Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
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von den Geschichten <strong>und</strong> Personen weiß, desto neugieriger fragt er nach.“<br />
(Zbikowski 2001: 61). Das erzeugt Spannung <strong>und</strong> die Zuhörer bleiben an den<br />
Apparaten. Wenn ein Gespräch sich im Kreis dreht <strong>und</strong> alles bereits gesagt ist, greift<br />
der Redakteur ein <strong>und</strong> gibt Domian ein akustisches Signal (Schweers 1995: 54).<br />
Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Zuhörer sich langweilen <strong>und</strong> womöglich das<br />
<strong>Radio</strong>gerät ausschalten oder den <strong>Radio</strong>sender wechseln.<br />
Mit einem ausgewählten Anrufer erörtert Domian dessen Problem oder spricht über<br />
Erlebnisse. Im WDR kann das Publikum den Moderator gleichzeitig im Fernsehen<br />
beobachten, während er in einem karg ausgestatteten Studio Gespräche führt.<br />
Schilder mit dem Eins Live Logo, der Telefonnummer <strong>und</strong> dem Namen der Sendung<br />
sind dort außer einer Hirschfigur aus Porzellan die einzigen Requisiten. Die<br />
Kameraeinstellung ist starr <strong>und</strong> das Bild während der gesamten Sendung auf<br />
Domian gerichtet, so dass der Zuschauer <strong>und</strong> auch der Anrufer den Eindruck haben,<br />
der Moderator spreche sie direkt an. Seinen Anrufern hört Domian zu, gibt<br />
Ratschläge <strong>und</strong> nimmt Stellung zum Gesagten. Es ist ein besonderes Merkmal seiner<br />
Sendung, dass er deutlich seine Meinung sagt <strong>und</strong> auch gelegentlich etwas von<br />
seiner eigenen Person preisgibt (Huth 1998: 29). Dadurch finden die Zuhörer ihn<br />
sehr authentisch <strong>und</strong> bauen leicht eine Vertrauensbasis zu ihm auf (Domian 1998:<br />
9). So verkörpert der Moderator mehr die Privatperson als den Entertainer <strong>und</strong> wirkt<br />
auf sein Publikum wie ein alter Bekannter, dem man seine Sorgen mitteilen kann<br />
(Huth 1998: 29). Es steht dem Moderator frei, ein Gespräch so lange zu führen, bis<br />
das Problem des Anrufers hinreichend besprochen ist. Eigenen Angaben zufolge<br />
steht er unter keinem Zeitdiktat (Domian 1998: 11). Dennoch sind die meisten<br />
Gespräche in der Sendung nicht länger als zehn bis zwölf Minuten. Da Domian<br />
Personen mit schwerwiegenden Problemen in der kurzen Zeit nicht angemessen<br />
beraten kann, ist immer ein Psychologe im Hintergr<strong>und</strong>, an den die Gespräche bei<br />
Bedarf weitergeleitet werden. Dieser gibt dem jeweiligen Anrufer Tipps <strong>und</strong><br />
vermittelt ihm Adressen von Selbsthilfegruppen oder Experten (Zbikowski 2001: 77).<br />
Nach Ablauf der Sendezeit wird leise Musik eingespielt. Das bedeutet, Domian sollte<br />
bald zum Ende des Gespräches finden, weil der Sendebetrieb des Fernsehens zu der<br />
späten Nachtst<strong>und</strong>e voll automatisiert ist <strong>und</strong> alles nach Plan ablaufen muss.<br />
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