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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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In dieser Beschreibung ist der Aspekt des Sprecherwechsels, der<br />

Themenbehandlung <strong>und</strong> der sequentiellen Organisation angesprochen. 62 Zur<br />

Gesprächssteuerung werden meist unauffällige routinemäßige Techniken in diesen<br />

gesprächskonstituierenden Bereichen verwendet, die den Interagierenden häufig<br />

nicht als solche bewusst sind (Tiittula 2000: 1371). Nach Sacks et al. (1974: 704)<br />

gibt es in Alltagsgesprächen Regeln zur Verteilung des Rederechts an einer<br />

redeübergaberelevanten Stelle (transition-relevance place, kurz: TRP): 1. durch<br />

Fremdwahl <strong>und</strong> somit die Wahl des nächsten Sprechers durch den momentanen<br />

Sprecher, 2. durch die Selbstwahl eines nächsten Sprechers oder 3. durch die<br />

Selbstwahl des aktuellen zum nächsten Sprecher. 63 Gesetzt den Fall, dass keine<br />

dieser drei Möglichkeiten von den Sprechern wahrgenommen wird, treten die<br />

Regeln erneut in Kraft.<br />

Gesprächssteuernd sind Aktivitäten dann, wenn ein Sprecher auf die Verteilung des<br />

Rederechts Einfluss zu nehmen versucht. Dazu zählt die Selbstwahl eines Sprechers<br />

durch Unterbrechungen oder Überlappungen <strong>und</strong> hörbares Einatmen an einem<br />

„possible completion point.“ Zudem kann der aktuelle Sprecher verhindern, dass ein<br />

Hörer sich selbst zum nächsten Sprecher wählt, oder aber einen Sprecher für den<br />

nächsten Turn bestimmen <strong>und</strong> so auf das Gespräch lenkend einwirken. 64 Letzteres<br />

kann beispielsweise mit der Äußerung des „first-pair-part“ eines „adjacency pairs“<br />

geleistet werden. So macht eine Frage das Auftreten des „second-pair-part“, einer<br />

Antwort, konditionell relevant (Sacks et al. 1974: 717). Die Antwort ist erwartbar<br />

<strong>und</strong> ihr Fehlen auffällig, was vom Gesprächspartner demzufolge auch interpretiert<br />

wird. 65<br />

Die sequentielle Organisation von Aktivitäten legt den Interagierenden strukturelle<br />

Zwänge auf, die als Mittel zur Gesprächssteuerung genutzt werden können (Tiittula<br />

2000: 1366). Der Moderator einer Sendung <strong>und</strong> auch der Ratgebende im <strong>Beratung</strong>s-<br />

gespräch haben ein institutionell bedingtes <strong>und</strong> vom Gesprächspartner akzeptiertes<br />

Fragevorrecht. Damit können sie auf die thematische Entwicklung der Interaktion<br />

62 Nach Tiittula (2000: 1364) sind es die Ebenen der Gesprächsorganisation, der<br />

Sachverhaltsebene <strong>und</strong> der Handlungskonstitution.<br />

63 Vgl. dazu Tiittula (2000: 1364).<br />

64 Diese Möglichkeiten beschreibt Knauth (1984: 82-87).<br />

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