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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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Domian versteht sich selbst als „Unterhaltungssendung“ (Zbikowski 2001: 43).<br />

Allerdings ist sie nicht ausschließlich als „Spaßradio“ konzipiert, sondern soll den<br />

Zuhörern auch eine Möglichkeit bieten, um sich zu informieren (Huth 1998: 30). Sie<br />

erfahren durch Domian, dass es anderen Menschen ähnlich geht wie ihnen selbst<br />

<strong>und</strong> wie sie mit ihren Problemen umgehen können. Dabei steht der Moderator<br />

ständig in der Verantwortung, die Grenze <strong>zwischen</strong> „akustischem Voyeurismus“<br />

(Schweers 1995: 96) <strong>und</strong> journalistischer Neugier nicht zu überschreiten. Dessen ist<br />

sich der Moderator bewusst <strong>und</strong> möchte seine Talk-Gäste auf dem Sender nicht<br />

unnötig „ausziehen“. Keiner soll bei ihm etwas sagen, was er später bereuen <strong>und</strong><br />

was ihm womöglich schaden könnte (Domian 1998: 10). Ein weiterer Anspruch des<br />

Sendeformates ist die <strong>Beratung</strong> <strong>und</strong> Hilfestellung der Betroffenen. In der Anleitung<br />

zur Selbsthilfe sieht der Moderator, so Schweers (1995: 45), „[…] die Begründung<br />

<strong>und</strong> Rechtfertigung dafür, eine solche Sendung zu machen - den Menschen Wege<br />

aufzuzeigen, wie es weitergehen soll“. Im Jahre 2002 erhielt er dafür bereits das<br />

B<strong>und</strong>esverdienstkreuz. B<strong>und</strong>espräsident Rau nannte als Begründung, dass Domian<br />

Menschen professionelle Hilfe bei wichtigen Lebensproblemen biete. Im Jahre 2003<br />

folgte die Verdienstmedaille des Verdienstordens der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

für seine „Sozialarbeit“. 31 Dennoch sieht der Moderator seine Sendung nicht als<br />

reine Problemsendung. Jürgen Domian versteht sich primär auch nicht als<br />

Therapeut, Psychologe oder Berater, sondern als Journalist (Interview mit Domian,<br />

zit. nach Schweers 1995: 21). Jedoch wendet sich das Publikum mit Problemen an<br />

ihn <strong>und</strong> macht Domian dadurch unwillkürlich zum Berater, wie auch der Psychologe<br />

Schramm richtig darlegt:<br />

Er [Domian] sagt zwar, ich bin kein Psychologe, aber so wie er das macht, wie er<br />

wirkt, ist er Berater, auch wenn er es nicht sein will. Die Leute machen ihn zum<br />

Berater. Selbst wenn er sich ganz zurückhalten könnte, würde durch die Kompetenz,<br />

die er ausstrahlt, er in die Rolle des Beraters reingedrängt, er könnte sich dem nicht<br />

entziehen. Am besten trifft vielleicht der Begriff „fre<strong>und</strong>schaftlicher Berater“ auf ihn<br />

zu. (Interview zit. nach Schweers 1995: 11)<br />

4.4. Die Kontextualisierung des Gesprächstyps <strong>Beratung</strong>sgespräch<br />

Obgleich Domian keine explizite Problemsendung ist, berät der Moderator seine<br />

Anrufer, wenn sie es von ihm erwarten <strong>und</strong> wenn er eine Idee hat, wie er den<br />

31 Vgl. dazu folgende Internetseite: http://www.online.wdr.de/online/archiv/0212.phtml.<br />

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