Schule? Ja bitte! - Schulpsychologie
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rigide, sehr einengende, Erfahrungen kaum zulassende Formen handelt<br />
oder um eine Unterbetreuung, die zu Verwahrlosung oder zu schweren<br />
Hemmungen führen kann, oder um eine sehr stark an die Eltern bindende,<br />
verwöhnende Erziehung. Aber nicht nur das Familienklima kann einseitig<br />
beschuldigend oder entmündigend, einengend oder grenzenlos,<br />
rigid oder labil sein, auch das Klima in der <strong>Schule</strong> bestimmt, wie der einzelne<br />
mit der Gemeinschaft zurechtkommt. Leider gibt es auch schon<br />
unter Kindern eine Menge sozialer Vorurteile (sei es, dass der Außenseiter<br />
aus einer weniger begüterten Familie oder aus einer Gastarbeiterfamilie<br />
kommt; sei es, dass jemand andere Eigenschaften verkörpert als<br />
solche, die gerade allgemein geschätzt werden; dabei dürfen wir nicht<br />
übersehen, dass viele geniale Menschen zunächst unter ihrer Andersartigkeit<br />
zu leiden hatten).<br />
Es genügt aber nicht, die jeweiligen Wurzeln eines sozialen Außenseitertums<br />
zu hinterfragen, sondern jeder müsste nach seinen Möglichkeiten<br />
mithelfen, dass der tägliche Schulgang eines Kindes nicht zu einem Leidensweg<br />
von Ablehnung, Spott, Prügeln oder sozialer Verachtung wird.<br />
Auch darf nicht vorschnell demjenigen die Schuld gegeben werden, der<br />
in der Klasse oder Gruppe zum Außenseiter geworden ist. Sehr oft sucht<br />
sich eine Gemeinschaft einen „Spannungsableiter“ im sozial schwächsten<br />
Glied. Deshalb muss die Atmosphäre in der Gemeinschaft hinterfragt<br />
werden: Wie sieht es mit dem gegenseitigen Sich-akzeptieren-<br />
Können aus? Wie kann man in der Klasse dazu anregen und ermutigen,<br />
sich selbst und die anderen wertzuschätzen, Meinungsverschiedenheiten<br />
zuzulassen, Geborgenheit zu vermitteln und ein Mitleben statt einem<br />
bloßen Mitfühlen zu ermöglichen? Die Schulgemeinschaft im eigentlichsten<br />
Sinn ist keine Utopie, wenn wir ganzheitlich denken und keine<br />
Schuld-Etiketten verwenden (die wir einigen Sündenböcken anhängen);<br />
wenn wir verschiedene Perspektiven zulassen und nicht einseitig und<br />
reduktionistisch denken; wenn wir immer wieder bekunden, dass jeder<br />
Mensch aufgrund seines Menschseins seinen unverlierbaren Wert hat,<br />
unabhängig von Leistung oder sozialem Standard. Erziehung in der<br />
<strong>Schule</strong> darf nicht nur eine Steigerung der Lernmotivation, eine Verbesserung<br />
der Lernorganisation, ein Training für Prüfungssituationen<br />
und planvolles Vorgehen bleiben, sie muss ihre soziale Komponente<br />
voll ausspielen, zum Miteinander ermutigen, zu echter Kooperation,<br />
zu Kritikfähigkeit und Toleranz und zur sozialen Verantwortung. Eltern<br />
von Außenseitern sollten sich daher überlegen, welche der angeführten