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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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Namen <strong>und</strong> stellt eine Ergänzungsfrage, um zum eigentlichen Thema<br />

zurückzuführen. Nach einer kurzen Gesprächspassage artikuliert er seinen Rat noch<br />

einmal <strong>und</strong> leitet dann eine zweite Gesprächsbeendigung ein. 74<br />

Die Diskussion dieses Gesprächsausschnittes verdeutlicht, dass auch Anrufer durch<br />

ihre Antworten den thematischen Verlauf des Gespräches beeinflussen können.<br />

Allerdings sind sie auf die Kooperation des Moderators angewiesen. Wie im<br />

dargestellten Fall kann er sich auf den neuen thematischen Aspekt einlassen,<br />

genauso gut könnte er ihn aber auch abblocken. Zudem bestimmt der Moderator<br />

durch seine Fragen, an welcher Stelle wieder zu einem anderen thematischen<br />

Aspekt gewechselt wird. Obgleich der Anrufer also kurzzeitig die implizite<br />

Themensteuerung übernehmen kann, hat der Moderator dennoch die Kontroll-<br />

kompetenz über das Gespräch inne.<br />

5.4.1.3. Unterbrechungen von Redebeiträgen<br />

Unterbrechungen werden im <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In als Mittel der Gesprächssteuerung<br />

verwendet. Um adäquat mit dieser Kategorie operieren zu können, muss <strong>zwischen</strong><br />

Unterbrechungen <strong>und</strong> Überlappungen unterschieden werden. Während erstere eine<br />

interpretative <strong>und</strong> moralisch bewertete Komponente beinhalten (Bennett 1981: 176;<br />

Hutchby 1992: 347) <strong>und</strong> als gesichtsbedrohende Handlungen interpretiert werden<br />

(Koster 2000: 91), 75 stellen Überlappungen als rein sequentielles Phänomen die<br />

übergeordnete objektiv beobachtbare <strong>und</strong> unbewertete Kategorie dar. Sie treten<br />

durch simultane Sprecheinsätze als so genannte „competing first starts“ auf<br />

(Levinson 1990: 299), wenn zwei Sprecher an einem turnübergabe-relevanten<br />

Raum („transition- relevance place“) per Selbstwahl den nächsten Turn<br />

beanspruchen. Ein Hörer kann auch eine Turn-interne Pause des Sprechers als<br />

Turnabgabesignal interpretieren <strong>und</strong> es kann dementsprechend zu einer<br />

Überlappung beider Gesprächsbeiträge kommen (Koster 2000: 91 f.). Außerdem ist<br />

eine nicht projektierte, optionale Turnerweiterung des aktuellen Sprechers eine<br />

mögliche Ursache (Koster 2000: 86). Meist regelt sich der Sprecherwechsel in<br />

74 Siehe Z. 315-325 des Gespräches (3).<br />

75 Vgl. Brown <strong>und</strong> Levinson (1987: 67).<br />

55

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