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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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Aufgr<strong>und</strong> einer unterschiedlichen Problemdefinition können die Interagierende sich<br />

nicht auf eine Handlungsanweisung einigen. Beide beharren auf ihrem Standpunkt -<br />

der Moderator auf seinem Ratschlag <strong>und</strong> der Anrufer auf seinem Einwand. Im<br />

Gegensatz zur erfolgreichen <strong>Beratung</strong> in Gespräch (2) zeigt der Moderator kein<br />

Verständnis für den Ratsuchenden. Überdies gesteht der Moderator die gescheiterte<br />

<strong>Beratung</strong> nicht ein, sondern versucht die Situation umzudeuten <strong>und</strong> das <strong>Beratung</strong>s-<br />

resultat so herunterzuspielen, um einem Imageverlust als „Berater“ vorzubeugen.<br />

5.6. Gesprächsbeendigung<br />

Der Abschluss des <strong>Beratung</strong>sgespräches wird im Datenmaterial immer vom<br />

Moderator initiiert, nachdem ein Anrufer seinen Rat entweder angenommen bzw.<br />

abgelehnt hat oder an den Psychologen der Sendung bzw. eine <strong>Beratung</strong>sstelle<br />

weiter verwiesen worden ist. Dies geschieht aufgr<strong>und</strong> der Zeitknappheit meist in<br />

direktem Anschluss. In zwei Gesprächen ist die zeitliche Disposition für den<br />

Moderator auch der Auslöser, eine Gesprächsbeendigung einzuleiten, da die<br />

Sendezeit abläuft <strong>und</strong> im Hintergr<strong>und</strong> Musik eingespielt wird. Nach Werle (1979:<br />

166) sind für eine telefonische Beendigungssequenz resümierende Schluss-<br />

bemerkungen, Danksagungen <strong>und</strong> Wohlergehenswünsche neben den Abschieds-<br />

formeln typisch. Diese Elemente sind auch in den Beendigungssequenzen der<br />

<strong>Beratung</strong>sgespräche zu beobachten. Darüber hinaus verabschiedet Domian sich<br />

vom Publikum <strong>und</strong> schließt damit die Sendung.<br />

5.6.1. Vorzeitige Beendigung durch den Moderator<br />

Ein besonderer Zwang ergibt sich im <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In durch die zeitliche<br />

Beschränkung der Sendedauer. So muss der Moderator ein Gespräch manchmal<br />

recht unvermittelt beenden, selbst wenn der Anrufer möglicherweise noch etwas zu<br />

sagen hätte. Als Signal wird von der Regie leise Musik eingespielt, die stetig lauter<br />

wird. Da die Beendigung eines Gespräches eine interaktive Aufgabe ist, die beide<br />

Gesprächspartner gemeinsam lösen müssen (Sacks/Schegloff 1973: 289), <strong>und</strong> dies<br />

in der „closing section“ ausgehandelt wird, wirkt die alleinige Initiative des<br />

Moderators häufig abrupt.<br />

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