Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
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Überlappung ab. Erst in Z. 265 gelingt es ihm durch einen schnellen, unmittelbaren<br />
Anschluss, das Rederecht zu gewinnen <strong>und</strong> einen „multi-unit-turn“ daran<br />
anzuschließen. Es handelt sich hier um eine Unterbrechung, da die Anruferin mit<br />
einem Relativpronomen gerade eine neue syntaktische Konstruktion projektiert. Die<br />
„turn-constructional unit“ der Ratsuchenden ist demzufolge noch unvollständig <strong>und</strong><br />
die Übernahme durch den Moderator geschieht nicht an einem „transition-relevance<br />
place“.<br />
Die Übernahme des Rederechts durch einen schnellen, unmittelbaren Anschluss<br />
stellt in diesem <strong>und</strong> allen anderen Fällen des Korpus eine erfolgreiche Strategie des<br />
Moderators dar <strong>und</strong> ist somit ein effektives Mittel der Gesprächssteuerung.<br />
Schnelle, unmittelbare Anschlüsse werden auch in Kombination mit dem hörbaren<br />
Einatmen als Turnübergabe-Signale gebraucht. Zu den gesprächssteuernden<br />
kommunikativen Mitteln sind außerdem metakommunikative Äußerungen zu<br />
nennen, auf die hier nicht detailliert eingegangen werden kann. 96<br />
5.4.2. Formen der Publikumsansprache<br />
Eine Möglichkeit, um die Gespräche über private Probleme der Anrufer für das<br />
Publikum interessant zu gestalten, besteht darin, sie in das Gespräch mit einzube-<br />
ziehen <strong>und</strong> direkt oder indirekt anzusprechen. 97 Allerdings weist Knauth (1984: 57)<br />
zu Recht darauf hin, dass die Interaktionsbeziehung zum Ratsuchenden potenziell<br />
gefährdet ist, wenn das Publikum allzu häufig angesprochen wird. Für den<br />
Ratsuchenden soll ja der Eindruck eines auf seine persönlichen Bedürfnisse<br />
zugeschnittenen <strong>Beratung</strong>sgespräches aufrechterhalten werden. Der <strong>Ins</strong>zenierungs-<br />
charakter des Gespräches wird an Stellen, an denen das Publikum angesprochen<br />
wird, aber jedes Mal offenbar. So verw<strong>und</strong>ert die Tatsache nicht, dass der<br />
Moderator das Publikum nur selten offen adressiert.<br />
In der Linguistik unterscheidet man <strong>zwischen</strong> expliziter <strong>und</strong> impliziter Adressierung<br />
(Kühn 1995: 106; Burger 2000: 1494). Implizite Adressierung beschreibt Petter-<br />
Zimmer (1990: 195) als ein Verfahren einen Adressaten anzusprechen, ohne<br />
96 Siehe dazu Tiittulla (1993).<br />
97 Vgl. dazu auch Knauth (1984: 55).<br />
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