Radio-Phone-Ins: zwischen Beratung und Medieninszenierung
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wurden, können die Phasen als beratungsspezifisch gelten. Die idealtypische<br />
Abfolgestruktur, die Nothdurft et al. für institutionelle <strong>Beratung</strong>sgespräche auf-<br />
gestellt haben, weist deutliche Parallelen zur hier dargelegten Organisation auf. 126<br />
Auf die Untersuchung von Willmann aufbauend wurden konstitutive <strong>und</strong> optionale<br />
Elemente der <strong>Beratung</strong>sgespräche aufgeführt, die auch bei Domian nachgewiesen<br />
werden konnten. Dazu zählen die Problemformulierung, die Problemdeutung <strong>und</strong><br />
die Bestätigung dieser Interpretation sowie der Ratschlag <strong>und</strong> dessen Begründung.<br />
Darüber hinaus wurden in einigen Fällen Einwände seitens der Anrufer geäußert <strong>und</strong><br />
der Ratschlag des Moderators entweder angenommen oder abgelehnt. Als<br />
konstitutive Elemente sind lediglich der Rat <strong>und</strong> dessen Begründung sowie die<br />
Ablehnung oder Annahme des Rates in allen <strong>Beratung</strong>sinteraktionen des Korpus<br />
belegt. 127 Die übrigen Elemente sind demnach optionale sprachliche Mittel eines<br />
<strong>Beratung</strong>sgespräches im <strong>Radio</strong>-<strong>Phone</strong>-In. Mit der Äußerung der Elemente vollziehen<br />
die Gesprächspartner zugleich kategorienspezifische Aktivitäten als „Ratgebender“<br />
<strong>und</strong> „Ratsuchender“ <strong>und</strong> stellen dadurch den Gesprächstyp „<strong>Beratung</strong>sgespräch“<br />
interaktiv her.<br />
In der „Problemexplikation“ formuliert der Ratsuchende sein Problem bzw. der<br />
Ratgebende elizitiert die Problemdarstellung durch Fragen. Die wichtigsten Problem-<br />
aspekte stellen die Interagierenden in der Phase „Erfassung der Lage <strong>und</strong> Person<br />
des Ratsuchenden“ heraus. Der Ratgebende erhält durch Antworten auf seine<br />
Fragen weitere Informationen zur Lage <strong>und</strong> Person des Ratsuchenden, die für die<br />
spätere <strong>Beratung</strong> wichtig sind. In einigen Fällen deutet der Ratgebende zu Beginn<br />
der <strong>Beratung</strong>sphase das Problem des Ratsuchenden. Nach einer Bestätigung dieser<br />
Interpretation durch den Ratsuchenden fixieren die Interagierenden gemeinsam den<br />
Gegenstand der <strong>Beratung</strong>. Die Aufgabe der <strong>Beratung</strong>sphase liegt für den<br />
Ratgebenden darin, dem Ratsuchenden lösungsrelevantes Wissen zur Behebung<br />
seines Problems zu präsentieren. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e formuliert er eine<br />
Handlungsanweisung, die er mit einer Begründung argumentativ untermauert.<br />
Schließlich ist der Ratsuchende aufgefordert, Stellung zum Ratschlag zu nehmen,<br />
126 Vgl. dazu Kapitel 3 dieser Arbeit.<br />
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