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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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<strong>Beratung</strong>saktivität entwickelt wird <strong>und</strong> sich konzentrieren soll. 58 Die „ich weiß nicht“-<br />

Form tritt jedoch in zwei Gesprächen auf. 59 Darüber hinaus wird das Problem in<br />

Gespräch (1) <strong>und</strong> (5) nicht formuliert oder wie in Gespräch (6) nicht zu Beginn,<br />

sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt der Interaktion. So kann Willmanns<br />

Ergebnis, dass in allen <strong>Beratung</strong>sgesprächen im <strong>Radio</strong> die Problemformulierung als<br />

konstitutives Element auftritt, für das <strong>Phone</strong>-In Domian nicht bestätigt werden. Eine<br />

mögliche Ursache für das Fehlen der Problemformulierung ist die Abkürzung der<br />

Problemschilderung durch den Moderator.<br />

Mit seinen Fragen geht Domian auch in Gespräch (3) sehr bald in die nächste Phase<br />

„Erfassung der Lage <strong>und</strong> Person des Ratsuchenden“ über <strong>und</strong> etabliert sich als<br />

Leiter des Gespräches. Die Gesprächssteuerung <strong>und</strong> die Abkürzung der Problem-<br />

schilderung haben dabei die Funktion, die Kontinuität des Gespräches aufrecht zu<br />

erhalten <strong>und</strong> die Verständlichkeit der Beiträge zu sichern. Das gewährleistet Domian<br />

zusätzlich, indem er die anfänglichen Informationen des Anrufers in seinen Fragen<br />

wieder aufnimmt. So stellt der Moderator in Z. 34 <strong>und</strong> 41 Nachfragen zu den bereits<br />

genannten Aspekten <strong>und</strong> bewirkt damit, sein Verständnis beim Anrufer zu<br />

überprüfen <strong>und</strong> diese Gesichtspunkte für das Publikum noch einmal herauszustellen.<br />

Das erscheint notwendig, da der Anrufer zu Beginn des Gesprächs Schwierigkeiten<br />

hatte sich zu artikulieren <strong>und</strong> die Zuhörer dementsprechend vielleicht nicht jedes<br />

Detail verstanden haben.<br />

Die Abkürzung der Problemexplikation ist hier nicht als Macht- oder Dominanz-<br />

ausübung des Moderators, sondern als Hilfestellung für den Anrufer <strong>und</strong> als<br />

Reparaturleistung für das Publikum zu verstehen. 60 Er schaltet sich aufgr<strong>und</strong> einer<br />

stockenden Schilderung, einer unkoordinierten oder konfusen Erzählung oder einer<br />

Pause 61 mit seinen Fragen in das Gespräch ein. Dadurch versucht er als<br />

Verantwortlicher für das Interaktionsgeschehen, den Sinn des Anrufes für den<br />

Ratsuchenden zu entwickeln <strong>und</strong> für das Publikum verständlich zu machen.<br />

58 Beim Anliegen ist folgende Frage relevant: „Was kann ich für dich tun?“ Das „Stück“ ist<br />

häufig an Aufforderungen <strong>und</strong> durch Formulierung von Wissensdefiziten zu erkennen<br />

(Nothdurft 1984: 37).<br />

59 In Gespräch (2), Z. 9, 89 <strong>und</strong> Gespräch (3), Z. 29.<br />

60 Vgl. dazu Tiittulas Äußerung zur Themensteuerung in Alltagsgesprächen (2000: 1370).<br />

61 Diese Situation tritt in Gespräch (6) auf.<br />

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