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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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des <strong>Beratung</strong>sgespräches für das Publikum verständlich zu machen. 104 Gleichzeitig<br />

dienen sie zur Verständnisüberprüfung des Moderators. Laut Fischer (1992: 12 f.)<br />

fungieren „formulations“ in <strong>Beratung</strong>sgesprächen in erster Linie der resümierenden<br />

Referenz auf bereits Gesagtes <strong>und</strong> sind Mittel, um Abmachungen oder<br />

Zwischenergebnisse der zuvor gelaufenen Kommunikation festzuhalten <strong>und</strong> zu<br />

fixieren. 105 Auch in Gespräch (6) vergewissert sich der Moderator mit der Äußerung<br />

„so isses ne“ seiner Interpretation. Die mittel steigende Intonation am Einheiten-<br />

ende <strong>und</strong> das „tag“- Element veranlassen die Ratsuchende zu antworten <strong>und</strong> seine<br />

Deutung zu bestätigen. Sie reagiert mit einer zustimmenden „confirmation“, die<br />

neben der ablehnenden „disconfirmation“ zu den „decicions“ zu zählen ist. Fischer<br />

(1992: 13) zufolge sind „decisions“ die konditionell relevante Reaktion auf<br />

„formulations“. Im Anschluss daran setzt der Moderator seine Zusammenfassung<br />

fort, die nach einer weiteren Formulierung „so wie dus gerade äh geschildert hast“<br />

in die Problemdefinition mündet. Domian deutet das Problem der Ratsuchenden<br />

dahingehend, dass sie sich ihre Liebe zum Lehrer lediglich eingeredet hat. Durch die<br />

„confirmation“ in Z. 349 <strong>und</strong> 359 sieht er sich in seiner Annahme bestätigt <strong>und</strong><br />

äußert daraufhin seinen Ratschlag. Hutchby (1991: 130) beschreibt die doppelte<br />

Funktion von Formulierungen für das <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In folgenderweise:<br />

As summaries of the callers calls-so-far, they are directed both towards ‘assisting’ the<br />

caller in developing the ‘sense’ of his/her call and towards ‘clarifying’ that ‘sense’ in an<br />

overarching manner for the overhearing audience.<br />

Die dargestellten Beispiele veranschaulichen, dass der Moderator die Problem-<br />

deutungen als ein Mittel zur Gesprächssteuerung nutzt. Sie sind eine Gelenkstelle im<br />

Gespräch, an der er die Phase „ELPR“ beendet <strong>und</strong> mit der Problemdeutung in die<br />

<strong>Beratung</strong>sphase übergeht. 106 Sie erfüllen im <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In zwei Funktionen. Die<br />

Zusammenfassungen helfen den Interaktionsteilnehmern, sich auf eine Problem-<br />

definition zu einigen, denn der Moderator äußert sein Verständnis des Problems, das<br />

der Ratsuchende entweder bestätigt oder ablehnt. Im Falle einer Ablehnung muss<br />

die Problemdefinition erneut aushandelt werden. Darüber hinaus sind die<br />

104 Vgl. dazu Heritages Aussage zu News-Interviews (1985: 114) „[T]hrough the recycling or<br />

elaboration of talk that was already adequately intelligible, the interviewer preserves an<br />

overall, if tacit, orientation to the overhearing news audience.”<br />

105 Sie können aber auch lokal begrenzter zur Verständnisüberprüfung der vorausgehenden<br />

Äußerung verwendet werden (Fischer 1992: 12 f.)<br />

106 Vgl. dazu auch die Problemdeutung in Gespräch (2) Z. 164-168.<br />

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