Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung

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18.12.2012 Aufrufe

Normalformen klassifiziert. Weiterhin kann der Berater mittels Rollenspiels 13 dem Ratsuchenden sozusagen vorspielen, wie er sich später verhalten und was er sagen soll. Die Handlungsanweisungen können auch kombiniert werden. Schließlich wird der Handlungsplan auf seine praktische Anwendbarkeit kontrolliert. Die „Akzeptationshandlungen“ werden nur verbalisiert, wenn der Hilfesuchende sich der Gründe der Handlungsanweisung noch nicht ganz sicher ist. Im Allgemeinen dienen sie der Bekräftigung der bereits vereinbarten Handlungsanweisung. Die Sprech- intentionen sind hier „Bewerten“ und „ausdrückliches Begründen“. Falls Zweifel über die Umsetzung der Handlungsanweisung bestehen, müssen sie vom Berater argumentativ beseitigt werden. Wie dieses sprachlich geschieht, wird von Schank nicht weiter ausgeführt. Die vier Teilziele sind im „Rahmenplan“ Eröffnung und Beendigung des Gespräches eingebettet. Dazu zählt außerdem die Schaffung einer Vertrauensbasis zwischen den Gesprächspartnern, die zu Beginn des Gespräches aber meist schon vorhanden ist. Durch das Medium ist der Berater dem Anrufer bereits bekannt, was häufig auch ein Beweggrund für dessen Teilnahme an der Sendung ist. Für eine erfolgreiche Beratung müssen alle Teilziele in der gegebenen Reihenfolge abgearbeitet werden. Es ist jedoch nicht immer notwendig, sie explizit zu verbalisieren. 14 Da die Realisierung der Teilziele nicht immer auf Anhieb gelingt, kommt es häufig zu Schleifenbildungen. So wird ein jeweils zu kurz behandeltes früheres Teilziel wieder neu aufgenommen. Schank exemplifiziert seine Handlungs- muster von Kurzberatungen und benennt weiterhin Strategien, die Berater und Ratsuchender anwenden, damit sie zur Lösung des Problems gelangen. 15 Diese interaktiven Mittel setzen die Gesprächspartner mit dem Ziel ein, sich möglichst schnell über den Sachverhalt und wichtige Aspekte des Problems zu verständigen und dieses lösen zu können. Ob Schanks vier Teilziele auch im vorliegenden 13 Schank (1981: 263) meint, der Berater spreche hier didaktisierend. 14 Wenn beispielsweise die Person und Lage des Ratsuchenden durch das Vorwissen des Beraters bereits bekannt ist, muss sie nicht extra verbalisiert werden. Nur wenn das Teilziel für die befriedigende Abwicklung eines Gespräches erforderlich ist, muss es auch explizit behandelt werden, S. 212. 13

Datenmaterial als strukturgebend gelten können und ob die Interagierenden in den verschiedenen Phasen des Gespräches sprachlich so reagieren, wie Schank es herausgearbeitet hat, soll die empirische Untersuchung belegen. 3.2. Konstitutive Strukturelemente in Thomas Willmanns soziologischem Ansatz zu Beratungsgesprächen in Radio- Phone-In Sendungen Thomas Willmann (1998) geht in seiner soziologischen Untersuchung zu Beratungs- gesprächen zu privaten Themen in Radio-Phone-In Sendungen der Frage nach, ob diese eine eigene kommunikative Gattung darstellen, die zur Lösung spezifischer kommunikativer Probleme einer Gesellschaft erforderlich ist. 16 Zu diesem Zwecke führt er eine Gattungsanalyse auf drei Ebenen durch. 17 Dabei stellt er für die untersuchten Gespräche die typischen Strukturmerkmale aller Ebenen heraus, die zusammen ein verbindliches und verfestigtes Gesamtmuster ausmachen. Die Gesprächseröffnung und -beendigung der Phone-In Sendungen vergleicht er mit einem privaten Telefongespräch und zieht daraus die Schlussfolgerung, dass sie nicht zur Beratungssequenz im engeren Sinne gehören, sondern telefonspezifische Elemente sind. Als vier konstitutive Strukturelemente der Beratungssequenz benennt Willmann die Problemanamnese und -formulierung sowie den Ratschlag und dessen Begründung. Diese können durch die unabhängig optionalen Elemente Problemreformulierung und die Reaktion darauf sowie durch Nachfragen ergänzt werden. Unabhängig sind sie insofern, als sie nicht spezifisch für Beratungen sind, sondern zum besseren Verständnis des Kommunikationsvorgangs dienen. Darüber hinaus stellt Willmann abhängig optionale Strukturelemente heraus, die vom Erfolg der Beratungsvariante bestimmt sind. Dazu zählt dem Rat zuzustimmen, ihn abzulehnen, diese Ablehnung zu begründen und von Seiten des Beraters den Ratschlag gegebenenfalls zu 15 Schank (1981: 236) definiert Strategien folgenderweise: „Strategien sind heuristisch und taktisch ausgerichtete Sub-Unterpläne zur schnellen und zeitsparenden Erreichung von Teilzielen in einem Handlungsplan.“ Zu den einzelnen Strategien siehe: S. 235-261. 16 Die folgenden Informationen stammen alle aus Willmann (1998). Seine Gattungsdefinition entlehnt er Luckmann (1992). 17 Die Analyse vollzieht sich auf folgenden Ebenen: der Ebene der Binnenstruktur, der Ebene der situativen Realisierung und der Ebene der Außenstruktur. 14

Normalformen klassifiziert. Weiterhin kann der Berater mittels Rollenspiels 13 dem<br />

Ratsuchenden sozusagen vorspielen, wie er sich später verhalten <strong>und</strong> was er sagen<br />

soll. Die Handlungsanweisungen können auch kombiniert werden. Schließlich wird<br />

der Handlungsplan auf seine praktische Anwendbarkeit kontrolliert. Die<br />

„Akzeptationshandlungen“ werden nur verbalisiert, wenn der Hilfesuchende sich der<br />

Gründe der Handlungsanweisung noch nicht ganz sicher ist. Im Allgemeinen dienen<br />

sie der Bekräftigung der bereits vereinbarten Handlungsanweisung. Die Sprech-<br />

intentionen sind hier „Bewerten“ <strong>und</strong> „ausdrückliches Begründen“. Falls Zweifel über<br />

die Umsetzung der Handlungsanweisung bestehen, müssen sie vom Berater<br />

argumentativ beseitigt werden. Wie dieses sprachlich geschieht, wird von Schank<br />

nicht weiter ausgeführt.<br />

Die vier Teilziele sind im „Rahmenplan“ Eröffnung <strong>und</strong> Beendigung des Gespräches<br />

eingebettet. Dazu zählt außerdem die Schaffung einer Vertrauensbasis <strong>zwischen</strong> den<br />

Gesprächspartnern, die zu Beginn des Gespräches aber meist schon vorhanden ist.<br />

Durch das Medium ist der Berater dem Anrufer bereits bekannt, was häufig auch ein<br />

Beweggr<strong>und</strong> für dessen Teilnahme an der Sendung ist.<br />

Für eine erfolgreiche <strong>Beratung</strong> müssen alle Teilziele in der gegebenen Reihenfolge<br />

abgearbeitet werden. Es ist jedoch nicht immer notwendig, sie explizit zu<br />

verbalisieren. 14 Da die Realisierung der Teilziele nicht immer auf Anhieb gelingt,<br />

kommt es häufig zu Schleifenbildungen. So wird ein jeweils zu kurz behandeltes<br />

früheres Teilziel wieder neu aufgenommen. Schank exemplifiziert seine Handlungs-<br />

muster von Kurzberatungen <strong>und</strong> benennt weiterhin Strategien, die Berater <strong>und</strong><br />

Ratsuchender anwenden, damit sie zur Lösung des Problems gelangen. 15 Diese<br />

interaktiven Mittel setzen die Gesprächspartner mit dem Ziel ein, sich möglichst<br />

schnell über den Sachverhalt <strong>und</strong> wichtige Aspekte des Problems zu verständigen<br />

<strong>und</strong> dieses lösen zu können. Ob Schanks vier Teilziele auch im vorliegenden<br />

13 Schank (1981: 263) meint, der Berater spreche hier didaktisierend.<br />

14 Wenn beispielsweise die Person <strong>und</strong> Lage des Ratsuchenden durch das Vorwissen des<br />

Beraters bereits bekannt ist, muss sie nicht extra verbalisiert werden. Nur wenn das Teilziel<br />

für die befriedigende Abwicklung eines Gespräches erforderlich ist, muss es auch explizit<br />

behandelt werden, S. 212.<br />

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