Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
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affirmativen Partikel mit Frageintonation zur Bestätigung anbietet. Diesen nimmt der<br />
Ratsuchende mit seiner Zustimmung (Z. 217) explizit an. So hat der Moderator sein<br />
interaktives Ziel erreicht. Er hat mit dem Ratsuchenden dessen Problem erörtert <strong>und</strong><br />
ihm einen Ratschlag mit auf den Weg gegeben, den dieser wiederum angenommen<br />
hat. Folglich indiziert Domian in Z. 218 mit „in dem Sinne“, das Gespräch beenden<br />
zu wollen. Hoffmann (1998: 146) konstatiert, dass solche Äußerungen häufig am<br />
Ende von thematischen Einheiten auftreten. Sie seien weder thematisch kohärent<br />
zum vorhergehenden Turn noch initiierten sie ein neues Thema. In diesem <strong>und</strong><br />
auch in anderen Gesprächen des Korpus wird „in diesem Sinne“ von einer<br />
Abschiedsformel gefolgt <strong>und</strong> leitet tatsächlich eine Gesprächsbeendigung ein. 73 Die<br />
Turns in Z. 216 ff. können somit als „pre-closings“ angesehen werden, die bei einer<br />
interaktiven Aushandlung der Dialogbeendigung von den „terminal exchanges“ bzw.<br />
Abschiedsformeln gefolgt werden (Sacks/Schegloff 1973: 289). Allerdings kommt es<br />
in diesem Gespräch noch nicht zu einer Gesprächsbeendigung, denn der Moderator<br />
stellt in Z. 220 eine Nachfrage <strong>und</strong> gebraucht dazu das Adjektiv „schwer“ <strong>und</strong> das<br />
tag-Element „ne“ mit Frageintonation. Hang (1976: 209 f.) zufolge fungiert das<br />
„Frageanhängsel“ häufig nicht nur als bloße Bestätigungsaufforderung, sondern soll<br />
den Partner zu weiteren ausführlicheren Erläuterungen veranlassen. Ungeachtet der<br />
Intention des Moderators reagiert der Anrufer in diesem Fall tatsächlich mit einem<br />
„multi-unit-turn“ <strong>und</strong> führt den thematischen Aspekt „Ausgehen“ ein. Der Moderator<br />
sichert ihm durch Rezeptionssignale (Z. 229, 232) das Rederecht zu <strong>und</strong> schließt in<br />
Z. 235 eine Entscheidungsfrage an. Damit lässt er sich auf die thematische<br />
Verschiebung ein <strong>und</strong> versucht nicht etwa erneut, eine Gesprächsbeendigung<br />
anzustreben. Der Frage folgt eine längere Gesprächspassage, die den Christopher<br />
Street Day thematisiert <strong>und</strong> keinen Bezug zum Problem des Anrufers <strong>und</strong> auch<br />
keine erkennbare Funktion für das <strong>Beratung</strong>sgespräch hat. Nach diesem<br />
„Abschweifen“ kommt der Moderator dann in Z. 260 f. auf das eigentliche Thema,<br />
die problematische Beziehung, zurück. Linell (1998: 190) meint, es sei in<br />
institutionellen Kontexten üblich, dass der Vertreter der <strong>Ins</strong>titution im Falle einer<br />
thematischen Verlagerung wieder das ursprüngliche Thema aufgreife. Im<br />
vorliegenden Beispiel verwendet Domian in direktem Anschluss die affirmative<br />
Partikel „ja“ <strong>und</strong> den „starter“ „also“, adressiert den Anrufer explizit mit seinem<br />
73 So etwa in Gespräch (1), Z. 279.<br />
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