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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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offen, begründet seine Beurteilung moralisch <strong>und</strong> leitet sie mit der kausalen<br />

Konjunktion <strong>und</strong> folgenden Worten ein „weil es so unehrlich ist <strong>und</strong> so falsch alles“.<br />

Nach dem Rekurs auf die eigene Erfahrung kommt er wieder auf den konkreten Fall<br />

der Anruferin zurück <strong>und</strong> weist darauf hin, dass es bei ihr nicht so weit kommen<br />

muss, wenn sie seine Handlungsanweisung in die Tat umsetzt.<br />

Im <strong>Beratung</strong>sgespräch verwendet der Moderator die Begründungen als ein Mittel,<br />

um seinen Rat zu stützen <strong>und</strong> argumentativ zu untermauern. Er zeigt so dem<br />

Ratsuchenden Normen <strong>und</strong> Erfahrungen auf, mit denen sich seine Handlungs-<br />

anweisung rechtfertigen lässt. Dabei handelt es sich häufig um pragmatische oder<br />

moralische Argumente. Außerdem führt er analoge Beispiele an, welche auf die<br />

Erfahrung des Moderators als Ratgebender <strong>und</strong> somit als eine „Autorität“ verweisen.<br />

Die Begründungen machen fast immer auf die Funktion des vorgeschlagenen<br />

Vorgehens aufmerksam <strong>und</strong> werden von persönlichen Stellungnahmen des<br />

Moderators begleitet. Das konträre Handeln zum vorgeschlagenen Rat bewertet<br />

dieser meist negativ, wodurch er seine Handlungsanweisung zusätzlich stützt.<br />

5.5.5. Diskontinuierliche Realisierung der Gesprächsphasen<br />

Die <strong>Beratung</strong>sgespräche des Korpus sind regelhaft organisiert <strong>und</strong> der konstante<br />

Ablauf der Gesprächsphasen ist in sechs Interaktionen in folgender Reihenfolge zu<br />

beobachten: „Problemexplikation“, „Erfassung der Lage <strong>und</strong> Person des Rat-<br />

suchenden“ <strong>und</strong> „<strong>Beratung</strong>“. Im Gegensatz zu Schank (1981: 213) wird diese<br />

Abfolge der Phasen in dieser Arbeit als Norm vorausgesetzt, während er eine<br />

schleifenlose Realisierung der Teilziele als Ideallinie ansieht, die in der Praxis<br />

äußerst selten erreicht wird. 117 In den vorliegenden <strong>Beratung</strong>sinteraktionen werden<br />

lediglich in drei Gesprächen die Phasen diskontinuierlich realisiert <strong>und</strong> eine bereits<br />

behandelte Phase zu einem späteren Zeitpunkt im Gespräch wieder neu<br />

aufgenommen. Es stellt sich in diesen Fällen meist heraus, dass eine Gesprächs-<br />

phase nur ungenügend erarbeitet worden ist, wie beispielsweise wenn zu wenige<br />

Informationen zur Person <strong>und</strong> Lage des Ratsuchenden für die <strong>Beratung</strong> vorhanden<br />

sind. Deshalb müssen die Gesprächsteilnehmer für eine erfolgreiche <strong>Beratung</strong> die<br />

117 Es sei noch einmal auf die Differenz hingewiesen, dass bei Schank von Teilzielen die<br />

Rede ist, während in dieser Arbeit Gesprächsphasen angenommen werden.<br />

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