Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
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einem Gegengruß, ersichtlich. So schneidet er seine Äußerung bis zur Begrüßung<br />
der Anruferin ausschließlich auf das Publikum zu <strong>und</strong> realisiert ein „recipient design“<br />
im Hinblick auf die „overhearers“.<br />
5.2.2. Der Auftritt des Anrufers<br />
Die Aufgabe der Einleitungsphase besteht laut Leitner (1983: 144) in der<br />
Herstellung des Kontaktes <strong>und</strong> der Vorstellung <strong>und</strong> Begrüßung des Anrufers.<br />
Außerdem dient sie den Sprechern zur Fokussierung ihrer Aufmerksamkeit auf-<br />
einander, was mittels einer Begrüßung <strong>und</strong> gegenseitigen Identifizierung geschieht<br />
(Fischer 1992: 6). Knauth (1984: 90) konstatiert, dass es sich bei der<br />
Eröffnungsphase zwar um eine notwendige, thematisch aber eher uninteressante<br />
Gesprächsphase handelt. Daher sei der Moderator bemüht, schnell zum eigentlichen<br />
Anliegen des Anrufers zu kommen, welches in der Vorsortierung bereits als<br />
interessant eingestuft wurde. Gleiches ist auch bei Domian zu beobachten:<br />
Gespräch (4) Fernbeziehung<br />
22 hh’ <br />
23 stefanie is zwei<strong>und</strong>zwanzig jahre alt.<br />
24 S: ja: hallo<br />
→ 25 D: hallo stefanie um was gehts.<br />
26 S: hhh’ ja <strong>und</strong> zwar man aufgeregt n bisschen jetzt hh’<br />
27 D: <br />
28 S: ähm <strong>und</strong> zwar geht es darum-<br />
29 ich hab seit seit einem jahr eine beziehung?<br />
Der erste Turn der Eröffnungsphase wird in <strong>Beratung</strong>sgesprächen im R<strong>und</strong>funk<br />
obligatorisch vom Moderator besetzt (Fischer 1992: 6). Er begrüßt die Anruferin mit<br />
einer explizit performativen Formel <strong>und</strong> nennt daraufhin ihr Alter. Sie reagiert im<br />
nächsten Turn mit einem Gegengruß. So entgegnet sie dem „first-pair-part“ des<br />
„adjacency pairs” mit dem konditionell relevanten „second-pair-part“. Domian macht<br />
durch die Begrüßung der Anruferin das Gespräch öffentlich <strong>und</strong> stellt sie dem<br />
Publikum vor. Erst in Z. 25 adressiert er die Anruferin direkt.<br />
46 Vgl. dazu Knauth ( 1984: 71 f.) <strong>und</strong> vgl. auch Gespräch (3) <strong>und</strong> (4). Diese Beobachtung<br />
wird dadurch gestützt, dass der Moderator dieselbe Bezeichnung für eine Anruferin wählt<br />
(„Meine Liebe“, Gespräch (4), Z. 245), die er auch für das Publikum gebraucht.<br />
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