Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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18.12.2012 Aufrufe

einbezogen fühlen. Die erfolgreiche Beratung des Anrufers spielt in Bezug auf das Publikum ebenfalls eine wichtige Rolle, da es aus potentiellen zukünftigen Anrufern besteht, die für das Fortbestehen der Phone-In Sendung notwendig sind (Knauth 1984: 51). So verfolgt der Moderator im Radio-Phone-In zwei konfligierende kommunikative Ziele, die Knauth (1984: 50-55) folgenderweise benennt: 1. Die Herstellung eines persönlichen, auf die spezifischen Bedürfnisse des Anrufers eingehenden Beratungsgespräches 2. Die Produktion einer am breiten Publikum orientierten Sendung Aus diesen unterschiedlichen kommunikativen Zielen erwächst für den Moderator die Schwierigkeit, beiden gleichermaßen gerecht zu werden. Dazu verwendet er im Laufe des Beratungsgespräches verschiedene interaktive Mittel, die in dieser Untersuchung analysiert werden sollen. Die Beratungsgespräche des Korpus lassen sich neben der Eröffnungs- und Beendigungssequenz in drei Phasen einteilen. 39 Der folgenden Tabelle können der jeweilige Beginn und das Ende jeder Phase mittels der Zeilenangaben entnommen werden. Alle analysierten Gespräche befinden sich im Anhang. In drei Gesprächen kam es zu Schleifenbildungen, d.h. eine bereits durchlaufene Phase wurde wieder neu aufgenommen. Eine Diskussion zu den möglichen Ursachen folgt in Kapitel 5.5.5. In Gespräch (7) äußert die Anruferin zudem nach ihrer eigenen Beratung einen Kommentar bzw. einen Ratschlag zu einem vorhergehenden Gespräch der gleichen Sendung. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass die einzelnen Phasen immer klar abzugrenzen seien und voneinander zu isolieren sind. 40 Sie sind in der Tat eng gelegentlich zur Uhr schaut, denn, so Domian, „[…] ich weiß, dass so ein Anruf nach etwa drei Minuten klar sein muss. Etwas anderes akzeptiert das Publikum nicht.“ 39 In dieser Arbeit wird der Phasenbegriff von Spiegel und Spranz-Fogasy übernommen (2000: 1242). Der Begriff Phase umfasst bei ihnen die Makrostruktur von Gesprächen, „[…] in denen schwerpunktmäßig zusammenhängende Aktivitäten durchgeführt werden, welche auf typischerweise vorangegangene Aktivitäten aufbauen und die typischerweise nachfolgenden Aktivitäten zugrunde liegen“. 40 Vgl. dazu Spiegel und Spranz-Fogasy (2000: 1242). Eine idealtypische, klar zu untergliedernde Abfolge der Phasen weist beispielsweise Gespräch (5) auf. 29

miteinander verknüpft, weshalb es teilweise schwierig war, den Beginn und das Ende genau festzulegen. Obgleich die Phasen für die Beratungsgespräche des Korpus gelten, sei nicht suggeriert, dass sie für alle Beratungsgespräche im Radio- Phone-In konstitutiv sind. Im Besonderen gilt dies, da die Sendung Domian in den deutschen Medien in ihrer Ausprägung einmalig ist. Tabelle 1: Gesprächssequenzen und -phasen der Beratungsgespräche Gespräch 1. Fremd- gehen Phase 2. Zukunfts- angst 3. Dreiecks- beziehung 4. Fern- beziehung 5. Bester Freund 6. Lehrer- liebe 7. Messie 8. Kindsmord 9. Schwanger- schaften Gesprächs- initiation Problem- explikation 30 Lage & Person des Ratsuchenden 1-16 17-25 26-197 198-278 279-293 1- 5 6- 101 134-163 1-11 12-40 41-141 218-298 Beratung 102-133 164-360 142-217 299-319 Gesprächs- beendigung 361-374 320-325 1-25 26-37 38-187 188-242 243-247 1-4 5-25 26-93 94-146 147-160 1-7 8-20 21-332 447-514 333-446 515-573 574-581 1-7 8-127 128-345 346-415 463-471 1-8 9-21 22-362 363-528 529-539 1-4 5-71 72-170 171-421 422-434 In Gespräch (7) Kommentar zu anderer Anruferin Z. 416-462. Mit Ausnahme von Gespräch (7) liegt allen Beratungsgesprächen der Problemtyp II nach Schank zugrunde. Es handelt sich um eine situationsbedingte Krise bzw. Konflikt. Ein Ratsuchender weiß nicht, was er tun soll, und sieht keine Handlungs- möglichkeiten oder zwei widerstreitende Handlungsanweisungen, zwischen denen er

einbezogen fühlen. Die erfolgreiche <strong>Beratung</strong> des Anrufers spielt in Bezug auf das<br />

Publikum ebenfalls eine wichtige Rolle, da es aus potentiellen zukünftigen Anrufern<br />

besteht, die für das Fortbestehen der <strong>Phone</strong>-In Sendung notwendig sind (Knauth<br />

1984: 51). So verfolgt der Moderator im <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In zwei konfligierende<br />

kommunikative Ziele, die Knauth (1984: 50-55) folgenderweise benennt:<br />

1. Die Herstellung eines persönlichen, auf die spezifischen Bedürfnisse des<br />

Anrufers eingehenden <strong>Beratung</strong>sgespräches<br />

2. Die Produktion einer am breiten Publikum orientierten Sendung<br />

Aus diesen unterschiedlichen kommunikativen Zielen erwächst für den Moderator<br />

die Schwierigkeit, beiden gleichermaßen gerecht zu werden. Dazu verwendet er im<br />

Laufe des <strong>Beratung</strong>sgespräches verschiedene interaktive Mittel, die in dieser<br />

Untersuchung analysiert werden sollen.<br />

Die <strong>Beratung</strong>sgespräche des Korpus lassen sich neben der Eröffnungs- <strong>und</strong><br />

Beendigungssequenz in drei Phasen einteilen. 39 Der folgenden Tabelle können der<br />

jeweilige Beginn <strong>und</strong> das Ende jeder Phase mittels der Zeilenangaben entnommen<br />

werden. Alle analysierten Gespräche befinden sich im Anhang. In drei Gesprächen<br />

kam es zu Schleifenbildungen, d.h. eine bereits durchlaufene Phase wurde wieder<br />

neu aufgenommen. Eine Diskussion zu den möglichen Ursachen folgt in Kapitel<br />

5.5.5. In Gespräch (7) äußert die Anruferin zudem nach ihrer eigenen <strong>Beratung</strong><br />

einen Kommentar bzw. einen Ratschlag zu einem vorhergehenden Gespräch der<br />

gleichen Sendung.<br />

Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass die einzelnen Phasen immer klar<br />

abzugrenzen seien <strong>und</strong> voneinander zu isolieren sind. 40 Sie sind in der Tat eng<br />

gelegentlich zur Uhr schaut, denn, so Domian, „[…] ich weiß, dass so ein Anruf nach etwa<br />

drei Minuten klar sein muss. Etwas anderes akzeptiert das Publikum nicht.“<br />

39 In dieser Arbeit wird der Phasenbegriff von Spiegel <strong>und</strong> Spranz-Fogasy übernommen<br />

(2000: 1242). Der Begriff Phase umfasst bei ihnen die Makrostruktur von Gesprächen, „[…]<br />

in denen schwerpunktmäßig zusammenhängende Aktivitäten durchgeführt werden, welche<br />

auf typischerweise vorangegangene Aktivitäten aufbauen <strong>und</strong> die typischerweise nachfolgenden<br />

Aktivitäten zugr<strong>und</strong>e liegen“.<br />

40 Vgl. dazu Spiegel <strong>und</strong> Spranz-Fogasy (2000: 1242). Eine idealtypische, klar zu<br />

untergliedernde Abfolge der Phasen weist beispielsweise Gespräch (5) auf.<br />

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