Schule? Ja bitte! - Schulpsychologie
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Seiten oder um negative Eigenschaften handelt. Die nicht mehr überlappenden<br />
Teile haben eine unterschiedliche Bedeutung : Dort, wo das<br />
Blatt mit der Aufschrift „Wie ich wirklich bin“ ohne Deckung durch<br />
„Wie ich mich selbst sehe“ bleibt, ist ein Bereich gekennzeichnet, den<br />
man von sich selbst nicht mehr wahrnimmt.<br />
Das sind unsere „blinden Flecken“ im sozialen Verhalten. Andere nehmen<br />
diese Eigenheiten und Verhaltensweisen von uns selbst sehr wohl<br />
wahr und teilen sie uns auch manchmal mit, weil sie unserer Aufmerksamkeit<br />
bisher entgangen sind. Manche Therapieformen sprechen hier<br />
auch vom sogenannten „Schatten“, den wir werfen, wieder ist all das<br />
gemeint, was wir an uns haben, aber noch nicht bemerkt haben. Je<br />
größer dieser unentdeckte Teil in uns ist, desto uneigentlicher sind wir<br />
selbst, desto unrealistischer gehen wir mit der Wirklichkeit um.<br />
Der nicht abgedeckte Teil des Blattes „Wie ich mich selbst sehe“<br />
bezeichnet dagegen unsere Illusionen, unsere ldealvorstellungen über<br />
uns selbst, die Märchen, die wir über uns selbst erfunden haben. Es<br />
gibt wohl kaum einen Menschen, der sich nicht in irgendwelchen<br />
Dingen über sich selbst ein wenig täuscht. Es kann sein, dass man sich<br />
größere Fähigkeiten zuschreibt, als man besitzt; es kann aber auch sein,<br />
dass man Umstände oder Beziehungen anders deutet, als sie tatsächlich<br />
vorliegen. Diese Fantasiewelt ist besonders bei Kindern ausgeprägt,<br />
die aufgrund der Erziehung oder aufgrund eigener Probleme mit sich<br />
selbst völlig uneins sind. Nur ein kleiner Teil (wo sich beide Zettel überlappen)<br />
entspricht dann der Realität, ansonsten flüchtet das Kind in<br />
seine Traumwelt.<br />
Erziehung müsste dahingehend sich auswirken, dass die Selbstwahrnehmung<br />
und die Wirklichkeit, wie sie eben vorliegt, immer mehr zur<br />
Deckung kommen. Eltern können das fördern, indem sie, wie schon<br />
oben gesagt, Gefühle ausdrücken lassen, auch Kritik oder negative<br />
Stimmungen nicht zensurieren, Normen begründen bzw. Erziehungsrichtlinien<br />
möglichst einsichtig machen, wobei man mit einem sechsjährigen<br />
Kind sicher anders reden muss als mit einem sechzehnjährigen.<br />
Wunschfantasien und „soziale blinde Flecken“ sollten ehrlich, aber<br />
wertschätzend und vor allem nicht grob aufgedeckt werden. Wo sich<br />
ein Kind akzeptiert und geschätzt fühlt, braucht es nicht aus der Wirklichkeit<br />
auszubrechen. Wo eine ehrliche Atmosphäre herrscht, in der<br />
man auch Kritik äußern und ertragen kann, können die „sozialen<br />
blinden Flecken“ nach und nach abgebaut werden.<br />
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