Die Sonderausgabe BUNTE 2015 des Freistaates Sachsen
Bunte Sachsen: City & Country LANDPARTIE ÜBERNACHTEN, Staunen UND GENIESSEN JUDY LYBKE, GALERIST SIEBEN GRÜNDE FÜR LEIPZIG AKTIV- URLAUB BIKEN, WANDERN, KLETTERN Jan Josef Liefers Schauspieler & Sänger Er singt für Sachsen Der „Tatort“-Star tritt beim Bundesvision Song Contest an WIE IM MÄRCHEN ÜBER 100 SCHLÖSSER UND BURGEN Die Sorben Blick in eine Welt voll von Tradition
- Seite 2 und 3: Robert Capa, Redner. Palermo, Sizil
- Seite 4 und 5: Wissenswertes 12 Schloss Moritzburg
- Seite 6 und 7: Junges Sachsen Blaublütiger VErein
- Seite 8 und 9: Junges Sachsen Olga Herzogin zu Mec
- Seite 10 und 11: Nationalparkregion Sächsisch-Böhm
- Seite 12 und 13: Titel Mann mit Vision und Meinung F
- Seite 14 und 15: Titel Radio Doria Gemeinsam Musik z
- Seite 16 und 17: Titel Leipzig Dresden Bautzen Görl
- Seite 18 und 19: Starke Frauen die gesichter der Hop
- Seite 20 und 21: 9. Oktober 2015 Lichtfest Leipzig m
- Seite 22 und 23: Kultur Kreativer Kopf Galerist Gerd
- Seite 24 und 25: Kultur Ein Ballett, das stolz macht
- Seite 26 und 27: Tradition 6 Bräuche braucht der Me
- Seite 28 und 29: Tradition „Viele Traditionen gehe
- Seite 30 und 31: Luxus Einfach Spitze, dieser Auftri
- Seite 32 und 33: Luxus Thomas de Maizière, Bundesin
- Seite 34 und 35: Wirtschaft Sachsens Autokönig Sieg
- Seite 36 und 37: Genuss Gäste im „ Bl au e n E ng
- Seite 38 und 39: Genuss spitzen-Weine winzer Karl Fr
- Seite 40 und 41: Landpartie Leipzig Sächsisches Bur
- Seite 42 und 43: Landpartie Chemnitz Zwickau Erzgebi
- Seite 44 und 45: Landpartie Plauen Das Vogtland 4 EL
- Seite 46 und 47: Landpartie Dresden Pirna Sächsisch
- Seite 48 und 49: Landpartie Görlitz Bautzen Zittau
- Seite 50 und 51: Umfrage 4 1 2 3 5 6 Was lieben Sie
Bunte <strong>Sachsen</strong>: City & Country<br />
LANDPARTIE<br />
ÜBERNACHTEN,<br />
Staunen UND<br />
GENIESSEN<br />
JUDY<br />
LYBKE,<br />
GALERIST<br />
SIEBEN<br />
GRÜNDE<br />
FÜR LEIPZIG<br />
AKTIV-<br />
URLAUB<br />
BIKEN,<br />
WANDERN,<br />
KLETTERN<br />
Jan Josef Liefers<br />
Schauspieler & Sänger<br />
Er singt<br />
für <strong>Sachsen</strong><br />
Der „Tatort“-Star tritt beim<br />
Bun<strong>des</strong>vision Song Contest an<br />
WIE IM<br />
MÄRCHEN<br />
ÜBER 100<br />
SCHLÖSSER<br />
UND<br />
BURGEN<br />
<strong>Die</strong><br />
Sorben<br />
Blick in<br />
eine Welt<br />
voll von<br />
Tradition
Robert Capa, Redner. Palermo, Sizilien, Juli 1943, Kupferstich-Kabinett, SKD © Robert Capa / International Center of Photography, Magnum Photos
Editorial<br />
Entdeckungen im<br />
Land der Tüftler<br />
Patricia Riekel<br />
Chefredakteurin<br />
Wenn ich an <strong>Sachsen</strong> denke, erinnere<br />
ich mich unweigerlich<br />
an meine erste Begegnung mit<br />
Dresden. Unvergesslich ist der<br />
Blick von den Terrassen der<br />
Elbschlösser hinüber auf die Skyline der Stadt,<br />
wo sich noch heute – wie auf dem berühmten<br />
Gemälde von Canaletto – die kapitalen Gebäude<br />
aneinanderreihen, die der Stadt den Namen<br />
„Elbflorenz“ einbrachten.<br />
Mit den Jahren lernte ich bei jedem Besuch,<br />
dass <strong>Sachsen</strong> weit mehr Juwelen in der Krone<br />
hat als diesen einen Diamanten. Überall in<br />
diesem Land der Tüftler und Erfinder gibt es<br />
Schätze zu entdecken. Überall wird aus Vorhandenem<br />
mit Kreativität Neues erschaffen<br />
und zeitgleich das kostbare Erbe erhalten.<br />
Wie sehr Touristen aus aller Welt diesen<br />
Weg der Entwicklung schätzen, zeigen auch<br />
die steigenden Besucherzahlen dieses östlichen<br />
Bun<strong>des</strong>lands. Auf rund 19 Millionen<br />
wuchs im vergangenen Jahr die Zahl der Übernachtungen<br />
an. Immer mehr Gäste kommen<br />
dabei auch aus anderen Teilen Deutschlands.<br />
Frei nach dem Motto <strong>des</strong> großen, viel gereisten<br />
Goethe „Warum denn in die Ferne schweifen?<br />
Sieh, das Gute liegt so nah“ erleben sie eine<br />
einzigartige Urlaubsmischung. Das Vogtland,<br />
die Oberlausitz, die Sächsische Schweiz und<br />
das Erzgebirge warten auf Entdecker. Nicht<br />
zuletzt das Sächsische Burgen- und Heideland,<br />
das Sächsische Elbland mit Meißen sowie<br />
die weltberühmten Metropolen Dresden und<br />
Leipzig. Entdecken auch Sie <strong>Sachsen</strong>!<br />
Fotos: Sven Hoppe/dpa bildfunk, Berthold Steinhilber/laif<br />
Wie eine<br />
modernere<br />
Variante <strong>des</strong><br />
berühmten<br />
Gemäl<strong>des</strong> von<br />
Canaletto<br />
DIE SKYLINE von Dresden ist<br />
für viele Besucher ein erster<br />
Eindruck der überwältigenden<br />
Schönheit <strong>Sachsen</strong>s<br />
Cover:<br />
Martin Steffen/<br />
laif (großes Bild),<br />
Rainer Weisflog, Sylvio<br />
Dittrich/Schlösserland-<br />
<strong>Sachsen</strong>, Carsten<br />
Koall/VISUM (kleine<br />
Bilder, v. l.)<br />
IMPRESSUM HERAUSGEBER Bunte Entertainment Verlag GmbH, Arabellastr. 23, 81925 München HERAUSGEBERIN UND CHEFREDAKTEURIN<br />
Patricia Riekel (V. i. S. d. P.) STV. DER CHEFREDAKTEURIN Sebastian Graf von Bassewitz STELLV. CHEFREDAKTEUR Christian Guth (Optik), Tanja May, Katrin<br />
Sachse CREATIVE DIRECTOR Désirée Rohrer ART DIRECTION Christian Guth CHEF VOM DIENST Thomas Spitznagel (Ltg.); Gabriele Wider (Stv.) TEXTCHEF<br />
Georg Thanscheidt REDAKTION Désirée Rohrer (Ltg.), Marion Brandl, Claus Dreckmann, Christian Krabichler, Linna Nickel, Manfred Otzelberger, Sandra Schmidt, Beate<br />
Siewert, Christiane Soyke AUTOREN Walter Drechsel, Stefanie Will, Barbara Woinke FOTOREDAKTION Eva Maria Hildebrand (Ltg.); Ulrike Kamleitner-v. Keussler, Guido<br />
Krzikowski (frei) LAYOUT Christine Ast (Titel), Alexandra Eckert, Claudia Landgraf, Ulrich Pitule, Thomas Vitt, Sonja Wohner, Tina Zimmermann BILDBEARBEITUNG Kurt<br />
Kretschmer (Ltg.); Baptist Dallmeyr SCHLUSSREDAKTION Alexandra Ahrens, Jutta Friedrich, Wolfgang Gartmann, Sona Hähnel, Dr. Edith Konradt, Alzbeta Lettowsky,<br />
Thomas Kopp, Dr. Gabriele Rupp, Diana Schaumlöffel, Susanne Traub-Schweiger, Ingrid Tzschaschel DIRECTOR MARKETING Elfi Langefeld DEPUTY DIRECTOR<br />
MARKETING Meike Nevermann DIRECTOR FINANCE & OPERATIONS Andrea Laub GESCHÄFTSFÜHRERIN Manuela Kampp-Wirtz<br />
Eine Gemeinschaftsveröffentlichung von <strong>BUNTE</strong> und Freistaat <strong>Sachsen</strong>, Sächsische Staatskanzlei<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 3
Wissenswertes<br />
12<br />
Schloss Moritzburg<br />
Der Kostümball auf Schloss Moritzburg –<br />
ein Muss für Aschen brödel-Fans.<br />
<strong>Die</strong> Kulisse <strong>des</strong> Märchenfilms verzaubert<br />
aber zu jeder Jahreszeit.<br />
Beliebtestes Fotomotiv ist natürlich<br />
der „Aschenbrödelblick“.<br />
www.schloss-moritzburg.de<br />
Megasound<br />
1 2<br />
Rund & süß<br />
Elfriede, die Frau <strong>des</strong> Erfinders, soll die<br />
süßen Mini-Kügelchen, die Rudolf Hoinkis<br />
aus Görlitz 1908 erfunden hat, Liebesperlen<br />
getauft haben. Heute liefert der<br />
Betrieb die bunte Dekoration in alle Welt<br />
TOP 1<br />
<strong>Die</strong><br />
Wussten Sie, dass Weltstars auf Musikinstrumente<br />
aus <strong>Sachsen</strong> stehen? Dass die<br />
Leuchter der Himmelfahrtskirche in Jerusalem<br />
aus <strong>Sachsen</strong> stammen? <strong>Die</strong>ses schöne<br />
4 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong><br />
11<br />
Handy-App<br />
Divinity Roxx, die<br />
Bassistin von Beyoncé,<br />
schwört auf ihren Warwick<br />
Bass aus dem Vogtland.<br />
Da ist sie nicht allein:<br />
Auch U2 und Eric Clapton<br />
gehören zu den Fans.<br />
www.warwickbass.com<br />
George Clooney, Dr. House,<br />
Gollum oder Ethan Hawke –<br />
durch das Schlösserland<br />
<strong>Sachsen</strong> führen berühmte<br />
Synchronstimmen von<br />
Hollywood-Stars. Gratis-<br />
Download: Schlösserland-<br />
<strong>Sachsen</strong>-App<br />
8<br />
Erleuchtung<br />
<strong>Die</strong> Himmelfahrtskirche in Jerusalem (u.) und<br />
das Mariinsky-Theater St. Petersburg sind<br />
Beispiele der Leuchten-Handwerkskunst aus<br />
Wurzen. www.leuchten-manufactur1862.com<br />
10<br />
Klassik<br />
mit Babys<br />
Berührungsängste<br />
kennt die Oper Leipzig<br />
nicht. Hier dürfen an<br />
bestimmten Terminen<br />
Eltern gemeinsam mit<br />
ihren Babys klassische<br />
Musik genießen. Ein<br />
voller Erfolg. Früh übt<br />
sich ...<br />
9Ohrenschmaus<br />
Australien, Kanada, Russland –<br />
auf der ganzen Welt spielen<br />
die besten Bluesmusiker auf<br />
Seydel-Mundharmonikas<br />
aus Klingenthal. James Cotton<br />
(oben CD „Cotton Mouth Man“)<br />
wurde dafür sogar mit dem<br />
Grammy Award ausgezeichnet<br />
und vierfach nominiert.<br />
www.seydel1847.de
3<br />
Wieder<br />
daheim<br />
Eine lange Reise hat<br />
er hinter sich, der<br />
Leipziger Thomaskantor<br />
Johann Sebastian<br />
Bach. Das einzige<br />
authentische Originalgemälde<br />
(Wert ca.<br />
2,5 Mio. Dollar) ist nun<br />
nach 265 Jahren wieder<br />
in der Heimatstadt. Zu<br />
sehen ist das Bildnis<br />
<strong>des</strong> großen Musikers,<br />
das ein amerikanischer<br />
Sammler der Stadt<br />
vermacht hatte, im<br />
Bach Museum.<br />
www.bach-leipzig.de<br />
4<br />
Häkeln ganz im Trend<br />
Thomas Jaenisch studierte im sächsischen Freiberg,<br />
als er mit Freund Felix Rohland eine Idee hatte:<br />
Mützen häkeln wie in den 70ern. Myboshi nannten sie die<br />
Unikate und lösten unerwartet eine neue Handarbeitswelle<br />
aus. <strong>Die</strong> Masche kommt an. Das Hobby-Imperium wächst ...<br />
2 aus <strong>Sachsen</strong><br />
Bun<strong>des</strong>land ist wie eine große Wundertüte.<br />
Wo sonst könnten Sie durch einen Schlosspark<br />
flanieren und die Stimme von George<br />
Clooney säuselt Ihnen sanft ins Ohr?<br />
7<br />
Wer hat’s<br />
erfunden?<br />
Pro Tag melden<br />
die <strong>Sachsen</strong> im<br />
Durchschnitt drei<br />
Erfindungen an.<br />
Dass Praktisches<br />
auch nett aussehen<br />
kann, zeigt<br />
Neonon. Das junge<br />
Dresdner Modelabel<br />
entwirft Sicherheitskleidung,<br />
die<br />
garantiert auffällt.<br />
Nicht nur für Mann<br />
und Frau, sondern<br />
auch für Vierbeiner.<br />
www.neonon.de<br />
6<br />
Zeitreise<br />
5<br />
Schaulauf<br />
Am 31. Oktober blicken<br />
alle nach Leipzig: Prominenz<br />
aus Film (hier<br />
Wolke Hegenbarth),<br />
Politik und Wirtschaft<br />
gibt sich dann die Ehre<br />
zur Eröffnung der Ballsaison<br />
mit dem 21. Leipziger<br />
Opernball. Der<br />
steht dieses Jahr unter<br />
dem Motto „Shalom<br />
Israel“. www.leipzigeropernball.com.<br />
In<br />
Dresden wird am 29. Januar<br />
2016 beim Semper-<br />
Opernball getanzt. www.<br />
semperopernball.de<br />
Orangeur Steffen Pabst hat eine Mission:<br />
Bis 2017 sollen viele italienische Orangenbäumchen<br />
sorgsam großgezogen werden.<br />
Ihr neues Zuhause<br />
wird dann der<br />
Dresdner Zwinger.<br />
Besucher können<br />
erahnen, wie Herrscher<br />
August der<br />
Starke im Jahr 1710<br />
die Orangerie erlebt<br />
hat. Wer will, kann<br />
sogar Orangenbaumpate<br />
werden<br />
Fotos: FACUNDO ARRIZABALAGA/epa/dpa bildfunk, Daniel Bark, Paula Bartels, Sylvio Dittrich, <strong>Die</strong>ter Heinemann/Ralf Harde/United Archives/IFTN/dpa picture-alliance, jens schlüter/epd-bild, Steffen Unger, shutterstock<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 5
Junges <strong>Sachsen</strong><br />
Blaublütiger VErein<br />
<strong>Die</strong> jungen Mitglieder <strong>des</strong> säch sischen Adelsverbands<br />
haben sich für <strong>BUNTE</strong> zum Gruppenfoto<br />
(mit Pferd) versammelt. Im Hintergrund das romantische<br />
Rokoko-Schloss Reichstädt bei Dresden.<br />
V. l.: Dimitra Maritsa und ihr Verlobter Constantin<br />
von Schönberg (Vereins jugendsprecher),<br />
Olga Herzogin zu Mecklenburg (Sprecherin 2012–<br />
<strong>2015</strong>), Alexander von Kempis mit Verlobter Felicitas<br />
von Einsiedel (Sprecherin 2010–2013), Ferdinand<br />
von Schönberg und Freundin Marie-Christine von<br />
Minckwitz auf Pferdedame Lady<br />
Foto: Kay MacKenneth und paul schirnhofer für bunte (montage);<br />
produktion: linna nickel; haare & make-up: Janet Abraham
<strong>Sachsen</strong><br />
im Herzen<br />
junger Adel<br />
Ihre Familien haben<br />
Lan<strong>des</strong>geschichte<br />
geschrieben. Jetzt<br />
packt der Nachwuchs<br />
an, um Kulturschätze<br />
zu erhalten und Traditionen<br />
zu pflegen.<br />
<strong>BUNTE</strong> machte<br />
einen Abstecher in<br />
die Schlosswelt<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 7
Junges <strong>Sachsen</strong><br />
Olga Herzogin zu<br />
Mecklenburg, 26<br />
„Meine Urgroßmutter<br />
war Prinzessin Anna<br />
von <strong>Sachsen</strong>, <strong>des</strong>halb<br />
durfte ich dem Verein<br />
als Nicht-Sächsin<br />
beitreten. Er ist wie<br />
eine große Familie!“<br />
Ferdinand von<br />
Schönberg, 27, &<br />
Marie-Christine<br />
von Minckwitz, 27,<br />
mit Ragna<br />
„Der Verein pflegt<br />
Tradition und Geschichte,<br />
die sonst<br />
in Vergessenheit<br />
geraten würden.“<br />
Kleid: Basler<br />
Schmuck: Justwin<br />
Kleid: Georg et Arend<br />
Schmuck: Justwin<br />
Kleid: Guido Maria<br />
Kretschmer<br />
Schuhe: Tamaris<br />
Schmuck: Justwin<br />
Felicitas von<br />
Einsiedel, 25<br />
„Ich habe auf unserem<br />
Jahrestreffen<br />
meinen Verlobten<br />
Alexander kennengelernt.<br />
Dort entstanden<br />
schon viele<br />
Lebensfreundschaften<br />
– und Pärchen.“<br />
Constantin von<br />
Schönberg, 24, &<br />
Dimitra Maritsa,<br />
27, mit Cleo<br />
„Meine Verlobte<br />
Dimitra wird nach<br />
unserer Hochzeit<br />
einen Antrag auf<br />
Mitgliedschaft<br />
stellen. Sie wäre<br />
die erste Griechin<br />
im Verein!“<br />
Kleid: Basler<br />
Schmuck: Justwin
Jahrestreffen Zu Pfingsten kamen die jungen Mitglieder <strong>des</strong> sächsischen<br />
Adelsvereins dieses Jahr auf Schloss Frankleben zum Ball zusammen<br />
Fotos: paul schirnhofer und Marco Junghans (Gruppenfoto rechts) für bunte, Paarfoto linke Seite, rechts unten: Kay MacKenneth und paul schirnhofer für bunte<br />
Liebevoll pflegt<br />
man Tradition:<br />
Beim Ball wird<br />
Quadrille wie zu<br />
Zeiten Napoleons<br />
getanzt<br />
Das<br />
Schloss<br />
Auf Reichstädt wurde Lan<strong>des</strong>geschichte<br />
geschrieben:<br />
Während der großen<br />
Hungersnot führte Schlossherr<br />
Adam Rudolph von<br />
Schönberg 1771 die Kartoffel<br />
unter den Bauern ein.<br />
Nachfahrin Dr. Ilse von<br />
Schönberg kaufte das Familienanwesen<br />
nach der<br />
Wende zurück. Heute dient<br />
es als traumhafte Hochzeits-<br />
Location. Infos unter: www.<br />
schloss-reichstaedt.de<br />
Friesenstute Lady wird nicht als<br />
professionelles Model enden,<br />
das steht fest. Aber Marie-<br />
Christine von Minckwitz,<br />
27, ist störrische Pferde und<br />
heikle Einsätze im Sattel gewohnt<br />
und so meisterte sie das <strong>BUNTE</strong>-Fotoshooting<br />
mit Noblesse. Beim historischen<br />
Familien umzug derer von Minckwitz musste<br />
sie schließlich schon in Ritterrüstung hoch<br />
zu Ross durch die Stadt traben. Familiengeschichte<br />
verpflichtet eben. Womit wir beim<br />
Thema wären: <strong>Sachsen</strong>s junger Adel hat eine<br />
Mission – das Wissen über die Geschichte der<br />
Region mehren und die Liebe zur Heimat<br />
wecken! Das ist man der oft 1000-jährigen<br />
Familienhistorie schuldig.<br />
Der heimische Adel ist sogar in einem eigenen<br />
Verein organisiert, Sächsischer Adel e. V.,<br />
und dieser hat eine extra Jugendabteilung<br />
(www.sachsenadel.de). Zum Hintergrund: Im<br />
Zweiten Weltkrieg wurden die alteingesessenen<br />
ursächsischen Adelsfamilien in alle Himmelsrichtungen<br />
versprengt, ihre Schlösser danach<br />
enteignet. Um das Netzwerk aufrechtzuerhalten<br />
und die Tradition nicht abreißen zu lassen,<br />
gründete man 1951 den Verein.<br />
Für <strong>BUNTE</strong> versammelten sich jetzt Jugendsprecher,<br />
Vereinsmitglieder und die offenbar<br />
patriotischen Hundefäulein Cleo (Dackel) und<br />
Ragna (Dachsbracke) zum Gruppenbild, um die<br />
Augen zu öffnen für die historischen Schätze,<br />
die im Schmuckkästchen <strong>Sachsen</strong> so schlummern.<br />
Eines dieser Juwelen ist zum Beispiel das<br />
romantische rosarote Rokoko-Schloss Reichstädt<br />
bei Dresden (Infotableau r.). Hier wird<br />
Vereinsjugendsprecher Constantin von Schönberg,<br />
24, nächsten Juni heiraten.<br />
Wenn es darum geht, die Heimat zu promoten,<br />
hat der blaublütige Nachwuchs auch keine<br />
Probleme, die Ärmel hochzukrempeln und sich<br />
die Hände schmutzig zu machen: Regelmäßig<br />
trifft man sich zu freiwilligen Arbeitseinsätzen<br />
auf baufälligen Schlössern, um den Besitzern<br />
unter die Arme zu greifen. <strong>Die</strong>se haben die Anwesen<br />
meist nach der Wende zurückgekauft<br />
und versuchen, sie wieder in den Vorkriegszustand<br />
zu versetzen, um sie als Kulturschätze<br />
für die Region zu erhalten. Dann werden Dächer<br />
gedeckt, Bäume gefällt oder modrige Keller<br />
trockengelegt. Spitzhacke und Spaten statt<br />
goldener Löffel.<br />
Beim großen Fototermin mit <strong>BUNTE</strong> in<br />
Abendrobe und Smoking merkte man sofort:<br />
<strong>Die</strong>se jungen Menschen gehen einfach anders<br />
mit Tradition um, sind topfit in Etikette und<br />
beherrschen noch Handkuss und Verbeugung.<br />
Ein jeder weiß eine ruhmreiche Wappensage<br />
zum Siegelring am Finger zu erzählen, wie<br />
Ferdinand von Schönberg, 27, und sein Bruder<br />
Constantin: Ihr Schild zeigt einen springenden<br />
Löwen – oben rot, unten grün. Der Legende<br />
nach soll im gelobten Land ein Schönbergscher<br />
Kreuzritter am Ufer eines Flusses von einem<br />
Löwen angefallen worden sein. Der Ritter bezwang<br />
das Tier – oben war es blutüberströmt,<br />
an den Läufen mit Wasserlinsen bedeckt.<br />
Einmal im Jahr ist großes sogenanntes<br />
Pfingsttreffen der Youngster-Vereinsabteilung in<br />
wechselnder Schloss-Location (Foto von diesem<br />
Jahr oben). Höhepunkt ist stets ein festlicher<br />
Ball, auf dem noch nach alter Sitte Quadrille<br />
getanzt wird. Quadrille ist ein höfischer Tanz<br />
aus der Zeit Kaiser Napoleons (1769–1821), bei<br />
dem man sich im Quadrat gegen übersteht. Eine<br />
herrlich formvollendete Angelegenheit. <strong>Die</strong> ein<br />
oder andere Ehe soll hier schon gestiftet worden<br />
sein. Zu später Stunde wird dann die Etikette<br />
beiseitegeräumt und zu wildem Friesenrock<br />
abgehottet, auch das hat beim Ball inzwischen<br />
Tradition.<br />
Als junger Adliger von heute surft man zwischen<br />
den Welten, zwischen Geschichte und<br />
Modernität. Oder, wie es die langjährige Jugendsprecherin<br />
<strong>des</strong> Vereins, Felicitas von Einsiedel,<br />
25, ausdrückt: „Wenn Tradition zum Selbstzweck<br />
verkommt, läuft etwas falsch. Wir leben sie<br />
aus Überzeugung, weil sie uns emotional verbindet<br />
und weil wir unsere Heimat lieben. Wir<br />
tragen <strong>Sachsen</strong> nicht nur im Wappen, sondern<br />
im Herzen.“ <br />
Linna Nickel<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 9
Nationalparkregion Sächsisch-Böhmische Schweiz<br />
www.saechsische-schweiz.de<br />
Aktivurlaub<br />
Foto: © Rico Richter<br />
Sächsische Schweiz<br />
Ein Märchen aus Stein<br />
In der Mitte Europas, zwischen Dresden und Prag,<br />
liegt die Nationalparkregion <strong>des</strong> Elbsandsteingebirges.<br />
Erkunden Sie Pirna und die Sächsische Schweiz<br />
Erleben Sie die Altstadt Pirnas in der von Ihnen gewünschten Jahreszeit mit ihrer liebevollen Atmosphäre<br />
und den gemütlichen Einkaufsstraßen.<br />
3 Übernachtungen mit Frühstücksbuffet, Begrüßungsdrink, ein regionaltypisches Spezialitätenmenü,<br />
ein Essen vom Heißen Stein, ein 3-Gang-Romantik-Menü, ein Picknickkorb zur Stärkung für<br />
240 € pro Person im DZ<br />
Buchung von Unterkünften und Pauschalangeboten,<br />
Versand von Informationsmaterialien und Auskünfte zur Sächsischen Schweiz:<br />
Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V. | Bahnhofstraße 21 | 01796 Pirna | Tel. 03501 470147<br />
info@saechsische-schweiz.de | www.saechsische-schweiz.de | www.malerweg.de<br />
Tipp:<br />
Bei Buchung dieses Angebotes über den Tourismusverband erhalten Sie unter<br />
Angabe <strong>des</strong> Kennworts »Toskana« gratis* einen Gutschein<br />
für einen 4-stündigen Aufenthalt in der Toskana Therme Bad Schandau dazu.<br />
(*solange der Vorrat reicht)
Junges <strong>Sachsen</strong><br />
Von <strong>Sachsen</strong> in<br />
die welt<br />
Senkrechtstarter <strong>Die</strong>se<br />
jungen Menschen mischen<br />
die Szene auf – in Musik, Gastronomie<br />
und Sport<br />
2name Annekatrin<br />
Ra<strong>des</strong>, 26, aus Dresden<br />
• BERUF Sommelière<br />
• STATUS Weinexpertin,<br />
in ihrer Zunft<br />
die jüngste <strong>Sachsen</strong>s.<br />
Mag auch andere Getränke<br />
und hat daher den Barkeeper-Schein,<br />
eine<br />
Barista-Ausbildung für<br />
Kaffee und Tee sowie ein<br />
Diplom als Bier-Sommelière<br />
• PROGNOSE Probiert,<br />
auch den Softgetränkemarkt<br />
zu revolutionieren<br />
1<br />
name<br />
Therese Morich, 25, aus Chemnitz • BERUF DJane &<br />
Studentin • STATUS Morgens büffelt sie Wirtschaftsmathematik<br />
an der TU, abends heizt sie als Tereza dem Partyvolk<br />
ein. Machte sich mit dem Auftritt bei der Adidas-Show auf der<br />
New York Fashion Week einen Namen, gehört nun zu Deutschlands<br />
und Europas angesagtesten Hip-Hop-DJs • PROGNOSE<br />
Nach dem Mathe-Diplom wird sie eine ganz große Nummer<br />
3name Marcus Sadey,<br />
17, aus Chemnitz<br />
• BERUF Sport -<br />
schüler (Gewichtheben)<br />
• STATUS Ob Reißen oder<br />
Stoßen – er stemmt die<br />
Gewichte schon wie ein<br />
ganz Großer. Belohnung:<br />
8. Platz bei den Olympischen<br />
Jugendspielen in<br />
Nanjing 2014 • PRO GNOSE<br />
Sehr gute Chancen auf den<br />
Olympiasieg 2020<br />
Fotos: Peter Kneffel/dpa picture-alliance, Matteo Prandoni/BFAnyc/ddp images, ANDREAS WEICHELT<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 11
Titel<br />
Mann mit Vision<br />
und Meinung<br />
Für den „Tatort“<br />
ermittelt Jan Josef<br />
Liefers zwar in<br />
Münster, sein Herz<br />
schlägt aber auch<br />
sehr laut für seine<br />
Heimat <strong>Sachsen</strong><br />
Fotos: martin steffen/laif, dorothee falke/thomas&thomas<br />
<strong>Die</strong> Lieder<br />
meiner Heimat<br />
Jan Josef Liefers ist Schauspieler – und Musiker<br />
aus Passion. Das Land <strong>Sachsen</strong> vertritt er am 29. August<br />
beim Bun<strong>des</strong>vision Song Contest von Stefan Raab<br />
12 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
Als Frontmann<br />
der Rockband<br />
Radio Doria singt<br />
Liefers eigene<br />
Songs wie das<br />
wunder schöne Lied<br />
„Sehnsucht Nr. 7“<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 13
Titel<br />
Radio Doria<br />
Gemeinsam<br />
Musik zu<br />
machen ist<br />
für den<br />
Schauspieler<br />
pure Lust<br />
FAmilienhund<br />
Tony<br />
liebt es, mit<br />
Herrchen<br />
die Sächsische<br />
Schweiz<br />
zu erkunden<br />
Beim Song Contest<br />
von Stefan Raab<br />
am 29. August vertritt<br />
er das Land <strong>Sachsen</strong><br />
14 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
„Ich empfinde<br />
eine große<br />
Verbundenheit<br />
zu <strong>Sachsen</strong>,<br />
denn das ist<br />
meine Heimat“<br />
Redner zu<br />
DDR-Zeiten<br />
Liefers trat im<br />
November 1989<br />
in Berlin bei<br />
einer Demo auf<br />
Ein Leben ohne Musik – daran<br />
kann sich Jan Josef<br />
Liefers nicht erinnern.<br />
„Wenn meine Mutter morgens<br />
aufsteht, dann macht<br />
sie das Radio an, und wenn<br />
sie wieder schlafen geht, macht sie es aus. So<br />
war es schon immer.“ Den „Soundtrack meiner<br />
Kindheit“ (so heißt auch ein Album von ihm)<br />
beherrschten Sänger wie die Puhdys oder<br />
Manfred Krug, aber auch Udo Jürgens. „Ich<br />
bin in der DDR aufgewachsen, und wenn sich<br />
irgendwo eine Schlange bildete, stellte man<br />
sich automatisch hinten an, ohne zu wissen, was<br />
einen erwartete. Auf die Art kam ich zu einer<br />
Platte von Udo Jürgens mit dem Lied ,Griechischer<br />
Wein‘. <strong>Die</strong> Scheibe habe ich meiner Mutter<br />
geschenkt und sie hat es geliebt. Sie hat dann<br />
die Augen zugemacht und reiste gedanklich in<br />
die Ferne.“<br />
Seine Mutter litt unter dem Reiseverbot. Mit<br />
der Musik träumte sie sich raus aus der Enge. Als<br />
Folge gab es im Hause Liefers zu DDR-Zeiten<br />
eine große Plattensammlung, die ständig aufgestockt<br />
wurde. „So war sie auch etwas unabhängiger<br />
von der Musik, die auf den drei staatlichen<br />
Radiosendern angeboten wurde.“<br />
Jan Josef Liefers wuchs in einem Künstlerhaushalt<br />
in Dresden auf. Opa Heinz war Schauspieler,<br />
Papa Karlheinz Regisseur und Mama<br />
Brigitte auch Schauspielerin. <strong>Die</strong> Herren Liefers<br />
hatten alle ein Faible für Gesang, erzählt er: „Alle<br />
haben irgendwie Musik gemacht. Mein Vater konnte<br />
Gitarre spielen und war Mitglied eine Skiffle-<br />
Band, mein Opa hatte in den 30er-Jahren das<br />
Gesangsquintett Fünf Hertzels. Ich habe gerade<br />
erst ein Foto von ihm mit seinen Kollegen auf dem<br />
Dachboden entdeckt.“<br />
Er selbst machte erst eine Tischlerlehre am<br />
Staatstheater Dresden, ehe er an der Schauspielschule<br />
Ernst Busch studieren durfte.<br />
Trotz der politischen Umstände – mit seiner<br />
Heimat <strong>Sachsen</strong> hat er nie gehadert. „Ich mag die<br />
Menschen dort. <strong>Die</strong> <strong>Sachsen</strong> sind keine Duckmäuser<br />
und haben einen Hang zur Aufmüpfigkeit, was<br />
wohl historisch bedingt ist. <strong>Die</strong> <strong>Sachsen</strong> wehren<br />
sich und gehen auf die Straße, wenn ihnen etwas<br />
nicht passt. In letzter Zeit leider für Dinge, die ich<br />
schrecklich finde. Ich frage mich gerade – zusammen<br />
mit Freunden und Kollegen wie Til Schweiger<br />
oder Rea Garvey –, wie die zivilisierte, zu Mitgefühl<br />
und gesundem Menschenverstand fähige Mitte<br />
unserer Gesellschaft eine lautere Stimme bekommt<br />
gegen das irrationale, von Empathielosigkeit und<br />
dumpfer Angst geprägte Gequake von ganz rechts.<br />
Wir müssen die Entflammbarkeit für wichtige 6<br />
Fotos: radio doria tonstudio, maurice weiss/ostkreuz, prosieben/willi weber, hubert link via eastblockworld<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 15
Titel<br />
Leipzig<br />
Dresden Bautzen Görlitz<br />
Pirna<br />
Chemnitz Zittau<br />
Zwickau<br />
Plauen<br />
PIRNA<br />
Tipp für eine<br />
MotorradTour<br />
Der passionierte<br />
Motorradfahrer<br />
fährt gern mit<br />
seiner Maschine<br />
durch die Säch sische<br />
Schweiz<br />
STADT<br />
WEHLEN<br />
RATHEN<br />
Motorrad-<br />
FAn Schauspieler<br />
Jan<br />
Josef Liefers<br />
verrät seine<br />
Lieblingsroute<br />
STRUPPEN<br />
KÖNIGSTEIN<br />
PFAFFENDORF<br />
BAD<br />
SCHANDAU<br />
GOHRISCH<br />
6 Themen wieder in uns finden. In den Fragen<br />
Asylpolitik und Integration liefert die deutsche<br />
Politik seit Jahren leider keine gute Performance<br />
ab, was zu Verunsicherungen beitrug und letztlich<br />
den rechten Rand gestärkt hat.“<br />
<strong>Die</strong> Musik, sagt er weiter, sei ja schon immer<br />
auch ein Hilfsmittel gewesen, um sich politisch zu<br />
äußern. „Nicht umsonst wurden viele Rockmusiker<br />
in der DDR argwöhnisch beobachtet, und genau<br />
<strong>des</strong>wegen standen auch Tausende 1988 in Berlin<br />
auf der anderen Seite der Mauer, um das Konzert<br />
von Pink Floyd im Berliner Westen zu hören. Oder<br />
ein Jahr zuvor dasselbe bei David Bowie. Ich sehe<br />
einfach, dass jede gesellschaftliche Bewegung ihre<br />
Musik hat.“<br />
<strong>Die</strong> Beatles, Pink Floyd oder David Bowie –<br />
ihre Songs prägten das Musikverständnis <strong>des</strong><br />
Schauspielers. „Ich mochte die Beatles immer<br />
mehr als die Stones, weil sie eine komprimierte,<br />
künstlerische Entwicklung hatten, von einer<br />
Art englischen Schlagern bis zum experimentellen<br />
Psychedelic Sound in wenigen Jahren.<br />
Heute finde ich die Stones natürlich super und<br />
war auch schon in mehreren Konzerten, die je<strong>des</strong><br />
Mal als die endgültig letzten angekündigt waren.<br />
<strong>Die</strong>se Männer sind Pop-Denkmäler, denen<br />
man einfach huldigen muss.“ Warum ist Liefers<br />
eigentlich nicht Sänger statt Schauspieler geworden?<br />
„Das war ja nicht so einfach wie im Westen.<br />
Man konnte in der DDR nicht einfach eine Band<br />
gründen und irgendwo auftreten. Ich sah keinen<br />
guten Weg für mich in die Musik. Mit meinen<br />
paar Akkorden und der alten Gitarre zog ich von<br />
„Beim<br />
Song Contest<br />
wollen wir<br />
gewinnen!“<br />
Musik im Blut<br />
Auf seiner aktuellen<br />
CD sind Ehefrau<br />
Anna Loos sowie die<br />
Töchter Lilly, 12, und Lola, 7,<br />
der Backgroundchor<br />
Hinterhoffest zu Lagerfeuer und spielte, was ich<br />
mir beigebracht hatte.“<br />
Er hatte zwar im Alter von zehn, elf Jahren Unterricht,<br />
aber „der Lehrer war steinalt und kannte<br />
keinen der Songs, die ich lernen wollte“. Vielmehr<br />
sollte er sich volkstümliches Liedgut aneignen und<br />
das war nun wirklich nicht sein Ding. Als Autodidakt<br />
hat Jan Josef Liefers in den vergangenen<br />
30 Jahren fast jeden Tag Gitarre gespielt und liebt es<br />
heute, mit seiner Band Radio Doria auf der Bühne<br />
zu stehen und seine eigenen Lieder zu performen.<br />
„Für unsere aktuelle CD habe ich mit Alexander<br />
Freund einen perfekten Partner zum Songschreiben<br />
gefunden. Ich hätte nicht gedacht, dass es leichter<br />
sein kann, zu zweit an einem Text zu arbeiten. Ich<br />
habe immer geglaubt: Das muss ich ganz allein<br />
machen, das versteht eh keiner, was ich sagen will.<br />
Früher habe ich mich oft wochenlang rumgequält.<br />
Jetzt ist das ein kreativer Prozess geworden, der richtig<br />
Spaß gemacht hat.“ Beim aktuellen Album gab<br />
es zudem Unterstützung von Ehefrau Anna Loos<br />
sowie den Töchtern Lilly und Lola. Sie sind bei<br />
„Unbeschreiblich“ als Backgroundchor zu hören.<br />
„Haben wir bei uns im Badezimmer aufgenommen,<br />
weil es da so schön hallt.“<br />
Bleibt die Frage, was für den „Tatort“-Star den<br />
besonderen Reiz an der Musik ausmacht – im<br />
Gegensatz zur Schauspielerei. „Man ist viel mehr<br />
bei sich und spielt keine Rolle aus einem Drehbuch.<br />
Außerdem gibt es nichts Großartigeres, als<br />
gemeinsam zu musizieren.“<br />
Mit seiner Band nimmt er am 29. August auch<br />
am Bun<strong>des</strong>vision Song Contest in Bremen teil –<br />
und wird <strong>Sachsen</strong> dabei mit dem Song „Sehnsucht<br />
Nr. 7“ vertreten. „Ich empfinde eine große Verbundenheit<br />
zu <strong>Sachsen</strong>, meiner Heimat. Und<br />
die Menschen dort mögen anscheinend<br />
auch unsere Musik besonders gern, wir<br />
spielen da immer vor ausverkauften<br />
Häusern. Außerdem findet der Song Contest<br />
ja zum letzten Mal statt, weil Stefan<br />
Raab in Rente gehen will. <strong>Sachsen</strong> hat<br />
noch nie gewonnen, es ist also unsere<br />
gemeinsame, letzte Chance. Und es ist zum Glück<br />
nicht alles so bierernst. Also auf geht’s, <strong>Sachsen</strong>!“<br />
Christiane Soyke<br />
Fotos: martin steffen/laif, dpa, Illustrationen: ulrich pitule/bunte (2)<br />
16 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
Umwerfend<br />
anders.<br />
Highlights <strong>2015</strong><br />
Herbst- und Weinfest<br />
in Radebeul & Meißen<br />
25.09. – 27.09.<strong>2015</strong><br />
10 Jahre Leben in der Frauenkirche<br />
Festtage zum Jubiläum<br />
22.10. – 31.10.<strong>2015</strong><br />
15. Jazztage Dresden<br />
06.11. – 15.11.<strong>2015</strong><br />
Dresdner UNITY Night <strong>2015</strong><br />
07.11.<strong>2015</strong><br />
Weihnachtshauptstadt Dresden<br />
mit dem 581. Striezelmarkt<br />
26.11. – 24.12.<strong>2015</strong><br />
www.veranstaltungen.dresden.de<br />
Dresden.Marketing<br />
@DD_Marketing
Starke Frauen<br />
die gesichter<br />
der Hope-Gala:<br />
Unternehmerin<br />
Viola Klein<br />
(in Brian Rennie<br />
für Basler)<br />
und Pfarrer<br />
Stefan Hippler<br />
aus Südafrika<br />
im Dresdner<br />
Schauspielhaus<br />
Fotos: Arno Burgi/dpa picture-alliance, MARKO GREITSCHUS/api, Robert Harding/mauritius images, stephan schraps/ullstein bild<br />
helfen<br />
ist viel mehr<br />
als ihr Hobby<br />
Viola Klein organisiert zum zehnten Mal die Hope-Gala<br />
in Dresden und hilft so HIV-Erkrankten in Südafrika
spenden<br />
sammeln<br />
Viola Klein<br />
spannt gern<br />
Freunde wie Udo<br />
Lindenberg<br />
für das<br />
HIV-Projekt<br />
Hope ein<br />
initiatorin der hope-gala<br />
Viola Klein mit ihrem Ehemann,<br />
Musikmanager Hermjo Klein<br />
„Work-Life-Balance ist eine Erfindung<br />
von Leuten, die nicht gern arbeiten“<br />
GewinnSPIEL<br />
Vor dem Büro von Viola<br />
Klein stehen Kisten mit<br />
Schulranzen, Kleidung<br />
und Spielzeug. Es sind<br />
Spenden der Mitarbeiter<br />
ihrer Firma Saxonia<br />
Systems an Flüchtlinge in Dresden. Dass geholfen<br />
wird, ist hier selbstverständlich. Bevor wir<br />
mit dem Interview beginnen, braucht die quirlige<br />
Unternehmerin „erst mal einen Kaffee“.<br />
Bei ihrem Pensum bräuchten andere erst mal<br />
Urlaub. Viola Klein engagiert sich neben ihrem Job<br />
als Geschäftsführerin der Softwarefirma für diverse<br />
Hilfsorganisationen. Eine, die Hope-Kapstadt-<br />
Stiftung, liegt ihr besonders am Herzen und hat sie<br />
dazu motiviert, mit der Deutschen Aids-Stiftung<br />
die jährliche Hope-Gala ins Leben zu rufen, die<br />
„etwas Glanz und Gloria nach Dresden bringt“.<br />
Dass sie Charity-Lady genannt wird, gefällt<br />
ihr nicht: „Da geht direkt eine Schublade auf, in<br />
der ich nicht landen möchte. Das klingt, als ob ich<br />
nicht arbeiten würde und nur geheiratet oder geerbt<br />
hätte.“ <strong>Die</strong> Idee zur Hope-Gala ist nicht aus<br />
Langeweile entstanden. <strong>Die</strong> Initiatorin: „Mein Geschäftspartner<br />
Andreas Mönch hat 2001 in Südafrika<br />
geheiratet. Und der Pfarrer Stefan Hippler,<br />
der ihn getraut hat, wollte kein Geld, sondern Spenden<br />
für Hope. Als ich mit ihm telefoniert habe, hat<br />
er mich ermuntert, mir die Zustände vor Ort selbst<br />
anzusehen. Also bin ich hingeflogen. So eine Not<br />
habe ich noch nie gesehen. Das war außerhalb<br />
meiner Vorstellungskraft.“ Das ist der Moment, in<br />
dem die sonst starke Stimme von Viola Klein leiser<br />
wird. „Da lernt man Dankbarkeit und Demut<br />
für sein eigenes Leben.“ Schockiert war sie, dass<br />
80 Prozent der HIV-Neuerkrankten Frauen und<br />
Kinder sind. Besonders erschütternd: die hohe<br />
Zahl der Aids-Waisen.<br />
<strong>Die</strong> Powerfrau fasste den Entschluss zu helfen.<br />
Mit ihrem Trauzeugen Harry Belafonte stellte<br />
sie in einer Pressekonferenz das Projekt vor.<br />
Danach entstand die Idee, in der frisch restaurierten<br />
Frauenkirche ein Konzert mit Aftershowparty<br />
zu veranstalten. Bereits beim ersten Mal<br />
kamen 50 000 Euro zusammen. Das hat den Ehrgeiz<br />
der Sächsin geweckt. „Ich habe mein Netzwerk<br />
vergrößert und versucht, mehr Sponsoren<br />
und Helfer zu finden.“ Alle Künstler (von Klassik<br />
bis Rock) treten ohne Gage auf. „Jeder Cent<br />
kommt an, wir haben keine Administrationskosten.<br />
Der Event ist schon vorher durch Sponsoren<br />
finanziert. Dafür muss ich ungefähr 100 000 Euro<br />
ranschaffen – ein Kraftakt.“ Inzwischen feiert<br />
die Hope-Gala zehntes Jubiläum und konnte<br />
in den vergangenen Jahren 840 000 Euro sammeln.<br />
Belohnt das für den Stress? Viola Klein:<br />
„Ja, aber noch viel mehr mein jährlicher Besuch<br />
in Kapstadt. Wenn ich sehe, was unsere 35 Mitarbeiter<br />
in 16 Townships auf die Beine stellen, bin<br />
ich glücklich. Das Konzept: Wir bauen nichts, sondern<br />
nutzen die Einrichtungen <strong>des</strong> Staates. Wir<br />
investieren in Menschen, in Hilfe zur Selbsthilfe.“<br />
Anderen zu helfen ist für Viola Klein selbstverständlich.<br />
„Das sollte zur guten Kinderstube<br />
gehören.“ Und leidet die Work-Life-Balance unter<br />
ihrem Engagement? Klein: „Work-Life-Balance<br />
ist eine Erfindung von Leuten, die nicht gern arbeiten.<br />
Ich freue mich, wenn ich etwas geschafft<br />
habe – und das setzt wieder neue Energien frei.“<br />
Zum Beispiel, um in ihrer Firma Deutschkurse<br />
für Flüchtlinge anzubieten und eine App zur ersten<br />
Orientierung zu erstellen. Viola Klein wird<br />
es nie langweilig – und das liegt an ihrer Hilfsbereitschaft.<br />
<br />
Sandra Schmidt<br />
<strong>Die</strong> Jubiläumsgala findet am<br />
31. Oktober im Dresdner Schauspielhaus<br />
statt – und Sie können<br />
dabei sein. Wir verlosen zwei<br />
exklusive Tickets zur Gala. Sie<br />
übernachten im 5-Sterne-Superior-Hotel<br />
„Taschenbergpalais“<br />
Kempinski in Dresden. <strong>Die</strong> Anreise<br />
2. Klasse DB ist inbegriffen.<br />
Frage: <strong>Die</strong> wie vielte Hope-Gala<br />
findet <strong>2015</strong> statt? Lösungswort an:<br />
hopegala@bunte.de (bis 10. September).<br />
Weitere Veranstaltungs-<br />
Infos: www.hopegala.de<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 19
9. Oktober <strong>2015</strong><br />
Lichtfest Leipzig<br />
mit Pinar Atalay und Florian Lukas<br />
25 Jahre Deutsche Einheit<br />
20 Uhr | Augustusplatz<br />
„Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit?“<br />
Musik, Video und Performance<br />
lichtfest.leipziger-freiheit.de
Starke Frauen<br />
Sie ist das Gesicht der Kunstsammlungen<br />
Chemnitz: Ingrid Mössinger.<br />
Als die Direktorin 1996 in ihrem alten<br />
Golf ankam, fand sie ein in die Jahre<br />
gekommenes Gebäude am Theaterplatz<br />
vor. Aber sie erkannte, dass unter der<br />
bröckeligen Fassade ein Juwel verborgen war.<br />
„Allerdings teilten wir uns den Platz mit einem<br />
Naturkundemuseum und einer Bienenzucht.“ Heute<br />
umfassen die Kunstsammlungen vier Standorte<br />
in Chemnitz. Das Verzeichnis der gezeigten<br />
Künstler ist über 450 Seiten stark und ein Who’s<br />
who der Kunstgeschichte: Ernst Ludwig Kirchner,<br />
Marc Chagall, Edvard Munch, Pablo Picasso,<br />
Joseph Beuys und viele, viele mehr. Der Charme<br />
und das Engagement der gebürtigen Schwäbin<br />
beeindruckten Sammler immer wieder derart,<br />
dass sie ihre Werke gern nach Chemnitz gaben.<br />
Ihr größter Coup war es, die Sammlung <strong>des</strong><br />
Münchner Galeristen Alfred Gunzenhauser mit<br />
2459 Werken von Größen wie Max Beckmann,<br />
Otto Dix oder Alexej von Jawlensky nach <strong>Sachsen</strong><br />
zu holen. Geschätzer Wert: über 200 Millionen<br />
Euro. Mössinger erspähte für Gunzenhauser sogar<br />
das passende Museumsgebäude – und die<br />
Münchner Konkurrenz hatte das Nachsehen. Wie<br />
schafft sie das? „Ich verbringe bestimmt 60 Prozent<br />
meiner Zeit damit, finanzielle Mittel für die Kunst<br />
zu organisieren. Wenn ein Museum nicht wächst,<br />
stirbt es“, erklärt sie.<br />
Zudem gelingt es ihr, mit spektakulären Ausstellungen<br />
den Ruf der Sammlungen in die Welt<br />
zu tragen. So zeigte sie erstmals öffentlich im Jahr<br />
2007 die Aquarelle und Gouachen von Bob Dylan,<br />
den bis dahin öffentlich noch kein Museum nach<br />
seinen bildnerischen Werken gefragt hatte. Zuvor<br />
beschäftigte sie sich mit der sogenannten<br />
visuellen und konkreten Poesie von Carlfriedrich<br />
Claus und Franz Mon, in der Worte zu Bildern<br />
werden. Sie sah eine künstlerische Verbindung<br />
zu Dylan und suchte den Kontakt zum Musiker.<br />
Das sorgte weltweit für Schlagzeilen – und rund<br />
260000 Klicks im Internet. C. D.<br />
Ingrid Mössinger lebt für die Kunst. Hier<br />
steht sie vor dem Bild „Schwester Rosi III“ von<br />
Georg Baselitz – diese Schenkung bleibt der<br />
Sammlung trotz <strong>des</strong> Streits um das Kunstgutschutzgesetz<br />
erhalten<br />
Hier gedeiht<br />
die Kunst<br />
Ingrid Mössinger hat aus Chemnitz eine Top-<br />
Adresse für Sammler und Museumsbesucher gemacht<br />
Fotos: Hendrik Schmidt/dpa picture-alliance, ddp images, imago/epd, mauritius images (2)<br />
Vier Standorte bilden die Kunstsammlungen chemnitz<br />
Henry van de Velde-Museum<br />
Für den Fabrikanten Esche<br />
schuf Henry van de Velde die<br />
Jugendstilvilla. Heute ist sie<br />
„sein“ Museum (Parkstraße 58)<br />
Am Theaterplatz<br />
Hier befindet sich u. a. die Gemäl<strong>des</strong>ammlung<br />
mit Werken von<br />
Karl Schmidt-Rottluff, Edvard<br />
Munch usw. (Theaterplatz 1)<br />
Museum Gunzenhauser<br />
2400 Exponate von über 270 Künstlern<br />
sind hier zu sehen – 278 sind<br />
von Otto Dix, mehr als irgendwo<br />
sonst auf der Welt (Falkeplatz)<br />
Schloßbergmuseum<br />
Hier befindet sich das Stadtmuseum<br />
– schon die Räumlichkeiten<br />
aus Mittelalter und Renaissance<br />
sind sehenswert (Schloßberg 12)<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 21
Kultur<br />
Kreativer Kopf<br />
Galerist Gerd Harry<br />
Lybke gilt als einer<br />
der einflussreichsten<br />
Galeristen der Gegenwart.<br />
Sein Markenzeichen<br />
sind farbenfrohe<br />
Dreiteiler<br />
Willkommen in lybzig!<br />
Judy Lybke Der Top-Galerist aus Leipzig zeigt in<br />
<strong>BUNTE</strong> seine sieben Lieblingsflecken der Messestadt<br />
Seine maßgefertigten<br />
Dreiteiler, die mitunter<br />
aussehen, als hätte Picasso<br />
wild mit Warhol<br />
geknutscht, täuschen<br />
leicht darüber hinweg,<br />
dass man es hier mit einem der mächtigsten<br />
Galeristen der Welt zu tun hat. Denn der Judy,<br />
wie viele Gerd Harry Lybke, 54, auch nennen,<br />
kommt hemdsärmelig und duzfreudig daher.<br />
Dabei hat dieser Mann von Leipzig aus mit<br />
seiner Galerie Eigen + Art ein globales Kunstimperium<br />
aufgebaut, das seinesgleichen sucht.<br />
Lybke riecht gute Kunst zehn Meilen gegen<br />
den Wind und erkannte als einer der Ersten das<br />
Potenzial von Genie Neo Rauch, 55. Heute vertritt<br />
er die angesagtesten Künstler wie Martin<br />
Eder, 46, Tim Eitel, 44, oder Carsten Nicolai, 49.<br />
Faszinierend: Er ist totaler Autodidakt. Der gelernte<br />
Maschinenmonteur verdingte sich einst<br />
als Aktmodell an der Kunsthochschule! Glücklicherweise<br />
hat er dann die Seiten gewechselt ...<br />
Sein Erfolgsgeheimnis: Lybke<br />
ist kein Gallerowdy, der sich wichtiger<br />
nimmt als die Kunst. <strong>Die</strong> wilden<br />
Dreiteiler sind das Maximum<br />
an Selbstinszenierung. Das lieben<br />
seine Künstler so an ihm. Und was<br />
er an Leipzig liebt, hat er <strong>BUNTE</strong><br />
verraten. <br />
L. Nickel<br />
Vom Autodidakten<br />
zum Beherrscher<br />
eines globalen<br />
Kunstimperiums<br />
22 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong><br />
Galerist Judy Lybke mit Maler<br />
Neo Rauch, den er entdeckt hat
Judy Lybkes inspirational<br />
Places in Leipzig<br />
1<br />
Thomaskirche<br />
„Hier unbedingt den<br />
berühmten Motetten<br />
(mehrstimmige Gesänge,<br />
Anm. d. Red.)<br />
<strong>des</strong> Thomanerchors<br />
lauschen.“ Jeden<br />
Freitag 18 Uhr und<br />
Samstag 15 Uhr,<br />
2 3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Eintritt 2 Euro<br />
Bike-Bar<br />
„Alles rund ums Rad<br />
findet man übrigens<br />
bei Dr. Seltsam.<br />
Tagsüber ist es ein Fahrradladen, abends verwandelt er sich<br />
in eine urige Kneipe.“ Merseburger Straße 25, 04229 Leipzig<br />
7<br />
diefabrik „Aus Alt mach Neu!<br />
<strong>Die</strong>fabrik in der Klingenstraße <strong>des</strong>ignt<br />
Stühle, Lampen und tolle Lautsprecher<br />
aus alten Werkstoffen.“ Rechts: Regal<br />
„shelf114/115“ aus recycelbarer Wellpappe.<br />
Infos unter www.diefabrik.org<br />
RöstGut „Den besten Kaffee der<br />
Stadt mahlt die Kaffeerösterei RöstGut<br />
auf dem Gelände der alten Zelluloidfabrik<br />
im Stadtteil Schleußig.“ Im Hof mit<br />
Weinlaub gibt es auch ein kleines Café.<br />
Onlineshop: www.roestgut.de<br />
Der Fockeberg in der Leipziger Südvorstadt: „<strong>Die</strong> Aussicht hier ist<br />
so schön, dass man nicht mehr weg will! Im Sommer findet hier das große<br />
Seifenkistenrennen statt.“ Der Fockeberg entstand aus Schutt der<br />
Kriegsruinen, die man nach und nach zu einem Berg aufgeschichtet hat<br />
Radeln<br />
„Leipzig ist eine<br />
Fahrradstadt,<br />
<strong>des</strong>halb sollte man<br />
unbedingt selbst in<br />
die Pedale treten, am<br />
besten rund um den<br />
malerischen Cospudener See“<br />
Baumwollspinnerei<br />
„Sie ist das kreative Herz Leipzigs.“<br />
In der ehemaligen Spinnerei haben<br />
sich Galeristen, Künstler, Designer<br />
und Architekten, ein Kino und Gastrobetriebe<br />
angesiedelt. Kanzlerin<br />
Angela Merkel war auch schon da<br />
Fotos: Dominik Butzmann/laif, Waltraud Grubitzsch und Jan Woitas/dpa Picture-Alliance, Stefan Noebel-Heise/imago,<br />
Thomas Puschmann/FRüHBEETGRAFIK, Rainer Weisflog, Sebastian Willnow/ddp images (2), mauritius images/Westend61<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 23
Kultur<br />
Ein Ballett,<br />
das stolz macht<br />
Mario Schröder ist Chefchoreograf in<br />
Leipzig. 1989 floh er vor der Stasi in die Oper –<br />
heute begeistert er weltweit für den Tanz<br />
Düster und<br />
AHNungsvoll<br />
Mozarts<br />
„Requiem“ in<br />
der Inszenierung<br />
von Mario<br />
Schröder
Körperbeherrschung<br />
in<br />
Vollendung:<br />
<strong>Die</strong> Leipziger<br />
genießen<br />
Weltruf<br />
Fotos: Andreas Birkigt (2), KIRSTEN NIJHOF und ida zenna für die oper leipzig<br />
Seine erste Liebe war der<br />
Fußball. Doch dann<br />
brachte die Mutter von<br />
Mario Schröder, 50, ihrem<br />
Sohn eine Anzeige<br />
der berühmten Palucca<br />
Hochschule für Tanz in Dresden mit: „Nachwuchs<br />
gesucht!“ „Ich fragte meine Mutter: ,Was<br />
ist Ballett?‘ Sie sagte: ,Das, was Charlie Chaplin<br />
macht.‘ Ich liebte Charlie Chaplin und wollte sofort<br />
zum Vortanzen, obwohl ich keine Ahnung davon<br />
hatte“, erinnert sich der gebürtige Fins terwalder.<br />
Er wurde angenommen.<br />
Acht Jahre dauerte die Ausbildung bei Gret<br />
Palucca und Patricio Bunster. Nebenbei studierte<br />
Mario Schröder Choreografie – und wurde<br />
1983 erster Solist beim Leipziger Ballett der Oper<br />
Leipzig unter Leitung <strong>des</strong> legendären Uwe Scholz,<br />
den er später beerbte. Eine Bilderbuchkarriere.<br />
Doch mit Leipzig verbindet ihn viel mehr:<br />
Schröder war mit dabei, als die ersten Montagsdemos<br />
gegen das DDR-Regime stattfanden – und<br />
stellte sich und seine Berufung infrage. „Einmal<br />
rannte ich von einer Demo weg zur Oper, weil ich<br />
eine wichtige Probe hatte“, sagt Mario Schröder.<br />
„Plötzlich folgten mir vier Stasi-Beamte in Zivil.“<br />
Schröder floh am Pförtner vorbei, die Stasi-Schergen<br />
stoppten ordnungsgemäß an der Pforte. „So<br />
hat sie ihre eigene Pedanterie, ihr eigenes System<br />
ausgebremst.“ Doch aus der Probe wurde nichts.<br />
„Ich musste abbrechen und habe geweint: Wie<br />
konnten wir ,Dornröschen‘ tanzen, während die<br />
Leute auf die Straße gingen? Also bin ich wieder<br />
rausgegangen, um zu demonstrieren.“<br />
Für Mario Schröder steht spätestens seit diesen<br />
Tagen fest: Gesellschaftliche Prozesse sind wichtiger<br />
Teil seiner künstlerischen Arbeit. „Tanz ist<br />
Kommunikation. Tanz ist immer Gegenwart, weil<br />
er vom Augenblick lebt.“ Ob Mörderballaden von<br />
Nick Cave, Musik von Wolfgang A. Mozart oder<br />
Gustav Mahler, The Doors oder Richard Wagner –<br />
Schröder kennt keine Genre-Grenzen. „Wir erzählen<br />
Geschichten. Tanz ist Reflexion. Wenn mich<br />
eine Musik anspricht, mache ich etwas daraus,<br />
egal ob es sich dabei um Punk oder Barockmusik<br />
Ob Punk oder<br />
Barock – hier<br />
verschwimmen die<br />
Genre-Grenzen<br />
handelt.“ Das kommt beim Publikum gut an –<br />
und zwar weltweit – und ist ein Grund für den<br />
exzellenten Ruf <strong>des</strong> Leipziger Ensembles. „Man<br />
muss das Handwerk, das klassische Ballett beherrschen,<br />
wenn man Neues machen will“, erklärt er.<br />
Doch ansonsten sei der Tanz eine der flexibelsten<br />
Kunstformen.<br />
„Manchmal kommen Menschen zum ersten<br />
Mal zu uns und sagen anschließend: ,Wir wussten<br />
nicht, dass Ballett so sein kann. Wir dachten<br />
immer, Ballett bedeute Männer mit Strumpfhosen<br />
und ,Schwanensee‘.‘ Auch das ist Ballett, aber eben<br />
nicht nur.“ Eine bemerkenswerte Altersmischung<br />
beim Publikum und die Liebe der Leipziger zu<br />
ihrem Ballett sind der Lohn seiner Arbeit. „Es<br />
sind die Menschen hier, die all das mittragen und<br />
entwickeln. Da ist Leipzig etwas ganz Besonderes.“<br />
Auf der einen Seite profitiert die boomende<br />
Region von „ihrem“ Ballett. Schröder: „<strong>Die</strong> Kombination<br />
von Wirtschaft, Kultur und Politik finde<br />
ich spannend. Wenn sich Konzerne, die Millionengewinne<br />
machen, für die Kultur stark machen, ist<br />
das toll. Das heißt aber nicht, dass sich der Staat<br />
aus der Verantwortung ziehen kann.“ Auf der<br />
anderen Seite sei die kulturelle Vielfalt Leipzigs<br />
ein wichtiger Grund für Unternehmen, sich in<br />
der <strong>Sachsen</strong>-Metropole anzusiedeln. Stichwort:<br />
Standortfaktor. „Als wir jetzt in Thailand gastierten,<br />
haben uns einige Zuschauer, die Leipzig<br />
nicht kannten, danach gesagt, dass sie nun unbedingt<br />
Leipzig besuchen wollen, wenn sie nach<br />
Deutschland kämen. Und das macht uns stolz.“<br />
Claus Dreckmann<br />
Erste Adresse <strong>Die</strong> Oper am<br />
Augustusplatz<br />
Mario<br />
Schröder<br />
gewann als<br />
Choreograf<br />
bereits zahlreiche<br />
Preise<br />
Als Solotänzer<br />
arbeitete Mario Schröder (l.)<br />
mit Uwe Scholz (M.)<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 25
Tradition<br />
6<br />
Bräuche<br />
braucht der Mensch<br />
Deutsche Sorben hüten ihre Kultur. In der Lausitz begegnet<br />
man Legenden, die hier seit Jahrhunderten bewahrt werden<br />
26 <strong>BUNTE</strong> 25 | <strong>2015</strong>
60 000 Sorben leben in<br />
Ostdeutschland –<br />
sie sind ein eigenes Volk<br />
Das fröhliche Lied<br />
weckt Kindheitserinnerungen:<br />
„Ein Vogel<br />
wollte Hochzeit machen<br />
in dem grünen<br />
Walde, fideralala, fideralala,<br />
fideralalalala“ kann jeder mitsingen. In<br />
vielen Gemeinden <strong>Sachsen</strong>s und Brandenburgs ist<br />
das Lied an eine wunderschöne Tradition geknüpft<br />
– den sorbischen Brauch der Vogelhochzeit: Am<br />
25. Januar verkleiden sich Kinder als bunte Hochzeitsgesellschaft.<br />
Am Vorabend haben sie Teller<br />
ins Freie gestellt – die Freude ist je<strong>des</strong> Jahr groß,<br />
wenn sie sie am nächsten Morgen mit Süßigkeiten<br />
und Teig-Vögeln gefüllt vorfinden. Der Tradition<br />
nach bedanken sich die Vögel so für die Fütterung<br />
in der kalten Jahreszeit – und die Erwachsenen<br />
lassen die Kleinen in diesem Glauben ... 6<br />
an feiertagen<br />
wie hier zu<br />
Pfingsten sieht<br />
man häufig die<br />
schönen sorbischen<br />
Trachten<br />
Zu Jedem<br />
FEstlichen<br />
Anlass gibt es<br />
eine andere<br />
Tracht<br />
Fotos: Oliver Killig/dpa picture-alliance, Carsten Koall/visum<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 27
Tradition<br />
„Viele Traditionen gehen<br />
verloren. Dagegen wollte<br />
ich etwas unternehmen“<br />
alt und neu<br />
Sorbische<br />
Muster und<br />
modernes<br />
Design harmonieren<br />
der zauberlehrling<br />
Otfried Preußlers<br />
Jugendbuch „Krabat“<br />
basiert auf einer<br />
sorbischen Legende<br />
Bunte reihe<br />
Lausitzer Keramik ist<br />
berühmt für ihre<br />
Farben und Pfauenaugenmuster<br />
hoch zu Ross Beim<br />
Osterreiten ziehen die Prozessionen<br />
von Dorf zu Dorf<br />
als mädchen<br />
trug die Sorbin<br />
Kornelia Sir<br />
diese Tracht.<br />
Heute entwirft sie<br />
Mode (oben)<br />
6 Etwa 60 000 Sorben leben heute in <strong>Sachsen</strong><br />
und Brandenburg. Früher sprachen die meisten<br />
neben Deutsch auch Obersorbisch, das dem<br />
Tschechischen ähnelt, oder Niedersorbisch, das<br />
mit dem Polnischen verwandt ist. In den vergangenen<br />
Jahren lernten immer weniger die Sprache<br />
ihrer Ahnen. Zum Glück ändert sich das gerade,<br />
junge Leute interessieren sich für ihre Wurzeln.<br />
„Dass die alten Traditionen verloren gehen,<br />
merkte ich erst, als ich in die Schweiz gezogen<br />
war“, sagt die Sorbin Kornelia Sir. „Dagegen<br />
wollte ich etwas tun, also begann ich, die traditionelle<br />
Tracht neu zu interpretieren.“ Ihr Label<br />
nennt sich KonTour (www.kontour.net), die farbenfrohen<br />
Shirts, Hosen und Kleider aus sorbischen<br />
Stoffen verkauft sie in ihrer Heimatstadt<br />
Hoyerswerda. „Das gefällt auch Touristen, denn<br />
sie bekommen ein Stück Geschichte mit“, sagt Sir.<br />
Das traditionelle Osterreiten hingegen ist<br />
fest verwurzelt: Hunderte von<br />
Reitern, allesamt mit Gehrock<br />
und Zylinder, tragen die Botschaft<br />
der Auferstehung Jesu<br />
von Dorf zu Dorf, mit sorbischen<br />
Gebeten und Liedern.<br />
<strong>Die</strong> mystischen Sagen und Märchen<br />
der Oberlausitz wurden von<br />
vielen Schriftstellern aufgenommen,<br />
allen voran die Geschichte<br />
<strong>des</strong> Zauberlehrlings Krabat, der<br />
sich den bösen Mächten widersetzt.<br />
Einer der bekanntesten<br />
Autoren ist Jurij Brezan († 2006),<br />
der Krabat in seinem Buch<br />
„Krabat oder <strong>Die</strong> Verwandlung<br />
der Welt“ die Menschheit retten<br />
lässt. Ebenso bekannt ist<br />
Otfried Preußler († 2013), der<br />
sein Jugendbuch „Krabat“ 1971<br />
verfasste. Auch auf der Bühne<br />
wird das Märchen erzählt, je<strong>des</strong><br />
Jahr finden in Schwarzkollm<br />
die Krabat-Festspiele statt (www.<br />
Volkstänze<br />
lernen<br />
mittlerweile<br />
auch wieder<br />
die jungen<br />
Sorben<br />
gerade für<br />
kinder finden<br />
sich in der sorbischen<br />
Kultur<br />
viele schöne<br />
Bräuche<br />
krabat-festspiele.de), stimmungsvoll<br />
an der Schwarzen<br />
Mühle unweit von Hoyerswerda.<br />
In die sorbischen Traditionen<br />
einzutauchen macht also nicht<br />
nur Erwachsenen Spaß. „Bis<br />
bald“ oder „Hac do bórze“,<br />
wie man auf Sorbisch sagt.<br />
<br />
Barbara Woinke<br />
Fotos: Arno Burgi/dpa bildfunk (2), MATTHIAS HIEKEL/AFP, Sebastian Kahnert/dpa picture-alliance, Torsten Kellermann/Wittichenau, Rainer Weisflog (3), Roger Paul und Mirko Schöder/Münzkabinett Staatliche Kunstsammlungen Dresden, privat (2), pr<br />
28 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
Hoher Besuch<br />
Beatrix, 2011<br />
noch Königin der<br />
Niederlande, im<br />
Grünen Gewölbe<br />
Wer den Taler nicht ehrt ...<br />
Das Münzkabinett im Dresdner Residenzschloss<br />
ist eine der schönsten Sammlungen Europas<br />
Münzsammlung Dresden<br />
Blick in die<br />
neue Schau<br />
Auf blauem<br />
Grund präsentiert<br />
sich der<br />
Münzschatz<br />
Münze<br />
mit dem<br />
Konterfei<br />
August<br />
<strong>des</strong><br />
Starken<br />
GeschenkMedaille<br />
<strong>des</strong> Orientalisten<br />
M. Georg Jakob Kehr<br />
an August I. (1727)<br />
SilberTaler<br />
<strong>des</strong> preußischen<br />
Königs<br />
Friedrich Wilhelm<br />
I. (1861)<br />
Wer an Dresden denkt, denkt<br />
unweigerlich an <strong>Sachsen</strong>s<br />
legendären Kurfürsten August<br />
den Starken (1670–1733).<br />
Unter ihm entfaltete sich das<br />
„Elbflorenz“ zum barocken Gesamtkunstwerk.<br />
Besucher aus aller Welt bestaunen heute<br />
seine prunkvollen Schätze im Historischen<br />
Grünen Gewölbe und Neuen Grünen Gewölbe –<br />
ein Rausch aus Perlen, Korallen, Silber, Gold<br />
und Elfenbein.<br />
Nun ist eine weitere Schatzkammer für den<br />
Besucher geöffnet: Das berühmte Münzkabinett<br />
mit seinen rund 300 000 Einzelstücken hat<br />
nach elf Jahren Bauzeit im Juni <strong>2015</strong> einen festen<br />
Platz im Residenzschloss gefunden. Es handelt<br />
sich um eine der bedeutendsten Kollektionen<br />
an Münzen, Medaillen, Ehrenzeichen und<br />
Siegel-Stempeln Europas und geht zurück auf<br />
den albertinisch-sächsischen Herzog Georg den<br />
Bärtigen (1471–1539). Seit 2004 war die Sammlung<br />
so nicht mehr zu sehen. Nun erstrahlt sie<br />
in neuer Pracht. In drei Sälen werden die interessantesten<br />
Stücke präsentiert und die Münzgeschichte<br />
von der Antike bis zur Gegenwart<br />
erklärt. Heute versteckt sich die Münzsammelleidenschaft<br />
unter dem trockenen Fachbegriff<br />
Numismatik. Das war früher anders: „Münzbelustigung“<br />
nannte man sie. Und das macht<br />
doch viel mehr Lust auf einen Besuch.<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 29
Luxus<br />
Einfach Spitze,<br />
dieser Auftritt<br />
<strong>Die</strong> grosse<br />
Gala zur<br />
BAMBI-Verleihung<br />
besuchte<br />
ein stolzer Fußballstar<br />
Philipp<br />
Lahm mit seiner<br />
Frau Claudia –<br />
sie in Spitze von<br />
Irene Luft<br />
30 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong><br />
Es ist der Stoff, aus dem die<br />
ganz großen Auftritte gemacht<br />
sind: Spitze aus Plauen und<br />
dem Vogtland. Sie kleidet<br />
Frauen zum Beispiel passend<br />
zum beschwingten Sound<br />
eines großen Orchesters: Beim<br />
Wiener Opernball wurde das<br />
Kleid von Topmodel Franziska<br />
Knuppe zur schönsten Robe<br />
<strong>des</strong> Abends gewählt. Sie kam<br />
im bodenlangen schwarzen<br />
Filigrantraum von Designerin<br />
Irene Luft. In diesem Jahr ging<br />
Jessica Stockmann auf der Berliner<br />
Merce<strong>des</strong>-Benz Fashion<br />
Week in Luft auf den Catwalk –<br />
und sah einfach nur Spitze aus.
luxus für<br />
die ganze Welt<br />
Flügel, auf denen die größten Hits komponiert wurden, Kleider, die<br />
auf den prächtigsten Bällen der Welt getragen werden, Seide und Leder,<br />
die Hand und Auge schmeicheln – das ist Handwerkskunst aus <strong>Sachsen</strong><br />
Musical-Gott<br />
Andrew Lloyd<br />
Webber komponierte<br />
„Cats“ auf<br />
einem Blüthner. Er<br />
besitzt min<strong>des</strong>tens<br />
sechs Flügel<br />
der Firma<br />
So klingen Hits<br />
Jessica<br />
Stockmann<br />
auf dem<br />
Catwalk der<br />
Berliner<br />
Fashion Week<br />
Designerin<br />
Irene Luft<br />
setzt in ihren<br />
Kollektionen<br />
auf üppige<br />
Spitze und<br />
Stickereien –<br />
Merino-Wollmischungen<br />
auf hauchdünner<br />
Seide<br />
„... and there will be an answer ...“– nämlich die, dass<br />
Paul McCartney den Beatles-Hit „Let It Be“ auf einem<br />
Flügel von Julius Blüthner spielt. <strong>Die</strong> Pianoforte-Fabrik<br />
aus Großpösna sorgt seit 1853 für den Klang, der die<br />
Welt bewegt – und kostbar ist: Für ein handgefertigtes<br />
Meisterstück werden schon mal 100 000 Euro fällig.<br />
HANDGEKLÖPPELT<br />
Stahltaschen von<br />
Beatrice Müller<br />
Taschen aus Stahl<br />
<strong>Die</strong> schlechte Nachricht zuerst: Wer eine der aus Edelstahlfäden<br />
geklöppelten Handtaschen von Beatrice Müller aus<br />
Annaberg-Buchholz haben möchte, muss min<strong>des</strong>tens ein<br />
Jahr warten und mehr als 2000 Euro ausgeben. <strong>Die</strong> gute:<br />
<strong>Die</strong> Klöppelweltmeisterin hat andere Stücke vorrätig ...<br />
Fotos: Russell Boyce/reuters, Franziska Krug/Getty Images, Lars Rosenkranz, Timm/face to face (2), imago<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 31
Luxus<br />
Thomas de<br />
Maizière,<br />
Bun<strong>des</strong>innenminister,<br />
ist ein<br />
Diplomat-Fan.<br />
Rechts: das<br />
Modell „Rome“,<br />
Preis 200 Euro<br />
<strong>Die</strong> Gold-Feder<br />
Ganzmetallgehäuse mit Brillantlackierung. 14-Karat-Bifocalfeder. Geräuschlose<br />
Windung. 41 Gramm Leergewicht. Das ist nicht einfach ein Füller, sondern einer von<br />
Diplomat aus Cunewalde in der Lausitz. Schreibgerät der Staatsmänner und Individualisten<br />
seit 1922. Handschrift in Tinte als Ausdruck der Persönlichkeit – und als binden<strong>des</strong><br />
Zeichen unter Verträgen. Diplomat liefert Füller an Regierungen aus aller Welt.<br />
In Deutschland unterschreibt Innenminister Thomas de Maizière mit Diplomat.<br />
Meissener Drache<br />
Helmut Schmidt, Altkanzler<br />
und Deutschlands bekanntester<br />
Raucher, hat ihn als Aschenbecher:<br />
den roten Ming-Drachen<br />
aus der Meissener Porzellanmanufaktur.<br />
Dekor seit 1740 – und<br />
jetzt wieder en vogue: Geschirr,<br />
Teekannen, Tassen ... Das Tier<br />
steht für übernatürliche<br />
Weisheit. So gesehen sind<br />
195 Euro für einen<br />
Kaffeebecher eine gute<br />
Investition ...<br />
32 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong><br />
Ein königlicher Stoff<br />
Nymphenburg, Dresdner Stadtschloss, Schönbrunn:<br />
Schlösser zum Staunen. An den Wänden: originalgetreuer<br />
Damast von Wolfgang Eschke. Nur seine<br />
Seidenmanufaktur in Crimmitschau kann das. Kostet<br />
schon mal 200 Euro pro Quadratmeter – und das geben<br />
auch einige Reiche für ihre Privathäuser aus ...<br />
Wolfgang Eschke fertigt in<br />
seiner Manufaktur Damast<br />
nach historischen Vorbildern<br />
Edle Patina<br />
Mutare Das<br />
edle Leder<br />
der Kathi<br />
Halama<br />
Der Name ist Programm: Mutare<br />
ist Latein und heißt Veränderung.<br />
Denn auch die Taschen der Designerin<br />
Kathi Halama aus Chemnitz<br />
verändern sich: Mit den<br />
Jahren setzt das strohgegerbte<br />
Rindleder Patina an – man hat<br />
das Täschchen schließlich ewig ...<br />
Fotos: Uwe Meinhold/ddp images, Sgt. Aaron Hostutler/DOD Photo/action press,<br />
Fräulein Fotograf (2), ©Meissen® Photo:Porzellan-Manufaktur Meissen 2005, pr (4)
Ungewöhnlicher Schmuck – eine<br />
Weltneuheit aus Dresden<br />
Das lässt Frauen<br />
aufhorchen<br />
<strong>Die</strong>ser edle Schmuck verbirgt ein<br />
kleines Geheimnis: <strong>Die</strong> Dresdner Designerin<br />
Sandra Coym und die Akustikerin Kerime<br />
Riedel hatten die Idee zur Weltneuheit – Ohrringe mit<br />
einem integrierten Hörgerät. Außen Silber und Gold im<br />
preisgekrönten Design, innen modernste Schweizer<br />
Digitaltechnik. Den „Hörschmuck“ (alles Einzelstücke)<br />
gibt es für rund 5000 Euro (www. hoerschmuck.de).<br />
Museumsreif<br />
Federleicht und filigran: <strong>Die</strong><br />
Halskette sieht aus, als könne<br />
man sie wie die Blüte einer<br />
Blume in der Hand zerdrücken.<br />
Nur die Formen erinnern ein<br />
wenig an die Natur, das Material<br />
ist unverwüstlich. <strong>Die</strong> Dresdner<br />
Designerin Dorit Schubert<br />
klöppelt ihren Schmuck aus<br />
Silber, Edelstahl und Nylon –<br />
ein hauchzartes Gewebe, im<br />
Färbebad koloriert. Und schon<br />
museumsreif. Zu sehen z. B.<br />
auf Burg Abenberg in Bayern.<br />
Zu kaufen im kleinen<br />
Schmuckladen in Dresden.
Wirtschaft<br />
<strong>Sachsen</strong>s Autokönig<br />
Siegfried Bülow leitet<br />
das Porsche-Werk in<br />
Leipzig von Anfang an.<br />
In der DDR baute er<br />
Nutzfahrzeuge<br />
namens Barkas<br />
Auferstanden<br />
aus Ruinen<br />
Siegfried Bülow Der Sachse hat<br />
Benzin im Blut, seine Karriere ist märchenhaft<br />
raumschiff Porsche<br />
Das Autowerk mit seinen<br />
rund 3500 Arbeitsplätzen<br />
ist hochprofitabel und<br />
der Stolz der Messestadt<br />
Er verkauft Emotion. Den<br />
Luxus, den sich nicht jeder<br />
leis ten kann, vor allem in<br />
den neuen Bun<strong>des</strong>ländern.<br />
Aber Siegfried Bülow, Chef<br />
<strong>des</strong> Leipziger Porsche-Werks,<br />
ist ein Mann, der gern Visionen verwirklicht.<br />
Und Porsche in Leipzig zu einem Leuchtturm<br />
der Wirtschaft gemacht hat. <strong>BUNTE</strong> sprach mit<br />
dem <strong>Sachsen</strong>, der zu DDR-Zeiten in Chemnitz das<br />
Autowerk Barkas geleitet hatte und heute seiner<br />
Heimat „etwas zurückgeben“ will.<br />
Herr Bülow, ist Ihre Karriere ein Märchen?<br />
Heute kann man das so sagen, am Anfang war<br />
das noch nicht mal ein Traum. Ich war einfach<br />
zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Da war<br />
viel Glück dabei. Nicht alle tüchtigen Leute kriegen<br />
so eine Chance.<br />
Porsche beschloss Ende der 90er, eine Fabrik<br />
im Osten zu bauen – warum fiel die Wahl auf Sie?<br />
Ein Headhunter sprach mich an und sagte mir,<br />
dass eine deutsche Autofirma jemanden sucht, der<br />
auf der grünen Wiese ein Werk aufbaut. Ich wusste<br />
lange nicht, um wen es sich handelt, ein Jahr dauerten<br />
die Verhandlungen, bis ich beim damaligen<br />
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking im Büro saß.<br />
34 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
Fotos: Christoph Busse/VISUM, Tom Schulze/dpa picture-alliance, Timm/all4prices, ddp images, imago<br />
zweite Ehe Siegfried<br />
Bülow mit Astrid Hoeschel-<br />
Bellmann<br />
„Nach der<br />
Wende musste<br />
ich als Chef<br />
meine Frau und<br />
meinen Vater<br />
entlassen“<br />
Rennstrecke mit Autofabrik<br />
Porsche-Kunden werden in<br />
Leipzig verwöhnt, sie dürfen ihr<br />
Auto gleich rasant testen<br />
Wahrscheinlich kamen sie auf mich, weil ich als<br />
Sachse die Region, die Historie und die Menschen<br />
kenne. Und bei Volkswagen zehn Jahre lang in<br />
vielen Bereichen wie Logistik, Lackiererei und<br />
Fahrzeugbau Erfahrungen gesammelt hatte.<br />
Wurden Sie als „Ossi“ mit offenen Armen<br />
aufgenommen?<br />
Aber ja. Bei Volkswagen spielt Herkunft keine<br />
Rolle. Man wird einzig an der Leistung gemessen.<br />
Das ist auch bei uns in Leipzig so. Wenn einer<br />
unserer Mitarbeiter gegen Ausländer hetzen<br />
würde, wäre er keiner mehr von uns. Wir erwarten<br />
Respekt. Porsche beschäftigt in Deutschland<br />
Menschen aus 50 Nationen.<br />
Sie sind der Chef – ist Ihnen das Wir-Gefühl<br />
besonders wichtig?<br />
Ja, Automobilbau ist Mannschaftssport. Wir Manager<br />
verstehen uns als <strong>Die</strong>nstleister, die Facharbeiter<br />
am Fließband schaffen die Werte. Und jeder<br />
unserer 3500 Mitarbeiter hat bei uns die gleiche<br />
Chance auf Bonusbeteiligung. Das ist eine Frage<br />
der Fairness. Zudem gab es im vergangenen<br />
Jahr für jeden eine Sonderzahlung von 8600 Euro.<br />
Mögen Sie Widerspruch?<br />
Wenn er konstruktiv ist, natürlich. Ich will keinen<br />
Einheitsbrei. Und mein Büro steht für jeden offen.<br />
Ich behaupte ja nicht, die Weisheit mit Löffeln<br />
gefressen zu haben.<br />
Wie haben Sie die Wirren der Wende erlebt?<br />
Dramatisch. Ich musste im 7000-Mann-Betrieb<br />
Barkas 2000 Leute entlassen – die schwierigste<br />
Entscheidung meines Lebens. Darunter waren<br />
auch meine Frau und mein Vater. Ich konnte sie<br />
ja bei der Zerlegung, die beschönigend „Restrukturierung“<br />
genannt wurde, nicht verschonen.<br />
Das musste ich tun, um glaubwürdig zu bleiben.<br />
Haben Sie nie daran gedacht, die DDR zu<br />
verlassen, so wie es Tausende getan haben?<br />
Ich durfte ab 1986 in den Westen reisen – unter<br />
der Zusicherung, dass ich zu meiner Schwägerin,<br />
die damals in der BRD lebte, keinen Kontakt aufnehme.<br />
Aber an Flucht habe ich nie gedacht. Ich<br />
hatte ja in der DDR meine Familie, meine Freunde,<br />
meine Verantwortung. Bei Barkas wurde ich sogar<br />
als Chef von der Belegschaft demokratisch<br />
bestätigt, als der sozialistische Betrieb in eine<br />
kapitalis tische Ordnung überführt wurde.<br />
Obwohl Sie vorher in der SED waren ...<br />
Ja. Aber ich war kein überzeugter Kommunist.<br />
Ich bin da eingetreten, um etwas zu verändern,<br />
ich wollte gestalten, nicht nur meckern. Und vor<br />
allem: Wir wollten gute Autos bauen. Aber ein Jahr<br />
vor der Wende hörte ich bereits von einem Generaldirektor,<br />
dass es mit der DDR zu Ende geht. Wir<br />
waren schon vorher über den starren Apparat gefrustet.<br />
Ich konnte auch politische Witze erzählen,<br />
ohne dass ich Probleme bekam. Ein Blatt vor den<br />
Mund habe ich nie genommen.<br />
Haben Sie als Junge von einem Porsche geträumt?<br />
Nein, ich hatte ein Poster von einem Ford Mustang<br />
bei mir hängen. Im Westen habe ich ihn mal gefahren.<br />
So eine Karre, dachte ich, und war enttäuscht,<br />
kein Vergleich zum damaligen Porsche<br />
356. Aber an den Scheiben der Westautos haben<br />
wir uns die Nasen plattgedrückt.<br />
Sind die <strong>Sachsen</strong> stolz auf Ihr Porsche-Werk?<br />
Ja, obwohl unsere Autos zu 90 Prozent in den<br />
Export gehen. Porsche ist nun mal kein Massenprodukt.<br />
Bei der US-amerikanischen Ausgabe<br />
von „Stiftung Warentest“ – „J. D. Power“ – sind wir<br />
seit Jahren die Nummer eins. Wir haben immer<br />
den Anspruch, das sportlichste Auto in seinem<br />
Segment zu bauen.<br />
Das Porsche-Image ist konstant gut. Wie<br />
kommt das?<br />
Da spreche ich für die Region <strong>Sachsen</strong>: Porsche<br />
ist auch bei denen beliebt, die sich das Auto nicht<br />
leis ten können. Porsche ist mehr als ein Automobilhersteller.<br />
Wir sind Arbeitgeber, Jobmotor und<br />
bringen Kaufkraft in die Region. Zudem engagieren<br />
wir uns hier gesellschaftlich stark, unterstützen den<br />
Breitensport in der Kinder- und Jugendförderung,<br />
sind Partner der hiesigen Kultureinrichtungen, wie<br />
beispielsweise <strong>des</strong> Gewandhauses. Nach mehr als<br />
13 Jahren Erfolgsgeschichte am Standort wollen wir<br />
den <strong>Sachsen</strong> etwas zurückgeben und DANKE sagen.<br />
Viele Ihrer Mitarbeiter, die in den Westen<br />
gegangen waren, kamen zurück.<br />
Weil wir ihnen einen sicheren Job bieten. In einer<br />
wunderschönen Gegend.<br />
Sie sind 63. Wie lange wollen Sie noch als<br />
Mr. Porsche arbeiten?<br />
Mein Vertrag geht bis 2017. Was dann kommt,<br />
wird sich zeigen. Ich bin kein Typ, der einfach von<br />
heute auf morgen aufhören kann. Vielleicht räume<br />
ich meine Garage mal drei Wochen auf, dann<br />
muss ich wieder ran.<br />
Und was steht in Ihrer Garage?<br />
Ein Wartburg Camping, das Traumauto meiner<br />
Jugend. Ein alter Porsche 911. Und der Pana mera.<br />
Den fahre ich mit meiner Frau am liebsten.<br />
<br />
Interview: Manfred Otzelberger<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 35
Genuss<br />
Gäste im<br />
„ Bl au e n E ngel“<br />
Im Herzen von Aue steht seit dem<br />
17. Jahrhundert das „Hotel Blauer Engel“<br />
<strong>Die</strong> Küche<br />
von Benjamin<br />
Unger ließen<br />
sich auch Franzi<br />
van Almsick und<br />
Boris Becker<br />
schmecken<br />
So edel kann<br />
Matjes sein<br />
Eine Sahnesauce mit Zwiebeln<br />
und Gurken: Das ist<br />
die Standardzubereitung für<br />
Matjes. Nicht so, wenn der<br />
Junghering in die Hände von<br />
Benjamin Unger gerät. Er<br />
beizt die Filets in einer<br />
Marinade, die u. a. Koriander,<br />
Kardamom und Sternanis<br />
enthält. Dann fertigt er ein<br />
Zitronen-Vanille-Gelee an, mit<br />
dem der Fisch später bestrichen<br />
wird – dann wird er<br />
von Knusperhippen getrennt.<br />
Das alles kommt zwischen<br />
zwei Milchhippen, wird mit<br />
Estra gonschaum und einem<br />
Salat von Kerbel, Estragon,<br />
Rucola und Radicchio (mit<br />
eigens angemachter Mandel-<br />
Vinaigrette) schließlich auf<br />
dem Teller dekoriert. Unger:<br />
„So werden sämtliche<br />
Geschmacksrezeptoren<br />
angesprochen ...“<br />
Matjesfilet mit Gewürzöl<br />
im Zitronen-Vanille-Gelee<br />
und Estragonschaum<br />
Im „Blauen Engel“ kann<br />
man wie ein König tafeln<br />
modernE Küche im traditionellen Ambiente: <strong>Die</strong> Kreationen<br />
von Benjamin Unger locken Feinschmecker nach Aue<br />
Glück auf“ wird der Gast begrüßt,<br />
wenn er das Restaurant „St. Andreas“<br />
im „Blauen Engel“ zu Aue<br />
betritt – eine Reminiszenz an den<br />
alten Bergmannsgruß <strong>des</strong> Erzgebirges.<br />
Tradition strahlt schon die Fassade <strong>des</strong><br />
Bauwerks aus dem Jahr 1663 aus. Drinnen aber<br />
Chefkoch<br />
Benjamin<br />
Unger bietet<br />
„junge,<br />
moderne<br />
Küche mit<br />
Pep und<br />
Niveau“<br />
wird „eine junge, moderne Küche mit Pep und<br />
Niveau“ zelebriert, wie Küchenchef Benjamin<br />
Unger sagt. Wozu er in dem Familienbetrieb<br />
bevorzugt Produkte der Region auf den Tisch<br />
bringt, „zum Beispiel sächsisches Eichelmastschwein<br />
mit Pfifferlingen und Rotweinnudeln“.<br />
Weil nicht nur Städtetouristen ins schöne Aue<br />
kommen, sondern auch Fußballgrößen, die zu<br />
den Spielen von Erzgebirge Aue anreisen, hat<br />
Unger auch schon die U-20-Nationalmannschaft<br />
bekocht und den FC Bayern München. Boris<br />
Becker ließ sich die Küche ebenso wenig entgehen<br />
wie Franzi van Almsick. Gekocht hat Unger auch<br />
für Helmut Kohl und Michail Gorbatschow, da<br />
war dann „vom Kesselgulasch bis zur Ochsenbacke“<br />
alles dabei.<br />
Wer Wert darauf legt, kann sich das Menü von<br />
Unger wie einst die sächsischen Könige stilgerecht<br />
auf Porzellan aus Meissen (im Drachen-Dekor)<br />
servieren lassen. Servietten und Tischläufer sind<br />
dann mit Swarovski-Kristallen geschmückt. „Das<br />
hat noch nicht mal das ,Hotel Adlon‘ in Berlin“,<br />
sagt Unger und schmunzelt. Christian Krabichler<br />
36 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
„Auerbachs Keller“, Leipzig<br />
Fotos: Gregorio T. Binuya/Clemens niehaus/Marechal-Piovanotto/Ray Tang/action press, Jose Giribas/SZ Photo/laif, maria schiffer/Jalag Syndication, lucie schulte, Sebastian Willnow/ddp images, B. and E. Dudzinscy (shutterstock, Jeunes Restaurateurs Deutschland (2), PR<br />
„Lucie Schulte“, Görlitz<br />
Görlitz ist die heimliche Filmhauptstadt<br />
<strong>Sachsen</strong>s: Hollywood-Hits wie<br />
„Grand Budapest Hotel“ entstanden<br />
zwischen seinen historischen Bauten. Im<br />
„Lucie Schulte“ entspannen sich <strong>des</strong>halb auch<br />
waschechte US-Stars. Jeff Goldblum spielte in<br />
der Bar Klavier – seitdem gibt es Jazz-Abende.<br />
Weltbekannt und ein Muss vor Weihnachten –<br />
Dresdner Christstollen. So backen Sie ihn selbst<br />
(wenn Sie nicht ein Original in Dresden online bestellen<br />
wollen). Zutaten: 1,2 kg Mehl, 750 g Butter,<br />
0,4 l Milch, 80 g Hefe, 600 g in Rum eingelegte Rosinen,<br />
100 g Mandeln, 10 g bittere Mandeln, 150 g<br />
Zitronat, 100 g Orangeat, 100 g Zucker, etwas abger.<br />
Zitronenschale und Macisblüte, Puderzucker.<br />
Königin Silvia<br />
von Schweden<br />
zählt zu den gekrönten<br />
häuptern auf<br />
der Gästeliste von<br />
„Auerbachs Keller“<br />
Jeff Goldblum<br />
setzte<br />
sich im „Lucie<br />
Schulte“ selbst<br />
ans Klavier<br />
Der GRosse<br />
Keller – einer<br />
von fünf Sälen<br />
in „Auerbachs<br />
Keller“ – und<br />
der jüngste<br />
(1912 gebaut)<br />
in dem seit<br />
1525 existierenden<br />
Gasthaus<br />
„Lila Soße“, Dresden<br />
das rezept für Dresdner christstollen<br />
Zubereitung: 1 Hefe in etwas lauwarmer Milch<br />
auflösen und 15 Min. gehen lassen. 2 Mit Mehl,<br />
Milch, 600 g Butter, Zitronenschale und Macis<br />
zum Teig verkneten. Andere Zutaten dazugeben,<br />
den Teig etwa eine Stunde zugedeckt gehen<br />
lassen. 3 Eine längliche Rolle formen, mit<br />
Das einzige Gasthaus der Welt, <strong>des</strong>sen<br />
Ruhm literarisch für alle Zeiten festgeschrieben<br />
ist. „Auerbachs Keller<br />
Leipzig“ heißt das Kapitel in Goethes „Faust“.<br />
Der Dichterfürst selbst ließ sich als Student<br />
hier anregen für das Gelage, zu dem Mephisto<br />
den Faust verführt. Heute kommen Bun<strong>des</strong>präsident<br />
Joachim Gauck, Königin Silvia<br />
von Schweden, aber auch Fußballstars wie<br />
Sami Khedira – eine VIP-Liste, wie sie im<br />
Buche steht ...<br />
Wo Stars<br />
klimpern und genießen<br />
Drei adressen mit hohem Promi-<br />
Faktor, die sogar schon Hollywood-<br />
Schauspieler nach <strong>Sachsen</strong> lockten<br />
Dresden gilt in den USA als „Hot Spot“ –<br />
schrieb zumin<strong>des</strong>t die „New York<br />
Times“. Und empfahl „Lila Soße“ als<br />
Geheimtipp. Offenbar hat das Willem Dafoe<br />
(„Spider-Man“) gelesen – jedenfalls kam er ins<br />
Kneipenrestaurant im Kunsthof. Neben Star-<br />
Feeling wird Leckeres im Weckglas serviert.<br />
Willem<br />
DaFoe<br />
probierte<br />
deutsche<br />
Küche aus<br />
dem Weckglas<br />
einem Rundholz in der Mitte vorsichtig etwas<br />
platter rollen, den dünneren Boden wieder zur<br />
Mitte hin umschlagen (geschlagene Stollenform).<br />
Bei 180 °C ca. 60 Min. backen. 4 Restliche<br />
Butter zerlassen und den Stollen damit<br />
bestreichen, mit Puderzucker bestäuben. In<br />
einer mit einem Tuch bedeckten Holzwanne<br />
etwa zwei Wochen ziehen lassen.<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 37
Genuss<br />
spitzen-Weine<br />
winzer Karl<br />
Friedrich<br />
Aust in seinem<br />
Weinberg – über<br />
sich das Spitzhaus.<br />
Einst ein<br />
Lustschlösschen,<br />
heute ein Restaurant<br />
mit Blick<br />
über Radebeul<br />
1Das Weingut Schloss Proschwitz (Meißen)<br />
von Dr. Georg Prinz zur Lippe gilt als ältestes<br />
privat bewirtschaftetes Weingut in <strong>Sachsen</strong>.<br />
Für Rotweinliebhaber unerlässlich: sein Spätburgunder<br />
von 2012 für 23,50 € pro Flasche<br />
2Ganz ungewöhnliche Gewächse kommen<br />
vom Weingut Klaus Zimmerling –<br />
der Winzer ist schon eine Ikone <strong>des</strong><br />
deutschen Weinbaus. Lage: Pillnitzer Königlicher<br />
Weinberg (Dresden). Probieren:<br />
den 2012 Riesling, Große Lage, 0,5 l zu 24 €<br />
3Karl Friedrich Aust keltert u. a.<br />
eine fruchtige Spätlese vom Weißburgunder<br />
(Goldener Wagen, 0,5 l,<br />
14,50 €). Und empfiehlt den regionaltypischen<br />
Müller-Thurgau (0,75 l zu 11,50 €)<br />
Meissen<br />
Coswig<br />
Das Juwel<br />
im Elbland<br />
Dresden<br />
Pirna<br />
Radebeul<br />
Klein,<br />
aber fein<br />
<strong>Die</strong> sächsischen<br />
Weinbaugebiete<br />
an<br />
den Hängen<br />
entlang<br />
der Elbe<br />
So schön ist<br />
es dort, dass<br />
der König es<br />
ein „sächsisches<br />
Nizza“ nannte<br />
38 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong><br />
wein aus <strong>Sachsen</strong> gehört zu den<br />
besten deutschen Gewächsen. Einige<br />
davon kommen aus Radebeul<br />
Wie soll ein Wein schmecken?<br />
„Nach Erde und Geborgenheit“,<br />
findet Karl Friedrich<br />
Aust, Winzer in Radebeul<br />
und einer dieser jungen, von<br />
Qualität besessenen Weinmacher, die die deutschen<br />
Gewächse wieder zu Weltgeltung geführt<br />
haben. Seit über 850 Jahren gedeihen im milden<br />
Klima <strong>des</strong> sächsischen Elblands<br />
Reben, mit rund 450 Hektar<br />
ist es eines der kleinsten<br />
Weinbaugebiete in Deutschland.<br />
Und eines der schönsten.<br />
„Sächsisches Nizza“ hat König<br />
Johann Radebeul einst genannt,<br />
das Juwel am alten Postkutschenweg<br />
zwischen Dresden und Meißen.<br />
Ein Stück der traditionsreichen Spitzenlage<br />
„Goldener Wagen“, einst im kurfürstlich-sächsischen<br />
Besitz, gehört heute Aust. Rund 25 000<br />
Flaschen füllt er im Jahr ab – darunter einen<br />
Müller-Thurgau, eine Rebe, die selten für Spitzenweine<br />
verwendet wird, weil sie als relativ<br />
anspruchslos und <strong>des</strong>halb als tauglich für die<br />
Massenproduk tion gilt. <strong>Die</strong>ser „Müller“ aber vermittelt<br />
eben dieses Gefühl von Geborgenheit,<br />
„ein wunderschöner Wein, regionaltypisch für<br />
<strong>Sachsen</strong>“, meint Aust, der auch Weißburgunder<br />
und als Rotwein einen Spätburgunder produziert.<br />
Sein Gut öffnet er gern für Theater- und Musik-<br />
Events, bei der langen Gartennacht im September<br />
spielt der Akkordeon-Virtuouse Tobias Morgenstern<br />
mit seiner Band. Nur<br />
alle zwei Jahre aber findet der<br />
Korkenweitwurf statt, ein weltweit<br />
singulärer Wettbewerb, bei<br />
dem mit 3,2 Gramm schweren<br />
Weinkorken geworfen wird. Jeder<br />
hat nur einen Versuch. Wer trainieren<br />
will: Der Rekord liegt bei<br />
22,40 Metern. Walter Drechsel<br />
Pittoresk Meinholdsches Turmhaus in<br />
Radebeul. Es gehört zum Weingut Aust<br />
Fotos: Sylvio Dittrich/weisflog.net, interTOPICS/STAR-MEDIA, pr karte: www.saechsische-vinothek.de
Landpartie<br />
Auf Tour<br />
durch den Freistaat<br />
Losfahren und genießen! Kaum ein anderes Bun<strong>des</strong>land<br />
präsentiert eine so packende Mischung zwischen Kultur- und<br />
Aktiv-Urlaub. Wir zeigen Ihnen die schönsten Orte<br />
<strong>Die</strong> Elbe zieht<br />
sich wie ein Band<br />
quer durch <strong>Sachsen</strong>.<br />
Von historischen<br />
Schiffen gewinnt<br />
man Ausblicke<br />
aufs Land<br />
Fotos: pr Karte: ulrich pitule/bunte grafik<br />
MADE IN SACHSEN<br />
Leipzig ist Produktionsort<br />
<strong>des</strong> futuristischen<br />
BMW i8.<br />
Ein echter<br />
Hingucker, der<br />
bei einer Tour<br />
für Aufsehen<br />
sorgt ...<br />
Leipzig<br />
Dresden<br />
Pirna<br />
Chemnitz<br />
Zwickau<br />
Plauen<br />
Görlitz<br />
Bautzen<br />
Zittau<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 39
Landpartie<br />
Leipzig<br />
Sächsisches<br />
Burgen- &<br />
Heideland<br />
Fotografen<br />
finden im Muldental<br />
seltene Tiermotive<br />
wie den Eisvogel<br />
Sonder-<br />
Schau<br />
3<br />
ACTION beim Paddeln im<br />
Kanupark Markkleeberg<br />
Mit dem Blick auf vergessene<br />
Wettiner wird zur neuen<br />
Ausstellung eine Führung<br />
angeboten. Drei vergessene<br />
Wettiner sorgen<br />
für große Unterhaltung mit<br />
über 1000 Geschichten,<br />
wie beispielsweise „Warum<br />
missglückte Markgraf<br />
Dedos Schlankheitskur?“<br />
(www.schloss-rochlitz.de).<br />
VINETA<br />
Kunstprojekt<br />
im Störmthaler<br />
See zur Erinnerung<br />
an den<br />
versunkenen<br />
Ort Magdeborn<br />
40 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
2<br />
Fotos: Sylvio Dittrich/Schlösserland-<strong>Sachsen</strong>, Stephan<br />
Flad (2), Eckehard Schulz/ddp images, action press,<br />
imago Karte: ulrich pitule/bunte grafik<br />
Schlafen<br />
am See in<br />
einer Jurte<br />
im „Camp<br />
David Sport<br />
Resort“<br />
Geschichte<br />
kann so<br />
spannend sein!<br />
1<br />
ÜBER der<br />
Mulde<br />
zwischen<br />
Chemnitz und<br />
Leipzig liegt<br />
Schloss<br />
Rochlitz<br />
Stille<br />
& Action<br />
Das Burgen- & Heideland<br />
verzaubert bereits auf den ersten Blick.<br />
Und wer ein zweites Mal hinschaut,<br />
entdeckt viel Sport und Kultur<br />
W<br />
ie viele Herrscher mag dieser<br />
Landstrich wohl gesehen haben?<br />
Nirgendwo sonst in <strong>Sachsen</strong> gibt<br />
es so viele Burgen und Schlösser.<br />
<strong>Die</strong> Mischung macht’s: spannende Städte wie<br />
Chemnitz und Leipzig, gepaart mit dem Land<br />
der Seen und dem stillen Heideland.<br />
Schloss Rochlitz ist einer der berühmtesten<br />
1 Wettiner-Sitze. Über 1000 Jahre alt, beflügelt<br />
die ehemalige Wehranlage die Fantasie. Mystisch:<br />
die Frühe-Vogel-Führung im Morgengrauen mit<br />
Frühstücksimbiss und Panoramablick mit Sonnenaufgang<br />
(www.schloss-rochlitz.de).<br />
Vor den Toren der Stadt Leipzig sind die<br />
2 zahlreichen Seen Freizeitziel der Städter<br />
und Sehnsuchtsort vieler Urlauber. In der Bucht<br />
am Schladitzer See liegt das „Camp David Sport<br />
Resort“. Feiern, Sporttreiben und Entspannen –<br />
alles am Strand. Übernachtet wird im Tenthouse<br />
(www.campdavid-sportresort.de).<br />
<strong>Die</strong> Erlebnistour per Schlauchboot vom<br />
3 Markkleeberger See zum Störmthaler See<br />
ist nichts für Wasserscheue. Im Kanupark<br />
Markkleeberg ist die Abkühlung perfekt (www.<br />
leipzigerneuseenland.de). Besinnlicher geht’s<br />
beim Kunstprojekt, der Vineta-Insel, zu.<br />
<strong>Die</strong> Heimat der Schildbürger liegt in Schildau<br />
in Nordsachsen, das sagen zumin<strong>des</strong>t die<br />
4<br />
Schildauer. Ein Brunnen erinnert an die grotesken<br />
Geschichten. Kleiner Test: 22 Hinweise sind in der<br />
Brunnenskulptur versteckt. Wer Nachhilfe braucht,<br />
frischt sein Wissen darüber im nahen Museum auf<br />
(www.schildbuergermuseum.jimdo.com).<br />
Nur 80 Einwohner zählt eines der schönsten<br />
5 Dörfer <strong>Sachsen</strong>s: Höfgen bei Grimma. Je<strong>des</strong><br />
Gebäude steht unter Denkmalschutz. Klanginstallationen,<br />
Skulpturenparks und Sinnes-<br />
Radwege – damit hat sich Höfgen als „Dorf der<br />
Sinne“ einen Namen gemacht (www.dorfdersinne.<br />
de). Übernachtungstipp: Im Sächsischen Künstlerhaus<br />
„Denkmalschmiede Höfgen“ vereinen<br />
sich Tradition und Moderne. Sie werden es lieben<br />
(www.hoefgen.de).<br />
Kurz mal nach Afrika reist man bei einem<br />
6 Besuch <strong>des</strong> Leipziger Zoos. Ganz einfach<br />
taucht man dort in neue Lebensräume ein, verschwindet<br />
mal nach Afrika, Asien oder Südamerika<br />
und beobachtet die Tierwelt in der freien Natur<br />
(www.zoo-leipzig.de).<br />
Nur einen Katzensprung sind die Städte<br />
7 Leipzig, Halle und Dessau vom Naturpark<br />
Dübener Heide (www.duebener-heide.de) entfernt.<br />
Das „Land der Biber“ kann man beim<br />
Wanderreiten auch hoch zu Ross erkunden<br />
(www.freizeitreiten-paetz.de). Extratour gefällig?<br />
Auf zum Hochseilgarten <strong>des</strong> Rubiconparks<br />
(www.rubiconcoaching.de)!<br />
Der beste Schlafplatz für Kunstinteressierte<br />
8 im Herzen von Leipzig ist in der Baumwollspinnerei.<br />
Wo Künstler in ihren Ateliers arbeiten<br />
und ausstellen, liegt eine hochmoderne Pension<br />
mit nur vier Zimmern (www.meisterzimmer.de).<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 41
Landpartie<br />
Chemnitz<br />
Zwickau<br />
Erzgebirge<br />
1<br />
RASANT<br />
nehmen die<br />
Biker die eigens<br />
angelegten<br />
Rad-Trails bei<br />
Rabenberg in<br />
Angriff<br />
Schön<br />
& sportlich<br />
Das Erzgebirge steht für große Handwerkskunst<br />
und Abenteuer in freier Wildbahn<br />
Sieben Tipps<br />
für Touren<br />
und Besuche<br />
D<br />
ie höchste Erhebung <strong>Sachsen</strong>s liegt<br />
im Erzgebirge. Der Fichtelberg ist mit<br />
1215 Metern ein gutes Sportrevier zu<br />
jeder Jahreszeit. Wer die luftigen Anhöhen<br />
verlässt, findet quirlige Städte wie Chemnitz<br />
& Zwickau und idyllische Dörfer.<br />
Aufsteigen und abschalten ist das Motto für<br />
1 Biker im Erzgebirge. Zu den Top-Trails der Welt<br />
zählt das Gebiet am Rabenberg, genannt „The<br />
Rock“. Kilometerlange Single-Trails und vier un<br />
terschiedlich schwere Runden sind die Grundlage<br />
für jede Menge Fahrspaß. Bikes können vor Ort<br />
gemietet werden (www.trailcenter-rabenberg.de).<br />
Auf Schatzsuche durch Schloss Waldenburg<br />
2 geht es per Voranmeldung. Macht Spaß! Nehmen<br />
Sie sich aber Zeit, um die kostbaren Räume<br />
zu bestaunen (www.waldenburg.de).<br />
Ein Kleinod ist die „Alte Münze“ in Zwickau.<br />
3 Mit großer Liebe wurde das Wirtshaus restauriert.<br />
Achten Sie auf Details wie den historischen<br />
Weinsafe, den Polyphon-Musikautomaten oder<br />
die Münzschau (www.alte-muenze-zwickau.de)!<br />
Kostbare Automobile der Marken Horch,<br />
4 Wanderer, DKW und Audi verschmolzen zur<br />
4<br />
42 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
2<br />
SCHLOSS<br />
Waldenburg<br />
ist auch bekannt<br />
für seine<br />
Konzerte<br />
KULISSE „Grand Budapest<br />
Hotel“ wurde teilweise hier im<br />
Schloss Waldenburg gefilmt<br />
Fotos: Liane Matrisch/ddp images, Rainer Weisflog, Jan Woitas/dpa picture-alliance, Capital Pictures/ddp images, pr (3) Karte: ulrich pitule/bunte grafik<br />
Autounion. Zeugen der sächsischen Automobil-<br />
Geschichte finden Oldtimerfans im August Horch<br />
Museum Zwickau (www.horch-museum.de).<br />
Im stillen Muldental liegt unser Übernachtungstipp.<br />
Sie schlafen in einem historischen<br />
5<br />
Vierseitenhof im schönen Örtchen Franken nahe<br />
Zwickau – ein Bilderbuchambiente. <strong>Die</strong> Fünf-<br />
Sterne-Ferienwohnungen sind zauberhaft eingerichtet<br />
(www.denkmalhof-franken.de).<br />
Sehenswert „addition“ heißt die Sonderschau<br />
der Galerie der Hochschule Zwickau<br />
6<br />
für Angewandte Kunst Schneeberg. Hier zeigen<br />
junge Designer ihre Werke (www.fh-zwickau.de).<br />
In Schneeberg können Sie aber auch klöppeln<br />
lernen (www.goldne-sonne.de).<br />
7<br />
Köstlichkeiten aus regionalem Anbau serviert<br />
man im „Restaurant Himmel und Hölle“<br />
in Freiberg (www.himmelundhoelle-freiberg.de).<br />
Ein prima Ausgangspunkt, um die historische<br />
Altstadt der Unistadt Freiberg (Silbermannorgel<br />
im Dom) zu erkunden (www.freiberg-service.de).<br />
vier STARKE Marken: Audi, Horch,<br />
Wanderer & DKW als Autounion<br />
3<br />
FEIN speisen Sie in der „Alten Münze“ in Zwickau.<br />
Das historische Haus wurde wunderbar restauriert<br />
Zum 100.<br />
geburtstag<br />
Auf der ganzen Welt sind die<br />
kleinen Figürchen mit den<br />
elf Punkten beliebte Sammlerstücke.<br />
Im Oktober eröffnet<br />
am Stammsitz von Wendt<br />
& Kühn in Grünhainichen<br />
eine Erlebniswelt für die Marke,<br />
die durch ihre Handwerkskunst<br />
berühmt wurde<br />
(www.wendt-kuehn.de).<br />
5<br />
Gut schlafen Der „Denkmalhof<br />
Franken“ ist eine Bilderbuchherberge<br />
– hier zu übernachten<br />
ist etwas ganz Besonderes<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 43
Landpartie<br />
Plauen<br />
Das Vogtland<br />
4<br />
ELVIS PRESLEY spielte auf Gitarren<br />
von Framus. Der Hersteller sitzt<br />
heute in Markneukirchen<br />
5<br />
Schneewittchen,<br />
Auffällige<br />
Felsformation<br />
Beim Schneckenstein<br />
fand man einst<br />
herrlichen Topas.<br />
Heute ist der Fels ein<br />
Aussichtspunkt<br />
6<br />
K<br />
ein<br />
Preisgekrönt<br />
ist der Stollen<br />
aus dem Stollen<br />
von Roman<br />
Wunderlich<br />
Wie im Märchen<br />
Rapunzel und Dornröschen<br />
inspirierten zu diesen märchenhaften 5-Sterne-<br />
Ferienhäusern. Da werden Kinderträume<br />
wahr. Auf 10 000 qm gibt’s auch herrliche Spielplätze<br />
und einen See (www.rapunzelturm.de).<br />
SCHLAFEN<br />
bei Rapunzel<br />
anderes Sommererholungsgebiet<br />
in <strong>Sachsen</strong> ist größer als die Talsperre<br />
Pöhl mit fast 4000 Hektar großem<br />
Landschaftsschutzgebiet. Wer geruhsam<br />
durchs Vogtland reist, entdeckt weitere Überraschungen.<br />
Der großartige Viadukt, die Göltzschtalbrücke,<br />
1 ist schon von Weitem ein echter Hingucker.<br />
Sie ist mit 78 Metern Höhe die größte Backsteinbrücke<br />
der Welt. <strong>Die</strong> Deutsche Bahn investierte<br />
in das Denkmal historischer Ingenieurbaukunst<br />
2,2 Mio. Euro (www.goeltzschtalbruecke.info).<br />
Burg Schönfels ist im September (18.–20.)<br />
2 Treffpunkt für Mittelalterfans mit Markt und<br />
Konzert. <strong>Die</strong> Anlage ist samt Wall, Graben, Vorburg,<br />
Unterburg und Hauptburg mit Bergfried<br />
ursprünglich erhalten (www.burg-schoenfels.de).<br />
3Spitzenklasse sind diese zarten Gewirke, die<br />
Plauen weltweit berühmt machten. Wer vor Ort<br />
ist, kann zusehen, wie’s funktioniert, und im Outlet<br />
shoppen (www.mo<strong>des</strong>pitze.de). Im Plauener<br />
Spitzenmuseum geht man auf Zeitreise in die<br />
Fotos: Ava Elderwood by The Elderwood Photography, Dorothea Schmid/laif, Hendrik Schmidt/dpa,<br />
picture-alliance, Rainer Weisflog, pr (2), imago (2) Karte: ulrich pitule/bunte grafik<br />
44 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
2<br />
Schauplatz zahlreicher<br />
kultureller Events: die Burg<br />
Schönfels bei Lichtentanne<br />
3<br />
1<br />
WELTWEIT EINZIG-<br />
ARTIG ist die<br />
Göltzschtalbrücke<br />
aus Zigtausenden<br />
Backsteinen<br />
Spitze &<br />
Edelsteine<br />
SPezialitäTEN, Baudenkmäler und junge Designer –<br />
das Vogtland ist ein Ziel für neugierige Entdecker<br />
Vergangenheit dieses Kunstwerks. <strong>Die</strong> Maschinen<br />
sind wahre Oldtimer (www.plauen.de).<br />
Traditionell gut ist der Klang von Instrumenten<br />
aus Markneukirchen. <strong>Die</strong> Historie<br />
4<br />
der Instrumentenbauer beleuchtet das dortige<br />
Musikinstrumentenmueum. Vor 20 Jahren zog<br />
der E-Bass- und Gitarrenhersteller Warwick aus<br />
Franken hierher – und belebte die berühmte Gitarrenmarke<br />
Framus wieder. John Lennon und Elvis<br />
Presley spielten einst auf solchen Instrumenten.<br />
„<strong>Die</strong> Landschaft<br />
mit ihren weiten<br />
Hügeln ist<br />
unglaublich“<br />
Zu den britischen Kronjuwelen zählen auch<br />
5485 Topas-Edelsteine. <strong>Die</strong> „Sächsischen<br />
Diamanten“ wurden um 1700 beim Schneckenstein<br />
abgebaut. Heute ist der Fels ein Wanderziel<br />
mit sehenswertem Besucherbergwerk. Vergessen<br />
Sie nicht, eine Jacke mitzunehmen in<br />
den kühlen Stollen während der Besichtigung<br />
(www.schneckenstein.de).<br />
Vogtländer Stollen reift bei Bäcker Wunderlich<br />
besonders lecker im ehemaligen Berg-<br />
6<br />
werkstollen Tannenberg (www.grubenstollen.de).<br />
7<br />
FÜR<br />
SPITZE<br />
ist Plauen<br />
weltberühmt<br />
Buchenwälder & Bergwiesen zählen zu den<br />
Naturschönheiten auf dem 50 Kilometer langen<br />
Höhensteig-Rundweg. Belohnung für die<br />
sportliche Herausforderung: herrliche Ausblicke<br />
bis nach Tschechien (www.klingenthal.de.)<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 45
Landpartie<br />
Dresden<br />
Pirna<br />
Sächsisches<br />
Elbland & Sächsische<br />
Schweiz<br />
1<br />
BESONDERE<br />
Ausblicke auf<br />
die Uferlandschaft<br />
genießt<br />
man an Bord<br />
eines historischen<br />
Schiffes<br />
Fotos: Jan Gutzeit, Matthias Hiekel und R. Hoelzl/WILDLIFE//dpa picture-alliance, Oliver Killig,<br />
Norbert Millauer/ddp images, schlösserland sachsen (2); Karte: ulrich pitule/bunte grafik<br />
Mit Herz<br />
& Natur<br />
Prächtige Bauten krönen Städte wie Dresden<br />
oder Meißen. <strong>Die</strong> Landschaft entlang der Elbe ist<br />
perfekt für einen Urlaub zwischen Stadt und Land<br />
4<br />
Herrschaftlich<br />
schlafen im<br />
Ferienhäuschen<br />
auf Schloss<br />
Moritzburg<br />
Auto-Schau-<br />
Kasten<br />
<strong>Die</strong>se hochmoderne Autofabrik<br />
steht im Herzen von<br />
Dresden. Wie wird ein Fahrzeug<br />
zusammengebaut?<br />
Nur zehn Gehminuten von<br />
der Altstadt können Sie<br />
das hautnah erleben (www.<br />
glaesernemanufaktur.de).<br />
3<br />
MITTEN durch<br />
den Nationalpark<br />
fährt die<br />
Kirnitzschtalbahn<br />
46 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong>
2<br />
Einzigartig<br />
ist Pfunds<br />
Molkerei in<br />
Dresden.<br />
Hier wurde<br />
auch für den<br />
Hollywood-<br />
Film „Grand<br />
Budapest<br />
Hotel“<br />
gedreht<br />
Wie ein blaues Band zieht sich die<br />
Elbe durch diese grandiose Landschaft.<br />
Am Fluss reihen sich wie<br />
Perlen atemberaubende Städte<br />
mit Bauten wie aus einem Märchen. Weiter<br />
südlich im Nationalpark Sächsische Schweiz<br />
fühlen sich Kletterer wie im Grand Canyon (www.<br />
nationalpark-saechsische-schweiz.de).<br />
Ganz schön stolz können die <strong>Sachsen</strong> auf<br />
1 die größte und älteste Raddampferflotte der<br />
Welt sein. Seit rund 180 Jahren gehören die Dampfschiffe<br />
zum Bild der Elbe. Rund eine halbe Million<br />
Passagiere werden jährlich befördert (www.<br />
saechsische-dampfschiffahrt.de).<br />
2Den schönsten Milchladen der Welt ließ 1880<br />
der Landwirt Paul Pfund in Dresden bauen.<br />
Tipp: internationale Käseköstlichkeiten probieren<br />
mit einem Glas Milch oder einem Glas sächsischen<br />
Wein (www.pfunds.de).<br />
Mitten durch den Nationalpark rollt die Kirnitzschtalbahn,<br />
inzwischen auch solar ange-<br />
3<br />
trieben. Wer hier wandert, kann das seltene Gelbe<br />
Bergveilchen entdecken. Ein Relikt aus der Eiszeit.<br />
4Wenn es still wird im Schlosspark und die<br />
Tagesbesucher gehen, ist die Atmosphäre auf<br />
der Schlossinsel Moritzburg besonders schön.<br />
Das erleben nur Übernachtungsgäste in einem<br />
der kleinen Ferienhäuser direkt am Wasser (www.<br />
schloss-moritzburg.de).<br />
Originalgetreu vier- bis fünfspännig gehen<br />
5 in <strong>Sachsen</strong> die Postkutschen auf große Fahrt.<br />
Zum Beispiel von Dresden entlang der Freiberger<br />
Chaussee durch den Tharandter Wald. Kribbeln<br />
inbegriffen: Wer will, bucht einen Überfall durch<br />
Räuber dazu (www.poststrassen-erleben.de).<br />
6Knigge-Kurse für Kids gibt es in Meißen. Am<br />
kostbar gedeckten Tisch mit feinstem Meissener<br />
Tafelporzellan entdecken Sechs- bis Zwölfjährige<br />
spielend die Regeln <strong>des</strong> Benimms. Verköstigung,<br />
Besuch im Museum und in den Schauwerkstätten<br />
inbegriffen (www.meissen.com).<br />
7<br />
Als beliebteste Radstrecke Deutschlands<br />
wurde die Elbland-Route vom ADFC gewählt.<br />
180 Kilometer am Wasser entlang. Ein besonderes<br />
Highlight ist der Abschnitt zwischen Dresden und<br />
Torgau (www.elbland.de), der vom prächtigen<br />
Renaissanceschloss Hartenfels gekrönt wird. Nicht<br />
verpassen: die Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum<br />
(www.luther.skd.museum).<br />
Im Geburtsland <strong>des</strong> Freeclimbing ist Klettern<br />
ein unvergleichliches Erlebnis. 1106 frei<br />
8<br />
stehende Gipfel verlocken im Elbsandsteingebirge<br />
zu Höchstleistungen. Für Anfänger gibt es<br />
Schnupper kurse (www.saechsische-schweiz.de).<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 47
Landpartie<br />
Görlitz<br />
Bautzen<br />
Zittau<br />
<strong>Die</strong> Oberlausitz<br />
1<br />
Traum<br />
auf Zeit <strong>Die</strong><br />
schwimmenden<br />
Urlaubshäuser<br />
auf<br />
dem Geierswalder<br />
See<br />
Ganz weit<br />
im Osten<br />
<strong>Die</strong> Oberlausitz ist ein Urlaubsparadies<br />
für die ganze Familie<br />
Genuss auf sorbisch<br />
Lust auf sorbische Rinderroulade oder Lausitzer<br />
Forellenfilet? Im „Restaurant<br />
Wjelbik“ in Bautzen schwört man<br />
auf heimische Küche und regionale<br />
Lieferanten. Serviert wird übrigens in<br />
original sorbischer Tracht (www.wjelbik.de).<br />
Eine neue Urlaubswelt mit vielen miteinander<br />
verbundenen Seen entsteht durch<br />
die Flutung früherer Tagebaugebiete in<br />
der Oberlausitz (www.oberlausitz.com).<br />
<strong>Die</strong> Mischung aus historischen Städten, sakralen<br />
Schätzen und tollen Freizeitangeboten ist ideal für<br />
Familien, die aktiv und kulturell interessiert sind.<br />
1Am Geierswalder See kann man baden, surfen<br />
oder Boot fahren. Übernachtungstipp:<br />
eines der schwimmenden Häuser mieten (www.<br />
geierswaldersee.de). Auch im „Leuchtturmhotel“<br />
gibt es schöne Zimmer im Nautik-Look (www.<br />
leuchtturm-lausitz.de). Weitere Infos zu Europas<br />
größter von Menschenhand geschaffener Wasserlandschaft<br />
unter www.lausitzerseenland.de.<br />
2Abstecher nach „Görliwood“ Das historische<br />
Görlitz hat sich zum Lieblingsdrehort vieler<br />
Filmproduzenten gemausert. Stars wie Emma<br />
Thompson trifft man im „Kings Pub“ (www.kingspub-goerlitz.de),<br />
Kate Winslet schlief im „Hotel<br />
Tuchmacher“ (www.tuchmacher.de). Tipp: die<br />
zweistündige Film-Drehorte-Stadttour (www.<br />
goerlitz.de).
3<br />
Herrschaftlich<br />
„Schloss Gaußig“<br />
liegt in einem<br />
herrlichen Park<br />
Romantisch<br />
schläft man<br />
im Himmelbett<br />
<strong>des</strong><br />
Schlosses<br />
4<br />
FamilienspaSS<br />
Besuch<br />
im Dinosaurierpark<br />
5<br />
Fotos: Jörg Ermisch, Angela Liebich, Rainer Weisflog, R. Hoelzl/WILDLIFE, kulturinsel, pr (2) Karte: ulrich pitule/bunte grafik<br />
3Herrschaftlich übernachten Sie auf „Schloss<br />
Gaußig“ bei Bautzen. Während der Rhododendronblüte<br />
im Frühsommer wirkt ein Parkspaziergang<br />
wie ein Farbenrausch (www.schlossgaussig.de).<br />
Beeindruckend ist Deutschlands größter<br />
Saurierpark mit 200 Dinos in Klein-<br />
4<br />
welka. <strong>Die</strong> Giganten der Urzeit sind wirklich<br />
lebensecht inszeniert. Spannend: die „Vergessene<br />
Welt“ (www.saurierpark.de).<br />
Freizeitpark Schlafen<br />
im luftigen Baumhaus<br />
Hier fühlen sich<br />
Familien mit<br />
Kindern wirklich<br />
pudelwohl!<br />
2<br />
SCHAUPLaTZ<br />
zahlreicher<br />
Hollywood-<br />
Filme: das historische<br />
Görlitz<br />
5Ein großes Abenteuerland erwartet die Besucher<br />
der Kulturinsel Einsiedel, nur 2,5 km vom<br />
östlichsten Punkt der Republik entfernt in der Gemeinde<br />
Neißeaue. Hier kann man im luftigen Baumhaushotel<br />
übernachten (www.kulturinsel.com).<br />
6Auf alten Pilgerwegen durchzieht die neue<br />
touristische Route Via Sacra die Oberlausitz<br />
und führt Besucher zu sakralen Bauwerken und<br />
Schätzen wie z. B. dem Zittauer Fastentuch oder<br />
zum Freilichtmuseum Burg und Kloster Oybin<br />
(www.via-sacra.info).<br />
7Für Architekturfans ist das Haus Schminke in<br />
Löbau ein Muss. Weltweit gilt es als eines der<br />
wenigen original erhaltenen Zeugen <strong>des</strong> Bauhaus-<br />
Stils. Wer rechtzeitig bucht, kann sogar exklusiv<br />
übernachten (www.stiftung-hausschmike.eu).<br />
8<strong>Sachsen</strong>s einzige UNESCO-Welterbestätte,<br />
den Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau, darf<br />
man einfach nicht verpassen. Tauchen Sie ein<br />
in eine 200 Jahre alte und 830 Hektar große<br />
Kunst-Welt, voll von Leidenschaft und Gartenlust<br />
(www.muskauer-park.de)-<br />
<strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong> 49
Umfrage<br />
4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
5<br />
6<br />
Was lieben Sie<br />
an <strong>Sachsen</strong>?<br />
1 Alex di Capri, 41, Sänger<br />
„Meine eigenen unvergesslichen Vorstellungen<br />
in der Leipziger Staatsoper<br />
als Dr. Jekyll im Musical ,Jekyll &<br />
Hyde‘. Begeistert war ich in Dresden<br />
von der facettenreichen Architektur,<br />
dem Ensemble ,Fluss & Stadt‘. Und<br />
von den tollen Cafés, in denen<br />
ich mich zum Textelernen niedergelassen<br />
habe.“<br />
2 Andrea Kathrin Loewig,<br />
48, Schauspielerin<br />
„Mein Vater (2014 verstorben) war ein<br />
gebürtiger Sachse und hielt sein Leben<br />
lang die Kultur für das Aushängeschild<br />
<strong>Sachsen</strong>s. Sei es die Kultur <strong>des</strong><br />
Bauens von Dresden, Meißen oder<br />
auch die Kultur der schönen Künste.<br />
Und selbstverständlich die Kultur <strong>des</strong><br />
kulinarischen Genießens, einschließlich<br />
der Weine, welche ich jetzt erst<br />
schätzen gelernt habe. Ich habe <strong>Sachsen</strong><br />
sozusagen in den Genen.“<br />
3 Helmut Zierl, 60,<br />
Schauspieler<br />
„Spontan fallen mir meine Dreharbeiten<br />
im Elbsandsteingebirge in der<br />
Sächsischen Schweiz ein. Was für eine<br />
beeindruckende Landschaft – hinter<br />
jeder Ecke erahnte ich Karl May.<br />
Und ich erinnere mich gerne an<br />
meine Auftritte bei den Zwingerfestspielen<br />
in Dresden. <strong>Die</strong> Stadt ist ein<br />
absolutes Highlight. Sicher eine<br />
der schönsten Städte Deutschlands.“<br />
4 Aurélie bastian,<br />
34, Backfee<br />
„Für Rinderrouladen und<br />
Rotkohl in ,Auerbachs Keller‘<br />
bin ich immer zu haben.“<br />
5 Palina Rojinski, 30,<br />
Moderatorin<br />
„Ich liebe den sächsischen Akzent!“<br />
6 Anna Maria Kaufmann, 50,<br />
Sopranistin<br />
„Ich habe in <strong>Sachsen</strong> schon viele Konzerte<br />
gegeben. <strong>Die</strong> Menschen sind<br />
dort authentisch, halten zusammen.<br />
Ich liebe sie allein schon dafür, dass<br />
sie die Musik so lieben wie ich!“<br />
7 Laura Wontorra, 26,<br />
Sportexpertin<br />
„Ich moderiere manchmal in Leipzig<br />
das Spiel der 2. Liga für Sport1.<br />
Mir gefällt die Stimmung in der Arena<br />
sehr. Das WM-Stadion von 2006<br />
ist immer gut gefüllt und der Fußball<br />
im Osten Deutschlands erlebt durch<br />
RB Leipzig gerade eine große<br />
Aufbruchstimmung. Da steckt<br />
viel Potenzial drin! Außerdem<br />
ist die Lebensqualität<br />
im Vergleich zu anderen<br />
deutschen Großstädten<br />
sehr hoch! <strong>Die</strong> Pizza kostet<br />
nur sechs Euro und<br />
nicht zwölf wie in<br />
München.“<br />
Fotos: hergen schimpf, face to face (2), imago (2), action press, stephan flad/mdr<br />
50 <strong>BUNTE</strong> 36 | <strong>2015</strong><br />
7
Wanderwochen – Unterwegs mit Freunden<br />
Grüne Wälder & Bergwiesen, frische Luft und spannende Geschichten: <strong>Die</strong>se Wanderungen<br />
sind alles andere als gewöhnlich, denn sie sind „echt erzgebirgisch“. Kleine Wege abseits <strong>des</strong><br />
großen Rummels oder spektakuläre Ausblicke. <strong>Die</strong> Lieblingsplätze der Erzgebirger lernen Aktivfreunde<br />
alljährlich bei den Wanderwochen „echt Erzgebirge“ kennen. In den schönsten<br />
Wandermonaten Mai und September stellen Einheimische auf geführten Rundwanderungen<br />
im gesamten Erzgebirge sowie entlang <strong>des</strong> Qualitätsweges Kammweg Erzgebirge-Vogtland<br />
ihre Heimat vor. Spannende Geschichten und Erlebnisse am Wegesrand inklusive!<br />
Herbstwanderwochen 19. - 27. September <strong>2015</strong> und 17. - 25. September 2016;<br />
Frühjahrswanderwochen 21. - 29. Mai 2016<br />
Wir sind<br />
Weihnachten<br />
Mit Beginn der Adventszeit verwandelt<br />
ein warmes Leuchten<br />
das Erzgebirge in eine traumhafte<br />
Kulisse. Jahrhunderte alte Bräuche<br />
und Traditionen wie Historische<br />
Mettenschichten, Bergparaden<br />
und Hutzenabende sind hier tief<br />
verwurzelt und werden mit Freude<br />
gelebt. Traditionell werden zum<br />
ersten Advent in den Orten die<br />
Freiland-Pyramiden feierlich angeschoben.<br />
Ein besonderes Erlebnis<br />
ist die „Freiberger Weihnacht“,<br />
eine Aufführung <strong>des</strong> Krippenspiels<br />
in bergmännischer Tradition am<br />
Neue Wendt & Kühn-Welt<br />
ab 3. Oktober in Grünhainichen<br />
Auf Tuchfühlung mit einer großen Manufakturgeschichte am Ort ihres Entstehens: Nirgendwo<br />
lässt sich Wendt & Kühn authentischer erleben als am Unternehmenssitz in Grünhainichen.<br />
Dort, wo 1915 alles begann und bis heute die Fertigung der Blumenkinder, Engelmusikanten<br />
und aller anderen Figuren und Spieldosen beheimatet ist. Pünktlich zum 100. Jubiläum<br />
der Traditionsmanufaktur eröffnet am 3. Oktober im historischen Fachwerkhaus die neue<br />
Wendt & Kühn-Welt. Sie gibt Einblicke in den behüteten Musterschatz und lässt die kunstvolle<br />
Fertigung erlebbar werden. In einem großzügigen Verkaufsbereich werden die hochwertigen<br />
Artikel eindrucksvoll in Szene gesetzt.<br />
www.wendt-kuehn.de<br />
TIPP<br />
Zum Tag <strong>des</strong> traditionellen Handwerks<br />
am 19.10.<strong>2015</strong> kann man den Meistern<br />
bei ihrer Arbeit über die Schulter<br />
schauen und erleben, wie die echt erzgebirgische<br />
Holzkunst entsteht.<br />
INFORMATIONEN<br />
Tourismusverband Erzgebirge e. V. · Adam-Ries-Straße 16 · 09456 Annaberg-Buchholz<br />
Tel. 03733 18800-0 · info@erzgebirge-tourismus.de · www.erzgebirge-tourismus.de<br />
www.facebook.com/Erzgebirge.<strong>Die</strong>Erlebnisheimat