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How_to_typo_Typo_Cookbook

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Zubereitung

Rotis ist eine Schriftsippe, die 1988

von Otl Aicher veröffentlicht wurde.

Die Schrift hat ihren Namen von Aichers

Wohnort Rotis, einem Ortsteil

von Leutkirch im Allgäu.

Aicher selbst schrieb den Namen Rotis

generell klein und fügte auch erst später

Majuskeln zu seinem Entwurf hinzu,

da er die Großschreibung einzelner

Wörter als Symbol für Hierarchie und

Unterdrückung ablehnte.

Unter Typografen und Designern ist

die Rotis sehr umstritten, da Otl Aicher

viele der anerkannten Thesen,

die er selbst über die Lesbarkeit von

Schriften im Allgemeinen aufgestellt

hat, bei seiner Rotis nicht beachtet

hat. Das Schriftbild wirkt bei größeren

Textmengen unruhig und flimmert auf

hellem Papier, besonders die beiden

Semischnitte.

Dennoch besitzt die Rotis prägnant

geformte Einzelbuchstaben (auffällig

besonders das e) und eignet sich somit

vor allem für Überschriften und in der

Logo-Typografie. Sie wird aber auch

als Brotschrift, meist im kulturellen

und künstlerischen Bereich, eingesetzt.

Otl Aicher hat sein Buch typographie

komplett in der Rotis gesetzt;

die deutschen Textspalten in

konsequenter Kleinschreibung, die

englischen Spalten in gemischter

Schreibweise. Otl Aicher formulierte

für seine Rotis nicht nur einen

formalen Anspruch jenseits aller

bestehenden Schriften, sondern er

behauptete gleichzeitig auch höhere

Lesbarkeit.

Im vorauseilenden Gehorsam nehmen

seitdem viele Gestalter und Architekten

– von Baumann & Baumann bis

Foster und weiter – Rotis für alles und

hoffen, dem Gegenstand ihrer Gestaltung

allein dadurch einen erhöhten

intellektuellen Anspruch zu verleihen.

Die meisten Schriftgestalter hingegen

halten Rotis für eine Ansammlung

schöner Buchstaben, die aber noch

keine richtige Textschrift ausmacht.

Oder „D‘r Hung‘r treibt‘s nei“,

(Schmeckt nicht so gut, aber wer

hungrig ist, der isst alles) wie der Allgäuer

dazu sagen würde.

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