Schule? Ja bitte! - Schulpsychologie
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> 5. Modell: Erziehen heißt, aus seinen Anlagen<br />
zu seiner Bestimmung führen<br />
Unter diesem vielleicht etwa hochtrabend empfundenen Titel verbirgt<br />
sich nichts anderes als das Wissen, dass der Mensch viele Dimensionen<br />
aufweist: Er verfügt über Stimmungen, Gefühle, Erlebnisfähigkeit, Beziehungsfähigkeit,<br />
über einen Willen, und er besitzt auch ein Wertbewusstsein.<br />
Jede Erziehung, die ganzheitlich sein möchte und keine Dimension<br />
verkümmern lassen möchte, muss diese Aspekte berücksichtigen. Eltern<br />
könnten sich daher fragen: Was können wir dazu tun, dass unser Kind<br />
vitaler, gesünder lebt? Was können wir tun, dass seine seelische Verfassung<br />
möglichst ausgewogen ist bzw. eine positive und ausgeglichene<br />
Stimmung aufweist? Wie können wir das Kind gefühlsmäßig positiv ansprechen,<br />
es zum Staunen und Lachen, zum Freuen bringen (aber auch<br />
seine negativen Gefühle akzeptieren)? Wie können Wahrnehmung und<br />
Fantasie gefördert werden? Wie kann der Kontakt, das Verhalten zu anderen,<br />
die soziale Einstellung gefördert werden? Wie kann unser Kind von<br />
einer seiner wichtigsten Fähigkeiten, nämlich zu entscheiden, Gebrauch<br />
machen lernen, welche Werte (als Entscheidungskriterien) vermitteln wir<br />
dem Kind? Alle genannten Bestimmungsstücke des erzieherischen Handelns<br />
sind Ziele oder besser gesagt Ansatzmöglichkeiten und Leitlinien.<br />
Erziehen heißt aber nicht ziehen und zerren, es handelt sich bei den oben<br />
angeführten Bereichen um offene Bestimmungsstücke der menschlichen<br />
Entwicklung, die jedes Individuum selbst mit Inhalt erfüllen muss. Was<br />
Eltern tun können, ist, auf die Ganzheitlichkeit der Entwicklung zu achten,<br />
keinen dieser Aspekte zu vernachlässigen. Gerade Eltern von schulpflichtigen<br />
Kindern sollten in diesen verschiedenen Entwicklungszielen auch<br />
eine Art Orientierungshilfe entdecken, die ihnen ermöglicht, die Entwicklung<br />
ihres Kindes mit „gesund“, „umfassend“ oder eben mit „einseitig“,<br />
„krankmachend und gefährdend“ zu beurteilen. Jeder Mensch muss über<br />
seine verschiedenen Anlagen verfügen lernen, im Beruf z. B. ist es notwendig,<br />
lebensbejahend und gesund zu bleiben, nicht in eine Missstimmung<br />
und Gereiztheit zu verfallen, mit seinen Gefühlen gut umgehen zu können,<br />
aufmerksam wahrzunehmen und auch kreative Ideen entwickeln zu<br />
können, Beziehungen zu anderen Menschen herstellen zu können, entscheidungsfähig<br />
zu sein und dabei von inneren Werten geleitet zu sein.<br />
„Wovon kommen die schlechten Betragensnoten im Reifezeugnis des<br />
Lebens? Doch immer von dem, dass man in dem Anschauungsunterricht,<br />
den die Welt erteilt, nicht aufgepasst, sondern sich unter der Bank in die<br />
Schundhefte seines Eigenwillens vertieft hat.“<br />
Herbert Eisenreich