Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

Am häufigsten gebraucht der Moderator das Modalverb „müssen“ in Verbindung mit
dem Infinitiv. Es ist in sechs Gesprächen belegt und wird von Domian in einigen
Fällen sogar mehrfach geäußert. Selten steht das Modalverb allein als Vollverb. 110
Das Modalverb „dürfen“ wird nur ein Mal mit einer Negation verwendet. Semantisch
drückt „müssen“ eine Notwendigkeit aus, „dürfen“ hingegen eine Erlaubnis.
Gespräch (1) Fremdgehen
228 D: aber ↑DU DU musst für dich ne klare linie ziehen;
229 du musst eigentlich raus aus der beziehung-
Gespräch (3) Dreiecksbeziehung
198 D: du darfst nicht m hysterisch mit der situation
umgehen;
199 h ich glaube dass du da viel kaputt machst;
200 a:ber du musst zielgerichtet dich verhalten.
Der Imperativ stellt nach Willmann die verbindlichste Variante des direkten
Ratschlages dar und wird vom Moderator ebenfalls häufig geäußert. 111
Gespräch (4) Fernbeziehung
240 D:
241 [(3.0)] kämpf dagegen an und lass es sein.
Durch Konditionalsätze lassen sich bedingte Aufforderungen ausdrücken. Wenn die
Bedingung des Konditionalsatzes erfüllt wird, gilt die genannte Aussage des
übergeordneten Satzes (Berens 1978: 144). Dies trifft auf den folgenden Ratschlag
zu, da die Gesprächspartner in der Interaktion die Bedingung des Konditionalsatzes
als gegeben herausgestellt haben.
Gespräch (1) Fremdgehen
213 D: wenn du KEIN gutes gefühl mehr hast in dieser
beziehung-
214 und du hast es du denkst dass ist nun wirklich;
215 das is läuft nicht mehr so wie du es gerne möchtest-
216 dann BEENDE es doch mensch;
109 Vgl. dazu Schwitalla (1983: 335).
110 Das Modalverb „müssen“ mit Infinitiv wird noch in folgenden Gesprächen als Ratschlag
artikuliert: Gespräch (1) Z. 271; (2) Z. 109 ff. und Z. 314 f.; (5) Z. 136 ff.; (6) Z. 441 ff.; (7)
Z: 454-458. Als Vollverb tritt es in Gespräch (6) Z. 376 auf.
111 Der Imperativ fungiert zudem in Gespräch (2) Z. 303; (3) Z. 210 f., 317, 360, 381 und
(6) 378 f. als Handlungsanweisung.
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