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<strong>DE</strong>UTSCHLAND<br />
<strong>DE</strong>ZEMBER <strong>2019</strong>, € 2,50<br />
ABSEITS <strong>DE</strong>S ALLTÄGLICHEN<br />
PARTY<br />
SMART!<br />
Sieben Tech-<br />
Pioniere, die<br />
das Nachtleben<br />
revolutionieren<br />
GUTEN<br />
RUTSCH!<br />
Warum bei<br />
den <strong>Red</strong> Bull<br />
Driftbrothers<br />
der Erfolg in<br />
der Familie<br />
liegt<br />
DIE<br />
BAUSA<br />
METHO<strong>DE</strong><br />
Für Abonnenten der<br />
JETZT ABONNIEREN!<br />
GETREDBULLETIN.COM<br />
Die sieben Regeln<br />
des Rap-Superstars<br />
verraten, wie auch du dir<br />
deine Träume erfüllst
E D I T O R I A L<br />
59.551<br />
Bilder wurden von Fotografen<br />
aus aller Welt<br />
beim Wettbewerb<br />
<strong>Red</strong> Bull Illume eingereicht.<br />
Acht der besten<br />
zeigen wir ab Seite 8.<br />
RAMPE HOCH!<br />
Am Strand von Venice,<br />
Kalifornien, setzte<br />
Fotograf Steven<br />
Lippman Skateboard-<br />
Heldin Letícia Bufoni<br />
in Szene. Ab Seite 30<br />
WILLKOMMEN<br />
HOCH<br />
HINAUS<br />
Vom Schulabbrecher aus Bietigheim zum<br />
Überflieger des deutschen Hip-Hop: Diesen<br />
Aufstieg hat Rap-Superstar Bausa hingelegt,<br />
inklusive Diamantener Schallplatte für<br />
1,3 Millionen verkaufte Einheiten seines<br />
Hits „Was du Liebe nennst“. Am 10. <strong>Dezember</strong><br />
tritt er nun beim <strong>Red</strong> Bull Soundclash in<br />
der Schleyer-Halle Stuttgart gegen Größen<br />
wie RAF Camora an. Vorher verrät<br />
er uns in dieser Ausgabe ab<br />
Seite 48 die sieben Regeln hinter<br />
seinem Erfolg, was du daraus<br />
lernen kannst und warum er<br />
eigentlich heute noch immer<br />
in Bietigheim lebt.<br />
Auf den großen Erfolg hoffen<br />
auch die Finalisten des Fotografie-Wettbewerbs<br />
<strong>Red</strong> Bull Illume.<br />
Ab Seite 8 siehst du eine Auswahl ihrer<br />
atemberaubenden Bilder aus dem Bereich Abenteuer-<br />
und Actionsport.<br />
Viel Spaß mit der<br />
neuen Ausgabe von<br />
<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />
Die <strong>Red</strong>aktion<br />
FÜSSE HOCH!<br />
Dieses 3,5 Tonnen schwere<br />
Ungetüm kann laufen, während<br />
du in seiner Mitte sitzt und es<br />
steuerst. Wie das geht, liest du<br />
auf Seite 58.<br />
HÄN<strong>DE</strong> HOCH!<br />
Fotograf Robert Wunsch<br />
(u. a. „GQ“, „Esquire“)<br />
por trätierte Rap-Superstar<br />
Bausa aus fast jeder<br />
Perspektive. Ab Seite 48<br />
ROBERT WUNSCH (COVER BAUSA), CHRISTIAN STADLER/RED BULL CONTENT POOL (COVER DRIFT BROTHERS)<br />
4 THE RED BULLETIN
INHALT<br />
<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2019</strong><br />
COVERSTORY<br />
48 BAUSAS WEG NACH OBEN<br />
Vom Schulabbrecher zum Rap-<br />
Superstar: Bausa erklärt, wie<br />
sein Aufstieg funktionierte – und<br />
was du von seinen Erfahrungen<br />
lernen kannst.<br />
RED BULL ILLUME<br />
8 MAGIE <strong>DE</strong>S AUGENBLICKS<br />
Eine Auswahl der 60 Finalisten<br />
des weltweiten Abenteuer- und<br />
Actionsport-Fotowettbewerbs.<br />
SKATEBOARDING<br />
30 DIE ERSTE IHRER ART<br />
Letícia Bufoni ist eine Vorreiterin<br />
ihrer Sportart – jetzt träumt<br />
sie von Olympia in Tokio 2020.<br />
HOLLYWOOD<br />
42 WIE CARA <strong>DE</strong>LEVINGNE<br />
IHRE ANGST BESIEGTE<br />
Die Schauspielerin verrät,<br />
warum ihr Yoga hilft, sich von<br />
Erwartungen frei zu machen.<br />
24 ZAHLEN, BITTE!<br />
26 KOLUMNE<br />
27 FUNDSTÜCK<br />
28 LIFE HACKS<br />
DRIFTSPORT<br />
44 EINE SCHRECKLICH<br />
SCHNELLE FAMILIE<br />
Warum bei den <strong>Red</strong> Bull Driftbrothers<br />
der Erfolg buchstäblich<br />
in der Verwandtschaft liegt.<br />
INNOVATION<br />
46 „ICH BIN KEIN INGENIEUR,<br />
ABER SCHWABE“<br />
Wie Freeski-Athlet Patrick<br />
Mayer nach seinem schweren<br />
Sturz zum Erfinder wurde.<br />
NACHTLEBEN<br />
60 FEIERN WIE ÜBERMORGEN<br />
Sieben technische Neuerungen,<br />
die das Ausgehen in Zukunft<br />
revolutionieren können.<br />
STIL<br />
68 „LEI<strong>DE</strong>NSCHAFT KANN<br />
MAN NICHT PRODUZIEREN“<br />
Warum Porsche-Sammler und<br />
Mode-Designer Magnus Walker<br />
sein Leben radikal der Selbstverwirklichung<br />
unterwirft.<br />
58 INNOVATOR<br />
96 IMPRESSUM<br />
98 PERFEKTER ABGANG<br />
30<br />
AUF <strong>DE</strong>M SPRUNG<br />
Skateboarderin Letícia<br />
Bufoni zeigt uns, was<br />
sie abheben lässt.<br />
42<br />
AUF <strong>DE</strong>R YOGAMATTE Cara Delevingne<br />
über Depressionen und ihr Gegenmittel<br />
STEPHEN LIPPMAN, GARETH CATTERMOLE/CONTOUR BY GETTY IMAGES,<br />
JANUS REE/RED BULL CONTENT POOL, ROBERT WUNSCH<br />
6 THE RED BULLETIN
„Wenn du auf<br />
die U-Bahn<br />
wartest,<br />
kannst du auf<br />
der Treppe<br />
trainieren.“<br />
IDA STEENSGAARD<br />
empfiehlt, für die Alltagsfitness<br />
jede Gelegenheit zu nützen.<br />
Seite 84<br />
44 48<br />
AUF KURS Die <strong>Red</strong> Bull Driftbrothers führen<br />
hinter die Kulissen des Familienunternehmens.<br />
AUF GROSSER BÜHNE Rap-Star Bausa zeigt<br />
Gegenstände, die seinen bisherigen Weg prägten.<br />
guide<br />
<strong>DE</strong>IN PROGRAMM<br />
80 REISEN<br />
Per Schiff zum Powder:<br />
ein etwas anderer<br />
Ski-Trip in Norwegen<br />
84 FITNESS<br />
Extrem-Hindernisläuferin<br />
Ida Steensgard<br />
erklärt, wie du Sport und<br />
Job perfekt verbindest.<br />
86 GAMING<br />
Wie die Fußball-Simulation<br />
„FIFA“ das tatsächliche<br />
Spiel verändert<br />
90 ENTERTAINMENT<br />
<strong>Red</strong> Bull TV-Highlights,<br />
live und on demand: von<br />
Freeski bis Motocross<br />
91 EVENTS<br />
Pflichttermine des<br />
Monats: vom Dance-<br />
Contest bis zur Auto-<br />
Show<br />
92 WINTER-HIGHLIGHTS<br />
Spektakuläre Schnee-<br />
Events in den Bergen<br />
THE RED BULLETIN 7
G A L L E R Y<br />
<strong>Red</strong> Bull Illume<br />
DAS KLICK<br />
<strong>DE</strong>R TÜCHTIGEN<br />
59.551 Bilder von Fotografen aus 110 Ländern,<br />
so viele wie noch nie: <strong>Red</strong> Bull Illume, der größte<br />
Abenteuer- und Actionsport-Fotowettbewerb<br />
der Welt, brachte viele bewegende Augenblicke.<br />
Wir zeigen eine Auswahl der 60 Finalisten <strong>2019</strong>.<br />
Text ANDREAS WOLLINGER<br />
8 THE RED BULLETIN
Bitte kurz stillhalten!<br />
Dieses Foto erforderte große handwerkliche<br />
Fähigkeiten, auf beiden Seiten der Kamera:<br />
US-Fotograf Karim Iliya machte mit seiner<br />
Drohnenkamera eine Langzeitbelichtung,<br />
um dem Wildwasser des Little White Salmon<br />
River im US-Bundesstaat Washington Dramatik<br />
zu verleihen, die beiden Kajakfahrer<br />
Adrian Mattern und Knox Hammack hingegen<br />
mussten für die Aufnahme kurz stillhalten<br />
– an der einzigen Stelle im Fluss,<br />
an der das überhaupt möglich war.<br />
KARIM ILIYA/RED BULL ILLUME<br />
THE RED BULLETIN 9
G A L L E R Y<br />
Himmelfahrt<br />
Gleich hinter der Türkischen Riviera beim<br />
Städtchen Kemer ragt steil das Taurusgebirge<br />
auf – genau der richtige Ort für ein <strong>Red</strong> Bull-<br />
Motocross-Rennen namens „Sea to Sky“. Es<br />
führt vom Strand über Stock und Stein auf<br />
den Gipfel des 2366 Meter hohen Tahtalı (in<br />
der Antike: Olympos). Fotograf Burhan Kapar<br />
hat die Mühen des Aufstiegs eingefangen.<br />
10 THE RED BULLETIN
BURHAN KAPAR/RED BULL ILLUME<br />
THE RED BULLETIN 11
G A L L E R Y<br />
12 THE RED BULLETIN
Da stimmt was nicht<br />
Der deutsche Skateboarder Jost Arens<br />
schaut auf einen Sprung bei einer sehr dekorativen<br />
Bank in Kopenhagen vorbei, und<br />
wir können sein Kunststück in allen Phasen<br />
bewundern: Mehrfachbelichtungen sind<br />
ein beliebtes Stilmittel, um die Dynamik<br />
einer Bewegung auf einem Bild darzustellen.<br />
Doch hier hat sich der britische Fotograf<br />
Leo Francis eine kleine Irritation erlaubt.<br />
LEO FRANCIS/RED BULL ILLUME<br />
THE RED BULLETIN 13
G A L L E R Y<br />
Wo ist hier oben?<br />
Der Franzose Ben Thouard fotografiert,<br />
seit er 15 ist. Mit 22 beschloss er, in die<br />
Südsee zu übersiedeln. Die Wellen von<br />
Teahupo bei Tahiti wurden bald zu seinem<br />
Lieblings motiv – und zwar aus allen denkbaren<br />
Per spek tiven. Dieses Bild zeigt den<br />
Surfer Tahurai Henry unter Wasser, kurz<br />
nachdem ihn die Welle abgeworfen hat.<br />
14 THE RED BULLETIN
BEN THOUARD/RED BULL ILLUME<br />
THE RED BULLETIN 15
G A L L E R Y<br />
Kraftakt am Hellbitch<br />
Der Arch Canyon im US-Bundesstaat Utah<br />
ist berühmt für seine bizarren Fels formationen<br />
aus Sandstein – ein Paradies für<br />
ambitionierte Freikletterer. Pat Kingsbury,<br />
einer von ihnen, bezwingt hier einen freistehenden<br />
250 Meter hohen Turm mit dem<br />
fantasievollen Namen Hellbitch, Fotograf<br />
Jeremiah Watt hat einen besonders<br />
intensiven Moment festgehalten.<br />
JEREMIAH WATT/RED BULL ILLUME<br />
16 THE RED BULLETIN
Fotograf: Delfino Sisto Legnani<br />
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G A L L E R Y<br />
18 THE RED BULLETIN
TAL ROBERTS/RED BULL ILLUME<br />
Er springt schneller<br />
als sein Schatten<br />
Am liebsten fotografiert der Amerikaner<br />
Tal Roberts Freunde, die gerade Spaß haben.<br />
In diesem Fall: den Skateboarder Tom Asta<br />
bei einem elegant ausgeführten Trick in der<br />
Quarterpipe. Erst beim Abdrücken bemerkte<br />
Roberts den fabelhaften Schatten, der dem<br />
Bild seine ganz besondere Note verleiht.<br />
THE RED BULLETIN 19
G A L L E R Y<br />
Es werde Licht<br />
Der Australier Simon Bischoff ist nicht nur<br />
professioneller Fotograf, sondern auch einer<br />
der besten Kletterer Tasmaniens. An diesem<br />
Nachmittag besuchte er ein paar Highliner<br />
am Gordon Dam. Kurz bevor er schon wieder<br />
heimfahren wollte, schaltete jemand das<br />
Licht an der Staumauer ein. Das nennt man<br />
das Glück des Tüchtigen.<br />
SIMON BISCHOFF/RED BULL ILLUME<br />
20 THE RED BULLETIN
G A L L E R Y<br />
22 THE RED BULLETIN
NILS OHLENDORF/RED BULL ILLUME<br />
Sprung in der<br />
Obstschüssel<br />
Diese zauberhafte Gegend im US-Bundesstaat<br />
Utah heißt „Fruit Bowl“ und ist bei<br />
Adrenalinjunkies weltberühmt. Einmal im<br />
Jahr treffen sich hier Highliner und BASE-<br />
Jumper, um eine völlig abgehobene Party<br />
zu feiern. Der deutsche Fotograf Nils<br />
Ohlendorf hat einen der Initiatoren, Andy<br />
„Sketchy“ Lewis, bei seinem Sprung in<br />
den Sonnen untergang erwischt.<br />
Alle Gewinner ab 20. 11. auf: redbullillume.com<br />
THE RED BULLETIN 23
Z A H L E N , B I T T E !<br />
Runder Geburtstag<br />
HIP, HOP, HURRA!<br />
Vom Gangster zum gesetzestreuen Großverdiener: Zum 50er von Jay-Z – Rap-Superstar,<br />
Geschäftsmann und Beyoncé-Gatte – betrachten wir sein Hard-Knock-Leben in Zahlen.<br />
2008<br />
heiratete er Beyoncé, 2014 erklärte das<br />
„Billboard“-Magazin die zwei zum mächtigsten<br />
Paar der Entertainment-Branche.<br />
1092<br />
Tage dauerte sein im November<br />
2003 angekündigter Ruhestand,<br />
dann veröffentlichte er sein neuntes<br />
Album, „Kingdom Come“.<br />
2017<br />
wurde er als erster Rapper in die<br />
Songwriters Hall of Fame aufgenommen.<br />
Gratulant Barack Obama scherzte:<br />
„Unsere Frauen sind aber<br />
populärer als wir.“<br />
4275<br />
Wörter beträgt der Wortschatz von Jay-Z –<br />
laut einer Studie, die die ersten 35.000 Wörter<br />
der Karriere von Rappern untersucht.<br />
1<br />
Milliarde Dollar beträgt<br />
sein Vermögen, damit ist<br />
er der reichste Rapper,<br />
12<br />
den es je gab.<br />
Jahre war Jay-Z, als er seinem Bruder<br />
in die Schulter schoss, weil der ihm<br />
Schmuck gestohlen hatte. Er selbst<br />
wurde dreimal angeschossen.<br />
14<br />
Mal landete er auf Platz eins der<br />
US-Album-Charts. Öfter (19 Mal)<br />
schafften das nur die Beatles.<br />
2<br />
Tage alt war Tochter Blue Ivy,<br />
als er ihr Weinen für den Song<br />
„Glory“ aufnahm – und sie damit<br />
zur jüngsten Chartsstürmerin<br />
aller Zeiten machte.<br />
259,90<br />
Euro kostet eine 750-ml-Goldflasche<br />
Armand de Brignac. Die Champagner-<br />
Firma besitzt er seit 2014.<br />
36<br />
Songs produzierte er mit<br />
Kanye West. Seit er 2014 nicht<br />
bei dessen Hochzeit auftauchte,<br />
herrscht dicke Luft zwischen<br />
den beiden.<br />
80.000<br />
Dollar kostete die mit<br />
Diamanten bespickte Barbie,<br />
die Tochter Blue Ivy zu ihrem<br />
ersten Geburtstag bekam.<br />
253.500.000<br />
Dollar verdienten Jay-Z und Beyoncé mit ihrer gemeinsamen Tour 2018,<br />
im Schnitt 5.280.000 pro Show.<br />
GETTY IMAGES (7) CLAUDIA MEITERT<br />
24 THE RED BULLETIN
W W W . R A D O N - B I K E S . C O M<br />
„Radon Slide Trail 10.0 – I steh danebn. Könnt<br />
mer net vielleicht irgenwer a Watschn gebn ?<br />
Danke, jetzt is mer klor: Es is wohr, es is wohr!“<br />
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K O L U M N E<br />
Thilo Mischke<br />
BEGEGNUNGEN<br />
ABSEITS <strong>DE</strong>S ALLTÄGLICHEN<br />
Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs,<br />
Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter<br />
Thilo Mischke (TV-Dokureihe<br />
„Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf<br />
seinen Expedi tionen trifft der 38-jährige<br />
Berliner immer wieder Menschen, die<br />
ihn faszi nieren. Dieses Mal: Almaz, einen<br />
usbekischen Fischer, dessen See verschwand,<br />
dem Wut aber dennoch fremd ist.<br />
Wo einst das Wasser war, weht jetzt ein heißer<br />
Wind, der salzigen Staub durch die Luft<br />
trägt, der Lippen spröde werden lässt und<br />
die Haare stumpf. Dort, wo einmal ein Meer war, ist jetzt<br />
das Ende der Welt. Am Aralsee, diesem Meer, das die<br />
meisten Menschen nur aus dem Erdkunde unterricht<br />
kennen als Beispiel für den grausamen Umgang der<br />
Menschen mit der Natur, als schlechtes Vorbild für die<br />
Zer störung eines Ökosystems.<br />
Dieser See, er ist verschwunden,<br />
doch die Menschen, die dort schon<br />
immer gelebt haben, sie sind geblieben.<br />
Früher gab es Wasser und<br />
das Grün der Pflanzen, die durstig in<br />
der Landschaft Usbekistans standen,<br />
die Schatten und Früchte spendeten.<br />
Dann kamen die Baumwollfelder.<br />
Und sie waren noch durstiger als alle<br />
Pflanzen hier. Sie tranken den Aralsee<br />
leer. Und die Menschen lebten plötzlich<br />
in einer Wüste, einer echten<br />
Wüste mit sandfarbenen Salamandern,<br />
Skorpionen und Spinnen.<br />
Unglück war für ihn nie<br />
eine Option, denn unglücklich<br />
wird nur der, der zu viel<br />
vom Leben erwartet.<br />
Fischer Almaz trauert dem verschwundenen<br />
Aralsee nicht hinterher.<br />
Wo zuvor Fische waren, ist jetzt nur<br />
noch Geröll. „1996 bin ich das letzte<br />
Mal mit meinem Boot raus“, sagt<br />
Almaz. Er steht am ehemaligen<br />
Hafen von Muinak, einem kleinen<br />
Fischerdorf. Ein Leuchtturm ohne<br />
Zweck steht dort, im Hafenbecken<br />
liegen verrostete Schiffe. Das Wasser<br />
ist jetzt vier Autostunden von hier<br />
entfernt – so weit hat es sich in den letzten 23 Jahren zurückgezogen.<br />
30 Jahre war Almaz hier Fischer, hatte sein<br />
eigenes Boot, hatte immer Essen und dadurch auch Geld.<br />
„Das dort unten“, sagt er und zeigt auf ein rostiges Gerippe,<br />
„das war mein Schiff.“<br />
Dieser alte Mann, der irgendwas um die siebzig ist –<br />
wie alt, das weiß er nicht so genau –, er ist nicht traurig.<br />
Almaz ist nicht unglücklich.<br />
Unglück, das war für ihn nie eine Option, denn unglücklich<br />
wird der, der zu viel erwartet. Das habe ich<br />
von ihm gelernt. Geschrieben klingt es wie ein Kalenderspruch,<br />
aber als ich vor diesem Mann stehe, dessen Falten<br />
so tief sind, dass sie in der grellen Sonne Usbekistans<br />
Schatten werfen, macht es großen Eindruck auf mich.<br />
Er lebt mit den Folgen rücksichtslosen Verhaltens, gegen<br />
das wir auf der ganzen Welt demonstrieren, wir wollen<br />
Klimaschutz, wollen die Umwelt retten. Doch für die meisten<br />
ist es nur eine vage Ahnung, was es wirklich bedeutet,<br />
wenn sich das Leben ändert, weil unsere Umgebung zerstört<br />
wurde. Ich wünschte mir, die Industriellen, die CO ²<br />
-<br />
Händler, die Erdölproduzenten kämen hierher, um mit<br />
Almaz Tee zu trinken und sich mit ihm zu unterhalten.<br />
Ich wünschte, sie würden dann verstehen, dass wir<br />
die Erde kaputtmachen. Wir machen sie kaputt, weil<br />
wir unendlich hungrig sind. Mehr, immer mehr wollen<br />
wir. Auch ich kann mich da nicht ausnehmen. Vielleicht<br />
müssten wir einfach ein bisschen mehr wie Almaz sein.<br />
„Ich habe nie erwartet, mein Leben lang Fischer zu<br />
sein“, sagt er und dreht sich zum<br />
Meer, das keines mehr ist. „Ich war<br />
dankbar für die Jahre, die ich auf<br />
dem Meer hatte“, erklärt er. Und er<br />
erzählt davon, wie er als Kind nur<br />
vors Haus musste, um baden zu<br />
gehen, erzählt vom Fischreichtum<br />
dieses Sees – und von den Geistern,<br />
die hier noch leben.<br />
„Die Geister sind wütend“, sagt<br />
er. „Ich bin es nicht, weil ich weiß,<br />
das Wasser wird zurückkommen.“<br />
Da ist er zuversichtlich, seit sechzig<br />
Jahren verschwindet es, seit sechzig<br />
Jahren sagen die Bewohner des<br />
Aralsees: Nächstes Jahr ist der See<br />
wieder voll.<br />
Almaz erzählt weiter, dass er eben<br />
von der Natur nichts erwarten könne,<br />
er müsse sich daran anpassen, was<br />
um ihn herum geschieht. Er müsse<br />
das Beste daraus machen. „Ich habe<br />
keine Arbeit mehr“, sagt er, „aber ich<br />
habe jetzt auch viel Freizeit.“ Nachdem<br />
das Wasser weg war, hat er als Lastwagenfahrer gearbeitet.<br />
Es ging ihm gut. „Ich hatte dann wieder etwas<br />
zu tun, hatte eine Aufgabe.“<br />
Überhaupt, hier, am Ende der Welt, wird deutlich,<br />
dass die Menschen nicht arbeiten, um reich zu werden,<br />
sondern um etwas zu tun zu haben. Hier gibt es kein<br />
unendliches Bedürfnis nach mehr, hier gibt es nur ein<br />
Leben, das in Zufriedenheit gelebt werden soll. Hier<br />
passiert ein Leben, es hat keinen Plan, keine Idee, kein<br />
Vorbild. Eine Fantasie, die es nicht gibt, kann eben nicht<br />
enttäuscht werden.<br />
THILO MISCHKE BLAGOVESTA BAKARDJIEVA THILO MISCHKE<br />
26 THE RED BULLETIN
F U N D S T Ü C K<br />
Nike-Logo<br />
DAS DING<br />
HAT EINEN<br />
HAKEN<br />
Der sogenannte „Swoosh“<br />
zählt zu den berühmtesten<br />
Firmenlogos der Welt. Erstmals<br />
tauchte er 1971 auf einem<br />
Fußballschuh des US-Sportartikelherstellers<br />
Nike auf<br />
(Bild). Grafikstudentin Carolyn<br />
Davidson hatte ihn in 17,5 Stunden<br />
entworfen. Ihr Lohn:<br />
35 Dollar. Erst 1983 legte Nike-<br />
Gründer Phil Knight nach –<br />
mit einem diamant besetzten<br />
Goldring in Swoosh-Form und<br />
Aktien (heutiger Wert: rund<br />
2,75 Mio. $). Damit war auch<br />
das <strong>The</strong>ma der gebührenden<br />
Bezahlung abgehakt.<br />
HENRY LEUTWYLER, GETTY IMAGES<br />
Nike-Gründer Phil Knight mit<br />
einem Air Jordan III (1988)<br />
THE RED BULLETIN 27
L I F E H A C K S<br />
Science-Bastler<br />
ZWEITES LEBEN FÜR<br />
PLASTIKFLASCHEN<br />
Unerwartete Lösungen für drängende Alltagsprobleme, Volume 15: Keine Plastikflasche<br />
hat es verdient, unrecycelt weggeschmissen zu werden. Wir haben die besten Tricks.<br />
WASSERTANK<br />
Effizientes<br />
Bewässerungssystem<br />
Vergiss die Elektro-Variante, es geht viel günstiger:<br />
So gibst du deiner Topfpflanze Wasser, wenn du nicht da bist.<br />
LUFTPUMPE<br />
Kraft sparen für die Party<br />
Die lungenschonende Alternative: Blas deine<br />
Luftballons mit der Plastikflasche auf.<br />
2× 2×<br />
1 2<br />
1<br />
Mit der erhitzten Nadel drei kleine<br />
Löcher in den Verschluss stechen.<br />
2<br />
Wasser in die<br />
Flasche füllen<br />
(nicht ganz voll)<br />
und verschließen.<br />
Dann verkehrt<br />
in die Blumen <br />
erde stecken. Die<br />
3–5 cm<br />
Pflanze holt sich,<br />
was sie braucht.<br />
Löcher in Verschluss<br />
und Flasche bohren.<br />
Aus Ballon ein Stück<br />
herausschneiden und<br />
locker auf Verschluss<br />
kleben. Beim Pumpen<br />
Loch in der Flasche<br />
abwechselnd zuhalten<br />
und offen lassen.<br />
SCHAUMBLÄSER<br />
Die Badeschaummaschine<br />
Eine Frotteesocke macht aus einer Plastikflasche<br />
den Quell endlosen Badeschaums.<br />
3<br />
VERSCHLUSS<br />
Endlich zuschrauben!<br />
Ob Reis, Mehl oder Haferflocken: Hygienisch wiederverschließbar,<br />
haben auch Motten keine Chance mehr.<br />
1 2 3<br />
1<br />
2<br />
Den oberen Flaschenteil abschneiden.<br />
Plastiksackerl von unten durch die Verschlussöffnung<br />
ziehen und umlegen.<br />
Mit Verschlusskappe verschließen.<br />
3<br />
Den unteren Teil der<br />
Flasche abschneiden,<br />
Socke drüberstülpen.<br />
In eine Schüssel mit<br />
Wasser und Shampoo<br />
eintauchen, in die<br />
Flasche blasen –<br />
Schaum marsch!<br />
SASCHA BIERL CLEMENS MAKANAKY<br />
28 THE RED BULLETIN
Beim <strong>Red</strong> Bull Soundclash<br />
am 10.12. in Stuttgart<br />
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WEIL ICH EIN<br />
MÄDCHEN BIN<br />
LETÍCIA BUFONI ist die bekannteste<br />
Skateboarderin der Welt.<br />
Eine Erfolgsstory in zwölf Kapiteln.<br />
Text JEN SEE<br />
Fotos STEVEN LIPPMAN
Das Ziel vor Augen:<br />
Letícia Bufoni, 26,<br />
verließ mit vierzehn<br />
ihre Heimat Brasilien.<br />
Seitdem lebt sie in Los<br />
Angeles – den Traum<br />
vom Skateboarden.<br />
31
Bufoni, seit Februar mit<br />
pinkfarbenen Haaren<br />
un ter wegs, ist eine Stilikone<br />
– nachzufragen<br />
bei ihren 2,5 Millionen<br />
Instagram-Followern.
„UM MICH VOM SKATEN ABZUHALTEN,<br />
HAT MEIN VATER MEIN BOARD VOR<br />
MEINEN AUGEN ZERSÄGT.“<br />
1. DIE AUSSENSEITERIN<br />
Ihre Kindheit in São Paulo verbrachte Letícia Bufoni,<br />
so wie die meisten Kids aus der Nachbarschaft, überwiegend<br />
auf der Straße. Allerdings quasi auf der<br />
falschen Straßenseite. Denn während die anderen<br />
Mädchen gemeinsam mit dem Fahrrad unterwegs<br />
waren oder Fußball spielten, zog es die kleine Letícia<br />
ge radezu magnetisch in die Skateparks ihres<br />
Viertels – und die waren damals, Anfang der Nuller-<br />
Jahre, absolutes Jungs-Territorium. „Alle hatten<br />
Skateboards, und der einzige Grund, warum ich<br />
keines hatte, war der, dass ich ein Mädchen bin“,<br />
erinnert sich Bufoni. „Damit wollte ich mich schon<br />
damals nicht abfinden.“<br />
Schließlich war es ihre Großmutter, die als Erste<br />
erkannte, dass hinter der Faszination mehr als nur<br />
kindliche Rebellion steckte, und der neunjährigen<br />
Letícia ihr erstes Skateboard kaufte – sehr zum Leidwesen<br />
ihres Vaters, der von den „unmädchenhaften“<br />
Ausritten seiner Tochter nichts wissen wollte. „Er<br />
wollte nicht, dass man mich als burschikos oder lesbisch<br />
bezeichnet“, erzählt sie. „Um mich vom Skaten<br />
abzuhalten, hat Dad sogar mein Skateboard vor meinen<br />
Augen zersägt.“ Aber diesen Kampf konnte er<br />
nicht gewinnen. Wenige Tage später hatte Letícia ein<br />
neues Board, zusammengeschraubt aus Einzelteilen,<br />
die sie von ein paar Freunden bekommen hatte.<br />
2. DAS NATURTALENT<br />
Letícia Bufoni lernte schnell. Extrem schnell. Und vor<br />
allem: schneller als die Jungs. Nach nur zwei Monaten<br />
beherrschte sie Kickflip und Heelflip in Perfektion.<br />
Zur Schule ging sie damals eigentlich nur noch, um<br />
ihre Eltern zu beruhigen. Ihr Leben hieß Skaten und<br />
sonst nichts. Es war dann ausgerechnet ein Freund<br />
ihres Vaters, der Bufonis unglaubliches Talent entdeckte<br />
und ihren Dad davon überzeugen konnte,<br />
sie an einem Wettbewerb teilnehmen zu lassen.<br />
Tatsächlich begleitete der Vater – der Letícia davor<br />
noch kein einziges Mal auf einem Skateboard<br />
gesehen hatte – seine Tochter sogar zu dem Contest<br />
in São Paulo, an dem Mädels aus ganz Brasilien teilnahmen.<br />
Letícia gewann den Wettbewerb – und ihren<br />
größten Fan: ihren Dad.<br />
3. DIE ABENTEURERIN<br />
In den folgenden Jahren tourte Bufoni, stets begleitet<br />
von ihrem Vater, zu zahlreichen Events und Contests<br />
quer durchs Land – von denen sie die meisten als Siegerin<br />
verließ. Bereits mit 14 Jahren war sie gut genug,<br />
um bei den legendären X Games in Los An geles<br />
anzutreten. Die Einladung war ihre Eintrittskarte ins<br />
Skater-Paradies.<br />
Ursprünglich war der kostspielige Trip für zwanzig<br />
Tage angelegt, doch sobald Bufoni die sportlichen<br />
Möglichkeiten sah, die sich in L. A. boten, war ihr<br />
klar: Hier gehöre ich hin. Ihr achter Platz bei den<br />
X Games sollte ein vielversprechendes Vorzeichen für<br />
ihre künftigen Erfolge sein. „Ich kannte Los Angeles<br />
nur von den unzähligen Skateboard-Videos, die ich<br />
regelrecht verschlungen habe. Aber in echt war alles<br />
noch viel imposanter“, schwärmt Bufoni. „Man skatet<br />
hier mit den besten Profis in den besten Skateparks.<br />
Es ist meine Traumstadt.“<br />
Natürlich mischten sich auch Zweifel in die Euphorie.<br />
Letícia war ein 14-jähriges Mädchen, konnte<br />
kaum Englisch und kannte niemanden in der Stadt.<br />
Auch wenn sie bei einer befreundeten Fotografin<br />
unterkam, ließen ihr die finanziellen Mittel ihrer<br />
Familie nicht viel Spielraum. Außerdem wusste sie<br />
um die „Gefahren“, die in L. A. lauern. „Partys, Drogen,<br />
die Clubszene – in L. A. spielt sich permanent<br />
der ganze Mist ab.“ Aber Letícia Bufoni wollte Profi-<br />
Skaterin werden, und das konnte sie nur hier. Also<br />
blieb sie. Und vertraute ihrem gut ausgeprägten<br />
Überlebens instinkt.<br />
33
BUFONI HAT MIT IHREN ERFOLGEN <strong>DE</strong>N WEG<br />
FÜR SKATERINNEN NICHT GEEBNET – SIE HAT<br />
IHN ÜBERHAUPT ERST FREIGESCHLAGEN.
4. DIE WEGBEREITERIN<br />
„Skaten ist für Jungs, nicht für Mädels.“ Die Erfahrungen,<br />
die Letícia Bufoni als knapp Zehnjährige in<br />
ihrer nächsten Umgebung machen musste, wiederholten<br />
sich wenige Jahre später, als sie sich auf<br />
Sponsorensuche begab. Obwohl sie bereits mehrere<br />
Contests hatte gewinnen können, stieß sie bei potenziellen<br />
Finanziers auf eine Mauer der Ablehnung.<br />
Skateboard-Marken schlossen keine Verträge mit jungen<br />
Frauen ab. Punktum. „Irgendwann dachte ich<br />
mir: Wisst ihr was? Wenn ihr mich nicht wollt, mache<br />
ich eben mein eigenes Ding“, erzählt sie. Sie stand<br />
kurz vor der Gründung ihres eigenen Skateboard-Labels,<br />
als Plan B ihr einen Vertrag anbot. Als erste Frau<br />
fährt Bufoni für die Marke, die einige der größten<br />
Namen der Skateboard-Szene unter Vertrag hat –<br />
bis zu dem Zeitpunkt allerdings nur Männer.<br />
Heute haben es junge Skaterinnen deutlich einfacher.<br />
„Es hat sich vieles zum Positiven verändert“,<br />
so die heute 26-Jährige. Sie selbst fühlt sich nicht<br />
wohl in der Vorbildfunktion, doch diese Rolle ergibt<br />
sich einfach aus ihrem Werdegang. „Ich erinnere<br />
mich noch, dass ich früher eine der wenigen weiblichen<br />
Skaterinnen war, die überhaupt bezahlt wurden“,<br />
sagt sie. „Mittlerweile hat jede namhafte Marke<br />
Mädels im Team.“ Szene-Insider sagen: Bufoni hat<br />
mit ihren Erfolgen den Weg für Skaterinnen nicht geebnet<br />
– sie hat ihn überhaupt erst freigeschlagen.<br />
5. DIE REKORDJÄGERIN<br />
Nur zwei Jahre nach ihrem improvisierten Umzug<br />
nach Kalifornien trug sich Letícia Bufoni beim Maloof<br />
Money Cup erstmals ganz oben in die Siegerliste<br />
einer bedeutenden Skateboard Street Compe tition<br />
ein – 25.000-Dollar-Scheck inklusive. Und dann<br />
ging es Schlag auf Schlag. 2010 holte sie in der Kategorie<br />
SKB Street bei den X Games Silber, 2013 erstmals<br />
Gold – vier weitere X-Games-Siege sollten folgen,<br />
insgesamt elf Medaillen. Ein Rekord. Nebenbei<br />
Wer hoch fliegt, fällt<br />
tief … und steht wieder<br />
auf. Stürze (und deren<br />
gab es genug) ließen<br />
Bufoni nie an ihrer<br />
Berufswahl zweifeln.<br />
35
gewann Bufoni auch zahlreiche andere, teils in<br />
Europa aus getragene Major Contests wie Far’n<br />
High, den Mystic Sk8 Cup und das Street League<br />
Skateboarding.<br />
2015 zierte sie als erste Athletin das Cover des<br />
renommierten „Skateboard Mag“, und sie war auch<br />
die erste Frau, die auf der Sponsor-Payroll des Nike-<br />
SB-Teams aufschien. In Brasilien lancierte Bufoni eine<br />
eigene TV-Show, fand 2017 ihren Weg in die „Guinness<br />
World Records“ („Most Wins of the World Cup<br />
of Skateboarding“) und schaffte es 2018 als eine der<br />
weltweit einflussreichsten Sport lerinnen auf Platz 25<br />
eines „Forbes“-Rankings.<br />
6. DIE STRASSENKÄMPFERIN<br />
In L. A. wurde Letícia Bufoni sehr schnell bewusst,<br />
dass der Begriff Streetskaten hier eine andere Bedeutung<br />
hat als in ihrer Heimat. Wenn Bufoni in der<br />
Stadt unterwegs ist, hält sie ständig Ausschau nach<br />
potenziellen Skateplätzen – wie Rails, die sich in<br />
Höhe und Neigung für Slides eignen. „Ich betrachte<br />
alles aus der Sicht einer Skaterin“, sagt sie. „L. A.<br />
hat zum Beispiel die mit Abstand besten Schulhöfe<br />
überhaupt. An jeder Schule gibt es perfekte Spots –<br />
Treppen für Jumps und Bänke für Tailslides.“<br />
„SCHULHÖFE, TREPPEN, BÄNKE:<br />
ICH BETRACHTE ALLES AUS <strong>DE</strong>R<br />
SICHT EINER SKATERIN.“<br />
Gute Strandfigur:<br />
Bufoni überzeugt<br />
mit ihren Qualitäten<br />
beim Foto shooting<br />
am Venice Beach<br />
in Los Angeles.<br />
37
„ES IST COOL, DASS ICH WIE<br />
EIN TYP SKATE. ABER ICH WILL<br />
AUSSEHEN WIE EIN MÄDCHEN.“<br />
Das Problem ist allerdings, dass viele dieser Hotspots<br />
hinter verschlossenen Toren oder auf Privatgrundstücken<br />
liegen. Auch Profi-Streetskater müssen<br />
also stets darauf achten, sich nicht von den Sicherheitskräften<br />
erwischen zu lassen. Es ist wie ein Katzund-Maus-Spiel.<br />
„Vor kurzem waren wir eine ganze<br />
Stunde unterwegs, um zu einem bestimmten Spot zu<br />
kommen – und als wir da waren, hat uns der Wachdienst<br />
eiskalt vor die Tür gesetzt“, erzählt Bufoni.<br />
Manchmal gelingt es ihr erst am zweiten oder dritten<br />
Spot, einen Clip zu Ende zu drehen. In L. A. kommen<br />
da schnell einige Stunden an Fahrtzeit zusammen.<br />
Meistens ist das Sicherheitspersonal entspannt und<br />
bittet Bufoni und ihre Crew einfach nur, das Feld zu<br />
räumen. „Einige flippen aber auch völlig aus und<br />
werden laut“, erzählt sie. Ob sie schon einmal verhaftet<br />
wurde? „Zum Glück noch nie, aber es könnte<br />
jederzeit passieren“, lacht sie.<br />
7. DIE STEHAUFFRAU<br />
Vier- oder fünfmal lag sie bereits auf dem Operationstisch,<br />
so ganz genau weiß sie das selbst nicht. Ihre<br />
Knochenbrüche zählt sie schon längst nicht mehr.<br />
2014 stürzte Bufoni in den Finals, als sie, wortwörtlich,<br />
den Sprung vom zweiten auf den ersten Platz<br />
schaffen wollte. Vor den Augen ihrer Familie, die den<br />
Event in Brasilien live am Fernseher verfolgte, zog<br />
sie sich eine massive Gehirnerschütterung zu. Aber<br />
solche Risiken schrecken sie nicht ab. Im Gegenteil:<br />
In ihrer Freizeit geht sie Fallschirm springen, weil sie<br />
den Adrenalinrausch und den Nervenkitzel liebt.<br />
Ein Ende ihrer Skateboard-Karriere ist für sie<br />
noch lange nicht in Sicht. „Es gab bisher nicht einen<br />
einzigen Moment, in dem ich dachte: ‚Ich kann das<br />
nicht mehr, ich höre auf.‘ Ich fand Skaten schon immer<br />
so cool, dass ich nach jedem Sturz sofort ans<br />
Weiterfahren denke.“<br />
8. DIE ASKETIN<br />
Auch wenn ihr Instagram-Profil den Eindruck erweckt,<br />
ihr Leben sei eine einzige Party, geht Bufoni gern früh<br />
schlafen. „Ich werde alt“, lacht sie. Es fällt ihr leichter,<br />
ihr dichtes Programm – Skaten, Workouts, PR-Termine<br />
– unter einen Hut zu bringen, wenn sie morgens ausgeschlafen<br />
ist. Seit drei Jahren trinkt Bufoni auch<br />
keinen Alkohol mehr. „Ich wollte gesünder leben“,<br />
meint sie. „Gegen das Trinken selbst habe ich gar<br />
nichts, aber am nächsten Tag geht es einem immer<br />
total dreckig.“ Dauerhaft in Abstinenz leben will sie<br />
zwar nicht, aber momentan trägt die Disziplin dazu<br />
bei, das Skaten trotz ihres Promi-Status auf diesem<br />
extrem hohen Level zu halten.<br />
9. DIE GEZEICHNETE<br />
Auf ihre rechte Hand hat sich Bufoni das Wort<br />
„Trouble“ tätowieren lassen. Sie meint, sie gerate<br />
ständig in Schwierigkeiten. Als Gegenstück dazu<br />
bilden ihre Finger-Tattoos das Wort „Hope“. Dann<br />
wären da noch ein paar Totenköpfe, die Zahl 13<br />
(ihr Geburtsdatum ist der 13. April 1993) und ein<br />
Flugzeug, weil sie ständig unterwegs ist. Ein Adler<br />
mit einem Skateboard in den Klauen bedeckt ihren<br />
Oberarm. „Mein Vater hat denselben Adler“, erzählt<br />
sie. „Er hat ihn sich machen lassen, bevor ich nach<br />
L. A. gezogen bin – darauf steht ‚Good Luck, Letícia‘.“<br />
10. DIE INFLUENCERIN<br />
Pink war schon immer Bufonis Markenzeichen. Im<br />
Februar färbte sie sich die Haare in einem knalligen<br />
Fuchsia-Ton. Im Skatepark in Venice Beach sticht sie<br />
mit ihrer neuen Haarfarbe ebenso prächtig hervor<br />
wie bei unserem Fotoshooting. Ihr Style überzeugt<br />
ebenso wie ihr Können. Über 2,5 Millionen Instagram-<br />
Follower sprechen eine deutliche Sprache.<br />
Letícia Bufoni ist weit über die Skater-Community<br />
hinaus ein erfolgreicher Social-Media-Star. Sie shootet<br />
für die Kosmetik-Marke Sephora, geht im knappen<br />
Bikini surfen und stürzt sich anschließend ins<br />
Nachtleben. Sie ist nicht mehr das kleine Mädchen,<br />
das keine Kleider tragen will. „Es ist cool, dass ich<br />
wie ein Typ skate“, sagt sie, „aber ich will aussehen<br />
wie ein Mädchen.“<br />
Mit ihrem Stream bildet sie ihren Alltag weitgehend<br />
ungefiltert ab. „Ich kümmere mich selbst um<br />
meinen Account, damit ich wirklich meine Sicht mit<br />
meinen Worten wiedergeben kann“, betont sie. „Ich<br />
will einfach nur ich selbst sein – und keine Marionette.“<br />
Ihre Eltern konnten ihr die Skateboard- Leidenschaft<br />
nicht ausreden, und beim Erstellen ihrer Social-<br />
Media- Profile lässt sich Bufoni ebenso wenig dreinreden.<br />
Auf Instagram kann sie selbst bestimmen, wie<br />
sie sich präsentiert. „Wenn mir etwas gefällt, ist es mir<br />
egal, ob es anderen gefällt oder nicht“, sagt sie. „Sie<br />
müssen mich so nehmen, wie ich bin.“<br />
38
Auf der Straße daheim:<br />
Viermal holte Letícia<br />
Bufoni bei den X Games<br />
Gold – in der Kategorie<br />
Skateboard Street.
Quantensprung für den<br />
einstigen Trend- und<br />
Underground sport:<br />
2020 ist Skateboarden<br />
erstmals olympisch,<br />
Letícia Bufoni heiße<br />
Medaillenkandidatin.
„ICH LEBE, WAS ICH LIEBE,<br />
UND ICH LIEBE, WAS ICH LEBE.“<br />
11. DIE OLYMPIONIKIN<br />
Tokio 2020: Zum ersten Mal wird Skateboarden eine<br />
olympische Disziplin sein. Und Letícia Bufoni will<br />
natürlich dabei sein. Die Entwicklung ihres Sports<br />
sieht sie dennoch mit einem lachenden und einem<br />
weinenden Auge. Streetskater waren schon immer<br />
tief in den Stadtteilen und Parks verwurzelt, in denen<br />
sie mit ihren Freunden geskatet sind. Jetzt ist aus der<br />
Underground-Szene eine reglementierte Sportart<br />
mit professionellen Trainingsplänen und Workouts<br />
geworden. Zu den Olympischen Spielen werden die<br />
Skater sogar nationale Teamtrikots tragen. Für Bufoni<br />
hat die Kommerzialisierung durchaus ihre guten<br />
Seiten. „Es haben jetzt mehr Leute Zugang zu diesem<br />
Sport“, findet sie. Gleichzeitig wird sie das Gefühl<br />
nicht los, dass dabei auch etwas verlorengeht. „Den<br />
Kids geht es heute vielleicht eher darum, Profi-Skater<br />
zu werden, um zu gewinnen und damit Geld zu verdienen“,<br />
sagt sie. „Ich habe damals angefangen, weil<br />
ich Skateboarden cool fand und es unbedingt können<br />
wollte.“ Für sie war es eher der Ausdruck eines<br />
Lebens gefühls als eine Sportart. Es war einfach das<br />
Größte, den ganzen Tag draußen zu sein, zu skaten,<br />
mit den Freunden durch die Gegend zu ziehen und<br />
sich von Schulhöfen und Parkplätzen verjagen zu<br />
lassen. Sie wollte Teil der Skateboard-Kultur werden<br />
– dabei zu sein war alles.<br />
Die Möglichkeit, ihr Land nun bei den Olympischen<br />
Spielen zu vertreten, übersteigt alles, was sich Bufoni<br />
jemals hätte ausmalen können. „Jeder Athlet träumt<br />
von Olympia“, sagt sie. „Ich will unbedingt die erste<br />
Medaille gewinnen.“<br />
12. DIE TRAUMFÄNGERIN<br />
„Ich lebe definitiv meinen Traum“, sagt Letícia Bufoni.<br />
„Jeden Tag ist mir das bewusst. Ich habe ein Haus,<br />
meinen eigenen Skatepark, ein schönes Auto – total<br />
krass! Ich bin ständig unterwegs, die Reisen, die Leute,<br />
alles wie im Traum! Manchmal frage ich mich, ob<br />
das wirklich real ist. Es ist ein verrücktes Leben. Ich<br />
lebe, was ich liebe, und ich liebe, was ich lebe.“<br />
Instagram: @leticiabufoni<br />
41
H E R O E S<br />
Cara Delevingne<br />
„ICH HABE<br />
JETZT DIE<br />
KONTROLLE<br />
WIE<strong>DE</strong>R“<br />
Cara Delevingne, 27, hat als Model<br />
angefangen. Die Wandlung zur<br />
ernst zu nehmenden Schauspielerin<br />
ist ihr geglückt, weil sie schwierige<br />
Situationen bewältigt und sich<br />
dabei selbst gefunden hat.<br />
<strong>The</strong> red bulletin:<br />
In Ihrer neuen TV-<br />
Serie „Carnival Row“<br />
geraten Sie in ein<br />
lebensgefährliches Fantasy-<br />
Universum. Was war die<br />
schlimmste Situation, die<br />
Sie wirklich erlebt haben?<br />
cara delevingne: Ich bin<br />
Botschafterin für die „Girl Up“-<br />
Plattform, die für die Unterstützung<br />
und Gleichberechtigung<br />
junger Frauen auf der<br />
ganzen Welt kämpft. Als solche<br />
bin ich 2017 nach Uganda<br />
gereist, als Massen von Flüchtlingen<br />
aus dem Südsudan<br />
eintrafen. Die erste Frau, der<br />
ich begegnet bin, hatte im<br />
Bürger krieg ihren Mann verloren<br />
und war drei, vier Tage<br />
lang mit ihren vier Kindern<br />
zu Fuß unterwegs. Sie war so<br />
stark und versuchte sich zusammenzureißen.<br />
Aber als wir<br />
mit ihr sprachen, begann sie<br />
zu weinen. Ich habe noch nie<br />
so viel Schmerz und Stärke in<br />
einer Person vereint erlebt.<br />
Das klingt ganz schön<br />
deprimierend.<br />
Nein, im Gegenteil, das erfüllte<br />
mich mit viel Liebe und<br />
Hoffnung. Die Menschen dort<br />
sind prinzipiell zuversichtlich,<br />
sie brauchen nichts weiter<br />
als die Möglichkeit, zu überleben<br />
und eine Ausbildung<br />
zu machen. Jeder hat jeden<br />
unterstützt, damit er sein<br />
Leben neu aufbauen kann.<br />
Und das, obwohl sie in Uganda<br />
praktisch nichts haben.<br />
Im Westen nehmen wir viele<br />
Dinge selbstverständlich. Wir<br />
schaffen uns unsere eigenen<br />
Dramen, die im Grunde völlig<br />
überflüssig sind.<br />
Welche persönlichen Dramen<br />
haben Sie denn erlebt?<br />
Als Teenager<br />
litt ich an Depressionen.<br />
Ich<br />
dachte, die Welt<br />
wäre besser,<br />
wenn ich nicht<br />
mehr existieren<br />
würde.<br />
Was hat Ihnen geholfen?<br />
Als Erstes musste ich verstehen,<br />
dass ich nicht allein war. Aber<br />
ich brauchte sehr lange, um<br />
meine Gefühle ausdrücken zu<br />
können, mir Hilfe zu suchen<br />
und mit Menschen darüber zu<br />
reden.<br />
Was hilft Ihnen jetzt, Ihr<br />
inneres Gleichgewicht zu<br />
halten?<br />
„Wenn du dich<br />
deiner Angst<br />
stellst, geht<br />
sie weg.“<br />
Vor sieben, acht Jahren fing<br />
ich mit Yoga an, und das hat<br />
mein Leben verändert. Ich<br />
habe dadurch meine innere<br />
Stimme wiedergefunden. Eine<br />
Zeit lang war ich wie eine<br />
Marionette. Meistens ließ ich<br />
andere Leute bestimmen, was<br />
ich tun sollte. Das Problem ist,<br />
wenn du dich selbst nicht genug<br />
schätzt, erkennst du deine<br />
eigenen Grenzen nicht. Du<br />
sagst zu allem Ja, bis du ausgebrannt<br />
bist. Aber jetzt habe<br />
ich die Kontrolle wieder.<br />
Was würden Sie jemandem<br />
empfehlen, der kein Yoga<br />
mag?<br />
Nimm dir einfach fünf, zehn<br />
Minuten Zeit pro Tag, um<br />
du selbst zu sein. Atme durch<br />
und denke ganz ruhig nach.<br />
Nachdem Sie all das überstanden<br />
haben: Gibt es<br />
noch etwas, wovor Sie Angst<br />
haben?<br />
Du kannst es dir aussuchen,<br />
ob du Angst hast oder nicht.<br />
Ich mochte es immer, den<br />
Dingen, vor denen ich mich<br />
am meisten fürchtete, ins<br />
Gesicht zu schauen. Denn<br />
wenn du dich deiner Angst<br />
stellst, geht sie weg. Sobald<br />
du dir hin gegen<br />
sagst, dass<br />
du etwas nicht<br />
schaffst, ist<br />
die Nieder lage<br />
programmiert.<br />
Aber wenn du<br />
keine Erwartungen<br />
hast und<br />
im Augenblick lebst, wirst du<br />
dich auch nicht fürchten, weil<br />
du ja keine Annahmen über<br />
die Zukunft triffst.<br />
„Carnival Row“, neue Fantasy-Serie,<br />
ab 22. 11. bei Amazon Prime<br />
GARETH CATTERMOLE/CONTOUR BY GETTY IMAGES RÜDIGER STURM<br />
42 THE RED BULLETIN
Kaum zu glauben:<br />
Ex-Model Cara<br />
Delevingne hatte<br />
in ihrer Jugend<br />
mit Depressionen<br />
zu kämpfen.<br />
THE RED BULLETIN 43
H E R O E S<br />
<strong>Red</strong> Bull Driftbrothers<br />
„SENSIBILITÄT IST<br />
UNSER SPRIT“<br />
Kaum jemand rutscht in Europa präziser über<br />
den Asphalt als Elias und Joe Hountondji.<br />
Hier erklären die Driftsport-Athleten, warum<br />
ihr Erfolg buchstäblich in der Familie liegt.<br />
Rauch steigt auf, Reifen<br />
quietschen, 650-PS-Wagen<br />
scheinen über den<br />
Asphalt zu schweben: Driftsport<br />
ist brachial und zugleich<br />
elegant. Elias und Joe Hountondji,<br />
besser bekannt als die<br />
<strong>Red</strong> Bull Driftbrothers, zählen<br />
zu Europas Elite dieser Disziplin.<br />
Eigentlich müssten sie<br />
sich jedoch Driftfamily nennen,<br />
denn ihr Team besteht<br />
vor allem aus Verwandten. An<br />
Rennwochenenden bestreitet<br />
Mutter Hildegard das Catering,<br />
Vater Adolphe und Onkel<br />
Meinrad schrauben, Schwester<br />
Debbie leitet die Logistik.<br />
„Unter dem<br />
Weihnachtsbaum lagen<br />
Sperrdifferenziale.“<br />
the red bulletin: Driften<br />
ist nicht das klassische<br />
Familien-Hobby. Waren eure<br />
Eltern von Anfang an dabei?<br />
elias: Unser Vater rümpfte<br />
anfangs die Nase, aber ab dem<br />
dritten Rennen war er an Bord<br />
und hat uns Body-Kits gesponsert,<br />
weil ihm unsere Autos<br />
nicht spektakulär genug aussahen.<br />
Onkel Meinrad fuhr in<br />
seiner Jugend Ford Capri und<br />
hat auf Schnee mit der Handbremse<br />
eingeparkt, mit uns<br />
auf der Rückbank. Ihn mussten<br />
wir nicht überzeugen.<br />
joe: Unsere Schwester Debbie<br />
wuchs da rein. Je größer das<br />
Team, desto mehr Logistik<br />
und Organisation kam ins<br />
Spiel, und das war ihr Part.<br />
Am härtesten war, unsere<br />
Mutter zu überzeugen. Es<br />
dauerte, bis sie ins Drift-Auto<br />
stieg, aber als sie danach ein<br />
Grinsen im Gesicht hatte,<br />
wusste ich, dass wir sie gekriegt<br />
hatten. Seither ziehen<br />
alle Hountondjis an einem<br />
Strang – ohne unsere Familie<br />
hätte sich nie ein Rad gedreht.<br />
Gibt es nie Zoff?<br />
elias: Wir sind nicht immer<br />
ein Herz und eine Seele, aber<br />
Grundvertrauen ist immer da.<br />
joe: Zwischen Debbie und<br />
mir herrschte mal für einige<br />
Wochen Funkstille. Schließlich<br />
gab sie im Streit nach, ich entschuldigte<br />
mich für mein Verhalten,<br />
danach benahmen wir<br />
uns wieder wie Erwachsene.<br />
Familie kann man nicht so<br />
leicht kündigen.<br />
joe: Es geht noch weiter: Wir<br />
konnten jahrelang niemandem<br />
etwas zahlen, daher konnten<br />
wir keinen rauswerfen,<br />
sondern nur hoffen, dass<br />
alle am nächsten Tag wieder<br />
auftauchen. So was schweißt<br />
zusammen – gleichzeitig ist<br />
es kein einfaches Konstrukt.<br />
Sensibilität ist der Sprit, mit<br />
dem unser Team läuft.<br />
elias: Es ist selten, dass sich<br />
ein Team von zehn Personen<br />
über Jahre nicht ändert – im<br />
Jobleben und erst recht im<br />
Motorsport.<br />
joe: Als Familie etwas aufbauen:<br />
Das ist ein Geschenk.<br />
Apropos: Was schenkt ihr<br />
euch zu Weihnachten?<br />
elias: Zu Beginn waren wir<br />
auf zwei BMW E30 unterwegs<br />
und wussten, dass ein Sperrdifferenzial<br />
die Performance<br />
verbessern würde. Also haben<br />
wir uns gegenseitig Sperrdifferenziale<br />
geschenkt.<br />
joe: Und Mama bekam neue<br />
Alu felgen für ihren Ford Fiesta.<br />
RUTSCHPARTIE<br />
So funktioniert der<br />
Driftsport im Detail.<br />
Tempo, Driftwinkel, Stil: Nach<br />
solchen Kriterien bewerten Juroren<br />
die Fahrer, während diese<br />
über die kurvenreichen Strecken<br />
rutschen. In den K.-o.-Runden<br />
der Finalläufe starten die Fahrer<br />
paarweise. Jeder muss einmal<br />
verfolgen und dabei möglichst<br />
nah am Vordermann bleiben.<br />
AGNIESZKA DOROSZEWICZ, PHILIP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL WERNER JESSNER<br />
44 THE RED BULLETIN
Gute Ausstrahlung:<br />
Elias (li.) und Joe beim<br />
Shooting im Freilichtmuseum<br />
Ferropolis
H E R O E S<br />
„Ich bin kein Ingenieur,<br />
aber Schwabe. Also<br />
habe ich angepackt!“<br />
Wie hast du die Diagnose<br />
„inkomplette Querschnittslähmung“<br />
verkraftet?<br />
Das hat Jahre gedauert. Mit<br />
21 wusste ich, ich würde nie<br />
wieder rennen oder springen.<br />
Mein Traum von der Snowboard-Karriere<br />
war vorbei.<br />
Was hat dich aufgebaut?<br />
Zuerst waren Freunde und<br />
Familie am wichtigsten.<br />
Acht Monate später war ich<br />
im Rollstuhl Monoski fahren<br />
und merkte: Auch mit Behinderung<br />
kann ich Freude<br />
am Leben haben und auf Ski<br />
meinen „Freestyle“ ausleben.<br />
Die Wheelblades<br />
passen unter<br />
jeden Rollstuhl.<br />
Dein Unternehmen Wheelblades<br />
produziert Kufen für<br />
Rollstühle. Wie kamst du auf<br />
die Idee?<br />
So schön das Skifahren war,<br />
mit dem Rollstuhl allein kam<br />
ich nicht bis zum Lift, weil die<br />
Vorderräder einsanken. Winterwanderungen<br />
waren undenkbar.<br />
Das wollte ich lösen.<br />
Patrick Mayer<br />
„MEHR<br />
FREESTYLE<br />
GEHT NICHT“<br />
Wie der Ex-Snowboarder<br />
Patrick Mayer, 40, nach<br />
seiner Querschnitts lähmung<br />
zum Erfinder wurde.<br />
<strong>The</strong> red bulletin:<br />
Patrick, 2000 bist du<br />
als angehender Snowboard-Profi<br />
schwer gestürzt.<br />
Woran erinnerst du dich?<br />
patrick mayer: Kurz vorher<br />
hatte ich mich mit einem<br />
Gegner gestritten und war dadurch<br />
auf der Piste abgelenkt.<br />
So passierte mir vor einem<br />
großen Kicker ein Fahrfehler,<br />
ich verlor die Kontrolle über<br />
den Sprung und dachte noch<br />
im Flug: „Scheiße, Scheiße,<br />
Scheiße.“ 20 Meter weiter landete<br />
ich mit dem Rücken auf<br />
der vereisten Piste und verlor<br />
für fünf Minuten das Bewusstsein.<br />
Als ich danach meine<br />
Beine nicht mehr bewegen<br />
konnte, ahnte ich Schlimmes.<br />
Du bist aber kein Ingenieur.<br />
Aber Schwabe! Also habe ich<br />
angepackt, bin in den Baumarkt<br />
und habe getüftelt. Als<br />
ich wusste, wie es funktionieren<br />
kann, habe ich ein Ingenieurbüro<br />
mit der Konstruktion<br />
beauftragt – und die ganze<br />
Versicherungssumme von<br />
meinem Unfall eingesetzt.<br />
Fehlt dir das Snowboarden?<br />
Ehrlich gesagt nur noch selten.<br />
Auf eine Weise habe ich an<br />
mein altes Leben angeknüpft.<br />
Mit karbonverstärkten Kufen<br />
trage ich dazu bei, Rollstühle<br />
sportlicher zu machen. Ich<br />
verhelfe Menschen zu mehr<br />
Freiheit. Mehr Freestyle geht<br />
eigentlich nicht.<br />
Kufen für Rollstühle (und Kinderwagen)<br />
sowie Gelände-Aufsätze<br />
für Gehhilfen: wheelblades.de<br />
FOTO HOMBERGER/URS HOMBERGER DAVID MAYER<br />
46 THE RED BULLETIN
BEFLÜÜÜGELT<br />
DURCH <strong>DE</strong>N WINTER.<br />
MIT <strong>DE</strong>M GESCHMACK VON SPEKULATIUS-KIRSCH.<br />
BELEBT GEIST UND KÖRPER ® .
Mein<br />
Weg<br />
nach<br />
oben<br />
Vom Schulabbrecher zum Superstar: BAUSA hat es aus dem Nichts<br />
auf den Deutschrap-Thron geschafft. Hier verrät er sieben goldene<br />
Regeln, die ihm bei seiner unglaublichen Karriere geholfen haben.<br />
Text JAN WEHN<br />
Fotos ROBERT WUNSCH<br />
48 THE RED BULLETIN
Der Bademantel<br />
Wie konsequent Bausa sein Ding macht, bewies sein Auftritt<br />
bei der Award-Show „1Live Krone“ 2017. Dort erschien der Rapper<br />
im royalen Bademantel auf dem roten Teppich – mit Schlafmaske<br />
und Schlappen. Alles allerdings von Versace.
Die Trophäe<br />
Bausa begeistert Millionen: Das beweist diese Auszeichnung<br />
schwarz auf silber. Es ist die Diamant-Schallplatte, die er<br />
für 1,3 Millionen verkaufte Einheiten seines Hits „Was du Liebe<br />
nennst“ bekam, als erster deutscher Rapper überhaupt.
H<br />
ochmotorisierte Sportwagen,<br />
hochkarätige Uhren,<br />
knapp bekleidete Tänzerinnen:<br />
Auf den ersten Blick<br />
erfüllt Julian Otto – besser<br />
bekannt als Deutschrap-Star Bausa – viele<br />
Klischees des Hip-Hop. Wer näher hinschaut,<br />
sieht jedoch einen Künstler, der<br />
immer wieder mit den Konventionen<br />
seines Genres bricht. Als einer der ersten<br />
deutschen Hip-Hop-Artists sang Bausa<br />
in seinen Songs (statt zu sprechen).<br />
Offen wie kaum ein anderer Rapper beschäftigt<br />
sich der Dreißigjährige in seinen<br />
Texten mit Gefühlen wie Liebe, Sehnsucht<br />
oder Melancholie. Auch Selbstironie zählt<br />
zu seinen Werkzeugen. Bausa spielt mit<br />
den Insignien des Rap. Im Video zu „Was<br />
du Liebe nennst“ 2017 verprasst er, inspiriert<br />
von US-Star Young Thug, die 40.000<br />
Euro Budget der Plattenfirma vor laufender<br />
Kamera, während der Zuschauer den<br />
aktuellen Kostenstand verfolgen kann:<br />
12.250 Euro für eine Rolex und einen<br />
Goldring, 2680 Euro für das Sperren eines<br />
Golfplatzes, 3136,10 Euro für ein Frühstück<br />
in Paris (samt Flug). Für solche<br />
Ak tionen schätzt ihn die Szene, und die<br />
Fans liegen ihm zu Füßen: „Was du Liebe<br />
nennst“ hielt sich neun Wochen auf Platz<br />
eins, gilt mit 1,3 Millionen verkauften Einheiten<br />
als eine der erfolgreichsten Singles<br />
in Deutschland und wurde als erster deutscher<br />
Rap-Song mit einer Diamant-Schallplatte<br />
ausgezeichnet. Sein im Juni erschienenes<br />
drittes Album „Fieber“ mit Hits wie<br />
„Mary“ oder „Weiß noch nicht wie“ landete<br />
in den Top Ten der Charts. Am 10. <strong>Dezember</strong><br />
folgt das nächste Highlight: Beim <strong>Red</strong><br />
Bull Soundclash tritt Bausa in der Schleyer<br />
Halle in Stuttgart live gegen Größen wie<br />
RAF Camora oder Juju an (siehe Kasten<br />
auf Seite 56). Aber: Wie geht das? Wie<br />
schafft es einer, seinen ganz eigenen Weg<br />
zu gehen, der eigentlich die schlechtesten<br />
Voraussetzungen dafür hatte? Aufgewachsen<br />
in Bietigheim-Bissingen nahe Stuttgart,<br />
kommt Bausa früh mit dem Gesetz<br />
in Konflikt, kifft, trinkt und landet im Erziehungsheim.<br />
Als er sechzehn ist, stirbt<br />
sein Vater an Krebs. Er bricht die Schule ab<br />
und hält sich mit Nebenjobs über Wasser.<br />
All das hindert ihn nicht daran, an seinen<br />
großen Traum zu glauben. Er tüftelt<br />
jeden Abend an neuen Songs. Bringt sich<br />
selbst das Spielen von Instrumenten bei.<br />
Baut sich konsequent ein Netzwerk in<br />
der Rap-Szene auf – und steigt schließlich<br />
zur prägenden und wohl unabhängigsten<br />
Figur des Deutschraps auf. Hier zieht<br />
der heute Dreißigjährige Bilanz, wie es<br />
ihm gelungen ist, gegen jede Erwartung<br />
Erfolg zu haben. Sieben goldene Regeln,<br />
von denen auch du profitieren kannst.<br />
„Ob Leute mich<br />
real finden, ist<br />
mir egal. Ich<br />
mache einfach<br />
Bausa-Style.“<br />
Bausa prägt Deutschrap – als erster<br />
Hip-Hop-Künstler überhaupt bekam<br />
er eine Diamantene Schallplatte.<br />
THE RED BULLETIN 51
1. Wie du ein Netzwerk aufbaust:<br />
Ablehnung<br />
ist okay<br />
Sei nie nervös, wenn du wichtige Leute<br />
ansprichst – das habe ich schnell gelernt.<br />
Schon witzig: Bevor mich die Zuhörer<br />
kannten, kannte mich bereits die halbe<br />
Szene. Das lag auch daran, dass ich immer<br />
offen auf jeden zugegangen bin. Ich war<br />
nie aufgeregt, wenn ich andere Rapper<br />
getroffen habe. Ich hatte zwar immer<br />
Respekt vor ihrer Arbeit, aber am Ende<br />
sind das auch nur Menschen. Und dann<br />
führt eines zum anderen: Durch Capo<br />
(deutscher Rapper, bei dessen Label Hitmonks<br />
Bausa seinen ersten Vertrag unterschrieb;<br />
Anm.) habe ich meinen Manager<br />
Lucas (Teuchner; Anm.) kennengelernt.<br />
Ein paar Major Labels haben uns abgelehnt,<br />
aber das war okay. Mir war es<br />
wichtig, jemanden zu finden, der meine<br />
Musik versteht. Dann habe ich Norbert<br />
(Rudnitzky; Anm.) von Warner Music<br />
getroffen und gemerkt, dass er wirklich<br />
Interesse an meiner Kunst hat. Egal mit<br />
wem du es zu tun hast, du musst selbstbewusst<br />
sein und Eier zeigen. Mir war<br />
von Anfang an wichtig, dass ich mir nicht<br />
in meine Musik reinreden lasse. In meiner<br />
Position war das arrogant, aber das<br />
musste sein. Natürlich war das ein Risiko.<br />
Aber es hat sich gelohnt: Norbert hat mir<br />
vertraut. Danach ging es richtig los.<br />
2. Wie du deinen Stil findest:<br />
Ignorier die<br />
Kommentare<br />
Für mich war es immer entscheidend,<br />
auf mein Gefühl zu hören. Bei uns zu<br />
Hause lief immer Musik. Meine Mutter<br />
hat viel Funk und Soul gehört. Vor allem<br />
unbekannte Sachen aus den 70er- und<br />
80er-Jahren. Ich wusste oft gar nicht, wer<br />
da gerade singt, ich habe auch die Texte<br />
nicht verstanden, aber die Musik, die<br />
Melodien und den Klang habe ich einfach<br />
gefühlt. Als es bei mir mit Rap losging,<br />
habe ich auch gleich richtig viel gesungen,<br />
was total untypisch für deutschen Rap<br />
war. Klar gab’s da auch Gegenwind. Aber<br />
auf Kommentare von anderen sollte man<br />
nie viel geben. Abgesehen davon ist mir<br />
egal, ob Leute mich real finden oder<br />
ob sie das, was ich mache, für Hip-Hop<br />
halten. Ich mache einfach Bausa-Style:<br />
arrogant und ignorant, aber trotzdem<br />
schön (lacht). Schubladendenken brauche<br />
ich nicht. Genau deshalb bin ich so frei<br />
in dem, was ich mache.<br />
„Wenn du deiner<br />
Bestimmung<br />
folgst, hat<br />
Lampenfieber<br />
keinen Platz.“<br />
3. Wie du schnell lernst:<br />
Du bist dein<br />
bester Lehrer<br />
Wenn du etwas gefunden hast, was dich<br />
interessiert, geht das Lernen fast von<br />
allein, weil es so viel Spaß macht. Als ich<br />
sieben Jahre alt war, sind wir nach Bietigheim-Bissingen<br />
gezogen. In der neuen<br />
Wohnung stand ein Keyboard rum – ein<br />
altes Schrott-Teil, das der Vormieter dagelassen<br />
hatte. Aus Langeweile habe ich<br />
angefangen, darauf herumzuklimpern,<br />
da habe ich schnell Feuer gefangen und<br />
mir bald ein eigenes Keyboard gekauft.<br />
Meine Lehrer haben gesehen, dass mir<br />
das Spielen Spaß macht, und wollten<br />
mich fördern. Eigentlich ja ein guter<br />
Gedanke, aber ich hatte keine Lust auf<br />
jemanden, der neben mir sitzt und sagt,<br />
wie das gehen soll. Ich habe lieber versucht,<br />
Songs von Michael Jackson und<br />
John Legend nachzuspielen, und mir die<br />
Stücke mit YouTube-Tutorials beigebracht.<br />
Ich habe ein richtiges Bedürfnis verspürt,<br />
das zu tun. Bei der Gitarre war das genauso.<br />
Es hat sich einfach richtig angefühlt,<br />
irgendwie sinnvoll. Keine Zwänge – einfach<br />
nur die Musik. Ich kann bis heute<br />
keine Noten lesen, aber mittlerweile<br />
kenne ich die Akkorde, die ich spiele,<br />
und weiß, wie ich sie variieren muss.<br />
Beim Produzieren hilft mir das sehr.<br />
52 THE RED BULLETIN
Die Tattoos<br />
Der Name Bausa begleitet Julian Otto seit ewig, er kommt vom<br />
Charakter Bowser aus dem Videospiel „Super Mario“. Freunde<br />
nennen ihn „Baui“. Deshalb hat er sich das auf die Finger der linken<br />
Hand tätowieren lassen. Das „Taui“ rechts ist ein Insider-Gag.
Die Sneakers<br />
Zu Hause stapeln sich die Pakete: Hersteller schicken<br />
Bausa ihre Markenprodukte – aktuell etwa den Nike<br />
Air Max 97 Ultra 17 Skepta. Für den Schwaben ein Zeichen,<br />
dass er ganz oben angekommen ist.
„Bevor mich<br />
das Publikum<br />
kannte, kannte<br />
mich die halbe<br />
Rap-Szene.“<br />
Netzwerker by nature: Von Anfang<br />
an ging Bausa direkt auf seine<br />
Vorbilder zu – mit Erfolg.<br />
Styling LORENA MAZA<br />
Haare & Make-up JESSICA MAYER<br />
Denim LEVI’S<br />
T-Shirt BALENCIAGA<br />
Sneakers NIKE<br />
4. Wie du auf dem Boden bleibst:<br />
Genieß<br />
das Spießertum<br />
Ich hatte nie Angst abzuheben. Im Gegenteil:<br />
Bodenständigkeit war mir schon<br />
immer wichtig. Ich bin zum Beispiel ganz<br />
bewusst nicht nach Berlin gezogen, sondern<br />
in Bietigheim geblieben. Die Stadt<br />
ist einfach schön, nicht zu klein und nicht<br />
zu groß. Ich mag die Ruhe und die Ordnung<br />
– diesen ganzen spießigen Kram,<br />
den ich früher gehasst habe. Wenn man<br />
die ganze Zeit unterwegs ist, sehnt man<br />
sich irgendwann danach. In Bietigheim<br />
habe ich alles, was ich brauche. Zum<br />
Beispiel auch meine Jungs. Die sind – im<br />
Gegensatz zu vielen, die erst nach dem<br />
Erfolg kamen – keine Arschkriecher und<br />
immer ehrlich zu mir. So ein Umfeld und<br />
ein Rückzugsort sind schon wichtig.<br />
5. Wie du oben bleibst:<br />
Du darfst<br />
den<br />
Erfolg<br />
nicht wollen<br />
Ganz ehrlich: Ich habe schon damit gerechnet,<br />
dass „Was du Liebe nennst“ funktioniert.<br />
Dass der Song dann so ein Hit<br />
wurde und sogar eine Diamant-Schallplatte<br />
für über eine Million verkaufter<br />
Einheiten bekam, war komplett verrückt.<br />
Das hat mir in den Monaten danach<br />
schon viele Türen geöffnet – gleichzeitig<br />
war es aber auch ein bisschen unheimlich.<br />
Ich habe gemerkt, dass mich Leute<br />
nur für diesen einen Song feiern und<br />
ihnen ganz egal ist, wer ich eigentlich als<br />
Künstler bin. Das hat mich irgendwann<br />
ganz schön genervt. Ein normaler Manager<br />
hätte mir wohl geraten, gleich noch<br />
einen Song im ähnlichen Stil nachzulegen,<br />
um die Erfolgswelle quasi weiterzureiten.<br />
Statt dessen habe ich als Trotzreaktion<br />
erst mal versucht, musikalisch etwas ganz<br />
anderes zu machen – und habe viel rumexperimentiert.<br />
Als ich dann „Casanova“<br />
mit Summer Cem aufgenommen habe,<br />
ist richtig viel Druck von mir abgefallen.<br />
Der Song war ein Riesenhit und hat erst<br />
Gold und dann Platin bekommen. Damit<br />
im Hinterkopf habe ich mich wieder richtig<br />
frei gefühlt. Ich habe wieder gemerkt,<br />
wer ich bin und was ich kann. Du darfst<br />
den Erfolg nicht wollen, dann kommt er<br />
von ganz allein!<br />
THE RED BULLETIN 55
„Auf der Bühne<br />
kommt alles<br />
aus mir heraus<br />
– das passiert<br />
einfach.“<br />
Bestimmung: Wenn Bausa vor<br />
sein Publikum tritt, dann ist er<br />
in seinem Element.<br />
7. Wie du innere Balance findest:<br />
Schalt das<br />
Handy<br />
ab<br />
Wenn ich nach einem langen Studiotag<br />
im Bett liege, fällt mir das Abschalten<br />
schwer. Mein Kopf ist die ganze Zeit bei<br />
den neuen Songs. Deswegen versuche ich<br />
gerade in stressigen Phasen, sooft es geht,<br />
nach Hause zu fahren, mein Handy abzuschalten<br />
und die Ruhe zu genießen. Dann<br />
treffe ich Freunde und mache Sport. Für<br />
2020 habe ich mir fest vorgenommen,<br />
mal eine längere Auszeit zu nehmen.<br />
Einfach ein paar Wochen raus und ganz<br />
weit weg – zum Beispiel nach Asien. Und<br />
wer weiß: Vielleicht erfinde ich mich dort<br />
mal wieder neu.<br />
6. Wie du Lampenfieber besiegst:<br />
Lebe im Moment<br />
Vor meinem ersten Konzert war ich krass<br />
nervös. Heute weiß ich, die Leute sind<br />
wegen mir da und singen jede Zeile mit,<br />
das hilft natürlich. Deswegen ist nur noch<br />
eine Grundaufregung da, aber das muss<br />
auch so sein, sonst hänge ich mich nicht<br />
genug rein, und es wird kein gutes Konzert.<br />
Routinen vor der Show habe ich<br />
eigentlich nicht. Ich wärme meine Stimme<br />
ein bisschen auf, das war’s. Wenn<br />
ich dann auf die Bühne gehe, bin ich in<br />
meinem Element. Die Moves, die Ansagen<br />
– das kommt alles aus mir heraus und<br />
passiert einfach. Weil es so sein soll. Auf<br />
der Bühne bin ich nahe an der Vollkommenheit.<br />
Wenn du etwas machst, wofür<br />
du bestimmt bist, haben Nervosität und<br />
Lampenfieber keinen Platz.<br />
Bausa bittet zum Battle<br />
<strong>Red</strong> Bull Soundclash mit Staraufgebot<br />
RAF Camora, Juju, Azet & Zuna, Summer Cem, Lena Meyer-Landrut:<br />
Am 10. <strong>Dezember</strong> misst sich Deutschlands vielseitigster Rap-Star<br />
Bausa in der Stuttgarter Schleyer-Halle mit Künstlern aus<br />
verschiedenen Genres. Infos: redbullsoundclash.de<br />
DIESER BOBBY<br />
56 THE RED BULLETIN
Das Debütalbum<br />
Bausas Durchbruch: 2017 veröffentlicht er „Dreifarbenhaus“,<br />
sein erstes Album. Es steigt gleich auf Platz zehn der Charts ein,<br />
was wiederum Bausas Mutter beruhigt: „Vorher war sie immer<br />
skeptisch gewesen, jetzt sah sie, dass bei mir echt was ging“,<br />
erzählt Bausa später.
INNOVATOR<br />
START-UPS,<br />
PIONIERE UND<br />
GENIALE<br />
ERFINDUNGEN<br />
Exoskelett<br />
Heavy-Metal-<br />
Laufwunder<br />
Wenn Science-Fiction Wirklichkeit<br />
wird: Ein Elektrogerätehersteller<br />
baut eine riesige Rennmaschine,<br />
in der ein Mensch am Steuer sitzt.<br />
Dieses dreieinhalb<br />
Tonnen schwere, vier<br />
Meter hohe vierbeinige<br />
Monster könnte der Bösewicht<br />
im nächsten Michael-Bay-<br />
Film sein. In Wirklichkeit ist<br />
Prosthesis, so der Name, gar<br />
kein Roboter, sondern ein<br />
Exoskelett – angetrieben und<br />
gesteuert von der Person, die<br />
in seinem Zentrum sitzt.<br />
„Prosthesis ist eine Erweiterung<br />
des Körpers“, sagt<br />
Erfinder Jonathan Tippett.<br />
Er ist CTO von Furrion, einem<br />
Unternehmen, das eigentlich<br />
Einbauherde oder Fernseher<br />
herstellt. „Der Anzug ist auf<br />
Bewegungen der Piloten angewiesen<br />
und verstärkt deren<br />
Kraft und Geschwindigkeit.“<br />
Möglich machen das Elektromotoren<br />
und ein System aus<br />
Hydraulik und Gurten.<br />
Inspiriert ist Prosthesis von<br />
Tippetts Leidenschaft für Ac-<br />
58 THE RED BULLETIN
IN ALLER<br />
KÜRZE<br />
GUTES TUN<br />
WIRD JETZT<br />
NOCH<br />
EFFEKTIVER<br />
Spenden soll<br />
möglichst einfach<br />
und wirksam sein.<br />
Diese Start-ups<br />
helfen dabei.<br />
Tech-Textilie: Das QUS Smart-Shirt zeichnet die wichtigsten<br />
Trainingsdaten und Vitalwerte auf. Ohne zusätzliche Gadgets.<br />
Prosthesis mit<br />
Pilot (noch<br />
außerhalb):<br />
„Erweiterung<br />
des Körpers“<br />
tion-Sportarten. Kein Wunder<br />
also, dass er nun sogar eine<br />
eigene „Mech Racing League“<br />
aufbauen will – für Menschen,<br />
die in den Maschinen Wettrennen<br />
bestreiten. „Grundsätzlich<br />
kann jede fitte Person<br />
Mech-Pilot werden. Wer auf<br />
Skiern eine blaue Piste schafft,<br />
kann sich auch in eines der<br />
Biester schnallen und es mit<br />
ein wenig Übung zähmen.“<br />
furrion.com<br />
WO EIN EURO<br />
MEHR WERT IST<br />
Kleine Spende, größtmögliche<br />
Wirkung: Die<br />
Plattform um Gründer<br />
Sebastian Schwiecker<br />
(Bild) stellt die effektivsten<br />
Hilfsorganisationen<br />
der Welt vor.<br />
effektiv-spenden.org<br />
DIGITALER<br />
ERLAGSCHEIN<br />
Marco Zaugg (Bild) und<br />
sein Team arbeiten seit<br />
2015 an digitalen Lösungen.<br />
Jüngster Wurf:<br />
Spenden per QR-Code<br />
in Kooperation mit dem<br />
Bezahlsystem Twint.<br />
raisenow.com<br />
Mehr Inspiration für<br />
Zukunftsmacher gibt es<br />
im aktuellen INNOVATOR.<br />
Infos und Abo unter:<br />
redbulletininnovator.com<br />
SAM CARTER, JUDITH WAGNER, RAISENOW.COM<br />
Smart-Shirt<br />
G’scheites G’wand<br />
Funktionskleidung, die ihren Namen verdient:<br />
Das QUS Smart-Shirt erfasst wichtige<br />
Körperwerte und sendet sie an eine App.<br />
Früher war Sportbekleidung<br />
atmungsaktiv<br />
und schnelltrocknend.<br />
Heute ist sie auch schlau.<br />
So misst das QUS Smart-<br />
Shirt des steirischen Unternehmens<br />
sanSirro zum Beispiel<br />
selbständig Herz- und<br />
Atemfrequenz seines Trägers.<br />
Es berechnet weiters<br />
den Kalorienverbrauch<br />
und zeichnet<br />
Geodaten auf.<br />
Eine waschbare<br />
Textilsensorik<br />
macht’s möglich.<br />
Baba,<br />
Brustgurt!<br />
„Die elektronische<br />
Einheit speichert<br />
und über trägt alle<br />
relevanten Daten“, erklärt<br />
sanSirro-Geschäftsführer<br />
Hannes Steiner. „Sie liefert<br />
äußerst präzise Werte und<br />
kann deshalb nicht nur im<br />
Trainings-, sondern auch im<br />
Gesundheitsbereich eingesetzt<br />
werden.“ Während es<br />
bei Läufern mit QUS endlich<br />
wieder rennt, können<br />
Ärzte das Smart-Shirt für<br />
eine bessere Überwachung<br />
ihrer Patienten nutzen. Ein<br />
Leiberl für die medizinische<br />
Leibesvisite also. Steiner:<br />
„Unser Ziel war, einen<br />
Gamechanger mit echtem<br />
Mehrwert zu entwickeln.<br />
Ich glaube, das haben wir<br />
geschafft.“ Jetzt sollen<br />
die Sensoren sogar<br />
noch weiter<br />
verbessert<br />
werden.<br />
Aktuell arbeitet<br />
sanSirro<br />
an einer neuen<br />
Funktion –<br />
Die Speicher- und Sendeeinheit der Schweißanalyse<br />
zur<br />
im Shirt wiegt nur 18 Gramm.<br />
Feststellung<br />
von Blutzuckerwert oder<br />
Elektrolythaushalt. Und<br />
die soll während des Tragens<br />
stattfinden. Denn nach<br />
dem Training kann man mit<br />
dem intelligenten Shirt das<br />
machen, was man mit allen<br />
Sportsachen macht: in die<br />
Waschmaschine schmeißen.<br />
qus-sports.com<br />
THE RED BULLETIN 59
Reinkommen,<br />
Drinks ordern,<br />
Musik wünschen:<br />
All das kann beim<br />
Ausgehen schon<br />
heute übers Smartphone<br />
geschehen.<br />
Trotzdem soll das<br />
Menschliche nicht<br />
zu kurz kommen,<br />
versprechen die<br />
Erfinder.
Die<br />
Hightech-<br />
Partysanen<br />
Sie lenken den Sound ultrapräzise in jede Ecke<br />
des Clubs, ermöglichen Bestellungen per<br />
Gesichtserkennung oder verwandeln deine Tanz-<br />
Moves in LED-Kunst: Diese sieben Tech-Pioniere<br />
revolutionieren das Nachtleben.<br />
Text MARC BAUMANN<br />
GETTY IMAGES<br />
61
In der Mitte der Tanzfläche<br />
gibt’s satten<br />
Sound, an den Rändern<br />
Ruhezonen<br />
(etwa vor der Bar):<br />
Solche Steuerung<br />
ermöglicht der 3D-<br />
Sound der Zukunft.
CHRISTOPH VOY, MMA<br />
DIE<br />
SOUND-<br />
LENKER<br />
Sie wollen DJs in Dirigenten verwandeln: MATHIAS ARIFIN<br />
und CONSTANTIN MASCHER entwickeln ein System, das<br />
Musik im Club zum räumlichen Erlebnis macht.<br />
><br />
„Wir sind Akademiker<br />
in Jogginghose“, sagt<br />
Mathias Arifin. Es ist nur ein<br />
Nebensatz, dem er nicht so<br />
viel Bedeutung schenkt, aber<br />
der Satz erklärt ganz gut das<br />
ganze Projekt: Arifin, sein<br />
Geschäftspartner Constantin<br />
Mascher und ihre Kollegen<br />
von Mixed Munich Arts (MMA)<br />
wollen im Auftrag von <strong>Red</strong> Bull<br />
ein hochkomplexes <strong>The</strong>ma,<br />
den 3D-Sound der Zukunft,<br />
auf Club-Ebene verwirklichen.<br />
Neben ihm zeigt der Toningenieur<br />
mit Computergrafiken erste<br />
Animationen von „<strong>Red</strong> Bull<br />
Overtone“: Am 16. November<br />
findet das Event für audiophile<br />
Fans elektronischer Musik in<br />
Köln statt, maßgeblich umgesetzt<br />
von MMA. Schon beim<br />
Auftakt in München Ende März<br />
„fiel den Leuten die Kinnlade<br />
runter“, wie Arifin mit berechtigtem<br />
Stolz sagt. MMA gehören<br />
nämlich zu einem sehr<br />
kleinen und entsprechend elitären<br />
Kreis an Tech-Pionieren<br />
weltweit, die dabei sind, den<br />
Sound der Zukunft für Clubs<br />
massenfähig zu machen,<br />
Stichworte: 3D und immersiv.<br />
Vereinfacht gesagt: Sound<br />
wird nicht mehr wie bisher vom<br />
Lautsprecher nach hinten ins<br />
Publikum geblasen, wo sich<br />
der Schall dann irgendwie<br />
seinen Weg bahnt. Die Technologie<br />
ermöglicht es, Musik in<br />
verschiedene Tonkanäle zu<br />
zerlegen und diese – durch<br />
neuartige Lautsprecher und<br />
aufwendige Berechnung des<br />
Schalls – präzise im Raum zu<br />
verteilen. Das ist nicht einfach<br />
nur akustisch beeindruckend,<br />
es verändert auch die Art, wie<br />
man eine Clubnacht überhaupt<br />
denken muss. DJs können<br />
Musik nicht mehr nur spielen,<br />
sondern steuern. „Du kannst<br />
vorne den Dampf rausnehmen<br />
und ihn dort hinbringen, wo du<br />
ihn im Club brauchst“, sagt<br />
Arifin. Wie ein Dirigent, der Teile<br />
des Orchesters lauter und andere<br />
wieder leiser spielen lässt.<br />
Wenn es plötzlich möglich ist,<br />
akustische Ruhezonen zu setzen,<br />
kann man die Bars im Club<br />
viel effektiver platzieren oder<br />
aber Ärger mit Anwohnern<br />
vermeiden. MMA wollen die<br />
Technik außerdem so günstig<br />
hinkriegen, dass sie am Ende<br />
auch wirklich in den meisten<br />
Clubs Verwendung findet.<br />
Aber: Der Weg zum 3D-Sound-<br />
Club ist kein Spaziergang<br />
und „<strong>Red</strong> Bull Overtone“ nur<br />
eine Etappe, der noch einige<br />
weitere werden folgen müssen.<br />
<strong>Red</strong> Bull und MMA wollen die<br />
Euphorie, die ihre Vision leicht<br />
auslöst, vorerst bewusst bremsen.<br />
Die Jogginghose ist bei<br />
ihrer Pionierarbeit nicht als<br />
Laufhose gedacht, sondern als<br />
bequeme Kleidung für viele<br />
durchtüftelte Nächte.<br />
Erlebe den Klang<br />
von morgen<br />
Kristallklarer Sound – völlig neu<br />
angeordnet im Raum: Am 16. 11.<br />
zeigt dir „<strong>Red</strong> Bull Overtone“,<br />
was 3D-Sound schon heute<br />
kann. In der Wassermannhalle<br />
in Köln spielen Elektro-Artists<br />
neue Sets – die sie eigens auf<br />
die innovative Technologie<br />
abgestimmt haben.<br />
16. 11. Wassermannhalle, Köln<br />
Alle Infos: redbull.com<br />
Weitere Termine:<br />
13. 12. Kalif Storch, Erfurt;<br />
14. 12. Pan, Hannover<br />
63
Digital-Club:<br />
Hier ist der Drink<br />
nur einen Klick<br />
entfernt.<br />
<strong>DE</strong>R<br />
EXTREM-<br />
DIGITALISIERER<br />
Von der DJ-Buchung über den Einlass bis zur Bar: Dank<br />
DIETER VAN ACKEN funktioniert der Club „Next“ in<br />
Ahaus komplett digital und dadurch komplett stressfrei.<br />
><br />
Die Zukunft des<br />
Nachtlebens liegt<br />
„tief im Münsterland, am<br />
Arsch der Welt“. Und erklärt<br />
wird sie von einem Mann, der<br />
bald 60 wird. Klingt nicht sehr<br />
vielversprechend. Ist es aber!<br />
Was Dieter van Acken, 56, und<br />
die Firma Tobit Software in der<br />
39.000 Einwohner kleinen<br />
Stadt Ahaus aufgebaut haben,<br />
wird man so in Berlin kaum finden:<br />
einen durchdigitalisierten<br />
Club wie das „Next“. Das Ausgehen<br />
beginnt im Internet, wo<br />
man den Eintritt ins Next per<br />
„Fast Lane“ buchen kann, dann<br />
geht es abends ohne Warteschlange<br />
oder Türsteherdiskussionen<br />
in den Club. Die DJs<br />
checken ebenfalls online ein –<br />
ein Knopfdruck genügt, und die<br />
gesamte Anlage fährt hoch.<br />
Wer als Gast ein Getränk will,<br />
muss diesen Wunsch nicht<br />
einem gestressten Barmann<br />
zurufen, sondern man bestellt<br />
digital, und die Drinks werden<br />
geliefert. Burger oder Pommes<br />
ordert man an einer weißen<br />
Wand an einem Display, die<br />
dahinterliegende Küche sieht<br />
und riecht man nicht. Bezahlt<br />
wird mit Clubkarte. Macht so<br />
viel Software das Feiern nicht<br />
ein wenig unpersönlich? Dieter<br />
van Acken verneint, es müsse<br />
eben zum Konzept passen. Ihres<br />
ist mehr Raumschiff Enterprise<br />
als Gabys Eckkneipe.<br />
<strong>DE</strong>R<br />
BILDSCHIRM-<br />
BEFREIER<br />
Manchmal liegt der Schlüssel zum besseren Feiern nicht in<br />
mehr Technik, sondern in weniger – meint GRAHAM DUGONI und<br />
erfand ein Gadget, das Handy-Benutzung im Club unterbindet.<br />
><br />
Sein Erweckungserlebnis hatte<br />
Graham Dugoni 2012 auf einem<br />
Musikfestival: Dort sah er, wie Besucher<br />
einen gedankenversunken Tanzenden<br />
mit ihren Handys filmten und das Video<br />
lachend ins Internet stellten. Dugoni hingegen<br />
träumt von Konzerten und Partys<br />
mit mehr tanzenden und weniger filmenden<br />
Besuchern. Und wie lässt sich die<br />
Technik in Zaum halten? Richtig, mit einer<br />
neuen Technik: Mit seinem Start-up<br />
Yondr produziert er hunderttausende<br />
kleine Neopren-Beutel, in die man vor<br />
Konzerten (Madonna!, Jack White!) oder<br />
in Clubs die Handys der Besucher steckt<br />
und sie dann verschließt. „Eine kurze<br />
Auszeit“, nennt Dugoni das. Jeder behält<br />
sein Handy, aber bis zum Veranstaltungsende,<br />
wenn die Beutel an Stationen wieder<br />
geöffnet werden, ist kein Blick aufs<br />
Smartphone möglich. „Ohne Handys<br />
ist eine ganz andere Energie im Raum“,<br />
meint Dugoni. Übrigens: Mit Yondr sitzt<br />
er ausgerechnet in San Francisco mitten<br />
unter den Tekkies des Silicon Valley.<br />
Denen ein wilder Abend ohne Smartphone<br />
sicher auch nicht schaden würde.<br />
Wiedersehen:<br />
Nur mit diesem Öffner<br />
geht der Beutel auf.<br />
64
<strong>DE</strong>R<br />
AUSWEIS-<br />
REVOLUZZER<br />
CHRISTOPH VOY, TOBIT, YONDR, GETTY IMAGES, YOTI<br />
Schneller drin:<br />
Zwei Monate ihres<br />
Lebens verbringen<br />
Briten in Warteschlangen.<br />
Diese<br />
Zeit will Yoti<br />
verkürzen.<br />
Perso in praktisch: DUNCAN<br />
FRANCIS ermöglicht die Ausweiskontrolle<br />
per Smartphone-App.<br />
><br />
Ist das wirklich der<br />
Besitzer? Wo ist das<br />
Teil schon wieder? Für Türsteher<br />
wie auch für Besucher<br />
ist der Perso-Check am Club-<br />
Eingang vor allem eines: nervig.<br />
Das will der Brite Duncan<br />
Francis mit seinem Start-up<br />
Yoti ändern. Seine Lösung: eine<br />
kostenlose App, die das Alter<br />
und die Identität des Benutzers<br />
so seriös wie ein offizielles<br />
Dokument bestätigt, dabei<br />
unkompliziert auf dem Handy<br />
liegt und dennoch sicher gegen<br />
Identitätsmissbrauch ist. Dafür<br />
verschlüsselt Yoti jede eingegebene<br />
Information einzeln<br />
und speichert sie separat –<br />
Zugang erhält nur der Nutzer<br />
selbst. Fünf Millionen Downloads<br />
hat Yoti bisher, die digitale<br />
ID wird in Großbritannien<br />
schon in vielen Clubs akzeptiert.<br />
Bald soll sie auch auf dem<br />
Festland erhältlich sein. Tausende<br />
Ausweise würden jedes<br />
Jahr in Clubs verloren, so Francis.<br />
Auf sein Handy passt man<br />
besser auf oder bemerkt den<br />
Verlust zumindest umgehend.<br />
Habe die Ehre:<br />
So weist dich<br />
dein Handy aus.<br />
65
Schall und Rauch:<br />
Die Schwaden<br />
nehmen die<br />
Bewegungen<br />
der Tänzer auf.<br />
TAMMUZ DUBNOV spiegelt Dance-Moves auf LED-Wände.<br />
So will er Lichtshows auf das nächste Level heben – und<br />
Schüchternen den Sprung auf die Tanzfläche erleichtern.<br />
><br />
Tammuz Dubnov hat<br />
Abschlüsse in theoretischer<br />
Mathematik, Informatik<br />
und Tanz. Klingt wie ein „Finde<br />
den Fehler in dieser Wortreihe“-<br />
Test, ist aber eine sinnvolle<br />
Kombination, wenn man sich<br />
seine Arbeit ansieht. Dubnov<br />
hat die Kreativität des Tänzers<br />
mit der Logik des Mathematikers<br />
verbunden. Das Ergebnis<br />
dieser Doppelbegabung: die<br />
Wandprojektion seiner Firma<br />
Zuzor. So funktioniert’s: Eine<br />
Kamera erfasst die Bewegungen<br />
der Tänzer in einem Radius<br />
und setzt sie in leicht psychedelisch<br />
anmutende Animationen<br />
um, die auf die Wände des<br />
Clubs oder jeder anderen Location<br />
projiziert werden. Weil<br />
viele Clubs bereits über entsprechende<br />
Projektoren und<br />
LED-Wände verfügen, konzentriert<br />
er sich auf die Software.<br />
Rund 4500 Euro kostet die einmalige<br />
Nutzung. Bisher ist die<br />
Technik vor allem in Nordamerika<br />
zu erleben, Europa soll<br />
bald folgen. „Auf Kinder wirken<br />
diese Bilder wie hypnotisierend“,<br />
hat Dubnov beobachtet,<br />
„Ältere brauchen etwas, bis<br />
sie merken, dass ihre Bewegungen<br />
die Projektionen steuern.“<br />
Vor allem mag Dubnov<br />
die Erlebnisse mit unerfahrenen<br />
Tänzern: „Zuzor bricht das<br />
Eis, bringt Gruppen zum Interagieren<br />
und auch Schüchterne<br />
zum spielerischen Tanzen.“<br />
66<br />
<strong>DE</strong>R<br />
TANZ-<br />
BESCHLEUNIGER
CHRISTOPH VOY, ZUZOR, PSLY/ JOSIAH MORADO, JEFF MOORE<br />
Vier Freunde (von<br />
links): Brandon Melic,<br />
Devante Brown,<br />
Josia Morado und<br />
Ulric Ferreira wollen<br />
per Handy über Songs<br />
ab stimmen lassen.<br />
<strong>DE</strong>R<br />
SCHLANGEN-<br />
DOMPTEUR<br />
Endlich Fairplay an der Bar: Dafür hat JOHN WYLLIE ein<br />
System entwickelt, das Besucher an der <strong>The</strong>ke automatisch<br />
erkennt – und so Vordrängeln unmöglich macht.<br />
><br />
„Erst wartest du ewig an der<br />
Bar, dann siehst du, wie andere<br />
sich vordrängeln, und letzten Endes bekommst<br />
du das falsche Getränk“: John<br />
Wyllie erinnert sich gut an diese Frustmomente<br />
beim Ausgehen. Heute ist er<br />
als junger Vater seltener in Bars, aber<br />
er findet: Seine Kinder sollen es besser<br />
haben. Mit seiner Firma DataSparQ hat<br />
Der Nächste bitte: So sieht<br />
der Barkeeper, wer dran ist.<br />
er eine Bar entwickelt, die weiß, wer vor<br />
ihr steht. Eine Kamera erfasst alle Personen<br />
vor dem Tresen und teilt ihnen<br />
Nummern zu, die auf einem Bildschirm<br />
hinter der Bar mit den jeweiligen Drinks<br />
angezeigt werden. Auch im Gedränge<br />
behält der Computer den Überblick und<br />
zeigt außerdem, wie lange man warten<br />
muss – bis dahin kann man tanzen<br />
gehen. Die Bar ist noch im Demo-Modus,<br />
die britischen Datenschutzbedingungen<br />
verhindern derzeit ihren Einsatz. Data-<br />
SparQ hofft auf eine Anpassung und bemüht<br />
sich um Transparenz: Es gibt keine<br />
versteckten Kameras, nur eine klar erkennbare.<br />
Eine markierte Zone zeigt an,<br />
wenn jemand in dem Bereich steht, den<br />
die Kamera erfasst. Und: Die Aufnahmen<br />
werden nicht gespeichert.<br />
DIE<br />
PLAYLIST-<br />
PIMPER<br />
DJ, spiel meinen Song: Vier Kanadier<br />
gewähren Partygästen per App<br />
Einfluss auf die Songauswahl –<br />
ohne den DJ ganz zu entmachten.<br />
><br />
Wie soll man einen DJ<br />
ansprechen? Flirten<br />
erfordert ja schon Mut, aber<br />
durch die volle Tanzfläche zum<br />
DJ-Pult zu gehen – und dann<br />
auch noch einen Musikwunsch<br />
zu überbringen, der wirklich<br />
gespielt wird, ist in halbwegs<br />
ernsthaften Clubs kurz vor<br />
unmöglich. Diesen prekären<br />
„Hey! Hast du den Song von …“-<br />
Moment möchten uns Brandon<br />
Melic, Devante Brown, Ulric<br />
Ferreira und Josia Morado<br />
ersparen. Mit ihrer App PSLY<br />
kann man über eine Spotify-<br />
Integration einen Song wählen<br />
und den Wunsch an den DJ<br />
übermitteln. Die Lieder werden<br />
von anderen Nutzern auf der<br />
Party bewertet und dem DJ in<br />
einer Playlist nach Beliebtheit<br />
angezeigt. Der DJ wird dabei<br />
nicht zum Befehlsempfänger,<br />
sondern hat weiterhin das<br />
letzte Wort. Er kann die Reihenfolge<br />
der Titel zu einem Set<br />
arrangieren – oder Wünsche<br />
ignorieren, bis sie von der Liste<br />
fallen. Geld wollen die Erfinder<br />
mit einschlägigen Party-Reihen<br />
verdienen. Ideal ist es, wenn<br />
50 bis 75 Personen die App benutzen,<br />
aber sie funktioniert<br />
auch bei Partys mit 600 Gästen,<br />
bei denen 200 Leute<br />
Songs bestellen. Und: Wessen<br />
Song gespielt wurde, der kann<br />
dem DJ per App ein Trinkgeld<br />
senden.<br />
67
DAS KONZEPT<br />
<strong>DE</strong>R FREIHEIT<br />
MAGNUS WALKER ist keine typische Stilikone.<br />
Selbstverwirklichung ist sein Lebensziel, auf<br />
die Außenwirkung aber pfeift er vollkommen.<br />
Erklärung folgt. Text SCOTT JOHNSON Fotos JIM KRANTZ<br />
Oldtimer-Fan<br />
Magnus Walker:<br />
„Leidenschaft<br />
kannst du nicht<br />
produzieren.“<br />
69
ZU WALKERS KUN<strong>DE</strong>N ZÄHLEN<br />
GROSSKONZERNE WIE DISNEY<br />
O<strong>DE</strong>R DIE UNIVERSAL STUDIOS.
L<br />
OS ANGELES, kurz vor Sonnenuntergang.<br />
Magnus Walker blickt von einem der Aussichtspunkte<br />
des hoch gelegenen Angeles Crest Highway auf die<br />
Lichter seiner Wahlheimat, die in der Ferne glitzern.<br />
Er sitzt in seinem bevorzugten Porsche, einem 911 T,<br />
Baujahr 1971, in auffällig rot-weiß-blauem Design.<br />
Die Abendsonne taucht die umliegenden Berge in<br />
sanftes Licht, und eine leichte Brise weht über die<br />
kargen Hänge. Walker kontrolliert die Schaltung,<br />
die Spiegel und seinen Gurt. Die ausgeprägte Ruhe<br />
weicht in Sekundenschnelle dem Lärm der überwältigenden<br />
Triebkraft. Der Porsche rast mit über<br />
140 km/h den Highway entlang, der Geschwindigkeitsrausch<br />
vereinnahmt Geist und Körper. Walker<br />
lehnt sich zur Seite, als der Wagen durch eine Haarnadelkurve<br />
jagt. Der unbedarfte Beifahrer sieht den<br />
Porsche vor seinem geistigen Auge schon über den<br />
Abgrund hinausschießen, doch er liegt gut in der<br />
Kurve. Wie ein Surfer auf der perfekten Welle manövriert<br />
auch Walker uns souverän aus der Kehre. In<br />
einem Moment der Euphorie beschleunigt er gleich<br />
noch etwas mehr, als hätte ihn dieser kleine Triumph<br />
zusätzlich angespornt. Nur das Motorengeheul des<br />
Porsche ist zu hören, als er wie vom Teufel getrieben<br />
durch die Serpentinen schießt.<br />
Magnus Walker, der unorthodoxe Modedesigner<br />
und Porsche-Liebhaber, spricht gern über Freiheit,<br />
denn die spielt in seinem Werdegang eine zentrale<br />
Rolle. Der Brite aus der Arbeiterstadt Sheffield<br />
schmiss einst die Schule, bevor er im Land der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten sein Glück machte. Auch<br />
der Name seines Unternehmens Urban Outlaw unterstreicht<br />
dieses Konzept von Wildnis und Freiheit.<br />
Mit dieser Markenidentität hat Walker seine Lebenseinstellung<br />
auf den Punkt gebracht. Die offensichtliche<br />
Gegensätzlichkeit entbehrt natürlich nicht einer<br />
gewissen Ironie. Walker verdiente einerseits Millionen<br />
mit dem Verkauf seiner Klamotten an Großkonzerne<br />
wie Disney oder die Universal Studios. Gleichzeitig<br />
pflegt er das Image des ungehobelten Raubeins mit<br />
einer hochstilisierten Kombination aus Dreadlocks,<br />
Leder, Jeans und Boots, die seinen sehr persönlichen<br />
Look ausmachen. Einen Look, der ehrlich und unverfälscht,<br />
authentisch ist – und der sich verkaufen<br />
lässt, weil er das gewisse Etwas hat.<br />
Sein Konzept geht auf. Ob er für Porsche an einem<br />
internationalen Marketing-Event in Mexiko-Stadt<br />
teilnimmt, anlässlich einer Konferenz in Portland,<br />
Oregon, Autogramme verteilt oder im Rahmen eines<br />
TEDx Talks vor einem betuchten Publikum spricht –<br />
Walker, der Gesetzlose, vereint in seiner Persönlichkeit<br />
viele Gegensätze: Er ist der zottelige Gegenentwurf<br />
zum Materialismus, aber er repräsentiert<br />
gleichzeitig auch eine enorm erfolgreiche Marke,<br />
die einem strengen Konzept folgt.<br />
Genau deshalb war es ihm so wichtig, mit seinem<br />
Gast den Angeles Crest Highway abzufahren. Wer<br />
hier Höhenluft schnuppert, merkt schnell, dass Walkers<br />
Freiheitskonzept keine leere Marketinghülse<br />
ist, sondern dass er mit Leib und Seele für diese Idee<br />
brennt. Nirgendwo wird dies deutlicher als auf dem<br />
Beifahrersitz seines Porsche, wenn man angesichts<br />
des wahnwitzigen Tiefflugs über den Asphalt alles<br />
um sich herum vergisst. Wie eine Lebensader von<br />
spektakulärer Schönheit schlängelt sich der Highway<br />
durch die Berge, nicht einmal eine halbe Stunde<br />
Fahrt liegt zwischen dem dröhnenden Stadtverkehr<br />
von Downtown L. A. und dem idyllischen Angeles<br />
National Forest. Der Highway ist Walkers Lieblingsstrecke<br />
– so fühlt sich Freiheit an.<br />
THE RED BULLETIN 71
WALKERS FREIHEITSKONZEPT IST KEINE<br />
LEERE MARKETING-HÜLSE. MAN MERKT<br />
RASCH, DASS ER DAFÜR BRENNT.<br />
Walker wuchs in einer Familie der Mittelschicht<br />
im nordenglischen Sheffield auf,<br />
der selbst ernannten „Wiege des Edelstahls“.<br />
An den Wochenenden besuchte<br />
er mit seiner Familie traditionelle Landsitze und<br />
Herrenhäuser mit ihren Rauchzimmern, Ledersofas<br />
und kunstvollen Steinarbeiten. In seiner Freizeit<br />
machte er Crosslauf. Mit der Singer-Nähmaschine<br />
seiner Mutter nähte er Iron-Maiden-Abzeichen auf<br />
seine Jeans. Er sah sich als Einzelgänger.<br />
1986 verließ er Sheffield, jobbte zunächst als<br />
Jugendbetreuer beim Sommerlager-Veranstalter<br />
Camp America und zog danach nach Kalifornien.<br />
Damals machten Verkäufer und Künstler die Strandpromenade<br />
von Venice Beach zum kreativen Hotspot.<br />
Walker begann mit eigenen Designs. „Industrial Hippie“<br />
nannte er seinen Look – perfekt für jemanden,<br />
der sich selbst in keine Schublade stecken lassen will.<br />
In Kalifornien hatte er die Gelegenheit, sich selbst<br />
neu zu erfinden. Er entwarf „eine Art Renaissance-<br />
Schlapphut“, der zum Verkaufsschlager wurde<br />
(„Dabei habe ich gar keinen Draht zur Renaissance“).<br />
Im nächsten Schritt kaufte er günstig Levi’s-Jeans<br />
für 50 Cent das Stück auf, verzierte sie wild mit bunten<br />
Fetzen aus Paisley-Stoff, Satin und Leder und<br />
verkaufte sie gewinnbringend weiter. Von den ersten<br />
Geschäftseinnahmen verwirklichte er einen Kindheitstraum<br />
und kaufte 1992 seinen ersten Porsche<br />
911, schließlich hatte er schon als Zehnjähriger einen<br />
glühenden Fanbrief an den Autohersteller geschrieben.<br />
Walkers innovativer Stil kam gut an, und seine Firma<br />
Venetian Paradise, die er zusammen mit seiner Frau<br />
Karen führte, wuchs. Das Paar versorgte Einzelhändler<br />
auf der Melrose Avenue mit Großlieferungen.<br />
Schon bald standen Disneyland, Six Flags Magic<br />
Mountain und die Universal Studios vor der Tür.<br />
Prominente liebten seinen Look – jeder stand auf<br />
seinen Style. Er ging mit Alice Cooper auf Tour. „Auf<br />
der Promenade in Venice Beach hat alles angefangen“,<br />
erinnert sich Walker. „Ich hatte endlich etwas<br />
gefunden, was ich gut konnte und womit ich – ganz<br />
ohne Ausbildung – ordentlich Geld verdiente.“<br />
Seitdem hat Walker ein Riesenvermögen<br />
gemacht und sich einen Riesenfuhrpark aufgebaut.<br />
Dreizehn seiner Neunelfer stehen<br />
in Reih und Glied in der Garage eines 2500-<br />
Quadratmeter-Lofts im Arts District von L. A. Als<br />
ein kom paktes Ganzes diente Walker das Loft zudem<br />
als Wohnung, wurde zum Film- und Fernsehset und<br />
ist Firmen- und Markensitz.<br />
Vor kurzem, an einem Oktobermorgen, verfolgt<br />
Walker aufgeregt, wie ein kirschroter Lotus Esprit,<br />
Baujahr 1979, langsam von der Laderampe eines<br />
Sattelzugs rollt. Man erkennt gleich, dass es sich um<br />
den Typ Sportwagen aus „James Bond – In tödlicher<br />
Mission“ (1981) handelt. Ein schnittiger, abgeflachter<br />
Wagen, der sofort die Assoziationen Sex, Lavalampen<br />
und Seventies-Style hervorruft. Erst bei näherem<br />
Hinsehen entdeckt man die subtileren Qualitäten:<br />
ein an gehobenes Armaturenbrett mit einem Wirrwarr<br />
an Knöpfen und Schaltern, ein Schaltknüppel<br />
mit Holzgriff und Ledersitze, die so verschlissen sind,<br />
dass man meinen könnte, James Bond höchstpersönlich<br />
habe schon darin gesessen. Walker hat den Wagen<br />
im Internet gefunden und ungesehen gekauft. Als<br />
der Lotus sicher auf der Willow Street steht, einer immer<br />
beliebter werdenden Straße unweit der berühmten<br />
Sixth Street Bridge, schwingt sich Walker hinters<br />
Lenk rad und streicht andächtig über den Schaltknüppel.<br />
„Ich dreh mal schnell eine Runde um den Block“,<br />
grinst er. Der Lotus röhrt auf, Walker gibt Gas und ist<br />
schon um die nächste Ecke verschwunden.<br />
Walker schert sich nicht darum, was andere denken.<br />
Wenn er erzählt, wie er durch sein Modelabel<br />
an dieses Loft gekommen ist, referiert er bei der Gelegenheit<br />
gern ausführlich darüber, wie sehr er auf<br />
die Meinung anderer Leute pfeift. Über diese Gleichgültigkeit<br />
definiert sich Walker regelrecht. Immerhin<br />
hat sich der L.-A.-Kenner in die Immobilie verliebt,<br />
lange bevor er die enormen Vorzüge von Downtown<br />
zu schätzen wusste – und damit genau den richtigen<br />
Riecher bewiesen. Im Jahr 2000 kaufte er mit Karen<br />
das riesige Gebäude und baute es zum Domizil seiner<br />
Träume um. Im Erdgeschoss zog das Atelier für sein<br />
Modelabel Serious Clothing ein. Dort entstand auch<br />
die Idee zu Urban Outlaw.<br />
Die Räumlichkeiten erwiesen sich schon bald als<br />
gewinnbringende Investition. In einem langen Artikel<br />
über die Gentrifizierung von Lofts in L. A. nannte ein<br />
Journalist der „L. A. Times“ das Gebäude als Paradebeispiel.<br />
Zwei Wochen später rief ein Produzent aus<br />
Hollywood an und bat um Erlaubnis, in dem Gebäude<br />
ein Musikvideo für Missy Elliott drehen zu dürfen.<br />
Schon bald standen die Produzenten Schlange.<br />
Immer wieder vermieteten sie ihr Loft, bis ihnen<br />
irgendwann klar wurde, dass ihnen das Objekt als<br />
Mietstudio noch viel mehr Umsätze bescheren würde.<br />
„Mal ehrlich“, sagte Walker zu seiner Frau, „wenn wir<br />
nicht hier wohnen würden, könnte rund um die Uhr<br />
gedreht werden.“ Gesagt, getan: Die beiden zogen aus<br />
und kehrten nie zurück. Stattdessen wurden dort<br />
Streifen wie „Keine halben Sachen 2“ mit Bruce Willis<br />
gedreht, außerdem „America’s Next Top Model“,<br />
„American Idol“, zwei sechswöchige Reality-TV-Shows<br />
und so ziemlich jede bekannte Krimiserie: „CSI: New<br />
York“, „Monk“, „<strong>The</strong> Lyon’s Den“, „Without a Trace –<br />
Spurlos verschwunden“ oder „24“. „Das Studio wurde<br />
120 bis 150 Tage im Jahr gebucht“, erzählt Walker.<br />
Doch man täte ihm unrecht, dies alles als unbedarften<br />
Glücksgriff abzutun. Im Prinzip ist<br />
Walkers Ethos recht simpel, er hat eine sehr<br />
pragmatische Lebenseinstellung: Wenn etwas<br />
funktioniert, dann nutz es. Wenn ein fetter Motor unter<br />
der Haube ist, dann gib Gas. Und Klamotten sind<br />
eben zum Anziehen da. Die Gegenstände in unserem<br />
alltäglichen Leben wollen benutzt werden. Wir soll-<br />
72
Mal schnell eine<br />
Runde drehen:<br />
Walker mit einem von<br />
ihm restaurierten<br />
1971er-Porsche 911
Walker inmitten seiner<br />
Porsche-Kollektion:<br />
„Ich habe im Leben<br />
immer nur das gemacht,<br />
worauf ich Lust hatte.“<br />
74
WALKERS ANSATZ IST EINFACH:<br />
WENN EINE I<strong>DE</strong>E FUNKTIONIERT,<br />
NUTZ SIE KONSEQUENT.
„NIMM <strong>DE</strong>IN LEBEN IN DIE HAND.<br />
AUCH WENN DU DABEI DINGE MACHST,<br />
DIE UNVERNÜNFTIG ERSCHEINEN.“<br />
Die Schönheit<br />
des Gebrauchten:<br />
Das zerschrammte<br />
Hot-Wheels-Auto<br />
trägt Walker in<br />
seiner Hosentasche.<br />
Jeden Tag.
ten in unserem Leben die Zügel selbst in die Hand<br />
nehmen, findet Walker. Auch wenn man dabei<br />
manchmal Entscheidungen trifft, die vielleicht auf<br />
den ersten Blick unvernünftig erscheinen.<br />
Walker steht in seinem Loft und streicht sich über<br />
die teure Lederjacke, als wolle er seinen Worten Nachdruck<br />
verleihen. Die Jacke ist nicht von Urban Outlaw,<br />
noch nicht mal von Serious. Sie ist von Ralph<br />
Lauren und war ein Spontankauf. Ihm war schon<br />
klar, dass sein Umfeld irritiert sein würde. (Ausgerechnet<br />
Magnus Walker kauft Ralph Lauren?)<br />
„Scheißegal“, dachte er. „Ich will die haben.“ Warum?<br />
„Weil einfach alles stimmt: Sie ist leicht, hat<br />
einen schönen Used-Look und ist bequem.“<br />
Er sieht sich um und macht eine ausladende<br />
Handbewegung. Im Prinzip gilt das auch für dieses<br />
Gebäude. Es wurde zwar neu eingerichtet, aber es<br />
hat diesen abgeranzten Charme, und der markante<br />
Geruch von Leder, Rauch, Teer und Zement hängt in<br />
den Mauern. Auch das Signature-Series-Lenkrad, das<br />
er zusammen mit Momo, der Firma des italienischen<br />
Ex-Rennfahrers und Unternehmers Gianpiero Moretti,<br />
entworfen hat, fällt in diese Kategorie. Er ist übrigens<br />
der erste Nicht-Rennfahrer, dem diese Ehre zuteilwurde.<br />
Das Lenkrad sieht derb und abgenutzt aus,<br />
aber es liegt gut in den Händen. „Was das mit Mode<br />
zu tun hat?“, fragt Walker selbst. „Na ja, hier kommen<br />
wieder die Elemente ins Spiel. Wir haben unsere<br />
Lederjeans künstlich altern lassen, geflickt und ausgewaschen,<br />
um diesen Used-Look zu erzeugen. Das<br />
ist ja irgendwie auch nichts Neues. Aber mit einem<br />
Lenkrad hat das noch niemand versucht.“<br />
Auch seine Kindheit hat ihn beeinflusst,<br />
meint er. Sheffield, führend in der Schneidwarenindustrie<br />
und im Bereich Edelstahl,<br />
erstreckt sich über sieben Hügel und ist von<br />
Flüssen durchzogen. Als Kind haben ihn die Herrenhäuser<br />
nicht interessiert, die er mit seinen Eltern<br />
ständig besichtigen musste. „Aber dreißig Jahre<br />
später, nachdem ich so lange in L. A. gelebt habe,<br />
wo nichts älter ist als hundert Jahre, hat sich das<br />
komplett geändert. Wenn ich jetzt in England bin,<br />
kann ich es kaum erwarten, mir fünfhundert Jahre<br />
alte Herrenhäuser und Schlösser anzusehen.“ In<br />
der obersten Etage seines Lofts mit den abgewetzten<br />
Ledersofas und der gezielt abgeblätterten Wandfarbe<br />
erkennt man diese Liebe zu alten, gebrauchten<br />
Objekten, die Authentizität ausstrahlen und eine<br />
Geschichte haben. „Ich bin mir sicher, dass diese<br />
Leidenschaft damit zu tun hat, dass meine Eltern<br />
mich früher in diese alten Anwesen mitgeschleppt<br />
haben“, sagt er. Seinen Porsches ergeht es da nicht<br />
anders. Er kauft sie auf, baut sie um und stellt sie<br />
sich in die Sammlung.<br />
Am liebsten aber fährt er sie. Wir nähern uns auf<br />
dem Angeles Crest Drive schon wieder der Stadt, da<br />
entdeckt Walker vor uns einen frisierten schwarzen<br />
Maserati. Kurzerhand schwenkt er aus und überholt.<br />
Sekunden später hat er den italienischen Luxusflitzer<br />
hinter sich gelassen, rast wieder durch die engen<br />
Kurven und kann offenbar kaum an sich halten.<br />
„ Leidenschaft kann man nicht einfach so produzieren“,<br />
sagt er und grinst.<br />
Vor einigen Jahren hatten Walker und Karen<br />
keine Lust mehr auf ihr Modelabel. Auch<br />
das Filmgeschäft ließ nach. Sie hatten sich<br />
eine Weile auf der Erfolgswelle treiben lassen,<br />
aber nun war es Zeit für etwas Neues. „Warum<br />
machen wir überhaupt noch diesen Klamottenkram?“,<br />
fragte Walker seine Frau – oder umgekehrt. Sie waren<br />
so lange zusammen, da verschwimmen manchmal<br />
die Details. „Wir fühlten uns wie im Hamsterrad, jegliche<br />
Kreativität und Inspira tion waren uns ver loren <br />
gegangen.“<br />
Also zogen sie einen Schlussstrich unter dieses<br />
Kapitel. Kurz darauf wurde Walker von Tamir Moscovici<br />
angesprochen, einem Filmemacher, der ebenfalls<br />
ein wahrer Autofanatiker ist. Er wollte einen Film<br />
über Walkers überraschenden Erfolg als Modeunternehmer<br />
und über dessen Porsche-Leidenschaft drehen.<br />
Die 30-minütige Doku „Urban Outlaw“ feierte im<br />
September 2012 beim Raindance Film Festival in<br />
London Premiere. Seitdem hat Walker seine lebenslange<br />
Liebe zu Porsche in eine Geldmaschine verwandelt.<br />
Zusammen mit Porsche und anderen Firmen<br />
arbeitet er an Projekten auf der ganzen Welt.<br />
Walker ist 53 und stolz darauf, nie beim Friseur<br />
gewesen oder einer regulären Arbeit nachgegangen<br />
zu sein. Nun steuert er besonnen in einen neuen<br />
Lebensabschnitt. Walker flucht viel, aber er meint es<br />
nicht so. Und ehrlich gesagt: Er darf das. Vor drei<br />
Jahren starb seine Frau – Karen verlor ihren langen<br />
Kampf gegen den Alkohol. Nach einem Unfall saß<br />
Walker acht Wochen im Rollstuhl. Er weiß, was Verlust<br />
bedeutet.<br />
Walker ist inzwischen an beiden Küsten zu Hause<br />
und pendelt zwischen seinen Wirkungsstätten in L. A.<br />
und dem Apartment seiner Freundin in New York.<br />
„Rock ’n’ Roll ist immer noch voll mein Ding“, erklärt<br />
er. „Meine Haare werden zwar dünner, und mein<br />
Bart wird kraus, aber in bequemen Klamotten fühle<br />
ich mich einfach am wohlsten. Ich trage sie wie eine<br />
zweite Haut. Ich trage ungefähr ein Jahr lang jeden<br />
Tag dasselbe, bis die Klamotten hinüber sind. Aber<br />
mein Geschmack hat sich etwas weiterentwickelt.<br />
Man muss sich nur wohl in seiner Haut fühlen.“<br />
Ihm schwebt noch eine „kleine, exzentrische Modekollektion<br />
mit vielleicht zwölf bis achtzehn Teilen“<br />
vor. Die Produk tion würde er auslagern.<br />
„Das wird das nächste Kapitel“, sagt er und zieht<br />
ein Hot-Wheels-Spielzeugauto aus der Tasche, das er<br />
immer bei sich trägt. Es ist ein völlig zerkratztes Relikt<br />
seiner Autoleidenschaft aus Kindheitstagen. Es begleitet<br />
ihn auf Schritt und Tritt und ist ebenso vom<br />
Leben gezeichnet wie die Seele des Urban Outlaw.<br />
magnuswalker911.blogspot.com<br />
77
10.12. SCHLEYER-HALLE<br />
STUTTGART
guide<br />
Dein Programm<br />
FITNESS<br />
So trainiert Extrem-<br />
Hindernisläuferin<br />
Ida Steensgaard<br />
SEITE 84<br />
GAMING<br />
Mehr als nur ein Spiel:<br />
wie „FIFA“ den echten<br />
Fußballsport verändert<br />
SEITE 86<br />
WINTER-EVENTS<br />
Von Skicross bis Traillauf:<br />
die wichtigsten<br />
Termine in den Bergen<br />
SEITE 92<br />
LUKAS PILZ<br />
LOFOTEN<br />
Mit dem Schiff zur<br />
Abfahrt: Norwegens<br />
coolster Ski-Trip<br />
SEITE 80<br />
THE RED BULLETIN 79
Reisen<br />
Beim Abfahren gilt es keine Zeit zu verlieren: Auf den Lofoten wechselt das Wetter gefühlt alle zehn Minuten.<br />
ARCTIC HAUTE ROUTE<br />
SKIABFAHRT VOM<br />
GIPFEL ZUM MEER<br />
Ein Ski-Trip, für den du eine Schwimmweste brauchst:<br />
An Bord eines alten Dampfers sucht Reisejournalist Simon<br />
Schöpf in Norwegen nach dem perfekten Powder-Ride.<br />
Vor jeder Tour der Check:<br />
Pieps, Schaufel, Sonde,<br />
Schwimmweste. Alles da.<br />
Sekunde … Schwimmweste? Ja,<br />
wer die Arctic Haute Route angeht,<br />
der muss sein Safety-Repertoire<br />
erweitern. Und seinen Horizont<br />
am besten gleich dazu. Klar,<br />
man könnte mit dem Auto Richtung<br />
Berg fahren. Aber mit einem<br />
80 Meter langen Dampfer gibt sich<br />
der Tourenstart viel stilvoller.<br />
Angekommen, irgendwo auf den<br />
Lofoten im Breitengrad 68 °N, ein<br />
gutes Stück nördlich des Polarkreises:<br />
Die „MS Nord stjernen“<br />
Autor Simon Schöpf trotzt der norwegischen Kälte.<br />
80 THE RED BULLETIN
guide<br />
REISETIPPS<br />
NORDISCH<br />
BY NATURE<br />
Ein Trip auf die Lofoten-Inseln erfordert –<br />
und belohnt – Geduld: Die Anreise erfolgt<br />
via Frachtschiff, das Wetter bestimmt<br />
den Zeitpunkt der Abfahrt.<br />
Svolvær<br />
LOFOTEN<br />
Einst transportierte die „MS Nordstjernen“ Pakete, heute abenteuerlustige Skifahrer.<br />
Norwegen<br />
Oslo<br />
LUKAS PILZ SIMON SCHÖPF<br />
Abhängen im Dreieck: Stockfisch wird hier zwei bis drei Monate getrocknet.<br />
ankert im schützenden Austnesfjord,<br />
das ehemalige Postschiff ist<br />
unser schwimmendes Basislager<br />
für die nächsten drei Tage. Wir<br />
geben uns am Berg ganz den Elementen<br />
hin. Mit dem Schlauchboot<br />
geht es Richtung Ufer, die<br />
Skibrillen setzt man hier vorsichtshalber<br />
schon wegen der<br />
Gischt auf. Der Traum, der uns<br />
in den hohen Norden gelockt hat:<br />
die perfekte Abfahrt vom Gipfel<br />
bis ganz hinunter zum Meer, der<br />
Summit to Sea Ride.<br />
Anschnallen können wir die<br />
Ski bereits am eingeschneiten<br />
Strand von Laupstad. Das Ziel:<br />
der Sau tinden, 596 Meter hoch.<br />
Was in den Alpen nach einer<br />
gemütlichen Anfängertour klingt,<br />
Die Skibrillen<br />
setzt man hier<br />
vorsichtshalber<br />
schon wegen<br />
der Gischt auf.<br />
ist in Nordnorwegen eine stattliche<br />
Unternehmung. Gestartet<br />
wird nämlich auf Meeresniveau,<br />
die zu bewältigenden Höhenmeter<br />
korrelieren exakt mit der Höhe<br />
des Gipfels.<br />
Schnell ist die Baumgrenze<br />
überwunden, und wir befinden<br />
uns im schönen, offenen Gelände.<br />
Die „MS Nordstjernen“ schrumpft<br />
WISSEN<br />
Alle Infos zur Lofoten-Reise: vom Skivergnügen<br />
zum Stockfisch-Schmaus.<br />
ANREISE<br />
Mit dem Flugzeug über Oslo nach Svolvær (Lofoten)<br />
beziehungsweise Tromsø, mit der Fähre über Bodø.<br />
REISEZEIT<br />
Die beste Zeit für Skitourengeher ist März und April.<br />
Meist liegt noch Schnee bis zum Meeresspiegel.<br />
Mit etwas Wetterglück findet man Firnabfahrten<br />
bis zum Strand vor.<br />
VERPFLEGUNG<br />
Die Arctic Haute Route rühmt sich mit ihren<br />
norwegischen Spezialitäten wie geräuchertem<br />
Heilbutt-Kaviar und Moltebeermarmelade. Speziell in<br />
der Region: der Stockfisch, „Norwegens ältestes<br />
Export- und Kulturgut“.<br />
UNTERKUNFT<br />
Die „MS Nordstjernen“ lief 1956 aus der<br />
Hamburger Werft und wurde bis 2012 als Transportschiff<br />
eingesetzt. Nach der Renovierung bietet sie<br />
heute Platz für 70 Passagiere, dem Transportmittel<br />
entsprechend in einer Doppel-Kajüte mit Dusche.<br />
VERANSTALTER<br />
Die Reise wird von der Norwegian Adventure Company<br />
für 2040 Euro pro Person angeboten. Auf die<br />
„MS Nordstjernen“ schifft man entweder auf den<br />
Lofoten ein (und schippert dann nordwärts) oder<br />
in Tromsø (südwärts), die Dauer beträgt in<br />
beide Richtungen dreieinhalb Tage<br />
(mit drei vollen Skitagen).<br />
THE RED BULLETIN 81
Reisen<br />
guide<br />
SAFETY FIRST<br />
SO ENTKOMMST<br />
DU <strong>DE</strong>R LAWINE<br />
Der natürliche Feind des Tourengehers ist<br />
die Lawine. Oberster Grundsatz, du ahnst es:<br />
gar nicht erst in eine Lawine kommen.<br />
EQUIPMENT<br />
Falls sich das Unglück einmal doch nicht<br />
vermeiden lässt, kann dir diese Ausrüstung<br />
das Leben retten:<br />
Drei Tage Powder verspricht die Tour der Norwegian Adventure Company.<br />
1. AVALUNG:<br />
Dieses schnorchelartige Gerät verbessert im Notfall<br />
deine Frischluftzufuhr. Es führt die ausgeatmete,<br />
CO ² -haltige Luft seitlich ab und filtert frische Luft<br />
zum Atmen über ein Ventil aus dem Schnee.<br />
2. LVS AKA LAWINENPIEPS:<br />
Du trägst den Mini-Transmitter ganz nah am Körper.<br />
Seine Pieps-Signale machen es Helfern leichter,<br />
dich in der Lawine zu orten und auszubuddeln.<br />
3. AIRBAG-RUCKSACK:<br />
Den Airbag händisch auslösen, und dein Rucksack bläht<br />
sich binnen Sekunden auf. Die Idee beruht auf dem<br />
so genannten Paranuss-Effekt („Müsli-Effekt“): In einem<br />
fließenden Medium wie einer Lawine setzen sich die<br />
volumenmäßig größeren Körper an der Oberfläche ab.<br />
bald auf die Größe eines Spielzeugschiffs.<br />
Direkt hinter dem<br />
Boot schält sich nun der Higravstinden<br />
aus dem Nebel, mit<br />
1147 Metern die höchste Erhebung<br />
der Lofoten. Die Gipfel hier<br />
haben die Anmutung der Westalpen<br />
im Hosen taschenformat:<br />
Schroff und unnahbar ragen sie<br />
direkt aus dem Fjord in den Himmel,<br />
einen 800er könnte man gut<br />
und gerne mit einem 4000er in<br />
der Zentral schweiz verwechseln,<br />
würde man am Foto unten das<br />
Meer wegschneiden. Auf der ersten<br />
Pass höhe öffnet sich der Blick<br />
zum Ozean. Überall Wasser, überall<br />
Inselchen, egal, in welche<br />
Richtung der Blick fällt.<br />
Der Golfstrom sorgt für angenehme<br />
Temperaturen, bitterkalt<br />
wird es hier auch im Winter<br />
nicht. Diese Meeresnähe sorgt aber<br />
auch verlässlich für einen Wetterwechsel<br />
im Zehnminutentakt,<br />
auf Schneesturm folgt Sonnenfenster<br />
folgt Schneesturm. „Auf<br />
den Lo foten haben wir manchmal<br />
alle vier Jahreszeiten innerhalb<br />
einer Stunde“, meint unser Guide<br />
Isaak. Prompt frischt sich der<br />
Wind zu einem Sturm auf und<br />
zwingt uns zum Abfellen.<br />
Wie Füchse auf der Jagd lauern<br />
wir auf ein paar Sonnenstrahlen,<br />
Isaak ist optimistisch: „Gleich<br />
kommt sie wieder raus!“ Und tatsächlich,<br />
ein paar Schwünge gehen<br />
sich aus mit guter Sicht, die „MS<br />
Nordstjernen“ wird wieder größer,<br />
und wir freuen uns schon auf die<br />
wärmende Dusche in unseren<br />
Kajüten. Aber fast noch mehr auf<br />
das Abendessen an Bord. Auf der<br />
Speisekarte: Stockfischfilet aus<br />
den Lofoten und Rentiersteaks.<br />
Zurück an Bord wirft die „MS<br />
Nordstjernen“ ihren 3600-PS<br />
Motor an und brummt Richtung<br />
offenes Meer. Der Wellengang<br />
wird höher, das Dessert muss man<br />
schon gut festhalten, will man<br />
noch was davon haben. Wir schippern<br />
weiter nordwärts, vorbei an<br />
den Vesterålen Richtung Kvaløya,<br />
wo wir am nächsten Tag bequem<br />
aufwachen. Heute scheint es das<br />
Wetter besser mit uns zu meinen,<br />
ein Sonnenfenster hat sich angekündigt.<br />
Schon am Schlauchboot<br />
zum Ufer reißt der Himmel auf,<br />
und wir stehen bei Sonnenschein<br />
am Gråtinden (871 m), der Grauspitze.<br />
Kurz wird gejubelt, denn<br />
vor uns liegt: eine Abfahrt bis zum<br />
Strand, das Meer immer im Blick,<br />
jeder Schwung ein Genuss.<br />
Erforsche die Lofoten-Inseln<br />
auf der „MS Nordstjernen“:<br />
norwegianadventurecompany.com<br />
LUKAS PILZ SIMON SCHÖPF<br />
82 THE RED BULLETIN
Fitness<br />
TRAINING<br />
DIE NEUE BÜRO-KRAFT<br />
Ida Mathilde Steensgaard ist eine der weltbesten Extrem-Hindernisläuferinnen.<br />
Gleichzeitig hat die Dänin einen Schreibtischjob.<br />
Hier zeigt sie, wie du Fitness und Beruf perfekt vereinbarst.<br />
früher auf, weil ich es nicht mag, beim<br />
Essen auf die Uhr zu schauen. Rührei mit<br />
Spinat und Frischkäse gibt dir genau die<br />
Power, die du brauchst.<br />
8:00 Uhr<br />
Ein bisschen laufen geht immer<br />
Am besten ist es, zur Arbeit zu joggen.<br />
Ich arbeite weit weg, also parke ich mein<br />
Auto drei Kilometer entfernt und jogge<br />
den Rest. Oder du steigst eine U-Bahn-<br />
Station vorher aus. Überhaupt: Zu jedem<br />
Gleis führen Treppen. Die kannst du hochund<br />
runterlaufen, bis die U-Bahn kommt.<br />
9:00 Uhr<br />
Der Toiletten-Trick<br />
Im Büro sind Microbreaks super: Nimm dir<br />
alle eineinhalb Stunden ein paar Minuten<br />
Auszeit und beweg dich. Wenn es stressig<br />
wird, gibt es Tricks, die jeder anwenden<br />
kann: Geh auf einer anderen Etage auf<br />
die Toilette und nimm die Treppe dahin.<br />
Auf Kurs: Ida gewann<br />
bereits die Obstacle-EM.<br />
Durch Schlamm robben, Holzwände<br />
erklimmen, an Ketten hangeln:<br />
Extrem-Hindernislauf verlangt dem<br />
Körper alles ab. Ida Mathilde Steensgaard<br />
zählt zu den Überfliegern in dieser Disziplin.<br />
Um so weit zu kommen, hat die<br />
Dänin eine klare Strategie, Bürojob und<br />
Training zu kombinieren. Hier schildert sie<br />
den perfekten Tag für Freizeit-Athleten.<br />
7:00 Uhr<br />
Lass knacken!<br />
Der Wecker klingelt, und ich strecke mich,<br />
bis es im Rücken knackt. Dann lege ich<br />
mich auf meine Faszienrolle. Die wirkt<br />
Wunder fürs Stretchen am Morgen!<br />
7:30 Uhr<br />
Frühstück mit Power<br />
Für unsere Büro-Workouts brauchen wir<br />
ein gutes Frühstück. Ich stehe lieber etwas<br />
„Schwing beim<br />
Laufen deine Arme<br />
herum, das bringt<br />
dein Blut in Fahrt,<br />
und du bist bereit<br />
für den Rest<br />
des Tages.“<br />
Ida Mathilde<br />
Steensgaard,<br />
Extrem-Hindernisläuferin<br />
12:30 Uhr<br />
Geh-Pause<br />
Mach die Mittagspause zum Lunch-Walk.<br />
Schnapp dir einen Kollegen und ein Sandwich<br />
und geht spazieren. Wenn ihr fertig<br />
gegessen habt, schwingt beim Laufen die<br />
Arme herum. Das sieht lustig aus, vor<br />
allem bringt es aber dein Blut in Fahrt,<br />
und du bist bereit für den Rest des Tages.<br />
14:00 Uhr<br />
Leiste dir Ausfälle<br />
Manchmal lege ich im Büro Sessions ein,<br />
die auch in Alltagskleidung funktionieren.<br />
Ausfallschritte etwa. Mir ist egal, wenn<br />
mich jemand dabei sieht. Sei ein Vorbild<br />
für andere. Ermutige sie, bei der Arbeit<br />
Sport zu treiben. Ich habe mittlerweile<br />
mein halbes Büro angesteckt!<br />
16:00 Uhr<br />
Bleib aufrecht!<br />
Nachmittags hole ich mir eine Banane,<br />
weil ich abends die Energie brauche. Ich<br />
fahre direkt von der Arbeit ins Gym. Niemand,<br />
der schon zu Hause auf dem Sofa<br />
lag, rafft sich noch einmal auf. Also geh<br />
lieber gleich hin! Du wirst nie ein Training<br />
bereuen, das du gemacht hast. Nur eines,<br />
das du nicht gemacht hast.<br />
19:00 Uhr<br />
Matte mit Aussicht<br />
Es gibt diese Tage: In der Arbeit hat’s<br />
wieder länger gedauert, und du willst nur<br />
LEO FRANCIS/RED BULL CONTENT POOL, KRISTIAN FAESTE/RED BULL CONTENT POOL, MARTIN NINK/RED BULL CONTENT POOL<br />
84 THE RED BULLETIN
guide<br />
NEU<br />
TRANSPORTER<br />
PACKS<br />
ABENTEUERERPROBT<br />
Gut abgehangen:<br />
Ida beim Obstacle-<br />
Training<br />
noch heim – Netflix an und abschalten.<br />
Kein Problem. Einfach eine Matte vor dem<br />
Fernseher ausbreiten. Ich mache da Burpees<br />
(eine Mischung aus Kniebeuge, Liegestütz<br />
und Strecksprung; Anm.), springe<br />
total rum. Okay: Konzentriert fernsehen<br />
geht so nicht. Aber so: Planks (Unterarmstütze;<br />
Anm.) mit dem Kopf Richtung TV!<br />
22:00 Uhr<br />
Dehn dich deinen Träumen entgegen<br />
Mein Tag, der mit Stretchen angefangen<br />
hat, endet wieder auf der Faszienrolle. Da<br />
dehne ich nochmals den ganzen Körper.<br />
Im Bett ziehe ich die Schultern bis unter<br />
die Ohren und dann, so weit es geht, nach<br />
unten. Fühlt sich an wie ein Abdehnen<br />
nach einem richtig guten Workout. Und<br />
genau das ist es ja eigentlich auch.<br />
RED BULL ALL IN<br />
EISKALT ERWISCHT<br />
Obstacle Run im Sommer kann jeder: <strong>Red</strong><br />
Bull All In schickt dich durch einen eiskalten<br />
Parcours – samt Eisfluss, Eiswand und<br />
Denksportaufgaben. Am 14. <strong>Dezember</strong> geht<br />
es an der Heini-Klopfer-Schanze in Oberstdorf<br />
los. Ida Mathilde (Bild) ist auch wieder<br />
dabei. Jetzt anmelden: redbull.com<br />
THE RED BULLETIN<br />
ospreyeurope.de
Gaming<br />
guide<br />
<strong>DE</strong>R „FIFA“-FAKTOR<br />
MEHR ALS<br />
EIN SPIEL<br />
Als ultimatives Fußball-Game konzipiert,<br />
beeinflusst „FIFA“ heute den Sport selbst.<br />
Das erste „FIFA“-Spiel kam<br />
1993 als Low-Budget-Produkt<br />
auf den Markt. Mittlerweile<br />
ist daraus das weltweit erfolgreichste<br />
Sportspiel geworden<br />
– mit über 280 Millionen verkauften<br />
Exemplaren. Die Vision,<br />
das Erlebnis Fußball möglichst<br />
wahrheitsgetreu auf die Konsole<br />
zu übertragen, ist erreicht. Nun<br />
nimmt eine neue Entwicklung<br />
ihren Lauf: „FIFA“ beeinflusst den<br />
eigentlichen Sport. Klubs gehen<br />
hier auf Talentsuche, Fußballprofis<br />
studieren ihre Gegner und<br />
nutzen ihre Ranglisten-Position<br />
für das eigene Image. „FIFA“-<br />
Experte Simon Parkin aus England<br />
erklärt, wie genau das Game<br />
das Spiel erreicht hat.<br />
RANGLISTE MIT FOLGEN<br />
Vor jedem neuen „FIFA“-Release veröffentlicht<br />
der Hersteller EA eine Liste<br />
der besten 100 Spieler. 9000 Statistiker<br />
werten die Daten von rund 18.000<br />
Profis aus und ordnen sie 34 persönlichen<br />
Leistungsmerkmalen zu. Der Ruf<br />
der Liste ist derartig gut, dass Scouts<br />
sie heute sogar zur Talentsuche nutzen.<br />
Übrigens: In der diesjährigen Ausgabe<br />
des Spiels, „FIFA 20“, belegen<br />
Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Neymar<br />
Jr. und Eden Hazard die obersten<br />
Ränge: Sie wurden mit 94, 93, 92 bzw.<br />
91 Punkten bewertet. Doch nicht alle<br />
freuen sich über ihre Ergebnisse:<br />
Rio Ferdinand drohte scherzhaft, er<br />
würde EA in die Luft jagen, nachdem<br />
er in „FIFA 17“ nur 65 Punkte für sein<br />
Passspiel bekam.<br />
gehalten hatte, erklärte er, er habe<br />
Ronaldinhos Technik beim Elfmeter in<br />
„FIFA“ genau studiert. „Es war, als<br />
würde ich auf der PlayStation gegen ihn<br />
antreten“, so Amelia. „Ein wirklich<br />
merkwürdiges Gefühl.“<br />
HIER WER<strong>DE</strong>N MEGASTARS GEBOREN<br />
Publisher EA setzt alle Hebel in Bewegung,<br />
um sich die Lizenzen für Vereine,<br />
Spieler, Stadien und Kommentatorenstimmen<br />
zu sichern. Was das Unternehmen<br />
dafür zahlt, ist ein gut gehütetes<br />
Geheimnis (es kursieren Gerüchte über<br />
neunstellige Beträge), aber hin und<br />
wieder reicht nicht einmal das. In diesem<br />
Jahr verlor EA die Rechte an Juventus<br />
Turin und nennt den Verein jetzt<br />
Piemonte Calcio. Die Ähnlichkeit zu den<br />
echten Spielern ist jedoch nach wie vor<br />
unverkennbar. Für die Fußballer geht es<br />
weniger ums Geld – die eigene „FIFA“-<br />
EXPERTEN-<br />
PROFIL<br />
SIMON<br />
PARKIN<br />
„FIFA“-EXPERTE<br />
Der Spielekritiker<br />
berichtet für die<br />
englische Zeitung<br />
„<strong>The</strong> Observer“ über<br />
Gaming-<strong>The</strong>men.<br />
Im Buch „A Game of<br />
Birds and Wolves“<br />
erzählt er die wahre<br />
Geschichte einer<br />
Gruppe von Frauen,<br />
die im Zweiten Weltkrieg<br />
ein Spiel entwickelten,<br />
mit dessen<br />
Hilfe die<br />
Alliierten deutsche<br />
U-Boote überlisteten.<br />
Figur ist ein regelrechtes Prestigesymbol<br />
geworden. Die Tatsache, dass<br />
David Beckham auf dem Cover für<br />
„FIFA: Road to World Cup ’98“ abgebildet<br />
war, habe ihn weltweit zum<br />
gefragtesten Werbeträger der Fußballwelt<br />
gemacht, erklärte Andy Bell,<br />
Gründer der Sport-PR-Agentur Soap<br />
Box London.<br />
ES GEWINNT NEUE FUSSBALL-FANS<br />
„FIFA“ genießt Sonderstatus – die<br />
Macher müssen sich nicht einmal<br />
selbst um prominente Werbeträger<br />
bemühen. NBA-Star LeBron James<br />
postete ein Foto seiner spielenden<br />
Söhne auf Instagram mit dem Kommentar<br />
„Dieses Spiel ist einfach der<br />
Hammer!“. Und Justin Bieber twitterte<br />
an Rapper Drake: „Bald bin ich ‚FIFA‘-<br />
Pro. Zieh dich warm an.“ Tatsächlich<br />
ist durch das Spiel das Interesse an<br />
der Sportart selbst gestiegen. 2014<br />
ergab eine Umfrage des Sportsenders<br />
ESPN, dass 34 Prozent der Amerikaner<br />
sich auf einmal für Fußball interessierten,<br />
nachdem sie „FIFA“ gespielt<br />
hatten. Matt Prior, Creative Director<br />
von „FIFA“, sagt: „Viele Fans kommen<br />
erst über uns zum Fußball.“<br />
„FIFA 20“ ist jetzt für PS4, Xbox One,<br />
Nintendo Switch und PC verfügbar;<br />
ea.com<br />
Dieser Mann ist nicht aufzuhalten:<br />
Jadon Sancho,<br />
der englische Superstar<br />
von Borussia Dortmund<br />
im neuen „FIFA 20“<br />
PROFI-TOOL ZUR VORBEREITUNG<br />
Tatsächlich bereiten sich die Profispieler<br />
mit Hilfe von „FIFA“ auf ihre<br />
Begegnungen vor. Alex Iwobi, Stürmer<br />
des Premier-League-Klubs FC Everton,<br />
erzählte, dass er zu Beginn seiner<br />
Karriere die Leistung von gegnerischen<br />
Spielern, die er nicht kannte,<br />
immer anhand von „FIFA“ abschätzte.<br />
Nachdem der italienische Torwart<br />
Marco Amelia 2008 einen Strafstoß<br />
von Ronaldinho vom AC Mailand<br />
ELECTRONIC ARTS SIMON PARKIN<br />
86 THE RED BULLETIN
Uneinigkeit<br />
und Recht<br />
und Freiheit.<br />
Einigkeit ist das Schlimmste, das einer Debatte passieren kann.–<br />
Daher finden Sie seit 70 Jahren täglich kontroverse Standpunkte<br />
und diskursfähige Positionen in der Frankfurter Allgemeinen.<br />
Freiheit hat viele Seiten.<br />
Jetzt mehr erfahren und testen.<br />
freiheitimkopf.de<br />
Frankfurter<br />
Allgemeine<br />
Freiheit beginnt im Kopf.
1,5 Kilometer Absperrung sorgten<br />
für die Sicherheit der Zuseher.<br />
DIGGING<br />
<strong>DE</strong>EP<br />
Wenn sich die weltbesten<br />
Freestyle-Motocross-<br />
Rider zusammentun,<br />
bleibt kein Stein auf<br />
dem anderen: Für die<br />
RED BULL DIRT DIGGERS<br />
wurde ein ehemaliges<br />
Steinkohlerevier in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
kurzerhand umgestaltet.<br />
Ein Blick hinter<br />
die Kulissen.<br />
FLYING<br />
HIGH<br />
Jede Menge Dreck, und alle hatten<br />
ihre helle Freude daran: So könnte<br />
man die Event-Sensation <strong>Red</strong> Bull<br />
Dirt Diggers beschreiben, die am<br />
14. September <strong>2019</strong> in der Halde Lohberg<br />
in Dinslaken (Nordrhein-Westfalen)<br />
über die Bühne ging. Ein Tag, der<br />
Freestyle-Geschichte schrieb, denn die<br />
Cross-Motorrad-Meister präsentierten<br />
den begeisterten Fans unter anderem<br />
Weltpremieren wie einen Contest<br />
Double Backflip über den Dirt Takeoff.<br />
Doch bevor das sechs Hektar große<br />
Gelände für einen der größten Freeride-<br />
Parcours bereit war, musste schweres<br />
Gerät und jede Menge Manpower<br />
aufgeboten werden.<br />
We proudly present: „Vorgruppe“<br />
Zeppelin Rental<br />
Dafür setzte der Veranstalter wieder auf<br />
die bewährte Partnerschaft mit Zeppe lin<br />
Rental. Denn dieser Anbieter hat praktischerweise<br />
nicht nur die gesamte Bandbreite<br />
an erforderlicher Technik im<br />
Mietprogramm, sondern auch langjährige<br />
Eventerfahrung. So waren Bagger,<br />
Radlader, Dozer, Gelände- und Teleskopstapler,<br />
Pick-ups und Allradfahrzeuge<br />
für den Bau der Parcours sowie den<br />
Transport von Mensch und Material<br />
auf dem riesigen Gelände im Einsatz.<br />
Natürlich kam jedes Gerät mit einem<br />
geschulten und einsatzerprobten Fahrer<br />
– der FMX-Profi Luc Ackermann ließ es<br />
sich aber nicht nehmen, selbst am Steuer<br />
einer Maschine Platz zu nehmen und den<br />
Track aktiv mitzugestalten.<br />
All-in- und Stand-by-Service für einen<br />
unvergesslichen FMX-Tag<br />
Die Arbeit im Vorfeld umfasste aber nicht<br />
nur die Bewegung von Erdmassen: Zeppelin<br />
Rental war auch für den Aufbau der<br />
kompletten Strom- und Trinkwasserversorgung<br />
sowie einer 1,5 Kilometer langen<br />
Absperrung zuständig. Darüber hinaus<br />
wurden Containeranlagen und ein Standby-Service<br />
bereitgestellt. Einfach alles,<br />
was Dirt Digger halt so brauchen.<br />
zeppelin-rental.de
THE RED BULLETIN PROMOTION<br />
Jubel hoch drei: Der FMX-Terminator<br />
Luc Ackermann (GER, Mitte) konnte<br />
alle drei Disziplinen für sich entscheiden.<br />
Auf Platz zwei landete David Rinaldo<br />
(FRA, links), auf Platz drei mit Kai Haase<br />
ein weiterer Deutscher (rechts).<br />
„OB ENDURO, MOTOCROSS O<strong>DE</strong>R FMX –<br />
ZEPPELIN RENTAL HAT FÜR UNSERE<br />
SPEZIELLEN ANFOR<strong>DE</strong>RUNGEN IMMER<br />
DAS PASSEN<strong>DE</strong> HEAVY EQUIPMENT.“<br />
Frank Enders<br />
Head of Sport Production, <strong>Red</strong> Bull Dirt Diggers<br />
117.000<br />
TONNEN ERDREICH<br />
wurden für den Dirt Track bewegt.<br />
FOTOS: MARCEL LÄMMERHIRT, FLO HAGENA<br />
568<br />
ARBEITSSTUN<strong>DE</strong>N<br />
waren nötig, um das Gelände startklar<br />
zu machen. Hier waren schweres Mietgerät<br />
und volle Manpower im Einsatz.<br />
1180<br />
MAHLZEITEN<br />
wurden allein für die Crew be r eitgestellt.<br />
Wer hart arbeitet, soll<br />
schließlich auch gut essen.<br />
MEHR ALS<br />
350<br />
MENSCHEN<br />
waren vor Ort im Einsatz und für<br />
den reibungslosen und sicheren<br />
Ablauf des Events zuständig.
Entertainment<br />
guide<br />
Stufenloser Abgang:<br />
Freeski-Star Antti Ollila<br />
Ausgewählt<br />
für dich:<br />
das Highlight<br />
des Monats<br />
ACTION<br />
NAH WIE<br />
NOCH NIE<br />
Auf Skiern, auf dem<br />
Mountainbike, auf<br />
der Enduro-Maschine:<br />
Verfolge die größten<br />
Action-Helden des<br />
Sports bequem auf<br />
dem Sofa oder unterwegs<br />
– mit <strong>Red</strong> Bull TV.<br />
SO SIEHST DU<br />
RED BULL TV<br />
ÜBERALL<br />
<strong>Red</strong> Bull TV ist deine globale<br />
digitale Destination für<br />
Entertainment abseits des<br />
Alltäglichen, empfangbar<br />
rund um die Uhr an jedem Ort<br />
der Welt. Geh auf redbull.tv,<br />
hol dir die App oder connecte<br />
dich via Smart-TV.<br />
Alle Infos: redbull.tv<br />
25<br />
November FILM<br />
THE COLLECTIVE<br />
Skifahren verbindet – das ist die Botschaft<br />
dieses spektakulären Films, der an Orten<br />
rund um den Globus spielt: von den Berner<br />
Alpen über das Tiefschnee-Eldorado Hakuba<br />
in Japan bis British Columbia in Kanada.<br />
Produziert wurde er von einem Kollektiv an<br />
Freeski-Stars wie Will Berman, Alex Hall,<br />
Mathilde Gremaud oder Sarah Höfflin.<br />
12<br />
November ON <strong>DE</strong>MAND<br />
ROB WARNER’S<br />
WILD RI<strong>DE</strong>S<br />
Neuland gesucht: In dieser Doku sucht<br />
Mountainbike-Legende Rob Warner<br />
weltweit nach unberührten Pisten zum<br />
Verschieben der eigenen Grenzen.<br />
4<strong>Dezember</strong> ON <strong>DE</strong>MAND<br />
WESS DIARIES:<br />
SAISON-FINALE<br />
Hinter den Kulissen des Finales: Diese<br />
Doku folgt den Stars der World Endu ro<br />
Super Series zum GetzenRodeo im Erzgebirge,<br />
dem letzten Lauf der Saison.<br />
MOTOGP -<br />
FINALE<br />
17<br />
November<br />
LIVE<br />
Als Weltmeister <strong>2019</strong><br />
steht Marc Márquez<br />
bereits fest, bleibt die<br />
Frage: Kann der Spanier<br />
auch seinen Heim-<br />
Grand-Prix gewinnen?<br />
Zum Saisonfinale startet<br />
die MotoGP in Valencia.<br />
Auf dem Circuit<br />
Ricardo Tormo verlangen<br />
die außergewöhnlich<br />
engen<br />
Passagen den Fahrern<br />
alles ab – und das vor<br />
bis zu 150.000 Fans.<br />
Die Zuschauer vor den<br />
Bildschirmen erwartet<br />
geballte Motorsportkompetenz:<br />
Neben<br />
Motorradlegende<br />
Gustl Auinger und Ex-<br />
MotoGP-Pilot Alex<br />
Hofmann erweitert<br />
Moto2-Weltmeister<br />
und Testpilot Stefan<br />
Bradl das Expertenteam<br />
von ServusTV.<br />
REINSCHAUEN:<br />
SERVUSMOTOGP.COM<br />
STEPHAN SUTTON, LUKAS PILZ/RED BULL CONTENT POOL, FUTURE7MADIA/RED BULL CONTENT POOL, GOLD & GOOSE/RED BULL CONTENT POOL<br />
90 THE RED BULLETIN
Events<br />
guide<br />
30<br />
November bis 8. <strong>Dezember</strong><br />
Was Auto-Fans wollen<br />
Von Sportwagen über Tuning bis Classic Cars:<br />
Auf der Essen Motor Show kommt wirklich jeder PS-<br />
Enthusiast auf seine Kosten. Mehr als 500 Aussteller<br />
zeigen ihre Innovationen und Modelle – darunter<br />
auch einige Weltpremieren. Ein besonderer Schwerpunkt<br />
liegt dabei auf sportlichen Serienfahrzeugen.<br />
Jede Menge Action erwartet dich in der Motorsportarena.<br />
Hier demonstrieren Profi-Fahrer ihr Können.<br />
Auch in diesem Jahr rechnen die Macher der Essen<br />
Motor Show wieder mit rund 300.000 Besuchern.<br />
Messe, Essen; essen-motorshow.de<br />
16 22<br />
November<br />
Der Fitteste<br />
gewinnt<br />
Acht knallharte Stationen: Sled<br />
Push, Burpee Broad Jumps,<br />
rudern und dazwischen laufen,<br />
insgesamt acht Kilometer. Bis zu<br />
10.000 Athleten treten pro Saison<br />
zum Fitness-Contest Hyrox<br />
an. Am 4. April steigen die World<br />
Championships in Berlin.<br />
Messe, Essen; hyrox.com<br />
Weitere Termine:<br />
23. 11. Hamburg, 7. 12. Frankfurt,<br />
8. 2. 2020 Hannover, 22. 2.<br />
Karlsruhe, 21. 3. München<br />
November<br />
Schweden heizen<br />
wieder ein<br />
Eine Tour zum 20. Geburtstag:<br />
1999 wurden Mando Diao gegründet,<br />
in diesem Herbst ist die schwedische<br />
Erfolgsband („Dance with Somebody“)<br />
aus Borlänge endlich wieder<br />
unterwegs, auch in Deutschland. Mit<br />
im Gepäck: „Good Times“ – nicht nur<br />
ihr bislang jüngstes Album, sondern<br />
auch ein Versprechen an die Fans.<br />
Sporthalle, Hamburg;<br />
mandodiao.com; weitere Termine:<br />
28. 11. Dresden, 29. 11. München,<br />
30. 11. Köln, 1. 12. Berlin<br />
8<br />
<strong>Dezember</strong><br />
Adler treffen<br />
auf Bullen<br />
Spätestens zur Weihnachtszeit<br />
startet die heiße Phase der Eishockey-Saison:<br />
Und pünktlich<br />
am zweiten Adventsonntag<br />
trifft Vizemeister EHC <strong>Red</strong> Bull<br />
München auf die amtierenden<br />
Champions Adler Mannheim.<br />
Nach der 2:7-Heimniederlage<br />
im September wollen sich die<br />
Mannheimer beim bayerischen<br />
Spitzenklub revanchieren.<br />
Olympia-Eishalle, München;<br />
redbullmuenchen.de<br />
EVA BERTEN, MESSE ESSEN<br />
6<br />
bis<br />
8. <strong>Dezember</strong><br />
TANZ UM<br />
<strong>DE</strong>N TITEL<br />
Treibende Beats, spektakuläre<br />
Moves, elektrisierende Atmosphäre:<br />
Beim Snipes Funkin’<br />
Stylez World Final in Düsseldorf<br />
treffen Deutschlands beste Hip-<br />
Hop-Tänzer aufeinander. Contests<br />
gibt es sowohl für Teams als auch<br />
für Solisten. Für alle, die es hier<br />
in die Endrunde schaffen, geht<br />
es sogar noch eine Runde weiter:<br />
Sie haben sich automatisch für<br />
das internationale Top-16-„Only<br />
the Strong“-Battle qualifiziert.<br />
Tanzhaus NRW, Düsseldorf;<br />
funkin-stylez.com<br />
THE RED BULLETIN 91
Events<br />
HIGHLIGHTS FÜR <strong>DE</strong>INEN WINTER<br />
Hier kommen die höchsten Höhepunkte: Diese Berg-Events solltest du keinesfalls verpassen<br />
– ob wilde Verfolgungsjagden, große Sprünge oder Läufe durch den Schnee.<br />
PUSTERTAL<br />
Seehöhe: 2280 Meter<br />
29<br />
<strong>Dezember</strong><br />
Startschuss zur<br />
Vierschanzentournee<br />
Sie ist eine der bekanntesten Skisprungschanzen<br />
der Welt: 40.000 Menschen<br />
kommen jedes Jahr nach Oberstdorf, um<br />
die Skispringer bei der Auftaktveranstaltung<br />
zur Vierschanzentournee zu bejubeln. Von<br />
der Schattenbergschanze sind spek takuläre<br />
Sprünge garantiert. Den Weitenrekord hält<br />
übrigens der Norweger Sigurd Pettersen seit<br />
2003 mit 143,5 Metern. PS: 2021 werden hier<br />
in Oberstdorf die Weltmeister gekürt.<br />
Oberstdorf; oberstdorf.de, vierschanzentournee.com<br />
OBERSTDORF<br />
Seehöhe: 865 Meter<br />
21<br />
und 22. <strong>Dezember</strong><br />
Rushhour in<br />
der Skiarena<br />
Der Haunold in Innichen im Südtiroler<br />
Pustertal gilt als perfekter<br />
Berg für Familien. Doch drei Tage<br />
vor Weihnachten erobern ihn die Skicross-Athleten.<br />
Und er verwandelt<br />
sich in eine moderne Arena: einen<br />
Kilometer lang, mit spektakulären<br />
Steilkurven, verrückten Sprüngen,<br />
wilden Wellen und kräfteraubenden<br />
Hindernissen. Innichen; ski-cross.it<br />
HARALD WISTHALER, GETTY IMAGES, SINISA KANIZAJ/RED BULL CONTENT POOL, @FREERI<strong>DE</strong>WORLDTOUR/@MKNOLL<br />
92 THE RED BULLETIN
guide<br />
28<br />
März<br />
Auf der Flucht<br />
vorm Schnurrbartmann?<br />
Dieser Wettkampf ist absolut einzigartig,<br />
denn der <strong>Red</strong> Bull Samo Gas<br />
beginnt mit lautem Gebrüll. „Wer hat<br />
Angst vorm Schnurrbartmann?“, ruft<br />
der slowenische Freestyler Filip Flisar.<br />
Die Menge antwortet ebenso martialisch:<br />
„Niemand!“ – Und dann geht<br />
es los: Skifahrer und Snowboarder,<br />
Frauen wie Männer, sprinten zu ihren<br />
Brettern, schnallen sie an, flitzen den<br />
Berg hinab – verfolgt von Filip Flisar.<br />
Sieger ist, wer als Erster das Ziel passiert<br />
oder als Letzter gefangen wird.<br />
Kanin-Sella Nevea; kanin.si<br />
KANIN-SELLA NEVEA<br />
Seehöhe: 2202 Meter<br />
SAALBACH HINTERGLEMM<br />
Seehöhe: 2117 Meter<br />
7bis 13. März 2020<br />
60 Grad – und es<br />
wird noch steiler<br />
Scharfe Felsen, feinster Pulverschnee,<br />
70 Grad Hangneigung – wenn die besten<br />
Freerider der Welt über die Flanken<br />
des Wildseeloders talwärts springen,<br />
stockt den Zusehern (am Lärchfilzkogel<br />
direkt gegenüber) der Atem. Wer<br />
danach Entspannung braucht, findet<br />
sie hier: An den insgesamt 270 Pistenkilometern<br />
gibt es 60 Skihütten.<br />
Saalbach; freerideworldtour.com<br />
THE RED BULLETIN 93
Events<br />
FLACHAUWINKL<br />
Seehöhe: 1850 Meter<br />
14<br />
bis 20. März 2020<br />
Das große<br />
Abschluss-Filmen<br />
Mit dem „Spring Battle“ geht eine<br />
lange, intensive Wintersaison zu<br />
Ende. Eine Woche lang nehmen Pros<br />
aus der Snowboard- und Freeskier-<br />
Szene offiziell Abschied vom Pistenspaß<br />
– und das in würdigem Ambiente.<br />
Denn der Absolut Park hat sich<br />
in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />
zum größten Snowpark Österreichs<br />
entwickelt: 1,5 Kilometer lang, in<br />
sieben Sektionen unterteilt und<br />
mit rund 100 Obstacles – Hürden,<br />
Hindernissen und Rampen – ausgestattet.<br />
Bewertet werden am<br />
letzten Contest-Tag ungeschnittene<br />
Videos der besten Läufe (Follow-<br />
Cam-Format). Preisgeld insgesamt:<br />
130.000 Dollar (rund 118.000 Euro).<br />
Flachauwinkl; flachau.com,<br />
absolutpark.com<br />
7<br />
März 2020<br />
Trail-Premiere im<br />
Winterwunderland<br />
Rund 500 Teilnehmer werden beim ersten<br />
Winter-Trail-Lauf in Reit im Winkl erwartet.<br />
Abseits der Pisten muss man auf gewalzten<br />
Schneewegen zehn bzw. 22 Kilometer<br />
bewältigen. Eine durchaus anspruchsvolle<br />
Aufgabe, denn zusätzlich zu den pickel harten<br />
Strecken gilt es insgesamt bis zu 400 Höhenmeter<br />
zu absolvieren. Reit im Winkl wird ja,<br />
durchaus zu Recht, als eines der schönsten<br />
Wintersport gebiete Bayerns angesehen,<br />
besonders beliebt ist es bei Langläufern.<br />
Reit im Winkl; reitimwinkl.de<br />
REIT IM WINKL<br />
Seehöhe: 693 Meter<br />
MARKUS ROHRBACHER, PICTURE<strong>DE</strong>SK.COM, SELLARONDA<br />
94 THE RED BULLETIN
guide<br />
VAL DI FASSA<br />
Seehöhe: 1568 Meter<br />
27<br />
März 2020<br />
Vier Pässe<br />
in einer Nacht<br />
Ein Ski-Ereignis, das den Athleten<br />
alles abverlangt: Der Sellaronda Skimarathon<br />
führt in die Nacht hinein<br />
über 42 Kilometer durch die Landschaft<br />
der Dolomiten, vier Pässe gilt<br />
es dabei zu bewältigen: Gröden,<br />
Campolongo, Pordoi und Sella –<br />
das macht insgesamt 2700 kräfteraubende<br />
Höhenmeter. Die Langläufer<br />
sind in Zweierteams unterwegs,<br />
ausgestattet sind sie mit<br />
Lang laufskiern, Steigfellen und Stirnlampen.<br />
Start und Ziel ist im März<br />
2020 in Corvara.<br />
Corvara; fassa.com<br />
GESCHAFFEN<br />
FÜR DIE GROSSE<br />
BÜHNE<br />
NEU POWER HIFI<br />
Mit diesem vollaktiven System holst du dir echtes Konzert-Feeling nach Hause: Zwei Hochleistungs-Subwoofer und mächtige<br />
Class-D-Verstärker bringen einen Schalldruck von bis zu 115 dB. Und da geht noch mehr: Miteinander gekoppelt kannst du<br />
zwei POWER HIFI als absolut gigantisches Stereo-Set nutzen. Bist du bereit für den großen Auftritt? teufel.de/powerhifi
IMPRESSUM<br />
THE RED<br />
BULLETIN<br />
WELTWEIT<br />
Aktuell<br />
erscheint<br />
<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />
in sechs Ländern.<br />
Das Cover der US-<br />
Ausgabe ziert diesen<br />
Monat der ehemalige<br />
Mountainbike-Profi<br />
Paul Basagoitia,<br />
der sich nach einem<br />
schweren Unfall zurück<br />
ins Leben (und<br />
aufs Bike) kämpfte.<br />
Mehr Storys abseits des<br />
Alltäglichen gibt’s auf:<br />
redbulletin.com<br />
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Perfekter Abgang<br />
Mut zur Lücke<br />
Hinter ihm die altehrwürdige Pyramide, unter ihm das Nichts: Für sein neuestes Video<br />
besuchte Parkour-Athlet Dominic Di Tommaso Ägypten – und überwand so manchen<br />
Graben. Neben den Pyramiden verwandelte er etwa auch den Nil und die Zitadelle von<br />
Saladin in seinen persönlichen Abenteuerspielplatz. Das ganze Video auf: redbull.com<br />
Die nächste<br />
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<strong>2019</strong>.<br />
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THE BEAT<br />
30.11. - 8.12.<strong>2019</strong><br />
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