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Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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eformulieren. Um personenbezogen beraten zu werden, muss der Anrufer seine<br />

Problemgeschichte darlegen <strong>und</strong> sein Problem formulieren. Wenn dieses ausbleibt,<br />

fragt der Gast nach. 18 Das gleiche gilt auch für den Rat <strong>und</strong> dessen Begründung.<br />

Falls letztere nicht erfolgt, fordert der Anrufer eine Stellungnahme vom Gast.<br />

Willmann (1998: 76) konstatiert, dass die situative Realisierung der <strong>Beratung</strong>s-<br />

sequenzen nicht stark verfestigt ist, da die Problemformulierung vor der Anamnese<br />

<strong>und</strong> die Begründung vor <strong>und</strong> auch nach dem Ratschlag auftreten kann. Zudem wird<br />

die Problemformulierung in einigen Fällen auch vom Gast geäußert.<br />

Die vier konstitutiven Strukturelemente analysiert Willmann detailliert, was für diese<br />

Arbeit von Interesse ist <strong>und</strong> deshalb sehr ausführlich wiedergegeben wird. Die<br />

Problemanamnese leitet der Gastgeber durch die Vorstellung des Namens <strong>und</strong> Alters<br />

des Ratsuchenden ein. Meist reagiert der Anrufer direkt darauf, indem er in seiner<br />

ersten Formulierung das Wort „Problem“ einführt <strong>und</strong> weiterhin Angaben zur<br />

eigenen Person macht oder wiederholt. Die Problemaspekte werden wie in einer<br />

Liste aneinandergereiht <strong>und</strong> durch die koordinierende Konjunktion „<strong>und</strong>“ verb<strong>und</strong>en.<br />

Das hat den Effekt der relativen Strukturiertheit <strong>und</strong> Übersichtlichkeit der<br />

Äußerungen. Der Anrufer verwendet zu Beginn seiner Schilderung das Personal-<br />

oder Possessivpronomen der 1. Person Singular <strong>und</strong> verortet sich bei der Problem-<br />

anamnese inhaltlich in einem Netz von Personen, womit er seine persönliche<br />

Situation wiedergibt.<br />

Willmann unterscheidet <strong>zwischen</strong> drei Probleminhalten: 1. der allgemeinen<br />

Ratlosigkeit, bei welcher der Anrufer Unterstützung bei der Strukturierung <strong>und</strong><br />

Bewertung seines Problems bedarf, 2. der Unschlüssigkeit des Ratsuchenden, wie er<br />

sich entscheiden <strong>und</strong> was er vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer bestimmten Situation tun<br />

soll, <strong>und</strong> 3. wie er im Hinblick auf ein in Zukunft drohendes Ereignis reagieren soll,<br />

um es positiv zu beeinflussen. 19 Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> artikuliert der Ratsuchende<br />

sein Problem oftmals mit den so genannten „Gr<strong>und</strong>formen“, der „ich weiß nicht-“<br />

Äußerung oder mittels einer direkten oder indirekten Frage. Die Gr<strong>und</strong>formen treten<br />

18 In Willmanns Datenmaterial handelt es sich um drei Interagierende: den Anrufer, den<br />

Moderator <strong>und</strong> den eingeladenen Berater, entweder einen Pfarrer oder Psychologen.<br />

Deshalb nennt Willmann ihn Gast.<br />

19 Sie können aber auch gekoppelt auftreten.<br />

15

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