Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

405 nur weil ich ein reines gewissen habe;
406 aber alleine bin,
Der Anrufer wendet sich in Z. 396 noch einmal ausdrücklich gegen den Ratschlag
und äußert Zweifel darüber, ob ein Geständnis für ihn die richtige Entscheidung ist.
Daran schließt er eine Begründung mit der kausalen Konjunktion „weil“ an. Nach der
Ablehnung des Ratschlages sei dies eine erwartbare Reaktion (Willmann 1998: 79).
Währenddessen spielt Hintergrundmusik ein und Domian bricht die Diskussion nach
einer Weile ab, indem er den Anrufer mit seinem Namen adressiert und
entschuldigend das Ende der Sendung anführt.
422 D: jetzt stefan das tut mir sehr leid-
423 die sendung ist gleich zu ende;
424 S: =ich merk das schon ((lachen))
425 D: ((lachen)) aber ich glaube-
426 ich habe meine meinung und die argumente auch
hingelegt;
427 wir würden uns vielleicht eher auch sonst im kreis
drehen.
428 .hh ich habs dir gesagt;
429 mehr kann mehr kann ich dir nicht sagen;
→ 430 du wolltest auch ja nur n bisschen mal diskutieren
über das t über das problem.
431 S: []
Als Rechtfertigung schiebt er nach, es sei ja bereits alles gesagt. Erneut zeigt er an,
dass er keineswegs von seiner Handlungsanweisung Abstand zu nehmen beab-
sichtigt. Die Beratung kann an dieser Stelle als gescheitert gelten. Dennoch versucht
der Moderator die Situation zu retten und sie mit der Formulierung „du wolltest ja
auch nur n bisschen mal diskutieren über das t über das problem“ zu seinen
Gunsten umzudeuten. Sehr wahrscheinlich ist, dass Domian in dieser Äußerung
„Thema“ statt „Problem“ sagen wollte, was das Scheitern der Beratung ebenfalls
verharmlosen würde. In einer selbst initiierten Selbstreparatur korrigiert er sich im
selben Turn noch einmal. Auch die Verwendung des Fokus-Adverbs „nur“ stützt
diese Interpretation. Anstatt nur zu diskutieren, intendiert der Ratsuchende mit dem
Gespräch, einen für ihn akzeptablen Ratschlag vom Moderator zu erhalten. Dieses
gelingt allerdings nicht und der Moderator versucht mit der Umdeutung der
Situation, einen Imageverlust als Berater zu verhindern, den eine erfolglose
Beratung mit sich bringen könnte.
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