How_to_typo_Typo_Cookbook
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How to Typo!?
Eine kulinarische Reise durch die Epochen
Laura M. Schneider
Impressum
Technische Hochschule Nürnberg
Fakultät Design
Wintersemester 2018/2019
Grafik Design 2. Semester
Lehrbeauftragter
Prof. Peter Krüll
Gestaltung
Laura M. Schneider
Wodanstraße 65
90461 Nürnberg
How to Typo!?
Eine kulinarische Reise durch die Epochen
Vorwort
„Abwechslung in den Speisen mehrt
den Appetit.“
Um eine gute Schrift zuzubereiten
bedarf es großer Kunst. Man benötigt
die richtigen Zutaten, die richtige
Vorgehensweise und zu guter letzt
die richtige Würze. Wie bei einem leckeren
Gericht eben!
Mit diesem Buch schicke ich Euch
auf eine kulinarische Reise von der
Renaissance bishin zur Moderne und
ihr lernt, wie man in Zukunft Typo
richtig zubereitet. Ob für Flyer, Visitenkarten,
Websites, mit dieser Ausgabe
haben Sie immer das richtige
Rezept parat.
Ich werde Euch durch die verschiedenen
Epochen nehmen und neben der
damals entwickelten Schrift, paralell
köstliche Rezepte aus den alten Jahrhunderten
vorstellen, die Ihr ganz
einfach Zuhause nachmachen könnt.
Dabei beziehe ich mich passend zur
Epoche auf eine beliebte Speise die
zur der Zeit auf dem Markt kam oder
aufgrund der damaligen Umstände
gekocht wurde. Von prunkvoll angerichtet
bis primitve Leckereien.
Damit auch zu keiner unpassenden
Zutat gegriffen wird, werde ich jeweils
farbenfroh die einzelnen Inhalte
aufführen und erkläre was dabei
zu beachten ist, damit es am Ende
zum besten Ergebnis kommt.
Danach können Sie die Intensität der
Würze selbst entscheiden.
Wer noch nicht genug von dem kleinen
Einblick der bestimmten Epoche
und Ihrer Spezialitäten hat, der kann
weiterhin bei den dazugehörigen
Empfehlung auf den weiterführenden
Seiten stöbern.
Viel Freude beim Kochen!
guten Appetit!
Rezepte
7 Vorspeisen
8 Renaissance Antiqua
9 Palatino
19 Pasteten
20 Barock Antiqua
21 Bookman
31 Suppen
32 Klassizistische Antiqua
33 Didot
43 Kartoffeln
44 Serifenbetonte Linear Antiqua
45 Rockwell
55 Desserts
56 Serifenlose Linear Antiqua
57 Rotis
5
Vorspeisen
französische Leckerbissen
runder Geschmack, römisches Gericht
Renaissance Antiqua
Eine Erfindung Johannes Gutenbergs in
der Frührenaissance (um 1400–1468).
Auch als »Mediaeval« (lt. »mediaeval«
für »mittelalterlich«) beziehungsweise
»Mediäval«, im angelsächsischen
Sprachraum als »Old Style« oder
»Old Face« bezeichnet.
Durch sie konnten von nun an Ideen und
Wissen maschinell reproduziert werden,
was einen radikalen multidisziplinären
Strukturwandel zur Folge hatte,
der alle westeuropäischen Zivilisationen
innerhalb kürzester Zeit nachhaltig
veränderte. Humanismus, Aufklärung,
die Entdogmatisierung der Wissenschaft,
Liberalisierung und Typografie
sind deshalb unverkennbar heraus zu
schmecken .
Die Renaissance brachte auch in der
Küche einen enormen Paradigmenwechsel
mit sich. Die Verbindung von
alter und neuer Welt war kulinarisch
eine enorme Erweiterung.
So war Italien der große Impulsgeber
dieser Zeit, da es durch den Seehandel
Zugang zu Zutaten hatte, die in anderen
Ländern unerschwinglich waren.
Zucker war ein kostbares Gut, das in
Venedig vergleichsweise verschwenderisch
benutzt wurde.
Aber auch Anis, Datteln, Feigen, Bitterorangen
oder auch Granatäpfel erreichten
auf diesem Wege die Küche. Ein Gericht
aus der Renaissance wird später in
diesem Kapitel vorgestellt.
Die Renaissance-Antiqua ist heute die
führende Verkehrsschrift der westlichen
Welt und wird in »Venezianische
Renaissance-Antiqua« und »Französische
Renaissance-Antiqua« unterschieden.
Ein Beispiel für eine leckere Französische
Ranaissance-Antiqua ist die Palatino.
Gerade durch die Entdeckung Amerikas
und die neuen Tier- und Pflanzenarten,
aber auch die Zubereitungsarten, veränderte
sich der Speisezettel enorm.
8
palatino
Serviervorschlag
9
Die Zutaten
Die Details der Schrift
1. einen Esslöffel Serifen
2. eine leicht nach links geneigte optische Achse bei den Rundformen
3. 200g leicht gekehlte Serifenunterkanten
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due
5.
6.
4. Prise Minuskeln mit schrägen Dachansätzen
5. starker Strichstärkenkontrast
6. eine waagrechte Achse der Minuskel »e«
Renaissance Antiqua Palatino n
11
Die Zubereitung
Die Palatino wird im Jahr 1949 von
Hermann Zapf für die D. Stempel
AG entworfen. Der Name leitet
sich von Giambattista Palatino
(gestorben 1575 in Neapel) ab, einem
italienischen Schreibmeister
der Renaissance.
Zapfs Neue dient zunächst der
Zubereitung eines Drucks einer
Prachtausgabe von Goethes „Von
der dreifachen Ehrfurcht.
Im Folgejahr erscheint die Palatino
für Handsatz und Linotype-Satzmaschinen.
Der zunächst fehlende
Buch-Schnitt für den Werkssatz erscheint
1953 separat in Gestalt der
Schriftart Aldus.
Palatino entwickelt sich in den folgenden
Jahren und Jahrzehnten
zu einer der erfolgreichsten und
beliebtesten Antiquas des 20. Jahrhunderts.
Sie gilt heute schon als
eine der klassischen Schriften der
Moderne.
Zapf baut seine Palatino auf antike
Proportionen auf und haucht ihnen
dabei kalligrafischen Charakter
ein. Die Schrift läuft vergleichsweise
weit. Dies macht die Schrift
jedoch auch besonders robust und
lesefreundlich.
Die primären Klassifikationsmerkmale
einer Französischen Renaissance-Antiqua
sind die schrägen
Dachansätze der Minuskeln, die
grundsätzlich über die H-Linie zur
k-Linie gehen, runde Serifenübergänge,
leicht gekehlte Serifenunterkanten,
eine waagrechte Achse
der Minuskel »e« und eine optische
Achse, die bei den Rundformen
leicht nach links geneigt ist.
Beispiel gesetzt aus der »Simoncini
Garamond« (1961) von Francesco
Simoncini (1912–1975) nach
einem Schriftschnitt von Jean Jannon
(1580–1658).
„Essen und Trinken hält Leib und
Seele zusammen“
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Unsere Empfehlung
Renaissance Antiqua Palatino n
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Varianten
Schnitte der Schrift
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Renaissance Antiqua Palatino n
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Pasteten
barocke Gaumenfreuden
prächtiger Gaumenschmaus
Barock Antiqua
Unter »vorklassizistisch« wird in der
Typografie der Zeitraum zwischen
den Schriftepochen Renaissance-Antiqua
und Klassizistische Antiqua
verstanden, eine kunstgeschichtliche
Epoche, die in römisch katholisch
geprägten Kulturkreisen Europas
als Barockzeit bezeichnet wird.
In der Englischen Typografie, in
Frankreich und Italien existiert der
Begriff »Barock Antiqua« nicht, auch
nicht in Deutschland, Österreich und
der Schweiz vor 1964, wo diese Nebenschriftgruppe
korrekt als Vorklassizistische
Antiqua, Halbmediäval
oder Übergangsantiqua bezeichnet
wurde.
Wie der Name erst vermuten lässt
haben die Schriften keinesfalls eine
ȟbertriebenen, bizarre, geschmacklose
oder dekatente«, also eine »barocke«
Note im Sinne Jean-Jacques
Rousseaus (1712–1778). Im Gegenteil,
diese »präviktorianischen« Antiquas
könnten sogar als »antibarock«
bezeichnet werden.
Die Barockzeit wurde insbesondere
durch die Gegenreformation der
römisch-katholische Kirche, den
Jesuitismus, die Auswirkungen des
30-jährigen Krieges (1618–1648),
den politischen Absolutismus und
durch die Traditionen der Antike
geprägt.
Etymologisch leitet sich der Begriff
aus dem franz. »baroque« für »wunderlich,
eigenartig, verschnörkelt«
ab, dieser wiederum vom portugiesischen
»barroco« für »schiefrund, in
Form einer unregelmäßigen Perle«.
Im Gegensatz zu den pompös aufgestellten
Speisekarten des Barockes
stehen hingegen die Schriften der
Barock Antiqua. Diese sind keineswegs
verschnörkelt, übertrieben und
geschmacklos, sondern erfreuen
den Leser an gewisser Klarheit und
Struktur. Mancher möge diese Art
vielleicht auch als zu streng bezeichnen.
Die Vorklassizistische Antiqua gilt als
die erste Schriftart, deren Buchstaben
konsequent und systematisch
mittels der Typometrie streng konstruiert
wurden.
Ein köstliches Gericht dazu lesen Sie
auf den nächsten Seiten:
20
Bookman
21
Die Zutaten
Die Details der Schrift
1. eine Hand voll Serifen
2. eine gerade, leicht nach links, oder rechts geneigte optische Achse
bei den Rundformen
3. Einen Teelöffel Serifen ohne Kehlung der Unterkante
Fon
1.
2.
3.
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4.
due
5.
6.
4. Prise Minuskeln mit schrägen Dachansätzen
5. einen starken Strichstärkekontrast
6. eine waagrechte Achse der Minuskel »e«
Barock-Antiqua
Bookman n
23 23
Die Zubereitung
Bookman oder Bookman Old
Style ist eine Serifenschrift.
Bookman ist ein breites, gut
lesbares Design, das etwas
breiter als die meisten Textoberflächen
im Body-Text ist.
Es wurde sowohl für die Display-Typografie
als auch für
das Drucken in kleinen Formaten
verwendet, zum Beispiel
beim Drucken im Handel,
und seltener für Body-Text.
In der Werbung wird es besonders
mit dem Grafikdesign
der 1960er und 1970er Jahre
in Verbindung gebracht, als
Wiederbelebungen davon sehr
beliebt waren.
Bookman ähnliche Buchstabenformen
wie die Schriftart
Caslon aus dem 18. Jahrhundert,
mit einer gleichmäßigeren
und regelmäßigeren
Struktur, mit breiten und
schlanken Kleinbuchstaben
und einem geringen Kontrast
in der Strichbreite.
Der Vorfahr von Bookman
Old Style ist Miller & Richards
„Old Style“, geschnitten von
Alexander Phemister.
Oft als „modernisierter alter
Stil“ bezeichnet, handelt es
sich um eine Neugestaltung
von „echten alten“ Serifengesichtern
aus dem achtzehnten
Jahrhundert wie Caslon. Wie
sie hat es abfallende Serifen
und vermeidet abrupte Kontraste
bei den Strichstärken.
Die Kleinbuchstaben sind
ziemlich breit und die x-Höhe
ist ziemlich groß.
Weit verbreitet und als Raubkopien
gedacht, wurde sie zu
einer Standardschriftart und
half, ein Genre aus einer Vielzahl
von losen Revivals und
Anpassungen des Caslon-Designs
zu schaffen, das in den
weit gespreizten Armen des
T und den scharfen Halbpfeil-Serifen
auf vielen Buchstaben
sichtbar ist.
Das 1924-Lehrbuch „Introduction
to Advertising“ beschreibt
Bookman als:
„Einfach, maskulin und hinterlässt
den Eindruck von Zuverlässigkeit
ohne Schwere“.
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Unsere Empfehlung
Barock-Antiqua
Bookman n
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Varianten
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Barock-Antiqua
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Suppen
klassische Kreationen
leicht und lecker
Klassizistische Linear Antiqua
Im englischsprachigen Raum als »Didone«
bezeichnet.
Unter »Klassizistisch« bzw. »Klassizismus«
wird ein westeuropäischer
und nordamerikanischer Kunststil
von 1750 bis ins frühe 19. Jahrhundert
verstanden (Deutschland 1770–
1830), der sich dadurch auszeichnet,
die Formprinzipien der griechisch-römischen
Antike in Kunst und Kultur
nachzuahmen.
In seiner typisch strengen Geradlinigkeit
unterscheidet sich der Klassizismus
wesentlich von der überbordenden
Formenvielfalt des
vorangegangenen Spätbarock bzw.
Rokoko. Das Selbstverständnis dieses
Stils: Logisch, klar, linear, streng
und moralisierend.
Politisch und gesellschaftlich symbolisierte
der Klassizismus insbesondere
die Demokratie des antiken
Griechenlands und die römische Republik.
So stellte er u.a. feudalistische
Herrschaftsstrukturen und die »degenerierte
Banausie« (Mirabeau) der
Aristokratie in Frage und favorisierte
das Ideal der liberalen Geisteshaltung
eines humanistisch »aufgeklärten«
Bildungsbürgertums (Gebrüder
Humboldt).
Ab cirka 1770 entwickelte Giambattista
Bodoni aus der französischen
Réales Pierre Simon Fourniers erstmals
eine Klassizistische Antiqua mit
einem streng symmetrischen, fast
monumental anmutenden Aufbau,
welche die westeuropäische Schriftkultur
des gesamten 19. Jahrhunderts
maßgeblich prägen sollte.
Hingegen auf der Speisekarte sah
es weniger vorbildlich aus, sondern
einfach und schlicht, da die Zeit zwischen
dem 18. und 19. Jahrhundert
viele Dürreperioden, Seuchen und
Unwetter mit sich brachte.
Viele große Ernten blieben aus, die
Nutztiere verendeten was große
Hungersnöte in der europäischen Bevölkerung
auslöste. Deshalb griffen
die Menschen zu den primitivsten
Zutaten und kreierten dennoch gehaltvolle
Mahlzeiten. Wie etwa die
klassische Didot:
32
didot
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Die Zutaten
Die Details der Schrift
1. 500g Serifen mit eckigen oder runden Übergängen
2. eine senkrechte optische Achse bei den Rundformen
3. 200g gerade Serifenunterkanten
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4.
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5.
4. Prise Minuskeln und Majuskeln mit geraden Dachansätzen
5. einen Strichstärkenkontrast, extra stark
6. ein waagrechter Innenbalken der Minuskel »e«
Klassizistische Linear Antiqua Didot n
35
Die Zubereitung
Schrift-Designer: Adrian Frutiger,
1991, Firmin Didot, 1784
Die Didots waren eine im 18. und
19. Jahrhundert über 100 Jahre
lang aktive Designer-Familie. Ihre
Mitglieder waren Drucker, Verleger,
Schriftdesigner, Erfinder und
Intellektuelle. Um 1800 besaß die
Familie Didot die größte Druckerei
und Typengießerei Frankreichs.
Der Drucker Pierre Didot
veröffentlichte ein Dokument
mit Schriften seines Bruders
Firmin Didot (1764-1836), dem
Schrift-Designer.
Die strengen, klaren Formen
dieser Schrift haben rationale,
objektive Merkmale, die für die
Epoche und die Philosophie des
Aufklärungszeitalters repräsentativ
sind. Die Schrift Didot® von
Adrian Frutiger ist eine feinfühlige
Interpretation der französischen
klassizistischen Antiqua
Didot.
Als weitere Vorlage für das Design
diente Henriade, ein mit der
Originalschrift Didot von 1818
realisierter, historischer Druck.
Die Schrift Didot verleiht dem
Text ein klassisches und elegantes
Erscheinungsbild.
Die Schrift Didot eignet sich besonders
gut für Texte und Überschriften
in Büchern und Magazinen,
in Korrespondenzen, auf
Postern und für Werbung.
„Die Sauce ist für die Kochkunst,
was die Grammatik für die
Sprache.“
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Unsere Empfehlung
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Varianten
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Kartoffeln
beliebte und vielfältige Knollen
charakteristischer Geschmack, zeitlos
Serifenbetonte Linear Antiqua
Egyptienne Schriften entstanden
zu Beginn des 19. Jahrhunderts in
England. Sie wurden im Zuge der
rasanten Industrialisierung und des
progressiven ökonomischen Liberalismus
als Anzeigen- und Reklameschriften
aus der Klassizistischen
Antiqua entwickelt. Der früheste
dieser Schriftschnitte mit den charakteristischen,
monumental und
plakativ wirkenden Serifen hieß
noch »Antique«.
Er stammte aus der Hand des Londoner
Schriftschneiders Vincent
Figgins (1766–1844), der sich von
den klassizistischen Druckschrifttypen
Firmin Didots (1764–1836) inspirieren
lies. 1817 wurde diese erste
Serifenbetonte Linear Antiqua als
Akzidenzschrift publiziert.
Der Name ist vermutlich ein Resultat
der zu dieser Zeit grassierenden
»Ägyptomania«, einer Modetendenz,
die in Paris nach Napoleons
»erfolgreichem« Ägypten-(Raub)
feldzug aufkam, den Empire-Stil
manieristisch infizierte und mit Jean-
François Champollions (1790–1832)
epochaler Entzifferung der Hieroglyphen
den klassizistischen Zeitgeist
und die Bildung nachhaltig prägte.
Über London breitete sich diese
Strömung rasch auf ganz Westeuropa
und die USA aus.
Sie gipfelte gegen Ende des 19. Jahrhunderts
in der geradezu bizarren,
rein kommerziell motivierten Typografie
der Verlagshäuser und
Druckereien, deren typografische
Kultur sich mehrheitlich am
kitschig banalisierten Kunsthandwerk
aus Historismus und Jugendstil
orientierte.
Schriften im Stile der Egyptienne
werden außerhalb des Akzidenzsatzes
ab Mitte des 19. Jahrhunderts
als Schreibmaschinenschriften (Typewriter)
und in der Typografie ab
Mitte des 20. Jahrhundert als
Zeitungsschriften (Zeitungsantiquas)
verwendet.
Wie bei der Schrift, war auch in der
Ernährung der Wandel zur Industrialisierung
spürbar. Die Kartoffel
setzte sich gegenüber dem Getreide
durch und löste durch ihre Genügsamkeit
in ihrem Anbau das Problem
der vielen Missernten. Bis heute ist
sie zusammen mit der Egyptienne
ein beliebtes Gericht und häufig auf
Tellern und Werbereklamen zu sehen.
Darunter auch die Rockwell.
44
rockwell
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Die Zutaten
Die Details der Schrift
1. ein Pfund Serifen
2. eine senkrechte Achse bei den Rundformen
3. eine Messerspitze ungekehlte Serifenunterkanten
1.
Fon
2.
3.
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due
4.
6.
5.
4. Prise Minuskeln mit schrägen Dachansätzen
5. eine Tasse voll optisch gleichen Strichstärkenkontrast
6. eine Maß waagrechte Achse der Minuskel »e«
Serifenbetonte Linear Antiqua Rockwell n
47
Die Zubereitung
Rockwell ist eine Schriftart mit
Serifen aus der Schriftklasse
Egyptienne.
Die Schrift entstand im Auftrag
des damaligen Betriebsleiters
Frank Hinman Pierpont 1934 bei
der Firma Monotype und erwies
sich als eine der erfolgreichsten
Egyptienne-Schriften des 20.
Jahrhunderts.
Die Rockwell wurde z. B. in den
1980ern für das ÖKO-TEST-Magazin,
für den Fließtext im P.M.
Magazin und in den jährlich
erscheinenden Ausgaben des
Guinness-Buchs der Rekorde
verwendet.
Ähnlich ist die von der Bauerschen
Gießerei, Frankfurt am
Main, ab 1930 in sieben
Schnitten gegossene Schriftfamilie
Beton, die nach Entwürfen
von Heinrich Jost entstand.
Die von Herb Lubalin entwickelte
ITC Lubalin Graph ist
eine Egyptienneversion der ITC
Avant Garde, die der Rockwell
ähnelt; sie hat etwas weniger
Serifen (z. B. keine Fußserife
in der 7, nur eine nach links
gerichtete Serife im A) und ein
paar andere Majuskeln (z. B. G
und R).
Die ITC Avant Garde Gothic entspricht
etwa einer serifenlosen
Variante der ITC Lubalin Graph
und der Rockwell. Doch zu der
Zubereitung der Serifenlosen Linear
Antiqua kommen wir später
nochmals darauf zu.
Der Rockwell ähnlich ist auch
die Glypha, in der zusätzliche
Serifen vorkommen (z. B. beim G
und an den Mittelstrichen von E
und F), andere Serifen hingegen
fehlen (z. B. beim A).
„Wer Kartoffeln ißt, wird eher
satt, als wer Braten essen sieht.“
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Desserts
süße Verführungen ohne Zucker
schlicht und modern
Serifenlose Linear Antiqua
Mit dem beginnenden 18. Jahrhundert
beeinflussten die jungen Wissenschaften
die westeuropäischen
Kulturen mit ihren neuen historischen
Erkenntnissen, welche sich natürlich
auch in der Schriftgestaltung
und später in der Typografie wiederspiegelten.
Ab den 1780er Jahren verwendeten
in Großbritannien Architekten,
Bildhauer und Ingenieure unter dem
Einfluss der Formprinzipien des Klassizismus
und Rationalismus serifenlose,
lineare Majuskelschriften für
ihre Aufrisse, Architekturskizzen und
Maschinenbaupläne.
Im Zuge der Industrialisierung meinen
»Rationalisierung« der Gesellschaft
begann die »Sans Serif« ihren
Siegeszug.
Mit ihrer geradezu technokratisch
nüchternen Anmutung und schlichten
Typometrieeignete sie sich hervorragend
für das Gravieren von Typenschildern
und das Einfräsen und
Eingießen von Namenszügen bzw.
Typenbezeichnungen an Maschinen
aus Stahl – sowie konsequenter
Weise für die einfache, schnelle und
autarke Beschriftung industrieller
Sphären und Dokumentationen.
1832 schuf der Londoner Typograf
und Schriftgießer Vincent Figgins
(1766–1844), eine serifenlose Majuskelschrift
als eine Schriftgarnitur
mit drei Schriftgraden, die unter der
Schriftbezeichnung »Two-line Great
Primer Sans-serif« bekannt wurde.
Er verwendete als erster die Bezeichnung
»Sans Serif«, welche aus dem
Französischen stammt und »ohne
Serife« bedeutet. Im gleichen Jahr
publizierte William Thorowgood
(o.A.–1877) die erste serifenlose
Werksatzschrift mit einem Majuskel–
und Minuskelalphabet.
Auf dem Speisezettel der „mittleren
Arbeiterschicht“ sah es inzwischen
ein wenig voller aus. Luxusgüter wie
Zucker und Schokolade waren zwar
noch immer teuer, jedoch standen
sie jedermann zur Verfügung. Durch
die Industrialisierung konnten auch
bald auf erschwingliche Weise Konserven
und Süßwaren produziert
werden.
1755 erschien zum ersten Mal in einem
Kochbuch aus Paris die Mousse
au Chocolat und auch viele weitere
Desserts mit dem braunen süßen
Gold.
Eine Süßware wäre dabei die Rotis.
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rotis
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Die Zutaten
Die Details der Schrift
1. Buchstaben ohne Serifen wählen
2. eine Prise senkrechte Achse bei den Rundformen
3. Fünf Stück Minuskeln mit geraden Dachansätzen
1.
Fon
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due5.
4.
4. Ein Eischwer optisch gleichen Strichstärkenkontrast
5. eine waagrechte Achse der Minuskel »e«
Serifenlose Linear Antiqua Rotis n
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Zubereitung
Rotis ist eine Schriftsippe, die 1988
von Otl Aicher veröffentlicht wurde.
Die Schrift hat ihren Namen von Aichers
Wohnort Rotis, einem Ortsteil
von Leutkirch im Allgäu.
Aicher selbst schrieb den Namen Rotis
generell klein und fügte auch erst später
Majuskeln zu seinem Entwurf hinzu,
da er die Großschreibung einzelner
Wörter als Symbol für Hierarchie und
Unterdrückung ablehnte.
Unter Typografen und Designern ist
die Rotis sehr umstritten, da Otl Aicher
viele der anerkannten Thesen,
die er selbst über die Lesbarkeit von
Schriften im Allgemeinen aufgestellt
hat, bei seiner Rotis nicht beachtet
hat. Das Schriftbild wirkt bei größeren
Textmengen unruhig und flimmert auf
hellem Papier, besonders die beiden
Semischnitte.
Dennoch besitzt die Rotis prägnant
geformte Einzelbuchstaben (auffällig
besonders das e) und eignet sich somit
vor allem für Überschriften und in der
Logo-Typografie. Sie wird aber auch
als Brotschrift, meist im kulturellen
und künstlerischen Bereich, eingesetzt.
Otl Aicher hat sein Buch typographie
komplett in der Rotis gesetzt;
die deutschen Textspalten in
konsequenter Kleinschreibung, die
englischen Spalten in gemischter
Schreibweise. Otl Aicher formulierte
für seine Rotis nicht nur einen
formalen Anspruch jenseits aller
bestehenden Schriften, sondern er
behauptete gleichzeitig auch höhere
Lesbarkeit.
Im vorauseilenden Gehorsam nehmen
seitdem viele Gestalter und Architekten
– von Baumann & Baumann bis
Foster und weiter – Rotis für alles und
hoffen, dem Gegenstand ihrer Gestaltung
allein dadurch einen erhöhten
intellektuellen Anspruch zu verleihen.
Die meisten Schriftgestalter hingegen
halten Rotis für eine Ansammlung
schöner Buchstaben, die aber noch
keine richtige Textschrift ausmacht.
Oder „D‘r Hung‘r treibt‘s nei“,
(Schmeckt nicht so gut, aber wer
hungrig ist, der isst alles) wie der Allgäuer
dazu sagen würde.
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Unsere Empfehlung
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Appetit auf mehr? Dann schaut doch mal hier vorbei!
Literatur
Brigitta Stuber. Bayerisch kochen. GU Küchenratgeber. GU
Verlag
Internet
www.janecke.name/verschiedenes/ernaehrungsweisen
www.friedberger-zeit.de/index.php/historie/50-essensgewohnheiten-im-18-jahrhundert
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www.spektrum.de/magazin/der-ursprung-der-modernen-kueche/827293www.historisches-lexikon-bayerns.
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Fr%C3%BChe_Neuzeit)
www.zeitklicks.de/kaiserzeit/zeitklicks/zeit/alltag/wohnen-und-leben/der-speiseplan-um-1900/
www.typolexikon.de/
www.droemer-knaur.de/leselounge/7761760/
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„Es gibt niemanden,
der nicht ißt und
trinkt, aber nur
wenige, die den
Geschmack zu
schätzen wissen.“