Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

Anrufes zu Beginn vortragen muss. Dieses tut sie als einziger Fall im Korpus ganz
eigenständig. Die anderen Anrufer warten vornehmlich darauf vom Moderator
geleitet zu werden.
Gespräch (3) Dreiecksbeziehung
8 D: =h’ Simon ist der erste,
9 Simon ist achzehn jahre alt.
10 guten morgen.
11 S: hh’ ja: schönen guten morgen.
→ 12 D: =ja::
13 S: ehm:
→ 14 D: =um was gehts.
Hier wartet der Moderator den Beitrag des Anrufers ab und sichert ihm mit einer
gedehnten affirmativen Partikel „ja“ das Rederecht zu. Als dieser nicht sofort
reagiert und mit einer gefüllten Pause signalisiert, über die Formulierung oder den
Inhalt der Äußerung noch nachzudenken, verwendet Domian in direktem Anschluss
einen „topic initial elicitor“.
Die Beispiele zeigen, dass der Moderator zu Beginn eines Gespräches die Rolle des
„news elicitor“ einnimmt, dem Anrufer hingegen die des „news producer“ zuweist
(Hutchby 1991: 121 f.). Er steuert das Gespräch, damit der Anrufer möglichst
schnell sein Thema vortragen kann. So wartet er meist nicht darauf, bis der Anrufer
von sich aus die Initiative ergreift, sein Problem einzuleiten. In der Eröffnungsphase
vollzieht sich eine Orientierung an den Gesprächsrollen „Moderator“ und „Anrufer“.
Die Identitätskategorien „Ratgebender“ und „Ratsuchender“ spielen hier noch keine
Rolle, da sich aus dem Gespräch nicht notwendigerweise eine Beratungsinteraktion
ergeben muss. Allerdings ist im Nachhinein zu rekonstruieren, dass der Moderator
durch den Gebrauch von „topic initial elicitors“ die Problemdarstellung elizitiert und
somit eine kategorienspezifische Aktivität des „Ratgebenden“ vollzieht. Eine erste
Orientierung an der Produktion einer möglichst unterhaltsamen Radiosendung ist
bereits gegeben, denn der Moderator versucht so schnell wie möglich die
uninteressante Eröffnungsphase zu überwinden und zum unterhaltsamen Thema
des Anrufers zu kommen.
38