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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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5.3. Problemexplikation<br />

Wie soeben dargelegt, wird die Gesprächsinitiation vom Moderator sehr schnell in<br />

die Phase „Problemexplikation“ überführt, in welcher der Anrufer zunächst sein<br />

Problem schildert. Dazu gehören verschiedene Problemaspekte, wie die Ursachen,<br />

die beteiligten Personen <strong>und</strong> eine kurze Vorgeschichte des Ratsuchenden. Nothdurft<br />

(1984) hat für die Problempräsentation eine Liste charakteristischer Darstellungs-<br />

mittel, so genannte „Stücke“, herausgearbeitet. Die Ratsuchenden verwenden sie<br />

zur Darstellung des problematischen Sachverhaltes. Einige „Stücke“ kommen auch<br />

in den Gesprächen des Korpus zur Anwendung. Die Phase „Problemexplikation“<br />

schließt ein, was Willmann Problemanamnese <strong>und</strong> -formulierung <strong>und</strong> Schank<br />

„Problemexplizierung“ nennt. Für gewöhnlich hat der Anrufer hier das unbestrittene<br />

Rederecht (Knauth 1984: 95). Der Moderator kann es jedoch stark einschränken<br />

<strong>und</strong> die Problemschilderung abkürzen, indem er Fragen zu den problemrelevanten<br />

Aspekten stellt <strong>und</strong> somit das Rederecht für sich beansprucht. Auf diese Weise<br />

übernimmt er die Gesprächssteuerung <strong>und</strong> leitet in die folgende Phase „Erfassung<br />

der Lage <strong>und</strong> Person des Ratsuchenden“ über. Die Gesprächssteuerung hat dabei<br />

die Funktion, das Gespräch zu entwickeln, auf interessante Aspekte zu lenken <strong>und</strong><br />

es für das Publikum verständlich zu machen.<br />

5.3.1. Problemschilderungen des Ratsuchenden<br />

Die Phase der „Problemexplikation“ beginnt mit der Schilderung des Ratsucher-<br />

problems bzw. der Elizitation dieser Darstellung durch den Ratgebenden. Meist wird<br />

in der ersten Äußerung bereits der Begriff „Problem“ oder „Thema“ explizit genannt<br />

oder die Problemdarstellung mit „<strong>und</strong> zwar“ eingeleitet. Die beiden Elemente treten<br />

auch in Kombination auf. 48 Der Anspruch des Anrufers auf einen längeren Turn aus<br />

mehreren Turn-Konstruktionseinheiten ist in dieser Phase strukturell gesichert<br />

(Koster 2000: 42). Der Moderator verzichtet, abgesehen von Nachfragen <strong>und</strong><br />

Rezeptionssignalen, entsprechend auf sein Rederecht. Die Problemschilderung des<br />

Anrufers kann wie im folgenden Beispiel recht umfassend sein.<br />

48 In den Gesprächen (1) <strong>und</strong> (4) wird „<strong>und</strong> zwar“ verwendet, in (2), (3), (7) <strong>und</strong> (9)<br />

„Problem“ oder „Thema“, in (8) eine Kombination <strong>und</strong> in Gespräch (6) als einzigem Fall „also<br />

es is so“.<br />

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