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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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folgt in Z. 20 f. erneut eine Wiederholung als Selbstreparatur der Äußerung.<br />

Währenddessen unterstützt der Moderator die Ausführungen mit Rezeptionssignalen<br />

(Z. 16, 18) <strong>und</strong> setzt in Z. 24 in direktem Anschluss mit einer Nachfrage zur<br />

Beziehung des Anrufers ein. Die Artikulationsschwierigkeiten des Anrufers<br />

veranlassen ihn in seiner Rolle als Moderator einzugreifen. Schließlich ist er für den<br />

möglichst reibungslosen Ablauf des Gespräches verantwortlich <strong>und</strong> hat zu<br />

gewährleisten, dass das Gespräch für die Zuhörer interessant <strong>und</strong> vor allem<br />

verständlich ist. Deshalb folgt in Überlappung mit dem Anrufer in Z. 27 eine weitere<br />

Frage. Der Moderator signalisiert seinem Gesprächspartner durch diese Fragen, die<br />

Gesprächssteuerung übernehmen zu wollen, <strong>und</strong> erwartet vom Anrufer, die<br />

konditionell relevante Reaktion auf seine Fragen zu liefern. Er legt ihm somit die<br />

Obligation zu antworten auf. Dieser Verpflichtung kommt der Anrufer in Z. 25 <strong>und</strong><br />

28 nach, wird vom Moderator jedoch während einer Atempause erneut<br />

unterbrochen, obgleich er mit der kausalen Konjunktion „weil“ die Fortsetzung<br />

seines Turns projektiert (Z. 33). Darüber hinaus formuliert der Anrufer in Z. 31, 33<br />

<strong>und</strong> 38 sein Problem. Die beschriebene Situation belastet ihn, da er nicht weiß, wie<br />

sein Fre<strong>und</strong> zu ihm steht. Er realisiert das Darstellungsmittel „Einstellung“ <strong>und</strong> zeigt<br />

an, welche affektiven <strong>und</strong> kognitiven Aspekte für das Erleben seines Problems<br />

relevant sind. Dazu können die Bedrücktheit oder Gelassenheit gegenüber dem<br />

Problem zählen (Nothdurft 1984: 33).<br />

An dieser Stelle wird erneut deutlich, dass Anrufer ihr Problem nicht<br />

notwendigerweise mit einer direkten oder indirekten Frage formulieren, sondern<br />

indem sie ausdrücken, dass die momentane Situation sie überfordert, sie nicht<br />

weiterwissen <strong>und</strong> sich unwohl fühlen. 57 Die Gefühlsäußerungen fungieren somit<br />

selbstständig als Problemformulierungen. Entgegen der Beobachtungen Willmanns<br />

formulieren die Ratsuchenden in keinem Fall des Korpus ihr Problem mit einer<br />

direkten Frage. In Nothdurfts (1984: 36) Terminologie ausgedrückt bedeutet das,<br />

die Ratsuchenden realisieren das „Anliegen“ ihrer Problemdarstellung häufig nicht.<br />

„Anliegen“ meint die Bestimmung des Sachverhaltes, auf den hin die<br />

57 Das ist in Gespräch (3), (4), (6), (8) <strong>und</strong> (9) der Fall.<br />

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