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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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26 D: wie kann man sich denn in der fünften klasse wünschen<br />

JURA zu studieren?<br />

27 N: ehm ja gUte frage,<br />

28 D: [neh? ]<br />

29 N: [ ich denke ] es hat auch es hat auch h<br />

30 eh einen gr0ßen einfluss von meinen eltern gehabt<br />

irgendwo-<br />

Der Moderator unterbricht die Anruferin an einer Stelle, die kein „transition-<br />

relevance place“ ist. Die „turn-constructional unit“ (Sacks et al. 1974: 702) der<br />

Anruferin ist an der Stelle der Überlappung nicht beendet <strong>und</strong> kann somit nicht als<br />

semantisch, prosodisch <strong>und</strong> syntaktisch vollständige Einheit gelten. 78 Mit einer<br />

erstaunten Nachfrage setzt der Moderator an dieser Stelle ein <strong>und</strong> signalisiert mit<br />

der prosodischen Markierung seiner Äußerung, etwa der lokalen Erhöhung der<br />

Lautstärke, ein Erwartungsproblem (Selting 1990 : 282). Dadurch zeigt er an, dass<br />

die Äußerung der Anruferin in Z. 21 f. einer Klärung bedarf. Sie kann im Sinne<br />

Hutchbys (1992: 347) als „legitime“ Unterbrechung klassifiziert werden. 79 Diese<br />

werden vom Hörer ungeachtet der Tatsache, dass der aktuelle Sprecher seinen Turn<br />

noch nicht beendet hat, geäußert. Sie müssen zu dem Zeitpunkt, an dem sie<br />

relevant sind, sogleich artikuliert werden, bevor die Gelegenheit verpasst <strong>und</strong> vom<br />

Gesprächspartner ein neuer thematischer Aspekt aufgegriffen wird. Diese Form der<br />

Unterbrechung wird von der Anruferin nicht als konversationelle Störung aufgefasst.<br />

Ihr Lachen in Z. 25 verdeutlicht, dass sie sich keineswegs in ihrem Rederecht<br />

eingeschränkt fühlt. Vielmehr handelt es sich um eine kooperative Handlung, die<br />

das Gespräch sogar anregt. Außerdem gibt der Moderator nach seiner in Z. 26<br />

wiederholten Nachfrage das Rederecht sogleich wieder ab.<br />

Zu den „legitimen“ Unterbrechungen können auch jene gezählt werden, die nach<br />

Jefferson (1986) in einer bestimmten sequentiellen Position als so genannte „post<br />

continuation onset“ auftreten. 80 Ein Sprecher hat in diesem Fall bereits einen Turn<br />

geäußert, der syntaktisch <strong>und</strong> semantisch vollständig ist <strong>und</strong> auf den der Hörer<br />

78 Koster (2000: 22) beschreibt Turnkonstruktionseinheiten als „syntaktisch definierte<br />

Strukturen unterschiedlicher Komplexität, die eine Vorhersage des weiteren Verlaufs <strong>und</strong><br />

ihre Beendigung erlauben.“ Das vorhersagbare Ende der Turnkonstruktionseinheit ist der<br />

„transition-relevance place“.<br />

79 Im Korpus sind insgesamt sieben weitere legitime Unterbrechungen festzustellen: Vgl.<br />

dazu Gespräch (3) Z. 26 f., 50 f., 117 f.; (5) 81 f.; (6) Z. 173-180; (7) Z. 12 f.; (9) Z. 15 f.<br />

80 Unterbrechungen in dieser Position kommen zudem noch in drei Fällen vor: Gespräch (6)<br />

Z. 220 f.; (7) Z. 55 f. <strong>und</strong> (9) Z. 191 f.<br />

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