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Entdecken Sie das bayerische Hopfenland! Reportagen über Menschen, Landschaft, Feste, Freizeitangebote, Spezialitäten, Geschichte, Hopfen und Bier...

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„Er ist ein großer Fürsprecher“, sagt Theresia<br />

Hösl mit nachdenklichem Blick auf<br />

den Jesus am Kreuz. Theresia ist ehrenamtliche<br />

Mesnerin in der Kirche<br />

„Heilige Kreuzauffindung“ in Enghausen.<br />

Seit 20 Jahren betreut sie<br />

Sakristei und Kirche. Jeden Tag läutet<br />

sie zum Gebet. In vielen Kirchen<br />

ist der Glockenschlag programmiert<br />

und funktioniert automatisch oder<br />

per Knopfdruck. Nicht in Enghausen.<br />

Theresia läutet von Hand und spricht<br />

dabei das Angelus-Gebet. Wenn Unwetter<br />

droht, läutet die Landwirtin<br />

ebenfalls. Wie es seit dem Mittelalter<br />

hier üblich ist. Beim Betreten der<br />

Kirche fällt ihr Blick immer auch auf<br />

den Jesus am Kreuz. „Er hat schon in<br />

schweren Fällen geholfen“, davon ist sie<br />

überzeugt, „und wer einen Kummer hat, der<br />

kann ihn hier bei ihm lassen“.<br />

Seit festgestellt wurde wie außergewöhnlich<br />

und wie alt die Skulptur ist, kommen<br />

gelegentlich Interessierte vorbei und bitten<br />

die Mesnerin um eine Führung. Theresia<br />

kennt alle historischen Details. Sie kann auch<br />

viel erzählen über die Aufregung rund um die<br />

Entdeckung des wahren Alters der Darstellung.<br />

Und über die Befürchtung der Dorfbewohner<br />

das Kreuz an ein Museum zu verlieren. „Doch<br />

dann hat Weihbischof Bernhard Haßlberger<br />

gemeint, ein Kreuz gehöre dahin, wo gebetet<br />

wird und nachdem die Enghausener so viele<br />

Jahrhunderte so gut auf das Kreuz geachtet<br />

hätten, gehöre es in ihre Kirche.“ Dort hängt<br />

es nun wieder, links neben dem Altar, unter<br />

einem gotischen Sternengewölbe. Abgesichert<br />

durch eine moderne Alarmanlage.<br />

Eine Dokumentation des erzbischöflichen<br />

Ordinariats München verrät, dass das Kreuz<br />

2,32 Meter hoch und 1,78 Meter breit ist, der<br />

Korpus 1,88 Meter hoch und 1,75 Meter<br />

breit. Es könne im Zusammenhang mit<br />

der Kaiserkrönung Arnulfs von Kärnten<br />

895 entstanden sein. Belegt seien zwölf<br />

Zustände, die ersten fünf nur in Spuren.<br />

Die aktuelle Fassung stamme vermutlich<br />

aus dem 17. Jahrhundert. Das goldene<br />

Lendentuch sei früher dunkelrot gewesen.<br />

Auch die aufgemalten Wundmale<br />

und das Blut gehörten der Neuzeit an.<br />

Sie wären vom Künstler nicht angelegt<br />

worden. Zudem seien Beine und Konsole<br />

in romanischer Zeit erneuert worden.<br />

Woher stammt dieses Kreuz? Die<br />

Historiker rätseln. Bisher wurden verschiedene<br />

Theorien aufgestellt, aber keine<br />

bewiesen. Im Geschichtsforum Freising<br />

verfolgt man eine vielleicht heiße Spur, die<br />

nach Mauern führt. Hier lebte einst eine<br />

Frau namens Irmburc von Witago. Ihr<br />

Ehemann war ein Vertrauter von König<br />

Arnulf von Kärnten aus dem Adelsgeschlecht<br />

der Karolinger (von 896–899 n.<br />

Chr. römischer Kaiser). Die Witwe Irmburc<br />

verschenkte ihren gesamten – vom<br />

Kaiser erhaltenen – Besitz an das Kastuluskloster<br />

in Moosburg. Darunter könnte<br />

sich das Kreuz befunden haben. Kirchenrechtlich<br />

gehörte Enghausen lange Zeit<br />

zum Benediktinerkloster in Moosburg.<br />

Im Zusammenhang mit den Ungarnkriegen,<br />

dem Einsturz des Münsters oder<br />

dessen Neugestaltung könnte das Kreuz<br />

nach Enghausen gebracht worden sein.<br />

Text und Fotos: Maité Herzog<br />

Auskunft zu Gottesdiensten<br />

(alle 8 Wochen) und Führungen:<br />

Theresia Hösl, Telefon 08764 1266<br />

<strong>hallertau</strong>-Magazin 27

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