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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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20 D: .hhh (.) mit dem BESTEN fre<strong>und</strong> deines fre<strong>und</strong>es,<br />

21 I: oh JA: das hört sich alles schrecklich an<br />

22 D: das hört sich ja FURCHTbar an .hhh,<br />

23 I: ja <strong>und</strong> zwar läufts nicht so mehr mit meinem fre<strong>und</strong> so;<br />

24 [(unverständlich)]<br />

25 D: [hm=hm ]<br />

→ 26 =lass mich mal son pafpaf paar FAKTEN vorab fragen,<br />

27 wie LANGE bist du mit DEINEM fre<strong>und</strong> zusammen,<br />

Die Ratsuchende äußert weder in diesem Abschnitt noch später eine Problem-<br />

formulierung im Sinne Willmanns oder bek<strong>und</strong>et, dass die Situation für sie<br />

problematisch sei <strong>und</strong> sie sich unwohl fühle. 55 Dennoch setzt Domian bei ihr einen<br />

problematischen Sachverhalt voraus. Möglicherweise hat die eigene Bewertung der<br />

Situation durch die Anruferin in Z. 21 Einfluss auf diese Interpretation. Domian geht<br />

in Z. 26 sogleich in die Phase der „Erfassung der Person <strong>und</strong> Lage der<br />

Ratsuchenden“ über. Dieses Teilziel wird Schank (1982: 250) zufolge vom Berater<br />

initiiert, was häufig mit der Äußerung „Darf ich mal fragen…“ geschieht. Die<br />

Gesprächssteuerung <strong>und</strong> das Rederecht gehen hier wieder auf den Moderator über.<br />

Auch im vorliegenden Fall kündigt Domian in Z. 26 mit dieser metakommunikativen<br />

Äußerung an, ein paar Fakten vorab erfragen zu wollen. So fordert er sein<br />

Rederecht ein <strong>und</strong> kürzt die Problemschilderung der Anruferin ab, die ebenfalls<br />

gerade ansetzte, über die Hintergründe zu ihrem Problem zu sprechen. 56 Der<br />

Moderator schränkt die Problemschilderung der Anruferin ein, wodurch er sogleich<br />

Sendezeit gewinnt <strong>und</strong> den Gang des Gespräches beeinflusst. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Medienunerfahrenheit <strong>und</strong> Aufregung der Anrufer läuft der Moderator in der Phase<br />

der „Problemexplikation“ häufig Gefahr, dass die Ratsuchenden ihre Problem-<br />

geschichte sehr umständlich <strong>und</strong> uninteressant darlegen. Sie nennen oft Aspekte,<br />

die in Bezug auf das Problem irrelevant sind, oder missachten die Chronologie des<br />

Geschehens, was zu Verwirrungen <strong>und</strong> Unverständlichkeit führt. Diese Situation<br />

verhindert der Moderator, indem er der Anruferin das uneingeschränkte Rederecht<br />

entzieht. Er wird selbst zum Initianten von Redezügen, die sie lediglich mit ihren<br />

Antworten ausführt. Die Ursache für eine Abkürzung der Problemschilderung könnte<br />

in der Äußerung der Anruferin in Z. 23 begründet sein. Hier kommt sie gleich auf die<br />

Probleme mit ihrem Fre<strong>und</strong> zu sprechen. Für den Moderator klingt dieser Beitrag<br />

55<br />

Auch Nothdurfts (1984) Problem-„Stücke“ sind diesen Äußerungen der Anruferin nicht<br />

zuzuordnen.<br />

56<br />

Weinrich (1993: 835) spricht bei solchen Äußerungen von Übernahmeappellen.<br />

43

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