Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
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Dieses Beispiel verdeutlicht, dass der Moderator auf einem einmal anvisierten Rat<br />
trotz Einwänden der Ratsuchenden beharrt <strong>und</strong> ihn in der Folge lediglich sprachlich<br />
variiert. In keinem anderen Fall des Korpus beeinflussen Einwände der Rat-<br />
suchenden seine Lösungsvorschläge. Willmann (1989: 79 f.) kommt in seiner<br />
Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen <strong>und</strong> führt das Festhalten des Beraters an<br />
seinem Ratschlag auf das knappe Zeitbudget der Sendung zurück. In der Tat muss<br />
der Moderator auf dem einmal gefassten Rat beharren, wenn er das Gespräch<br />
möglichst kurz <strong>und</strong> interessant gestalten will. Andernfalls besteht die Gefahr, dass<br />
das Publikum sich langweilt.<br />
Das Vorgehen des Beraters, einen einmal gefassten Rat ohne Interesse daran, wie<br />
dieser beim Anrufer ankommt, lediglich durch Begründungen vor- <strong>und</strong> nach-<br />
zubereiten, nennt Schwitalla (1983: 341) einlinig. Eine gewisse Modifikation dieser<br />
<strong>Beratung</strong>sstrategie nimmt Rosengren (1983: 356) vor <strong>und</strong> meint, der Berater sei<br />
durchaus am Erfolg seines Ratschlages interessiert, jedoch kümmerten ihn weder<br />
die möglichen Einwände des Ratsuchenden noch eventuelle andere Lösungs-<br />
möglichkeiten für das Problem. Auch Domian könnte diese <strong>Beratung</strong>sstrategie<br />
unterstellt werden, da er die Einwände <strong>und</strong> Erklärungsversuche der Ratsuchenden<br />
unterbricht <strong>und</strong> keine anderen Lösungsmöglichkeiten als seinen einmal gefassten<br />
Rat vorsieht. 120 Jedoch zeigt er beispielsweise in Gespräch (6) 121 Verständnis für die<br />
Einwände der Ratsuchenden <strong>und</strong> bezieht seine Begründungen darauf, weshalb dem<br />
Moderator nicht in allen Fällen die einlinige <strong>Beratung</strong>sstrategie nachgewiesen<br />
werden kann.<br />
5.5.6.2. Dem Rat zustimmen<br />
In einem erfolgreichen <strong>Beratung</strong>sgespräch nimmt der Anrufer in der Regel den<br />
Ratschlag des Beraters an <strong>und</strong> verbalisiert seine Akzeptanz der vorgeschlagenen<br />
Lösung. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Ratsuchende mit dem Rat tatsächlich<br />
zufrieden ist, ihn auch befolgt oder sich dadurch auf ein bestimmtes Handeln<br />
festlegt (Willmann 1998: 76; Kluck 1984: 131). Im <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In wird eine<br />
explizite Annahme des Ratschlages nur selten realisiert. In zwei Gesprächen des<br />
Korpus erklären die Anruferinnen ausdrücklich ihre Bereitschaft, nach dem Rat des<br />
120 Beispielsweise die Fernbeziehung zu beenden oder dem Fre<strong>und</strong> die Wahrheit zu sagen.<br />
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