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GAB Dezember 2019

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26 BÜHNE<br />

TIM FISCHER<br />

FOTO: S. BUSSE<br />

IST „ZEITLOS“<br />

Dieses Jahr feiert der Wahlberliner<br />

Tim Fischer sein<br />

30. Bühnenjubiläum – und das mit<br />

erst 46 Jahren! Ein wahres Wunderkind<br />

war er und ist zudem bis heute<br />

erfolgreich mit seiner ganz eigenen<br />

Art Chanson: 1995 erhielt Tim Fischer<br />

den Deutschen Kleinkunstpreis, 2017<br />

war er Teil der vielfach ausgezeichneten<br />

Serie „Babylon Berlin“. Im Herbst<br />

erscheint mit „Zeitlos“ ein neues<br />

Doppelalbum, das neue und ältere<br />

Lieder vereint. Und Tim geht auf Tour<br />

– bis in den Mai 2020 hinein gibt es<br />

Auftritte, unter anderem in Stuttgart,<br />

Mainz und Frankfurt.<br />

Dreißig Jahre auf der Bühne zu stehen,<br />

ist eine große Leistung. Was hat<br />

sich für dich verändert? Hattest du<br />

jemals Lampenfieber?<br />

Lampenfieber gibt es bei mir phasenweise.<br />

Eben denke ich noch, ich sitze fest im Sattel,<br />

doch dann schlägt mir das Leben ein<br />

Schnippchen und es stellt sich Nervosität<br />

ein. Das kann ich vor einem Auftritt natürlich<br />

gar nicht gebrauchen! Ich fühle mich<br />

dann wie ein Säugling, der erst mal laufen<br />

und sprechen lernen muss.<br />

Provinz oder Großstadt, wo fühlst<br />

du dich besser verstanden?<br />

Heute ist das wirklich kein Thema mehr.<br />

Die Leute auf dem Land leben ja dank<br />

Internet nicht mehr hinterm Mond. Ich<br />

bin ein Fan von Großstädten, liebe Berlin,<br />

Frankfurt oder Köln. Aber genauso gerne<br />

trete ich auf dem Land auf. Die Menschen<br />

dort freuen sich ebenso über unseren<br />

Besuch. Ich habe mir in dreißig Jahren ein<br />

treues Publikum erarbeitet, das zu Freunden<br />

wurde. Da ist gleich eine gute Energie<br />

im Saal.<br />

Über Political Correctness wird viel<br />

diskutiert, gibt es alte Lieder, die du<br />

magst, die aber einfach nicht mehr<br />

gehen?<br />

Es kommt drauf an, wer einen Shitstorm<br />

bei Nichtgefallen verbreitet. Als Künstler<br />

sollte man Farbe bekennen und klarmachen,<br />

wo man steht. Die Lieder von Georg<br />

Kreisler beispielsweise sprechen mir total<br />

aus der Seele. Er hatte die richtige Einstellung,<br />

nämlich klar gegen rechts. Dass man<br />

mit solchen Aussagen in manchen Gegenden<br />

auf Ablehnung stößt, ist doch völlig<br />

klar. Man kann eben kein Omelett machen,<br />

ohne ein Ei zu zerschlagen. Ich hatte nie<br />

den Anspruch, allen gefallen zu müssen.<br />

Ich freue mich sehr, wenn ich im Konzert<br />

ein Lied von Friedrich Hollaender singe und<br />

mich anschließend junge Leute fragen, ob<br />

ich den Text selbst geschrieben habe. Das<br />

zeigt deutlich, dass die Lieder nicht dated,<br />

sondern zeitlos sind.<br />

Ein neues Lied ist „Ich bin die Transe<br />

Hans von Hansetrans“<br />

Ja! Da wird ordentlich transgendert! Mit<br />

dem Song von Thomas Paul Schepansky<br />

fordere ich Respekt für sogenannte<br />

Minderheiten ein. Ich finde es wichtig,<br />

an einem solchen Abend zu zeigen, dass<br />

Vielfalt eine Bereicherung ist.<br />

Was erwartet uns beim neuen Programm?<br />

Ich komme mit genialen Musikern. Rainer<br />

Bielfeldt wird am Klavier sitzen, Bernd<br />

Oezsevim am Schlagzeug, Jo Ambros<br />

spielt Gitarre, und unser musikalischer<br />

Leiter Oliver Potratz spielt Bass. Man weiß<br />

ja als Künstler nie genau, was das Publikum<br />

von einem erwartet. Wollen sie nur alte<br />

Hits hören? Oder nur Neues? Ich habe<br />

mich für den Fifty-fifty-Weg entschieden<br />

und präsentiere zum einen meine Klassiker<br />

aus drei Jahrzehnten – in musikalisch<br />

völlig neuem Gewand – und die neuen<br />

Stücke vom Album „Zeitlos“, das am<br />

11. Oktober erscheint. Die dreißig Lieder<br />

klingen teilweise richtig poppig und fetzig.<br />

Thematisch geht es wieder durch alle<br />

Gefühlslagen. Da gibt es Komisches, Trauriges,<br />

Lieder über den Tod, das Leben und<br />

die Liebe. Im Grunde ist es ein Wechselbad<br />

der Emotionen – eine Art Kneipp-Kur für<br />

die Seele.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

4.12., Theaterhaus, Siemensstraße 11,<br />

Stuttgart, 20 Uhr, 5.12., Frankfurter<br />

Hof, Augustinerstr. 55, Mainz, 20 Uhr,<br />

10.5.2020, Neues Theater Höchst,<br />

Emmerich-Josef-Straße 46a, Frankfurt,<br />

20 Uhr, www.timfischer.de

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