Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

erfahren und ihn deshalb verlassen. Bereits in der Phase „Erfassung der Lage und
Person des Ratsuchenden“ deutet der Moderator durch seine Fragen an, worauf
sein Ratschlag hinauslaufen wird.
Gespräch (9) Schwangerschaften
151 D: =ja als du die affäre angefangen hast,
152 warst du DA zwischenzeitlich von deiner alten freundin
getrennt?
153 S: nein nein
154 da warn wir schon wieder zusammengezogen und und
155 D: HACH
156 das wäre natürlich jetzt’
157 n: du würdest besser DA:stehen,
158 wenn das passiert wäre(.)
159 .hh in DER zeit wo ihr getrennt wart;
160 S: also ich mein
161 D: warste aber nicht;
→ 162 S:
167 D: gut aber darüber müssen wir jetzt reden-
168 wies weitergeht ne?
Mit der Ergänzungsfrage in Z. 151 f. bereitet der Moderator seine Lösungs-
entwicklung vor. Dies wird aus der Äußerung in Z. 155-59 ersichtlich, die nach
Schank (1981: 264) als „Stellungnahme“ bewertet werden kann. Dabei handelt es
sich um schnelle, ad-hoc Einschätzungen des Beraters zum Ratsucherproblem. Sie
können inhaltlich bereits die Handlungsanweisung enthalten oder andeuten. Jedoch
werden diese meist nicht begründet, weshalb sie für den Ratsuchenden nicht
einsichtig sind. Im vorliegenden Auszug indiziert der Anrufer durch den Einwand in
Z. 162, dass der angedeutete Ratschlag nicht in seinem Sinne ist und nennt ein
Argument gegen die spontan geäußerte „Stellungnahme“. In der Folge rät der
Moderator dem Anrufer, der Freundin die Wahrheit zu sagen, was letzterer als
Handlungsanweisung nicht übernehmen will und dies schließlich explizit verbalisiert.
→ 396 ich kann mir das nicht vorstellen-
397 dass das für mich ne gute entscheidung ist;
398 ich meine weil ich auch zu hundert prozent davon
sicher bin;
399 dass die die die be die beziehung-
400 die ich jetzt habe;
401 die längere beziehung-
402 zu ende sein würde;
403 D: hm
404 S: das ich mich dafür eh das ich das ich mich selber dann
besser stehe;
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