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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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Der Moderator hat zuvor einen allgemein gehaltenen Ratschlag formuliert, 118 dem<br />

die Anruferin mit dem Einwand entgegnet, ihre Eltern würden ihre Entscheidung,<br />

das Studium abzubrechen, nicht tolerieren. Die Einstellung der Eltern wurde vom<br />

Moderator bislang nicht berücksichtigt, ist jedoch Teil des Problems <strong>und</strong> somit für<br />

die Lösung ebenfalls relevant. Dies bemerkt der Moderator <strong>und</strong> geht in Z. 134 mit<br />

dem Gliederungssignal „so“ <strong>und</strong> einer metakommunikativen Äußerung, auf die eine<br />

Ergänzungsfrage folgt, in die Phase „ELPR“ über. Nachdem er die notwendigen<br />

Informationen zur Familie zusammengetragen hat, setzt er die <strong>Beratung</strong> fort <strong>und</strong><br />

sucht auf dieser Basis gemeinsam mit der Ratsuchenden nach einer Lösung ihres<br />

Problems.<br />

Das zu schnelle Vorgehen des Moderators bedingt, dass er eine Phase des<br />

<strong>Beratung</strong>sgespräches überspringt <strong>und</strong> die „<strong>Beratung</strong>“ initiiert, ohne ausreichend<br />

über die familiäre Lage der Ratsuchenden im Bilde zu sein. Indem der Moderator die<br />

ausgelassene Phase nachträgt <strong>und</strong> die „<strong>Beratung</strong>“ zum zweiten Mal aufnimmt,<br />

korrigiert er sein übereiltes Handeln. Die Schleife fungiert demnach als „Reparatur-<br />

maßnahme“. Die diskontinuierliche Realisierung verdeutlicht zudem, dass in den<br />

verschiedenen Phasen wichtige interaktive Aufgaben gelöst werden müssen. Wenn<br />

diese nicht verbalisiert werden, kann dies den Erfolg einer <strong>Beratung</strong> vereiteln. Als<br />

eine mögliche Ursache für Schleifenbildung nennt Schank (1981: 214) die Tatsache,<br />

dass Kurzberatungen unter einem gewissen Zeitdruck ablaufen. Bei zu schnellem<br />

Vorgehen des Moderators besteht jedoch die Gefahr, durch Schleifenbildungen mehr<br />

verbalen Aufwand betreiben zu müssen, damit ein <strong>Beratung</strong>sgespräch erfolgreich<br />

verläuft (Schank 1981: 213).<br />

5.5.6. Reaktionen auf den Ratschlag<br />

Nachdem der Moderator seinen Ratschlag geäußert hat, nimmt der jeweilige Anrufer<br />

in der Regel dazu Stellung, indem er mögliche Einwände anführt <strong>und</strong> die Handlungs-<br />

anweisung annimmt bzw. ablehnt. Wie dies sprachlich geschieht <strong>und</strong> wie die<br />

<strong>Beratung</strong> des Moderators bewertet werden kann, soll die folgende Diskussion<br />

zeigen.<br />

118 Vgl. dazu Kapitel 5.5.3.<br />

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