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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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<strong>und</strong> seine unterstützenden Worte eine neue Sichtweise auf ihr Problem. Zudem<br />

gelingt es Domian durch seine Fragen gemeinsam mit der Anruferin eine neue<br />

Perspektive zu entwerfen <strong>und</strong> sie in ihrer Entscheidung für einen anderen<br />

beruflichen Werdegang zu bestärken.<br />

Eine erfolgreiche <strong>Beratung</strong> hat auch einen positiven Effekt in Bezug auf das<br />

Publikum. Der Moderator wird in seiner Rolle als Berater bestätigt <strong>und</strong> sein Erfolg<br />

versprechender Ratschlag eignet sich, um von Hörern, die sich in einer ähnlichen<br />

Situation befinden, übernommen zu werden. Domian steht der Anruferin im<br />

vorliegenden Gespräch aber nicht nur mit seinem Ratschlag helfend bei, sondern<br />

auch indem er ihr positive Wertschätzung, Empathie <strong>und</strong> Interesse an ihren<br />

Erfahrungen entgegenbringt. Dieses „günstige Therapeutenverhalten“ stellt Kluck<br />

(1984: 146, 157) für die non-direktive <strong>Beratung</strong> heraus. So unterschiedlich das<br />

<strong>Beratung</strong>skonzept nach Rogers im Gegensatz zur Kurzberatung im <strong>Radio</strong> auch ist,<br />

so nähert sich das <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In in einigen Fällen dennoch in gewisser Weise der<br />

psychotherapeutischen Gesprächsform an.<br />

5.5.6.3. Den Rat ablehnen<br />

Eine weitere Reaktionsmöglichkeit auf einen Ratschlag ist dessen Ablehnung. Sie ist<br />

zugleich ein Indikator für ein erfolgloses <strong>Beratung</strong>sgespräch. Doch weshalb scheitert<br />

ein <strong>Beratung</strong>sgespräch, zumal in einem Sendeformat, das von erfolgreichen Inter-<br />

aktionen dieser Art lebt? Wie reagiert der Moderator darauf? Anhand der Analyse<br />

des Gespräches (9) sollen diese Fragen beantwortet werden.<br />

In besagtem Gespräch kommt es zu keiner kommunikativen Einigung der<br />

Gesprächspartner, eine adäquate Handlungsanweisung zu finden. Die Interagier-<br />

enden verständigen sich im Laufe des Gespräches nicht auf eine Problemdefinition,<br />

woraus später die Problematik erwächst, eine passende Handlungsanweisung zu<br />

formulieren. Für den Moderator ist die Tatsache problematisch, dass die Geliebte<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>in des Anrufers zugleich schwanger sind, da ein Kind auf Dauer nicht zu<br />

verschweigen sei <strong>und</strong> der Ratsuchende sich um beide Kinder kümmern sollte. Den<br />

Anrufer belastet dagegen die Angst, die Fre<strong>und</strong>in könne irgendwann von der Affäre<br />

125 Vgl. dazu Hang (1976: 220-226).<br />

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