Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
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257 [( ) (HAT) Ungefähr-<br />
→ 258 D: [das heißt<br />
259 M: das muss ich daZU sagen;<br />
260 er hat ungefähr das alter meiner Eltern,<br />
261 D: [mh:<br />
262 M: [<strong>und</strong> das hat mich halt (.) toTAL geWUndert,<br />
263 dass da jemand ist in dem Alter,<br />
264 der sO<br />
→ 265 D: =klar <strong>und</strong> das beEINdruckt dann ne,<br />
266 wenn der locker drauf ist <strong>und</strong> deine Eltern so STRENG<br />
sind,<br />
267 dann (-) äh: WÜNSCHT man sich schon sehr<br />
268 ach wären dAs doch die Eltern,<br />
269 <strong>und</strong> dann mi verMISCHT sich das auch<br />
270 in: mit so=m [verLIEBTsein<br />
271 M: [ja<br />
In diesem Ausschnitt versucht der Moderator drei Mal in Folge, das Rederecht zu<br />
erhalten. In Z. 248 signalisiert er mit einem hörbaren, schnellen Einatmen vor dem<br />
eigentlichen Sprecheinsatz die Absicht <strong>und</strong> Bereitschaft der Turnübernahme. Koster<br />
(2000: 78) stellt diese Strategie in ihrem Korpus auffallend häufig bei Domian fest.<br />
Sie sieht im hörbaren Einatmen ein bewusst eingesetztes Signal, das zur<br />
Vorbereitung eines „Turn-claims“ verwendet wird. 94 Auch in den Gesprächen des<br />
Korpus ist diese Strategie oft beim Moderator zu beobachten. 95<br />
In Z. 249 artikuliert der Moderator sein Verständnis in Bezug auf die zugr<strong>und</strong>e<br />
liegende Problematik der Anruferin. Der Moderator setzt an einem Punkt an, den er<br />
als „possible completion point“ interpretiert haben könnte. Indem die Anruferin aber<br />
ihre in Z. 247 begonnene Äußerung im Folgenden expandiert, signalisiert sie ihre<br />
Einheit trotz des Einwurfs noch weiterführen zu wollen. Der Moderator unterstützt<br />
seinerseits den Beitrag der Ratsuchenden mit Rezeptionssignalen (Z. 252, 255) bis<br />
er in Z. 258 erneut mit „das heißt“ versucht, das Rederecht zu erlangen. Doch auch<br />
hier zeigt die Anruferin durch hörbares Einatmen die Expansion ihres Turns an. Die<br />
Überlappung des Moderators kann in diesem Fall nicht als Unterbrechung<br />
klassifiziert werden, denn er könnte aufgr<strong>und</strong> der kurzen Turn-internen Pause auch<br />
diese Stelle als „possible completion point“ gedeutet haben. Überdies gibt Domian<br />
seinen Redeanspruch in Z. 258 auf <strong>und</strong> bricht seine Äußerung nach kurzer<br />
94 Dabei lehnt Koster sich an Duncan (1977) an. Vgl. dazu auch Knauth (1984: 85), die das<br />
hörbare Einatmen nach Atkinson (1982) als „pre-vocal turn beginning“ klassifiziert.<br />
95 Vgl. dazu Gespräch (3) Z. 131 f., 141 f. Das Atmen des Moderators wird als<br />
Turnanspruchssignal verwendet <strong>und</strong> überlappt mit dem aktuellen Sprecherbeitrag.<br />
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