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GAB Dezember 2019

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4 FRANKFURT<br />

Kolumne<br />

ILLUSTRATION: BLU<br />

FOTO: MÜJGAN ARPAT<br />

Die gute Nachricht zuerst:<br />

Ab diesem Monat werden<br />

die Tage wieder länger. Die<br />

schlechte ist, dass ausgerechnet<br />

der Sonntag in diesem<br />

Monat der kürzeste Tag<br />

des Jahres und der größte<br />

Teil des <strong>Dezember</strong>s darüber<br />

hinaus ziemlich dunkel sein<br />

wird. Alleinsein fällt da noch<br />

schwerer als ohnehin schon.<br />

Neben allen rechtlichen,<br />

gesundheitlichen und gesellschaftlichen<br />

Widerständen,<br />

denen sich LGBTIQ* gegenüber<br />

sehen, ist Einsamkeit<br />

unter ihnen eine besonders<br />

verbreitete soziale Herausforderung.<br />

Community bedeutet<br />

zwar Gemeinschaft,<br />

nichtsdestotrotz sind viele<br />

ihrer Mitglieder sehr alleine.<br />

Die Ursachen sind mannigfaltig,<br />

sie aufzuzählen hilft nicht<br />

weiter, denn an den meisten<br />

kann man nichts ändern<br />

und uns mit Absicht in eine<br />

Winterdepression stürzen,<br />

wollen wir ja nun auch nicht.<br />

Viel sinnvoller ist es, anzuführen,<br />

was hilft. Die bloße<br />

Investition in eine Tageslichtlampe<br />

und Alkohol tun es<br />

nicht. Das sehen wir an den<br />

Skandinaviern, deren Heimat<br />

bis über den Nordpolarkreis<br />

hinausreicht, wo es besonders<br />

lange dunkler Winter ist.<br />

Wo Geselligkeit fehlt, muss<br />

man sie suchen. Glücklicherweise<br />

ist die LGBTIQ*-Szene<br />

diesbezüglich eine ergiebige<br />

Fundgrube. Beinahe jeden<br />

Tag bietet sie Kultur- und<br />

Unterhaltungsveranstaltungen<br />

von unterschiedlichem<br />

Tiefsinn. Wer sich regelmäßig<br />

mit dieser soziokulturellen<br />

Lichtdusche abbraust, für<br />

die* / den* beginnt in diesem<br />

Jahr schon im <strong>Dezember</strong> der<br />

Frühling.<br />

... weiterlesen auf<br />

www.blu.fm/gab<br />

Achtung:<br />

WELT-AIDS-TAG<br />

Die AIDS-Hilfe Frankfurt lädt anlässlich<br />

des Welt-AIDS-Tags zu ihrer traditionellen<br />

Gedenk- und Diskussionsveranstaltung, die<br />

den thematischen Bogen auch über weiter<br />

reichende gesellschaftspolitische Bereiche<br />

spannt.<br />

Mit dem Motto „Achtung“ wurde wie schon so<br />

oft ein mehrdeutiger Begriff gewählt, wobei<br />

sich die Redebeiträge und Diskussionsrunden<br />

um die Achtung, beziehungsweise die fehlende<br />

Achtung im Sinne von gegenseitigem<br />

Respekt drehen.<br />

Die spannenden Gäste sprechen dabei höchst<br />

unterschiedliche Themen an: Die Autorin,<br />

Frauenrechtlerin und Anwältin Seyran Ateş ist<br />

bundesweit bekannt geworden als Initiatorin<br />

der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin,<br />

die einen liberalen Islam vertritt, dort ist unter<br />

anderem auch die LGBTIQ*-Community willkommen.<br />

„Es geht mir um die Liebe in meiner<br />

Religion“ sagt die Aktivistin – und wird dafür<br />

angefeindet.<br />

Patsy l’Amour laLove ist Genderforscherin<br />

und setzt sich unter anderem kritisch mit der<br />

Entwicklung der queeren Emanzipationsbewegung<br />

auseinander. Ihr Vortrag beschäftigt<br />

sich mit der Anti-AIDS-Bewegung der 80er<br />

FOTO: BRIGITTE DUMMER<br />

Seyran Ates<br />

und 90er Jahre und schlägt den Bogen zu<br />

gesundheitspolitischen Entwicklungen von<br />

heute: Dem „Diktat der Gesundheit“ setzt sie<br />

interessanterweise die Solidarität auch mit<br />

den Uneinsichtigen entgegen.<br />

Christian Setzepfandt, Vorstand der AIDS-<br />

Hilfe Frankfurt, stellt in Gesprächsrunden<br />

drei weitere Gäste und deren persönliche<br />

Erfahrungen und Vorstellungen von „Achtung“<br />

vor: Der Autor und Comedian Gianni Jovanovic<br />

ist als schwuler Roma gleich mehrfacher<br />

Missachtung ausgesetzt. Jasmin Logaric<br />

kämpft als polyamor-liebende Frau für eine<br />

neue Art von Beziehung. Die Sexarbeiterin und<br />

Aktivistin Stephanie Klee setzt sich mit dem<br />

neuen Prostituiertengesetz auseinander, das<br />

– so die Meinung vieler – ganz im Gegensatz<br />

zur Intention des Gesetzgebers viel weniger<br />

Schutz für Sexarbeiterinnen gebracht hat. Den<br />

musikalischen Rahmen des Abends gestaltet<br />

der Sänger Agatino Sciurti.<br />

Im Anschluss an die Veranstaltung gibt es einen<br />

gemeinsamen Marsch zum AIDS-Memorial<br />

an der Peterskirche, im Switchboard kann<br />

man sich dann mit heißer Suppe stärken. *bjö<br />

1.12., St. Katharinenkirche,<br />

An der Hauptwache 1, Frankfurt, 18 Uhr,<br />

www.frankfurt-aidshilfe.de<br />

Gianni Jovanovic<br />

FOTO: GIANNI JOVANOVIC / AGENTUR DIRK VÖLLER<br />

Patsy l’Amour laLove

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