 Jahren allzu früh verstorbenen Frau<br />
Angiolina benannte. Zudem ließ er<br />
einen riesigen Garten anlegen, der mit<br />
zahlreichen seltenen, exotischen wie<br />
heimischen Pflanzen bestückt wurde,<br />
die ihm Freunde aus nah und fern<br />
mitbrachten.<br />
Doch Freunde wollen gefeiert werden,<br />
und so entwickelte sich das prachtvolle<br />
Haus mit seinen rauschenden<br />
Festen schon bald zum glänzenden<br />
Mittelpunkt der gehobenen Gesellschaft<br />
der Region. Durch die Hochzeit<br />
von Scarpas Sohn mit Maria von<br />
Bruck, der Tochter des österreichischen<br />
Finanzministers, im Jahr 1855,<br />
ließ auch die kaiserliche Prominenz<br />
des Nachbarlandes nicht lange auf<br />
sich warten. Bereits 1859 verbrachte<br />
Erzherzog Ferdinand ein paar Tage in<br />
der Villa Angiolina, nur einen Sommer<br />
später folgte seine Gattin, die österreichische<br />
Kaiserin Maria Anna, die gleich<br />
die ganze Badesaison über blieb. Allerdings<br />
sollte es bis 1884 dauern, bis das<br />
erste Luxushotel, das Hotel Quarnero,<br />
heute Kvarner, eröffnete. Danach allerdings<br />
schossen die Nobelherbergen,<br />
Sommerhäuser und Villen nur so aus<br />
dem Boden.<br />
Da namhafte Mediziner die Vorzüge des<br />
mediterranen und milden Klimas allerorts<br />
anpriesen, wurde Abbazia 1889<br />
offiziell zum Kurort ernannt. Hochadel,<br />
Industrielle, Neureiche und Künstler<br />
entflohen dem Winter und reisten<br />
fortan in das „österreichische Nizza“,<br />
um im „Meeresaerosol“ zu flanieren.<br />
Einer von Ihnen war Kaiser Franz<br />
Josef, der sich in der Villa Madonna<br />
mit seiner Freundin, der Wiener<br />
Burgtheater-Schauspielerin Katharina<br />
Schratt, getroffen haben soll – mit der<br />
ausdrücklichen Unterstützung seiner<br />
Gattin Elisabeth, „Sissi“, die offenbar
TRAVEL / KROATIEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 53<br />
diese Beziehung stärkte und schützte.<br />
Ihr hingegen wurden heimlich Treffen<br />
mit Graf Gyula Andrassy in der Villa<br />
Minach nachgesagt. Der ungarische<br />
Politrebell war lange Zeit enger Freund<br />
und Berater der Kaiserin. Klarere Verhältnisse<br />
herrschten hingegen in der Villa<br />
Ransonnet alias Kremesek: Konsul Leo<br />
Kremesek soll hier im Kampf mit seinem<br />
Dienstmädchen das Gemächt verloren<br />
haben, da er die Dame zwar lieben, aber<br />
nicht ehelichen wollte.<br />
Während also Liebe und Hiebe hinter<br />
eleganten Häuserfassaden vollzogen<br />
wurden, tanzte die Hautevolee der<br />
österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie<br />
in übergroßen Kristallsälen<br />
mit glitzernden Kronleuchtern<br />
und blanken Marmorböden. Oder,<br />
besser noch, spazierte entlang der<br />
von Palmen, Magnolien und Akazien<br />
gesäumten, schönen Uferpromenade.<br />
Ein Vergnügen, zu dem die geschichtsträchtigste<br />
Meerespromenade der Welt<br />
Liebende bis heute verführt, denn der<br />
„Kaiser-Franz-Josef-Weg“, von Einheimischen<br />
und Insidern schlicht „Lungomare“<br />
genannt, erzählt noch immer von<br />
den glanzvollen Zeiten – und verbindet<br />
diese fast spielend mit dem Flair des<br />
21. Jahrhunderts. Denn entlang des 14<br />
Kilometer umfassenden Weges, der an<br />
idyllischen Häfen, kleinen Badebuchten,<br />
zahlreichen majestätischen Villen und<br />
stattlichen Hotels vorbeiführt, kann der<br />
neuzeitliche Romantiker nicht nur die in<br />
den vergangenen Jahren auf Hochglanz<br />
polierten Restaurants und Kaffeehäuser<br />
genießen, die mit ausgezeichnetem<br />
Fisch und köstlicher Sachertorte locken.<br />
Selbst wer, wie in früheren Zeiten, mit<br />
großer Ballrobe tanzen oder fürstlich<br />
„curen“ möchte, findet entlang des<br />
Lungomare ein reiches Angebot.<br />
Vor allem im Spätsommer, wenn sich<br />
die Straßen wieder geleert haben, die<br />
Luft aber noch immer prickelt und das<br />
Licht sich schon spätnachmittags orangefarben<br />
in die Kvarner Buch ergießt, ist<br />
die richtige Zeit gekommen, um einer<br />
Diva wie Opatija einen Besuch abzustatten.<br />
In und mit viel Liebe. So, wie es<br />
schon die einstigen hochherrschaftlichen<br />
Kurgäste taten.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.croatia.hr<br />
www.visitopatija.com<br />
Allgemeine Auskünfte erteilt die<br />
Kroatische Zentrale für Tourismus,<br />
Stephanstr. 13, 60313 Frankfurt am<br />
Main, Telefon: 069 238 5350<br />
EMPFEHLUNG HOTEL:<br />
Hotel Milenij<br />
www.amadriapark.com<br />
Villa Kapetanovic<br />
www.villa-kapetanovic.hr<br />
BESTE FLUGVERBINDUNGEN:<br />
www.condor.de
PUR UND UN<br />
McLAREN ELVA<br />
INTENSIVIERT DIE SINNE<br />
AUTOR: K. SPECHT
VERFÄLSCHT
KOMPROMISSLOS
58 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> DESIGN / McLAREN<br />
McLaren Automotive präsentiert sein<br />
neuestes Modell in der Ultimate Series,<br />
den McLaren Elva. Als erster offener<br />
Straßenwagen der Marke verleiht der<br />
Elva der Linie der „Ultimate Series“ eine<br />
neue Dimension. Wie seine Vorgänger<br />
McLaren P1 TM (375), McLaren Senna<br />
(500) und Speedtail (106), wird auch der<br />
McLaren Elva streng limitiert sein (399<br />
Exemplare). Der Name Elva steht für den<br />
berühmten Bruce McLaren M1A sowie<br />
den McLaren Elva M1A, M1B und M1C<br />
aus den 1960er Jahren.<br />
Mike Flewitt (CEO, McLaren Automotive)<br />
ergänzt: „McLaren treibt die<br />
Grenzen der Supersportwagen- und<br />
Hypercar-Entwicklung weiter voran,<br />
um herausragende und unvergleichliche<br />
Fahrerlebnisse für unsere Kunden<br />
zu ermöglichen, und der McLaren Elva<br />
verkörpert diesen Pioniergeist. Der<br />
McLaren Elva M1A und seine Nachfolger<br />
sind in vielerlei Hinsicht die wahren<br />
spirituellen Vorläufer der heutigen<br />
McLaren – superleichte Mittelmotorfahrzeuge<br />
mit dynamischer Höchstleistung.<br />
Es ist nur konsequent, dass der neue<br />
Roadster der McLaren Ultimate Series die<br />
ultimative Verbindung zwischen Fahrer,<br />
Auto und den Elementen herstellt. Damit<br />
werden neue Maßstäbe für den Fahrspaß<br />
sowohl auf der Straße als auch<br />
auf der Rennstrecke gesetzt und unser<br />
erfolgreiches Erbe mit dem Namen Elva<br />
gewürdigt“.<br />
Der neue McLaren Elva ist ein unglaublich<br />
schnelles Open-Cockpit-Fahrzeug.<br />
Ein extremer Zweisitzer mit einem<br />
maßgeschneiderten Kohlefaser-Chassis<br />
und einer Karosserie, aber ohne Dach,<br />
ohne Windschutzscheibe und ohne<br />
Seitenfenster. Ein 4,0-Liter-Doppelturbolader<br />
McLaren V8 – bekannt aus dem<br />
McLaren Senna und Senna GTR – wurde<br />
mit dem leichtesten Fahrzeuggewicht<br />
aller bisherigen McLaren-Modelle kombiniert.<br />
Somit entsteht bei dem superleichten<br />
Roadster der Ultimate Series<br />
eine wirklich atemberaubende Leistung<br />
auf ganzer Linie, mit außergewöhnlicher<br />
Beschleunigung, Agilität und Fahrerrückmeldung.<br />
Das Erscheinungsbild des<br />
McLaren Elva ist dabei so markant und<br />
einzigartig wie das Fahrerlebnis. Die<br />
niedrige Front und die ausgeprägten<br />
vorderen Kotflügelspitzen sorgen für ein<br />
visuelles Drama und verbessern gleichzeitig<br />
die Sicht nach vorne. Große, kohlefaserverstärkte<br />
Heckkotflügel fließen von<br />
der Vorderseite der Tür bis zum Hinterdeck,<br />
während die Höhe der beiden<br />
hinteren Höcker durch ein ausfahrbares<br />
Überrollschutzsystem minimiert wird.<br />
Helme können auf Wunsch getragen<br />
werden, aber die Form und Skulptur<br />
einer oberen Cockpitlinie umschließt<br />
Fahrer und Beifahrer extrem sicher. Eine<br />
Variante mit fester Windschutzscheibe ist<br />
für die meisten Märkte auch als werkseitige<br />
Option erhältlich.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.cars.mclaren.com
EXTRAVAGANT
GRENZENLOSE<br />
FREIHEIT<br />
AUF VIER RÄDERN<br />
ROADTRIP<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
62 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / ROADTRIP<br />
Bei strahlendem Sonnenschein landen wir<br />
auf dem Flughafen Halifax (Kanada) und<br />
gehen recht zügig – nach dem Erledigen<br />
der Einreiseformalitäten zum obersten Deck<br />
des Parkhauses. Hier erwartet uns bereits<br />
die Freiheit auf vier Rädern – der neue VW<br />
California 6.1 Ocean. Doch eines ist eigenartig:<br />
Wo ist auf dem Weg hierher nur mein<br />
Fotograf abgeblieben? Um die Zeit sinnvoll<br />
zu nutzen und nicht nur mit schnödem<br />
Warten zu verbringen, schaue ich mir<br />
derweil den neuen Bulli etwas genauer an.<br />
Die neue Version basiert auf dem erst kürzlich<br />
eingeführten VW T 6.1, trägt auch<br />
dessen überarbeitete Front mit den neuen<br />
Scheinwerfern und den mächtiger gestalteten<br />
Kühlergrill. Vom niedlichen Gesicht<br />
der frühen Generationen ist nichts mehr<br />
geblieben, man ist endgültig erwachsen<br />
geworden und wirkt so modern und sportlich<br />
wie noch nie. Was gilt es noch zu<br />
erwähnen? Euro 6d-TEMP waren obligatorisch,<br />
die nun elektromechanisch arbeitende<br />
Lenkung ebenfalls nur logisch. Sie ist<br />
in den meisten PKW des Konzerns längst im<br />
Einsatz, fand im größeren VW Crafter bereits<br />
ihren Weg in die Nutzfahrzeuge von VW<br />
und schafft nun auch in der T-Baureihe die<br />
technische Voraussetzung für neue elektronische<br />
Helfer. Der California hält jetzt also<br />
selbstständig die Spur, lenkt sich selbst in<br />
Parklücken und hilft beim Rangieren mit<br />
einem Anhänger.<br />
Nach gut einer Stunde taucht mein Fotograf<br />
wieder auf und ist sichtlich erschöpft<br />
von den Fragen der Einwanderungsbehörde:<br />
Warum wir nur 3 Tage hier sind, nach<br />
so einer langen Anreise? Und warum er so<br />
viele Tatoos auf der Haut trägt? Nun, gute<br />
Geschichten produziert man eben nicht am<br />
heimischen Küchentisch. Obwohl uns ein<br />
weltbekannter Schriftsteller aus Radebeul<br />
bei Dresden eines Besseren belehrt – aber<br />
das ist eine andere Geschichte.<br />
Unsere Tour führt uns von Halifax in die<br />
Nova Scotia, eine ostkanadische Atlantikprovinz,<br />
die sich über eine Halbinsel<br />
und einige vorgelagerte Inseln erstreckt.<br />
Hier gibt es noch die weite, unberührte<br />
Natur, nach der sich jeder Mitteleuropäer<br />
sehnt. Mit verschlafenen Fischerdörfern,<br />
menschenleeren Sandstränden und (zu<br />
unserer Zeit) Hummern an jeder Ecke. Wir<br />
fahren auf die Nova Scotia Trunk 7 (Fernstraße),<br />
die entlang der Ostküste führt<br />
und als Marine Drive bekannt ist. Der neu<br />
eingeführte Seitenwindassistent des VW<br />
California 6.1 Ocean reagiert auf stärkere<br />
Windböen und greift bei Bedarf mit sanften<br />
Lenkeingriffen ein, um das Fahrzeug zu<br />
stabilisieren. Hinter dem Steuer merkt man<br />
davon erfreulich wenig, aber dennoch<br />
genug, um zu wissen das wir sicher<br />
unterwegs sind. Es ist die Zeit des Indian<br />
Summer. Die Mischwälder haben sich in<br />
einen Fleckenteppich aus grünen, gelben<br />
und braunen Farbtönen verwandelt, punktiert<br />
von roten Blättern des landestypischen<br />
Ahorns. Darüber schweben Schauerwolken,<br />
angetrieben von einer stetig steifen Brise.<br />
Bilderbuchherbst eben.<br />
Nach einer stürmischen Nacht geht es<br />
weiter auf der 7, nach Sherbrooke Village.<br />
Das Dorf liegt am St. Mary Fluss und
MOTION / ROADTRIP<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 65<br />
gelangte durch Schiffsbau, Holzfäller- und<br />
Goldgräberei zu Wohlstand. Rund 25 der<br />
historischen Originalgebäude stehen noch<br />
heute den Besuchern zur Erkundung offen<br />
und lassen erahnen, wie das Leben im Dorf<br />
Ende des 19. / zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
war. Wir entscheiden uns für eine<br />
deftige Hühnersuppe in Beanie‘s Bistro,<br />
denn wir haben noch gut 4 Stunden Fahrt<br />
vor uns, bevor wir unser Nachtlager im Cape<br />
Breton Highlands National Park erreichen.<br />
Was dem California perfekt gelingt, ist die<br />
Symbiose von Basisfahrzeug und Campingausbau.<br />
Hier ist alles wie aus einem Guss.<br />
Das zeigt sich bei den lichtdichten Verdunkelungsrollos,<br />
die sauber durch die Kerben<br />
in der Seitenverkleidung rutschen, oder an<br />
den sinnvoll platzierten LED-Spots. Auch<br />
die Möbelzeile sitzt perfekt. Die Schrankfronten<br />
bekamen passend zum neuen<br />
Boden in Holzoptik frische Dekore. Alugriffleisten<br />
verbessern den Umgang mit<br />
den Schiebetüren, Drucktaster erleichtern<br />
das Öffnen der Kühlbox sowie der Milchglasabdeckung<br />
von Kocher und Spüle. Die<br />
gelegte Rückbank, als Bett, ist bequem,<br />
auch wenn der Aufbau sich manchmal<br />
etwas schwierig gestaltet und etwas<br />
Erfahrung bedarf. Dafür ist das Auf- und<br />
Zuklappen des Faltdaches kinderleicht und<br />
die Liegefläche ausreichend groß für einen<br />
Erwachsenen. Durch die fast menschenleere<br />
Hochebene im Norden der Cape-<br />
Breton-Insel führt uns am nächsten Tag<br />
der Cabot Trail, eine Ringstraße, die zu den<br />
schönsten Panoramastraßen Nordamerikas<br />
gehört. Sie erschließt den unwegsamen<br />
Park und führt durch Sümpfe und<br />
Wälder zu Wasserfällen, Felsenküsten und<br />
Stellen mit immer wieder überwältigender<br />
Aussicht über den Ozean oder die angrenzenden<br />
Berge. Wir folgen dem Trail bis<br />
Margaree Harbour und fahren dann in<br />
Richtung Inverness. Im Coal Miners Cafe<br />
stärken wir uns ein letztes Mal, mit einer<br />
großen Portion fangfrischen Hummer, und<br />
lernen nebenbei etwas über die Geschichte<br />
des Ortes: Der wirtschaftliche Aufschwung<br />
der Gegend begann hier mit der Eröffnung<br />
der Kohlemine durch „MacKenzie and<br />
Mann“ im Jahr 1890. Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg stagnierte jedoch der Abbau,<br />
so dass bis 1958 alle Minen geschlossen<br />
wurden. Heute setzt man hier auf Fischfang<br />
und Tourismus.<br />
Der größte Teil unserer Reise liegt hinter uns<br />
– Halifax und Rückflug liegen voraus, und<br />
wir blicken etwas wehmütig zurück und<br />
würden gern noch länger bleiben.<br />
Fazit: VW hat den California an den richtigen<br />
Stellen überarbeitet. Dank elektromechanischer<br />
Lenkung und der Assistenzsysteme<br />
fährt der Bulli jetzt wie ein moderner PKW<br />
und zahlreiche Optimierungen am Innenausbau<br />
erleichtern den Camperalltag. Zu<br />
mäkeln gibt es nur etwas bei der Rückbank,<br />
mit ihrer hakeligen Umbaufunktion<br />
zum Bett, und bei den nach wie vor hohen<br />
Anschaffungskosten.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de
DYNAMIC<br />
CROSSOVER COUPÉ<br />
DER NEUE KIA XCEED<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
68 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / KIA
MOTION / KIA<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 69<br />
Die Sonne scheint aus voller Kraft, als wir<br />
zum Landeanflug auf Marseille ansetzen,<br />
was sich auch in den kommenden 48<br />
Stunden nicht ändern soll. Das Wetter<br />
spielt also schon einmal mit, denn viel<br />
Zeit bleibt nicht, um den Neuen von<br />
Kia ausgiebig zu testen und auch noch<br />
schöne Bilder hinzubekommen. Wir<br />
fahren an den südlichen Rand der französischen<br />
Hafenstadt: ins Viertel Les<br />
Goudes. Hier zieht es uns in den Nationalpark<br />
Calanques, er ist der jüngste der<br />
zehn Nationalparks von Frankreich. Ein<br />
knappes Fünftel seiner Fläche bildet das<br />
rund 20 Kilometer lange Massif des Calanques<br />
zwischen Marseille und Cassis, der<br />
Rest verteilt sich auf das südlich angrenzende<br />
Mittelmeer. Kurvenreiche Küstenstraßen<br />
und eine berauschend-schöne<br />
Landschaft, direkt am Meer, machen das<br />
Gebiet zum idealen Ort, um sich den<br />
neuen Kia XCeed genauer anzusehen.<br />
Ceed-Modellen ab: An der Front fallen<br />
sofort die eigenständig gezeichneten<br />
Scheinwerfer sowie der angedeutete<br />
Unterfahrschutz auf, und am dynamisch<br />
gezeichneten Heck kommen<br />
neue LED-Rückleuchten sowie eine<br />
bullige Schürze zum Einsatz. Die Seitenansicht<br />
mit ihrer coupéhaften Dachlinie<br />
sowie der Kunststoffbeplankung<br />
an den Radläufen sorgt für ein sportivrustikales<br />
Erscheinungsbild. Allradantrieb<br />
gehört zwar nicht zur Ausstattung,<br />
allerdings bietet der Kia XCeed<br />
(2019) bis zu 42 Millimeter mehr Bodenfreiheit<br />
als die anderen Ceed-Derivate.<br />
Unbefestigte Feldwege oder Bordsteine<br />
sollte der XCeed also mühelos meistern.<br />
Während die Basisversion serienmäßig<br />
über 16-Zoll-Aluräder verfügt, sind die<br />
drei anderen Ausstattungsvarianten<br />
standardmäßig mit Leichtmetallrädern<br />
im 18-Zoll-Format ausgerüstet.<br />
Nach Ceed, Ceed Sportswagon und<br />
ProCeed, ist der neue XCeed nun die<br />
vierte Karosserievariante der aktuellen<br />
dritten Modellgeneration. Der dynamisch<br />
gezeichnete Crossover erhält<br />
dafür die bekannten Motoren aus<br />
der Kompaktklasse und an SUV angelehnte<br />
Ausstattungsmerkmale. Die neue<br />
Bauform ist für alle, denen ein SUV zu<br />
groß ist, die aber dennoch nach einer<br />
Prise Abenteuer-Feeling verlangen. Bei<br />
Kia rechnet man bereits damit, dass<br />
der XCeed zum Bestseller der Baureihe<br />
avanciert – die Zeichen stehen gut,<br />
denn optisch macht er einiges her<br />
und grenzt sich deutlich von anderen<br />
Unser Tipp: Genießen Sie nach einer<br />
ausgedehnten Wanderung durch den<br />
Nationalpark Calanques die fangfrischen<br />
Meeresfrüchte oder die berühmte Bouillabaisse<br />
im Restaurant La Marine des<br />
Goudes (16 Rue Désiré Pelaprat, 13008<br />
Marseille). Sie sollten allerdings vorher<br />
reserviert haben, sonst können Sie nur<br />
mit viel Glück einen der begehrten<br />
Tische ergattern.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.kia.de
70 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / ŠKODA<br />
WIE EINE<br />
ZWEITE HAUT<br />
ŠKODA KAMIQ<br />
AUTOR: N. DEXTER / FOTOGRAF: E. KUCEVIC<br />
Zunächst kursierte das neue Škoda-<br />
Modell unter dem Arbeitstitel „Polar“,<br />
schließlich musste der Name aber mit<br />
„K“ beginnen und „q“ enden, um sich in<br />
die Modell-Bezeichnung „Karoq“ und<br />
„Kodiaq“ einzureihen. Nun also „Kamiq“,<br />
was soviel beschreibt wie einen Zustand,<br />
indem etwas wie eine zweite Haut und in<br />
jeder Situation perfekt passt. So sagen es<br />
zumindest die im Norden Kanadas und<br />
in Grönland lebenden Inuit.<br />
Mit 4,24 Metern Länge ist der neue<br />
Škoda Kamiq genauso lang wie ein VW<br />
T-Roc und gut zehn Zentimeter länger<br />
als der Konzernbruder SEAT Arona. Das<br />
selbstgesteckte Designziel laut Chefdesigner<br />
Oliver Stefani: Der Kamiq soll<br />
klar als Škoda erkennbar sein, sich aber<br />
trotzdem von den großen Brüdern<br />
Kodiaq und Karoq absetzen. Das gelingt<br />
vor allem durch die extraflachen Tagfahr-<br />
LEDs, die oberhalb der eigentlichen<br />
Scheinwerfer sitzen. Typisch Škoda sind<br />
der Grill und die weit heruntergezogene<br />
Motorhaube. Im Profil fällt auf, dass der<br />
Kamiq – anders als Karoq und Kodiaq –<br />
runde statt eckige Radläufe und einen<br />
besonders kurzen hinteren Überhang<br />
hat. Im Innenraum wartet der City-<br />
SUV mit einem freistehenden 9,2-Zoll-<br />
Bildschirm auf der Armaturentafel auf.<br />
Optional ist das Virtual Cockpit zu haben.<br />
Die seitlichen Lüftungsdüsen reichen bis<br />
in die Türen, die Applikationen zeigen<br />
sich großflächig, die Ambientebeleuchtung<br />
wird in den Farben kupfer, rot<br />
oder weiß bestellbar sein. Dazu gibt es<br />
neu genarbte Oberflächen und Bezugstoffe.<br />
Für Komfort sorgen Heizungen<br />
in den Sitzen vorn und hinten sowie im<br />
Lenkrad und in der Frontscheibe. Das<br />
Infotainmentangebot hält drei Systeme<br />
sowie verschiedene Vernetzungsoptionen<br />
zur Auswahl bereit. Der Kamiq ist in<br />
fünf unterschiedlichen Motorisierungen<br />
erhältlich, diese decken einen Leistungsrahmen<br />
von 90 bis 150 PS ab (Diesel,<br />
Benzin und Erdgas). Das Fahr- und<br />
Lenkverhalten unseres Testwagens ist<br />
angenehm ruhig und ermöglicht auch<br />
in den weniger geräumigen Straßen der<br />
Altstadt von Straßburg (Frankreich) eine<br />
sichere Fahrt.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.skoda-auto.de
MOTION / ŠKODA<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 71
QUERFELDEIN<br />
UND AB<br />
DURCH DIE MITTE<br />
OFFROAD<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
74 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / MERCEDES-BENZ<br />
Albanien ist das flächenmäßig kleinste<br />
südosteuropäisches Land auf dem Balkan.<br />
Seine Küste verläuft entlang der Adria und<br />
des Ionischen Meeres. Das Landesinnere,<br />
gut zwei Drittel der Landesoberfläche,<br />
wird von den Albanischen Alpen durchzogen<br />
– beste Voraussetzungen für unser<br />
Offroad-Abenteuer mit der Mercedes-<br />
Benz X-Klasse X 350 D 4MATIC. Kurz bevor<br />
es für uns losging, wurde das Land von<br />
heftigen Erdbeben durchgeschüttelt und<br />
einige Routen unserer Planung – quer<br />
durch die albanischen Berge – sind nun<br />
leider nicht mehr befahrbar, doch davon<br />
lassen wir uns nicht entmutigen. Nun sind<br />
wir schon einmal hier: Also, los gehts!<br />
Unser X 350 d 4MATIC mit 3,0-Liter-<br />
V6-Diesel-Motorisierung unter der Haube<br />
bringt stattliche 258 PS und ein maximales<br />
Drehmoment von 550 Newtonmetern<br />
auf die Straße. Die Kraft des Sechszylindermotors<br />
wird mittels 7G-TRONIC<br />
PLUS Automatikgetriebe und permanentem<br />
Allradantrieb im Verhältnis 40 zu<br />
60 auf den Untergrund übertragen. Die<br />
X-Klasse ist damit kraftvoll auf asphaltiertem<br />
Untergrund und abseits befestigter<br />
Straßen sehr souverän unterwegs.<br />
Der permanente Allradantrieb 4MATIC<br />
mit Low-Range-Untersetzung und optionaler<br />
Differenzialsperre an der Hinterachse<br />
gewährleistet zudem Traktion auch<br />
auf unwegsamen Strecken. Dazu stehen<br />
drei Allradmodi bereit: 4MAT für den<br />
normalen Fahrbetrieb, 4H für verbesserte<br />
Traktion im Gelände sowie 4L für schweres<br />
Gelände. Umgeschaltet wird hierbei per<br />
Drehregler in der Mittelkonsole.<br />
Während unserer Offroad-Tour erklimmt<br />
die X-Klasse mühelos jede Steigung,<br />
wobei maximal 45 Grad möglich wären.<br />
Der Pickup zeigt sich hier als reines<br />
Arbeitstier, und als Fahrer merkt man<br />
schnell, dass die X-Klasse durchaus Geländewagen-Eigenschaften<br />
hat.<br />
Nach einer Nacht im Zelt geht es für<br />
uns weiter zum Berg Dajti, östlich von<br />
Tirana. Er ist der Hausberg der albanischen<br />
Hauptstadt und unser Ziel nach<br />
zwei Tagen querfeldein. Übermäßig viel<br />
Sehenswürdigkeiten hat Tirana nicht zu<br />
bieten – im Zentrum liegt der großzügige<br />
Skanderbeg-Platz, an dem sich das<br />
Historische Nationalmuseum mit Exponaten<br />
aus der Antike bis zur postkommunistischen<br />
Zeit und die mit Fresken<br />
verzierte Et’hem-Bey-Moschee befinden.<br />
Doch eines fällt auf: Schaut man sich das<br />
Straßenbild von Albanien an, bemerkt<br />
man die durchaus hohe Anzahl von alten<br />
Mercedes-Modellen. Nicht verwunderlich,<br />
erklärt unser Guide, gilt die Marke mit<br />
Stern unter der einheimischen Bevölkerung<br />
bereits seit Jahrzehnten als Symbol<br />
für Langlebigkeit und Robustheit. Nun,<br />
das können wir nur bestätigen: Auch<br />
wenn es sich bei unserem Gefährt um<br />
ein neueres Modell handelt – wir hatten<br />
in keiner Sekunde das Gefühl, einer Situation<br />
nicht gewachsen zu sein!<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.mercedes-benz.de
MOTION / MERCEDES-BENZ<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 75
PREMIUM CROSSOVER<br />
PAR EXCELLENCE<br />
LEXUS UX<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
78 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / LEXUS
MOTION / LEXUS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 79<br />
Nach einem frühen Sunrise Frühstück im<br />
„Le Deck“ mit atemberaubenden Blick über<br />
den Genfer See erhalten wir die Schlüssel<br />
unseres brandneuen Lexus UX. Unser<br />
Roadtrip wird uns über 300 Kilometer zu<br />
den schönsten Orten von der Schweiz<br />
über Frankreich bis nach Italien führen und<br />
verspricht, grandios zu werden.<br />
Der neue Lexus UX ist neben dem etablierten<br />
Kompaktwagen CT 200h das zweite<br />
Einstiegsmodell der Marke. Im wachsenden<br />
Segment der kompakten Crossover-SUV<br />
nimmt der markante UX mit<br />
stilvollem Design und fortschrittlicher<br />
Antriebstechnik eine Ausnahmestellung<br />
ein. Als erstes Lexus-Modell basiert er auf<br />
der neuen globalen Architektur-Plattform<br />
GA-C, die mit hoher Verwindungssteifigkeit<br />
und einem niedrigen Fahrzeugschwerpunkt<br />
die Voraussetzungen<br />
für Fahrdynamik, Präzision und Stabilität<br />
liefert. Während das Außendesign eine<br />
kraftvolle Präsenz mit aerodynamischer<br />
Finesse verbindet, bietet der fahrerorientierte<br />
Innenraum markentypische Sorgfalt<br />
in der Materialauswahl und -verarbeitung.<br />
Die Sonderstellung im Marktumfeld<br />
verdankt der UX darüber hinaus dem Lexus<br />
Hybrid Drive der vierten Generation, der<br />
im UX 250h durch ein kompakteres Layout<br />
und ein dynamischeres Ansprechverhalten<br />
überzeugt. Das System aus 2,0-Liter-<br />
Benziner und Elektromotor entwickelt 130<br />
kW (178 PS) Gesamtleistung und verbindet<br />
hohe Effizienz mit einem natürlichen und<br />
direkten Fahrgefühl. Das Ausstattungsprogramm<br />
des neuen Lexus UX umfasst neben<br />
der Grundversion die Executive Line, die<br />
F SPORT Version, die Luxury Line sowie die<br />
Launch Edition und die Business Edition.<br />
Nach einem kurzen Lunch im Il Torchio<br />
1763 in der Province Biella (Italien) geht<br />
es für uns zum Lago Maggiore – der lange<br />
See erstreckt sich über die italienischen<br />
Regionen Piemont und Lombardei bis zum<br />
Schweizer Kanton Tessin und ist einer der<br />
schönsten Seen überhaupt. Eine Gruppe<br />
von fünf Binneninseln durchzieht den italienischen<br />
Teil und macht jeden Bootsausflug<br />
zu einem besonderen Erlebnis. Isola<br />
Madre ist die größte und Isola Bella die<br />
zweitgrößte Insel. Auf der Isola dei Pescatori<br />
befindet sich ein Fischerdorf mit 56<br />
Einwohnern, aber die Insel Isolino di San<br />
Giovanni ist mit Abstand die kleinste. Wir<br />
müssen uns aber losreißen von dieser<br />
Idylle, denn in Mailand wartet bereits<br />
ein Dinner Erlebnis mit Sterne-Koch Yoji<br />
Tokuyoshi auf uns.<br />
Übrigens: Bereits in der Einstiegsvariante<br />
verfügt der UX u. a. über 17-Zoll-Räder,<br />
eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, das<br />
7-Zoll große Lexus Media Display sowie die<br />
weiterentwickelten Sicherheits- und Fahrassistenztechnologien<br />
des Lexus Safety<br />
Systems+, darunter das Pre-Crash Safety<br />
System zur Kollisionsvermeidung mit<br />
Fußgängererkennung bei Tag und Nacht<br />
sowie Radfahrererkennung bei Tag.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.lexus.de
NEUES<br />
ALTES<br />
FEELING<br />
VON DER FASZINATION<br />
NEU AUFGELEGTER<br />
OLDTIMER<br />
AUTOR: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: M. EAREY
82 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> REPORTAGE / ASTON MARTIN<br />
Was man auch immer von neu aufgelegten Oldtimern halten mag, ihrer Faszination kann man sich<br />
nicht entziehen: <strong>BOLD</strong>-Autor Roland Löwisch durfte als einer von weltweit sechs Journalisten<br />
den Aston Martin DB4GT Zagato Continuation auf der Teststrecke in Silverstone quälen.<br />
Es gibt keinen Grund für übermäßigen<br />
Respekt – es ist ja nur ein Auto. Aber es<br />
gibt tausend Gründe für gesunden Respekt.<br />
Zum Beispiel vor 4.500 Stunden Handarbeit<br />
pro Auto. Oder vor der Tatsache, dass<br />
nur 19 Stück dieses Modells entstehen.<br />
Oder dass unser Testwagen Andrea Zagato<br />
höchstselbst gehört – dem Mann, dessen<br />
Familie einst die gleichnamige italienische<br />
Karosseriefirma gründete und die weltweit<br />
mit ihren Double-Bubble-Dächern<br />
bekannt wurde.<br />
Sie können nicht folgen? Sorry – die<br />
Geschichte ist aber auch verzwickt. Ich<br />
versuche, sie zu erklären: Es beginnt damit,<br />
dass mir die britische Edelschmiede Aston<br />
Martin die außergewöhnliche Gelegenheit<br />
gibt, ein ganz besonderes Auto zu fahren,<br />
das einen durchaus sperrigen Namen<br />
trägt: Aston Martin DB4GT Zagato Continuation.<br />
Das ist nichts Geringeres als ein<br />
nagelneuer Oldtimer – ein nach originalen<br />
Plänen, aber mit teilweise modernen<br />
Materialien gebautes Auto, das 1960 vorgestellt<br />
wurde und damals in nur 19 Exemplaren<br />
entstand.<br />
„Fortführungs-Autos“ sind keine alleinige<br />
Erfindung von Aston Martin: Jaguar baute<br />
bereits ein paar Lightweight-E-Types nach,<br />
ebenso D-Type und XKSS; Bentley plant<br />
ein Dutzend neue Vorkriegs-Blower, und<br />
auch Aston Martin hat bereits ein paar<br />
DB4GT – damals wie heute die Vorstufe<br />
zur Zagato-Version – auf schmale Dunlop-<br />
Räder gestellt. Neu dagegen ist, dass<br />
eine gute Handvoll Motorredakteure die<br />
Chance bekommt, so ein Auto mal zu<br />
fahren. Denn solche Juwelen sind normalerweise<br />
schon vor der Erstellung alle<br />
verkauft, und die Kunden wollen zurecht<br />
keinen Gebrauchtwagen abnehmen. Zumal<br />
sie einen Haufen Geld pro Exemplar<br />
bezahlen: Der DB4GT kostete zum Beispiel<br />
1,5 Millionen Pfund. Im Falle des Aston-<br />
Zagato, den es aufgrund des Jubiläums „100<br />
Jahre Zagato“ als „Century Collection“ nur<br />
im Paket mit einem modernen, 725 PS<br />
starken Aston Martin DBS GT Zagato gibt,<br />
werden umgerechnet inklusive Steuern<br />
8,3 Millionen Euro fällig. Aber unser Testwagen<br />
ist das nicht zu den 19 Exemplaren<br />
gehörende Entwicklungsauto, das schließlich<br />
das persönliche Exemplar von Andrea<br />
Zagato wird – natürlich lackiert im Zagato-<br />
Farbton „Rosso Majo“.<br />
Die Idee zu den neuen alten DB4GT hatte<br />
Paul Spires, Chef von Aston Martin Works<br />
in Newport Pagnell. In diesem englischen<br />
Nest, wo Aston Martin mit David Brown<br />
wenn schon nicht groß, so doch berühmt<br />
wurde, entstanden Autos zuletzt im Jahr<br />
2007. Seitdem war der alte Standort nur für<br />
Services und Restaurierungen zuständig.<br />
Jetzt werden hier wieder die schönsten<br />
Autos, die Aston Martin jemals gebaut
REPORTAGE / ASTON MARTIN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 83
REPORTAGE / ASTON MARTIN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 85<br />
hat, geboren. Wenn auch als Klon. Jedes<br />
Exemplar ist handgefertigt, die Karosserie<br />
wird aus Alu gedengelt. Der Motor<br />
ist ebenfalls gleichzeitig alt und nagelneu:<br />
Um für exakte Nachbauten keine Originalmaschine<br />
zerstören zu müssen, hat Aston<br />
Martin einen alten Motor in einen CT-Scan<br />
gesteckt und Millimeter für Millimeter<br />
fotografiert, um ihn dann von der Firma<br />
nachbauen zu lassen, die auch die Formel-<br />
1-Motoren für Mercedes-Benz fertigt. Die<br />
Doppelvergaser sind natürlich neu, nach<br />
Originalplänen wieder von Weber gefertigt.<br />
Das Fahrwerk und die Bremsen – alles<br />
nachgebaut, alles identisch, nur die Bremsbeläge<br />
sind heute haltbarer als damals.<br />
Mehr als 60 Mitarbeiter erstellen die<br />
19 Exemplare.<br />
Im Gegensatz zum Original sind die Klone<br />
jedoch nur als reine Track-Day-Autos<br />
konzipiert. Das bedeutet unter anderem:<br />
keine Straßenzulassung, eine geradeverzahnte<br />
Viergang-„Dog-Box“ als reines<br />
Renngetriebe, Carbonsitzschalen, Vierpunktgurte,<br />
Überrollkäfig, Feuerlöschanlage,<br />
Not-Aus. Der Motor ist mit etwa<br />
395 PS um rund 80 PS stärker, als er früher<br />
zumindest nach offiziellen Angaben war.<br />
Wer von den 19 Continuation-Käufern<br />
seinen Schatz trotzdem auf der Straße<br />
fahren will, muss den Wagen für rund<br />
100.000 Pfund umrüsten lassen. Aber<br />
nicht bei Aston Martin – die Edelmarke<br />
lehnt solche Arbeiten ab. Jetzt aber hinein<br />
in das gute Stück, das bereits 4.000 Meilen<br />
auf den Dachbuckeln hat. Spires selber<br />
nimmt mich mit auf die ersten Runden,<br />
damit ich die Aston-Martin-Teststrecke<br />
auf dem Gelände in Silverstone, wo auch<br />
die Formel 1 rast, kennenlerne. Sie besteht<br />
aus zwei Geraden und einer Menge enger<br />
Kurven. Der Mann geht wahrlich nicht<br />
zimperlich mit seinem roten Baby um, aber<br />
er weiß es zweifellos zu handhaben. Genau<br />
wie die Rennprofis Darren Turner und<br />
Peter Dumbreck, die das Auto abgestimmt<br />
haben. Fahrerwechsel. Spires steigt aus – ob<br />
aus Vertrauen oder wegen des Gegenteils,<br />
lässt er offen. Mit einem winzigen Schlüssel<br />
lasse ich den auf 4,7 Liter Hubraum vergrößerten<br />
Reihensechszylinder an, und am<br />
Heck donnert es sofort – so schöne runde<br />
Bässe kann kein modernes Ventil- und<br />
Klappensystem produzieren. Und dann<br />
die Schaltung: Ein wunderbarer halblanger<br />
Handhebel, gepaart mit einem geradeverzahnten<br />
Viergang-Renngetriebe, gezuckert<br />
mit ultrakurzen Schaltwegen, ergibt Lust<br />
auf lange nicht mehr dagewesene Konzentration<br />
bei der Schaltarbeit. Die Gänge<br />
wollen hineingetrieben werden, kurz,<br />
knackig, nachdrücklich, was nicht immer<br />
gleich funktioniert. Besonders das Herunterschalten<br />
vom dritten in den zweiten<br />
Gang beim Rudern durch eine enge Linkskurve<br />
erfordert mechanischen Sadismus<br />
der ganz gemeinen Art.<br />
Der Pilot hat beide Hände voll zu tun, ohne<br />
Servolenkung die 1.200-Kilo-Kiste auf<br />
Kurs zu halten. Das „alte“ Fahrwerk und<br />
die für heutige Verhältnisse dünnen Reifen<br />
sorgen für ein übersteuerndes Heck in<br />
jeder engagiert gefahrenen Kurve – nicht<br />
böswillig, aber stetig. Ohne Unterlass muss<br />
am Moto-Lita-Holzlenkrad korrigiert<br />
werden. Und dass sich bei genügend
86 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> REPORTAGE / ASTON MARTIN<br />
Tempo wegen damals zeitgemäßer „Steifigkeit“<br />
der Konstruktion ein Rad vom Boden<br />
hebt, sieht man nur von außen. Auch beim<br />
Bremsen muss man stets daran denken,<br />
dass man in einer eigentlich alten Konstruktion<br />
sitzt – das Fahren ist Arbeit. Eben<br />
wie damals. Aber schöne Arbeit – es fällt<br />
schwer, danach wieder auf eine piepende,<br />
sprechende und dank moderner Technik<br />
völlig langweilige Limousine umzusteigen.<br />
Aber zum Glück kündigt Spires schon die<br />
Fortsetzung der Klonserie an: Als nächstes<br />
entstehen neue alte Aston Martin DB5.<br />
Und zwar nicht irgendwelche, sondern 25<br />
Exemplare des Bond-Filmautos. Inklusive<br />
drehbarem Kennzeichenhalter, ausfahrbaren<br />
Kanonen und Kugelfang am Heck.<br />
Sogar einen Ölablassrohr wird es geben –<br />
auch wenn da nur schwarz gefärbtes Wasser<br />
herauskommt. Und auf den Schleudersitz<br />
müssen die Neukunden wahrscheinlich<br />
völlig verzichten.<br />
Letzte Frage: Schadet sich Aston Martin<br />
nicht mit solchen neuen Oldtimern? Spires<br />
verneint heftig: „Der DB4GT Zagato war<br />
vor den Continuation-Cars ein vergessenes<br />
Auto. Jetzt ist er wieder in aller Munde, die<br />
Werte der Originale steigen – es unterstützt<br />
also unsere Historie.“ Außerdem würden<br />
die Besitzer der Originale ihre Autos wieder<br />
auf die Rennstrecke holen – dafür können<br />
sie nun zum Beispiel den originalen Motor<br />
ausbauen und gefahrlos mit einem neuen<br />
alten Aggregat rasen. „Und noch ein Vorteil:<br />
Beim Bau der Continuation-Cars sind viele<br />
junge Leute von Aston Martin beteiligt –<br />
so bleibt das Wissen, wie man so ein Auto<br />
herstellt, erhalten.“ Respekt …<br />
HISTORISCHE<br />
VORBILDER<br />
Die Historie der DB4-Derivate ist nicht<br />
weniger verwirrend als deren Auferstehung.<br />
Der „normale“ DB4 wird 1958<br />
vorgestellt. Die Carozzeria Touring ist für<br />
den Entwurf und für die flüssigen Linien<br />
zuständig. Das Chassis wird in Farsley<br />
gebaut, das Fachwerkgerippe in Newport<br />
Pagnell aufgeschweißt. Darauf wird die<br />
Karosserie aus Aluminium-Paneelen<br />
gebogen. Der Pole Tadek Marek ist für<br />
den Motor zuständig – ein 3.670 Kubik<br />
großer Reihensechszylinder, auf dem zwei<br />
SU-Horizontalvergaser thronen, was dem<br />
Motor zu 242 PS verhilft. Roy Salvadori,<br />
Aston-Martin Werkspilot 1959, ist hinund<br />
hergerissen: Er bescheinigt dem Auto<br />
viel Kraft, viel Platz für die Familie, gute<br />
Sichtbarkeit der fünf Rundinstrumente,<br />
eine hohe Sitzposition und standfeste<br />
Bremsen. Das Auto rennt mit Viergang-<br />
Handschalter 225 km/h Spitze und den<br />
Sprint erledigt es in 9,1 Sekunden.
REPORTAGE / ASTON MARTIN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 87
REPORTAGE / ASTON MARTIN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 89<br />
Der DB4 GT kommt 1959 und ist vorrangig<br />
gedacht als straßenzulassungsfähige Rennversion<br />
des DB4. Aufmerksame Fans sehen<br />
ihn aber schon ein paar Monate vorher,<br />
als er noch als Prototyp und Team Car<br />
Nr. DP199/1 das GT-Rennen beim Daily<br />
Express Silverstone May Meeting, ein<br />
Rahmenprogramm der International<br />
Trophy, gewinnt. Am Steuer: Stirling Moss.<br />
Der auch gleich eine neue Rundenbestzeit<br />
fährt.<br />
Für den GT kürzt Aston Martin den<br />
DB4-Radstand um 127 Millimeter auf<br />
2.362 Millimeter, was ihn zu reinen Zweisitzer<br />
macht. Er wird 69 Kilo leichter dank<br />
Einsatz von Magnesium nach dem Superleggera-Prinzip.<br />
Die Scheinwerfer rücken<br />
tief in den Kotflügel. Das Auto besitzt<br />
rundherum Girling-Scheibenbremsen. Mit<br />
dabei sind Borrani-Räder, dazu ein Sperrdifferential.<br />
Der Motor erhält einen zweiten<br />
Zündverteiler, sechs zusätzliche Kerzen<br />
und einen Ölkühler. Von 0 bis 160 km/h<br />
und zurück vergehen nur 20 Sekunden.<br />
Der Motor ist ein Zweiventiler mit 3.7 Liter<br />
Hubraum mit drei Weber-Doppelvergasern,<br />
was offiziell 302 PS ergibt. Aber<br />
Nachmessungen zeigen, dass etwa zehn<br />
Prozent Power abgezogen werden muss.<br />
Trotzdem rennt das Auto rund 240 km/h.<br />
Der Preis: stolze 4.670 Pfund, das sind<br />
586 Pfund mehr als beim DB4. Nur 94<br />
Stück werden gebaut.<br />
seinem Schaffen die Krone aufsetzt.<br />
Dank höherer Verdichtung leistet der<br />
Motor nun offiziell 314 PS. 25 Stück des<br />
1.251 Kilo schweren Zweisitzers sind<br />
geplant, aber nur 19 werden mangels<br />
Nachfrage gebaut. Für 242 km/h Spitze<br />
müssen genau 5.469 Pfund, 19 Schillinge<br />
und 9 Pence inklusive Steuern hingeblättert<br />
werden. Das Chassis wird in Newport<br />
Pagnell gebaut, dann wird es nach Italien<br />
in die Via Giorgini 18 gebracht für die<br />
Hochzeit. Die meisten Exemplare werden<br />
dann zurück nach England verfrachtet,<br />
um mit dem Rest bestückt zu werden,<br />
zum Beispiel Plexiglasscheiben seitlich<br />
und hinten. Viel Luxus gibt es nicht – und<br />
auch keine Stoßstangen. Im Heck steht<br />
das Reserverad, dahinter befindet sich ein<br />
riesiger 135-Liter-Tank für 560 Kilometer<br />
Fahrstrecke.<br />
Jim Clark nennt das Renn-Modell aus<br />
dem Ogier-Rennstall „großes schweres<br />
Biest“. Das Design stammt vom genialen<br />
Ercole Spada, der damals erst 23 Jahre alt<br />
ist. Das „Double Bubble“-Dach, Zagatos<br />
Markenzeichen, entsteht, weil er mit niedrigeren<br />
Frontscheiben die Aerodynamik<br />
der Autos verbessern will. Das vermindert<br />
zwar die Stirnfläche, aber großgewachsene<br />
Piloten können innen kaum gerade<br />
sitzen. So schafft Zagato mit den Beulen<br />
neuen Platz.<br />
Im Oktober 1960 präsentieren die<br />
Engländer auf der London Motor Show<br />
eine noch leichtere DB4-Version – den<br />
DB4 GT Zagato, mit dem David Brown<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
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