Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
einwirken und den Fokus jeweils mit ihren Fragen neu setzen. Im Radio-Phone-In werden gesprächssteuernde Aktivitäten benutzt, um systematisch Informationen zum Ratsucherproblem zu elizitieren. Dabei steht neben dem kommunikativen Ziel, dem Ratsuchenden eine adäquate Handlungsanweisung vorzuschlagen, für den Moderator das Agieren im Sinne des Gesamthörerinteresses im Vordergrund. Die Einschätzung des Moderators, wie interessant gewisse thematische Aspekte für das Publikum sind, beeinflusst seinen Einsatz von gesprächssteuernden Mitteln. So kann er gegebenenfalls die Beiträge der Anrufer „stimulieren“ oder „abwürgen“ (Mühlen 1985: 36). Wie bestimmte gesprächssteuernde Aktivitäten vom Moderator und Anrufer eingesetzt werden, soll am Datenmaterial belegt werden. 5.4.1.1. Fragen des Moderators Fragen sind ein starkes interaktives Mittel der Gesprächs- und Themensteuerung. Mit der Äußerung einer Frage bestimmt ein Sprecher, wer im nächsten Turn das Rederecht erhält, und beeinflusst die thematische Entwicklung des Gespräches in Bezug auf seine eigenen Interessen (Hoffmann 1998: 206). Der Moderator im Radio-Phone-In übernimmt meist den initiativen Part und leitet mit seinen Fragen neue thematische Aspekte ein, während der Anrufer den reaktiven Part ausfüllt und das Thema elaboriert. Die Fragen des Moderators haben dabei die übergeordnete Funktion, weitere Informationen zum Ratsucherproblem zu elizitieren. Auch Schank (1981: 255) sieht die Funktion des gezielten Fragens darin, „[…] den Ratsucher anhand vom Berater zu bestimmenden problemrelevanten Kategorien zu selektiver Beschreibung seiner Person und seines Einzelfalls aufzufordern“. Das Wissen des Beraters sollte so schnell und knapp wie möglich für die erfolgreiche Problembehandlung ergänzt werden. Anders als in non-direktiven psycho- therapeutischen Gesprächen 66 ist dieses bei Radio-Phone-Ins, die unter Zeitdruck stehen, durch Fragen am effektivsten zu realisieren. 65 Beispielsweise als Unhöflichkeit, Unkooperativität, Desinteresse und Ähnliches. 66 In non-direktiven psychotherapeutischen Gesprächen nach Rogers sind Fragen und auch Ratschläge tabu. Der Klient wird im Gespräch nicht gesteuert, sondern äußert alle Aspekte seines Problems eigenständig, weshalb meist ganze Gesprächsserien zur Problemlösung nötig sind. Einsicht in sein Problem erhält der Ratsuchende durch Paraphrasen des Beraters und Empathie, die jener ihm entgegen bringt. Vgl. dazu Schlobinski (1988: 34) und Wahmhoff (1981). 49
Gespräch (1) Fremdgehen 26 D: =lass mich mal son pafpaf paar FAKTEN vorab fragen, 27 wie LANGE bist du mit DEINEM freund zusammen, 28 I: drei jahre also so mit zwischenpause; 29 D:
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einwirken <strong>und</strong> den Fokus jeweils mit ihren Fragen neu setzen. Im <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In<br />
werden gesprächssteuernde Aktivitäten benutzt, um systematisch Informationen<br />
zum Ratsucherproblem zu elizitieren. Dabei steht neben dem kommunikativen Ziel,<br />
dem Ratsuchenden eine adäquate Handlungsanweisung vorzuschlagen, für den<br />
Moderator das Agieren im Sinne des Gesamthörerinteresses im Vordergr<strong>und</strong>. Die<br />
Einschätzung des Moderators, wie interessant gewisse thematische Aspekte für das<br />
Publikum sind, beeinflusst seinen Einsatz von gesprächssteuernden Mitteln. So kann<br />
er gegebenenfalls die Beiträge der Anrufer „stimulieren“ oder „abwürgen“ (Mühlen<br />
1985: 36). Wie bestimmte gesprächssteuernde Aktivitäten vom Moderator <strong>und</strong><br />
Anrufer eingesetzt werden, soll am Datenmaterial belegt werden.<br />
5.4.1.1. Fragen des Moderators<br />
Fragen sind ein starkes interaktives Mittel der Gesprächs- <strong>und</strong> Themensteuerung.<br />
Mit der Äußerung einer Frage bestimmt ein Sprecher, wer im nächsten Turn das<br />
Rederecht erhält, <strong>und</strong> beeinflusst die thematische Entwicklung des Gespräches in<br />
Bezug auf seine eigenen Interessen (Hoffmann 1998: 206). Der Moderator im<br />
<strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In übernimmt meist den initiativen Part <strong>und</strong> leitet mit seinen Fragen<br />
neue thematische Aspekte ein, während der Anrufer den reaktiven Part ausfüllt <strong>und</strong><br />
das Thema elaboriert. Die Fragen des Moderators haben dabei die übergeordnete<br />
Funktion, weitere Informationen zum Ratsucherproblem zu elizitieren. Auch Schank<br />
(1981: 255) sieht die Funktion des gezielten Fragens darin, „[…] den Ratsucher<br />
anhand vom Berater zu bestimmenden problemrelevanten Kategorien zu selektiver<br />
Beschreibung seiner Person <strong>und</strong> seines Einzelfalls aufzufordern“. Das Wissen des<br />
Beraters sollte so schnell <strong>und</strong> knapp wie möglich für die erfolgreiche<br />
Problembehandlung ergänzt werden. Anders als in non-direktiven psycho-<br />
therapeutischen Gesprächen 66 ist dieses bei <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-<strong>Ins</strong>, die unter Zeitdruck<br />
stehen, durch Fragen am effektivsten zu realisieren.<br />
65 Beispielsweise als Unhöflichkeit, Unkooperativität, Desinteresse <strong>und</strong> Ähnliches.<br />
66 In non-direktiven psychotherapeutischen Gesprächen nach Rogers sind Fragen <strong>und</strong> auch<br />
Ratschläge tabu. Der Klient wird im Gespräch nicht gesteuert, sondern äußert alle Aspekte<br />
seines Problems eigenständig, weshalb meist ganze Gesprächsserien zur Problemlösung<br />
nötig sind. Einsicht in sein Problem erhält der Ratsuchende durch Paraphrasen des Beraters<br />
<strong>und</strong> Empathie, die jener ihm entgegen bringt. Vgl. dazu Schlobinski (1988: 34) <strong>und</strong><br />
Wahmhoff (1981).<br />
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