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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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Ratsuchenden, ohne sie explizit anzusprechen. Sie fungieren nach der<br />

Differenzierung von Petter-Zimmer (1990: 134 f.) als Hintergr<strong>und</strong>adressaten, die<br />

sich dennoch angesprochen fühlen, da ja von ihnen die Rede ist. Domian stützt<br />

seine humorvoll formulierte Bitte erneut mit der Aussage, sogar noch älter zu sein,<br />

<strong>und</strong> nimmt der Äußerung dadurch ihr beleidigendes Potential. Im Unterschied zum<br />

obigen Beispiel sieht der Ratsuchende sich hier als Adressat des Beitrages <strong>und</strong><br />

reagiert darauf in Z. 271. Dies verdeutlicht, dass im Gegensatz zur direkten<br />

Adressierung des Publikums bzw. eines Teils davon die indirekte Ansprache die<br />

Interaktionsbeziehung zum Ratsuchenden weniger gefährdet <strong>und</strong> auch die<br />

<strong>Ins</strong>zeniertheit des medialen Gespräches weniger offenbar werden lässt. Petter-<br />

Zimmers (1990: 177) Aussage bestätigt diese Beobachtung:<br />

Mit der <strong>Ins</strong>zenierung des Publikums als indirektem Allokutionspartner, das gegenüber<br />

dem direkten Allokutionspartner nur als sek<strong>und</strong>ärer Adressat in der Äußerung<br />

erscheint, hält der Sprecher den Schein des nicht primär nach außen gerichteten<br />

Zweiergesprächs aufrecht. 102<br />

Im folgenden Beispiel richtet der Moderator sich indirekt an die gesamte<br />

Zuhörerschaft <strong>und</strong> demonstriert seine Orientierung an den „overhearers“.<br />

Gespräch (7) Messie<br />

9 V: mEin thema is ähm<br />

10 na ja ich bin nich Unordentlich,<br />

11 ich würde mich als: (.) MESsie bezEIchnen;<br />

12 .hh un:[d<br />

13 D: [das mÜssen wir aber erKLÄren ne,<br />

→ 14 das WISsen glaub ich noch nich alle so lEUte;<br />

15 [Alle lEUte,<br />

16 I: [ja das wIssen beSTIMMT nich alle;<br />

Domian vermutet mögliche Verständnisprobleme für das Publikum <strong>und</strong> unterbricht<br />

deshalb die Anruferin bei ihrer Problemformulierung. Da die „mediale Einweg-<br />

kommunikation“ die unmittelbare Reaktion des Publikums verhindert, sieht der<br />

Moderator sich hier als Vertreter der Interessen des Publikums (Petter-Zimmer<br />

1990: 181). Mit einem inklusiven „wir“ drückt er den Erklärungsbedarf im Hinblick<br />

auf den Begriff „Messie“ aus. Die Funktion dieses Kontaktsignals ist die<br />

Assimilierung des Sprechers mit der Adressatin. Sie kommt, wie auch im<br />

vorliegenden Fall, häufig bei Themensteuerungsversuchen vor (Petter-Zimmer 1990:<br />

131, 193). In Z. 14 f. äußert der Moderator, weshalb er eine Erläuterung für<br />

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