DMG-informiert 5/2019
Thema: Barmherzigkeit – Liebe in Aktion!
Thema: Barmherzigkeit – Liebe in Aktion!
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<strong>informiert</strong><br />
Berichte aus der weltweiten Mission | www.<strong>DMG</strong>int.de | Nr. 5/<strong>2019</strong><br />
Barmherzigkeit<br />
Liebe in Aktion<br />
FAMILIE PFEIFFER, ESWATINI<br />
Von Claudia Schmid, ERF ...... S.8<br />
FOR FREEDOM<br />
Gegen Menschenhandel ....... S.16
EDITORIAL<br />
Komm zur JuMiKo und triff uns am <strong>DMG</strong>-Stand!<br />
Liebe Leser!<br />
Ich klingle bei Freunden, um sie zum internationalen<br />
Bibelgesprächskreis meiner Gemeinde abzuholen.<br />
Murat* öffnet und ich spüre sofort, es stimmt was<br />
nicht. Er schaut bedrückt. Sein Freund auf dem Sofa<br />
klärt mich auf: Murat hat eine schlimme Entzündung<br />
und seit Tagen nichts gegessen. Er verzieht das Gesicht<br />
vor Schmerz.<br />
Spontan disponiere ich um und telefoniere mich zur<br />
Notfallambulanz der Uniklinik durch. Dann schreibe<br />
ich allen Teilnehmern der Bibelgruppe, dass der<br />
Abend heute ausfällt und sie für uns beten sollen. Drei<br />
Stunden sitze ich mit Murat im Arm im Wartezimmer.<br />
Sein Freund ist auch dabei und muntert uns auf. Ob ich<br />
mit ihnen zu Jesus Christus beten darf? „Gerne“, sagt<br />
Murat mit Tränen in den Augen.<br />
Nach dem Gebet öffnen sich Türen und die Ärzte<br />
tun ihre Arbeit. Ich beruhige Murat, während sie seine<br />
Wunde aufschneiden. Gegen Mitternacht irre ich<br />
noch mit dem Auto durch die ganze Stadt, um eine<br />
Notdienstapotheke zu finden, damit er sofort Antibiotika<br />
bekommt. Am nächsten Morgen schreibt Murat<br />
dankbar: „Du bist mein Seelenfreund!“<br />
Gott sei Dank habe ich flexibel reagiert. Helfen übersetzt<br />
das in der Bibel Gelesene in den Alltag! Barmherzigkeit<br />
weckt Glauben. Wir feiern<br />
Weihnachten, weil Jesus in die Welt<br />
kam und uns das vorgelebt hat. In<br />
diesem Sinne ein frohes Fest!<br />
INHALT<br />
BIBELARBEIT.......................S.11–14<br />
GASTBEITRAG ERF MEDIEN......<br />
S.8–9<br />
FOR FREEDOM..................... S.16-17<br />
WEIHNACHTSPROJEKT.............. S.24<br />
BERICHTE<br />
Theo Volland<br />
Chefredakteur<br />
AFRIKA........................<br />
AMERIKA.......................<br />
ASIEN...........................<br />
* Name geändert<br />
S.4–9,11<br />
S.10–16<br />
S.16–18<br />
www.jumiko-stuttgart.de<br />
ChRIStUS FUR EINE<br />
vERlORENE wElt<br />
25 Vorträge u. a. mit Mihamm-Kim Rauchholz, Lindsay Brown, Heinz<br />
Spindler, Susanne Krüger, Frank Döhler, Stephan Holthaus, Günther Beck,<br />
Manfred Müller, Gustavo Victoria, großer Missionsausstellung u. v. m.<br />
JUGEND . MISSIONS . KONFERENZ<br />
5. Januar 2020, ICS Messe Stuttgart<br />
Bild: JuMiKo/Andreas Stein<br />
Die <strong>DMG</strong> in Ihrer Nähe<br />
www.<strong>DMG</strong>int.de/Gemeinde-Events<br />
24./25.02.2020 Kindertage des LZA<br />
75031 Adelshofen (Eppingen)<br />
27.–29.02.2020 Willow Creek Leitungskongress<br />
in Karlsruhe<br />
Zum Vormerken: 31.08.–04.09.2020<br />
AUSZEIT MIT INHALT<br />
In 91443 Scheinfeld-Burgambach<br />
Gottes Wort, Gemeinschaft, Natur und Erholung<br />
in Haus Friede. Bibelarbeiten von <strong>DMG</strong>-Direktor<br />
Günther Beck. Information: Doris Keller<br />
www.auszeit-mit-inhalt.de<br />
Vielen Dank,<br />
... dass Sie mit für unsere alte Scheune beten.<br />
Wir sind dankbar, jetzt ein schlüssiges Gesamtkonzept<br />
zu haben, vor allem kleinere Wohnungen<br />
für Missionare im Heimatdienst. Nun prüfen wir<br />
dieses Konzept, um es dann hoffentlich genehmigen<br />
zu lassen. Welche Rolle die Scheune spielt,<br />
erzählen wir, sobald wir es veröffentlichen<br />
dürfen.<br />
EUROPA........................<br />
S.19–22<br />
2<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong>
Veranstaltungen<br />
auf dem Buchenauerhof<br />
74889 Sinsheim // Info-Tel.: 07265 959-0<br />
15.12.<strong>2019</strong> GEBETSSONNTAG EUROPA<br />
19.01.2020 GEBETSSONNTAG ASIEN<br />
16.02.2020 GEBETSSONNTAG AFRIKA<br />
Sie können nicht kommen?<br />
Die Gebetssonntage können Sie auch am Telefon mitverfolgen.<br />
Einfach ab 10 Uhr anrufen und hören: 07265 6649-123<br />
Claudia Blum<br />
organisiert bei der<br />
<strong>DMG</strong> die Seminare<br />
Seminare<br />
www.<strong>DMG</strong>int.de/Seminare<br />
10.–11.01.2020<br />
SCHNUPPERKURS SPRACHE & KULTUR: Japanisch<br />
Mit Dr. Martin & Andrea Heißwolf, ehem. Japan<br />
Neu:<br />
31.01.–01.02.2020<br />
SCHNUPPERKURS SPRACHE & KULTUR: Türkisch<br />
Mit Matthias & Martina Knödler, Detlef & Bianca Garbers<br />
Der Buchenauerhof<br />
als Seminarzentrum<br />
Waren Sie schonmal auf dem Buchenauerhof für<br />
ein Seminar? Wenn ja, sind wir uns vielleicht<br />
sogar begegnet. Mein Name ist Claudia Blum. Ich bin<br />
als Mitarbeiterin unseres Eventteams für die Umsetzung<br />
der Seminare in der <strong>DMG</strong>-Zentrale zuständig,<br />
eine neue Aufgabe, die mir Spaß macht. Es ist jeden Tag<br />
etwas Besonderes, auf dem Buchenauerhof Gott und<br />
Menschen zu begegnen.<br />
Unsere Heimatzentrale wird immer mehr zum<br />
interkulturellen Kompetenz- und Seminarzentrum, ein<br />
Ort für Gäste aus aller Welt. 2018 war der Startschuss<br />
für die ersten Seminare. 2020 sind bereits 14 interessante<br />
Themen geplant, vom „Schnupperkurs Japanisch“<br />
über Menschenhandel bis hin zu künstlerisch-kreativen<br />
Workshops wie „Malen mit Mission“ oder „Visuelle Verkündigung<br />
durch Theater“ mit Theatertheologin Birte<br />
Papenhausen. Vom Wochenend- bis Wochenseminar.<br />
Schauen Sie auf unsere Internetseite und entdecken<br />
Sie die Vielfalt. Sie sind herzlich eingeladen, ermutigende<br />
Gemeinschaft zu erleben und inspirierende Impulse<br />
für den Alltag nach Hause zu nehmen. Wir wollen Gemeinden<br />
helfen, Mitarbeiter stärken, Glauben fördern<br />
und interkulturelle Brücken bauen. Ihre Fragen schicken<br />
Sie einfach an CBlum@<strong>DMG</strong>int.de per E-Mail oder rufen<br />
Sie mich an: Tel. 07265 959-137. Ich freue mich auf Sie.<br />
www.<strong>DMG</strong>int.de/Seminare<br />
17.–21.02.2020<br />
THEATERKURS: Visuelle Verkündigung durch Theater<br />
Mit Theatertheologin und -pädagogin Birte Papenhausen<br />
28.02.–08.03.2020<br />
KAIROS-KURS (zwei Wochenenden und Abende)<br />
Interaktiv Christen für<br />
Mission zu Hause und<br />
weltweit begeistern.<br />
„Dieser Kurs hat mir die Augen geöffnet“, sagen Teilnehmer.<br />
Es wird deutlich, dass die Bibel nicht nur eine Zusammenstellung<br />
von Geschichten mit moralischen Lektionen<br />
ist, sondern von vorne bis hinten Gottes Verlangen zeigt,<br />
Menschen aller Völker zu segnen und zu retten. Die Frage<br />
ist nicht ob, sondern wo und wie wir uns als Christen und<br />
Gemeinden beteiligen. Erleben Sie spannende Bibelimpulse,<br />
Videos, Kreativ aktionen und Kleingruppen. Finden Sie Ihre<br />
Berufung!<br />
Der Kairos-Kurs kann auch direkt in Ihrer Gemeinde stattfinden,<br />
um Christen für Mission zu begeistern. Kontaktieren<br />
Sie Bernhard Wessels (Kairos@<strong>DMG</strong>int.de, Tel. 07265<br />
959-197).<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
3
AFRIKA ÄTHIOPIEN BENIN<br />
Ein Menschenleben<br />
gerettet!<br />
Das Telefon klingelt auf der Intensivstation.<br />
Die Kinderärztin am<br />
anderen Ende <strong>informiert</strong> uns, dass ein<br />
3.000 Gramm schweres Baby mit blutigem<br />
Durchfall eingeliefert worden ist. Es<br />
sei unterkühlt, brauche den Inkubator,<br />
Sauerstoff und Blut. Der Säugling ist in<br />
kritischem Zustand. Die Eltern haben<br />
schon einiges bei anderen Institutionen<br />
versucht und dabei viel Geld ausgegeben.<br />
Es erstaunt mich, dass es überhaupt<br />
noch lebt. Zwei Pfleger leiten die Sofortmaßnahmen<br />
ein. Wird das Baby es<br />
schaffen? Die Eltern erlauben uns, dass<br />
wir für ihr Kind beten.<br />
Unser Team in der christlichen Klinik<br />
in Soddo arbeitet mit Hingabe, obwohl<br />
die Situation hoffnungslos scheint. Zweimal<br />
bekommt das Kind Bluttransfusionen.<br />
Auch am dritten Tag kann es die<br />
Temperatur nicht kontrollieren, braucht<br />
Sauerstoff und Inkubator. Ich kann mir<br />
nicht erklären, warum es noch in diesem<br />
Zustand ist. Daher frage ich die Mutter,<br />
ob sie ihrem Kind, der Tradition folgend,<br />
das Zäpfchen im Rachen herausgeschnitten<br />
hat? Sie bestätigt es, wie tragisch!<br />
Diese Situationen berühren mich.<br />
Sie wollte das Beste für ihr Kind und<br />
erreichte das Gegenteil. Was hilft gegen<br />
solche Praktiken? Am Beginn der Bibel<br />
steht zu jedem Schöpfungstag: „Es<br />
war gut.“ Auch das Gaumenzäpfchen,<br />
versuche ich der Mutter zu erklären. Sie<br />
hört aufmerksam zu, auf ihrem Gesicht<br />
ein Ausdruck plötzlichen Erkennens.<br />
Drei Tage kämpfen wir ums Leben ihres<br />
Kindes. Dann endlich tritt eine deutliche<br />
Besserung ein.<br />
Nach drei Wochen verlässt die dankbare<br />
Mutter mit ihrem Kind unsere<br />
Klinik. Dank des hingebungsvollen Einsatzes<br />
unseres Teams konnten wir ein<br />
Menschenleben retten.<br />
Der Mann<br />
von der Tankstelle<br />
Freundlichkeit ist in Afrika selbst<br />
beim Tanken wichtig, denn außer<br />
nettem Smalltalk hat eine gute Beziehung<br />
zu den Leuten von der Tankstelle<br />
den Vorteil, dass wir bei Benzinknappheit<br />
trotzdem bedient werden. Während<br />
die Tankwartin Kraftstoff einfüllt,<br />
kommt ein Bettler mittleren Alters um<br />
mein Auto herum, streckt mir die Hände<br />
entgegen und bittet um Geld. Der Mann<br />
sieht ungepflegt aus und tut mir sofort<br />
leid, doch Geld geben wir nicht einfach<br />
an Fremde weiter. Da rollt der Bettler<br />
sein Hosenbein hoch und enthüllt eine<br />
15 Zentimeter große, infizierte Wunde.<br />
Sein Fuß ist ums Doppelte angeschwollen<br />
und passt nicht in die kaputte Plastiksandale<br />
hinein. Mir stockt der Atem …<br />
Der Kranke heißt Daniel und lebt vom<br />
Müllsammeln, erzählen<br />
mir die Leute von der<br />
Tankstelle. Er lebt von<br />
vielleicht einem Euro<br />
pro Tag. Es gibt so viel<br />
Not um uns herum, wir<br />
können nicht allen helfen.<br />
Kurz bete ich, was ich in<br />
Daniels Fall tun soll. Dann entscheide<br />
ich, ihn zu einer Klinik unserer Kirche zu<br />
fahren, direkt neben meinem Arbeitsplatz,<br />
dem SIM-Büro, wo ich in der Verwaltung<br />
tätig bin. Unterwegs komme ich<br />
mit Daniel ins Gespräch, er scheint kaum<br />
Familie hier in Parakou zu haben.<br />
Der Krankenschwester in der Klinik<br />
ist sein Fall zu kompliziert, sie verweist<br />
uns an ein größeres Krankenhaus.<br />
Zweimal fahre ich ihn zur Behandlung<br />
dorthin; in den Tagen darauf können<br />
Der Kranke heißt<br />
Daniel und lebt vom<br />
Müllsammeln.<br />
Er lebt von vielleicht<br />
einem Euro pro Tag.<br />
wir zur regelmäßigen Wundbehandlung<br />
wieder in die kleine Klinik um die Ecke<br />
zurück. Die Krankenschwester gehört<br />
zu unserer Gemeinde, ich bringe ihr<br />
einen Vorrat an Verbandsmaterial für<br />
Daniel mit. Daraufhin erklärt sie ihm in<br />
seiner Sprache Bariba, dass er dreimal<br />
die Woche zum Verbandwechsel kommen<br />
soll.<br />
Er sieht jedes Mal gepflegter aus und<br />
grüßt mich immer im Missionsbüro.<br />
Doch eines Tages lassen seine Besuche<br />
wieder nach. Die Klinik hat sich geweigert,<br />
den Bettler weiter zu behandeln,<br />
heißt es. Ich gehe hinüber und muss die<br />
Chefin überreden, sich doch wieder um<br />
ihn zu kümmern. Dann suche ich nach<br />
Daniel an der Tankstelle. Seine Wunde<br />
ist wieder schlimmer und er sieht heruntergekommen<br />
aus. An diesem Tag bin ich<br />
entmutigt, dass helfen<br />
so schwer ist! Wir als<br />
Familie beten für Daniel.<br />
Ich ermutige ihn, seine<br />
Wunde weiter verarzten<br />
zu lassen. Seither<br />
kommt er regelmäßig.<br />
Ein halbes Jahr später<br />
ist die Wunde nur noch halb so groß<br />
und die Schwellung am Fuß beinahe weg.<br />
Begeistert sagt Daniel diese Woche, dass<br />
er mit Joggen anfangen will. Das scheint<br />
etwas übereilt, aber seine Freude kommt<br />
deutlich zum Ausdruck. Durch ihn kenne<br />
ich auch die Angestellten der Tankstelle<br />
inzwischen besser und konnte ihnen<br />
eine SD-Speicherkarte mit Predigten und<br />
Liedern weitergeben.<br />
4<br />
Ruth Weber<br />
P10815<br />
Lee und Sarah Phillips<br />
P10525
AFRIKA<br />
KENIA<br />
Wild und frei – mit Kamera!<br />
Die Räder unseres Trucks kommen<br />
quietschend zum Stehen. Mein<br />
Vater springt aus dem Wagen, seine<br />
Kamera in der Hand, und verfolgt einen<br />
blauen Morphofalter, einen der schönsten<br />
Schmetterlinge im Amazonasdschungel.<br />
Fotografie war seine Leidenschaft.<br />
Dieses Hobby, seine liebevolle Art und<br />
wie er Menschen von Jesus weitersagte,<br />
haben mich tief geprägt.<br />
Ich bin wild und frei aufgewachsen; als<br />
Missionarskind in Ecuador. Meine ersten<br />
18 Jahre lebte ich bei indigenen Stämmen<br />
und ich habe es geliebt! Es war ein krasser<br />
Schnitt, als wir nach England mussten,<br />
damit wir Kinder unsere Ausbildungen<br />
beginnen konnten. Später folgten ein<br />
paar Jahre theologische Ausbildung, dann<br />
landete ich in den USA, um Missionspilot<br />
in Ecuador zu werden. Doch Gott hatte<br />
eigene Pläne, alles kam ganz anders. Wer<br />
war ich in Gottes Augen? Wie sollte ich<br />
ihm und Menschen dienen? Ich hatte<br />
solche Sehnsucht, in die Mission zu gehen,<br />
aber die Türen öffneten sich nicht.<br />
Stattdessen brachte ich mich vor Ort in<br />
Gemeinden in den USA ein.<br />
Nach einigen Jahren ging ich durch<br />
eine schwere Zeit. Ich war niedergeschlagen,<br />
zerbrochen und konnte die<br />
Welt nicht mehr in Farbe sehen. Alles<br />
schien grau, es gab keine Freude. Damals<br />
erinnerte Gott mich an die Kamera, die<br />
ich kurz zuvor gekauft hatte. Ich fing an,<br />
aus dem Haus zu gehen und zu fotografieren.<br />
Es war, als würde ein Funke in mir<br />
entfacht. Durch die Linse entdeckte ich<br />
die Welt mit neuen Augen. Fotografie<br />
wurde ein Teil meines Lebens und ich<br />
gewann eine neue Wertschätzung für<br />
Menschen und Gottes Schöpfung.<br />
Meine Bilder veröffentlichte ich in sozialen<br />
Medien, dadurch lernte ich meine<br />
Frau Debora kennen. Wir haben beide<br />
ein Herz für Mission. Debora kannte<br />
damals ihre Berufung zur Koordinatorin<br />
für Kurzzeitmissionare bereits, wie<br />
Sie in der vorigen Ausgabe von <strong>DMG</strong><strong>informiert</strong><br />
lesen konnten. Mir musste<br />
Gott noch zeigen, wie er mich einsetzen<br />
wollte.<br />
Frisch verheiratet lebten meine Frau<br />
und ich ein Jahr in Wien. An einem<br />
bitterkalten Wintertag fuhr ich mit dem<br />
Zug in eine ungarische Kleinstadt, um<br />
zu fotografieren. In jeder Straße wurde<br />
ich auf Neues aufmerksam: Da, ein<br />
Torbogen in einen Innenhof mit einer<br />
Familie, Kindern und<br />
ihrem Hund – eine<br />
Szene wie aus National<br />
Geographic. Ich<br />
wollte nicht wie ein<br />
Tourist rüberkommen<br />
und ging vorbei, ohne<br />
abzudrücken. Meine<br />
Schritte knirschten im<br />
Schnee. Plötzlich sagte etwas in mir, ich<br />
solle zurück. Ich nahm all meinen Mut<br />
zusammen und fragte mit Gesten, ob<br />
ich Fotos von ihnen aufnehmen dürfe.<br />
Sie freuten sich und luden mich in ihr<br />
bescheidenes Zuhause ein. Wir unterhielten<br />
uns mit Händen und Füßen und<br />
hatten Spaß miteinander.<br />
Als ich aus ihrer Tür trat, hatte ich<br />
Gänsehaut. Was war passiert? Mein<br />
Spaß an professioneller Fotografie<br />
Mein Spaß an professioneller<br />
Fotografie und meine<br />
Leidenschaft für Menschen<br />
hatten zusammengefunden<br />
– meine Kamera als<br />
Schlüssel zu Herzen?<br />
Neu: Familie Adrián und Debora Butcher<br />
und meine Leidenschaft für Menschen<br />
hatten zusammengefunden. Ich hatte<br />
Fotos machen wollen – das erlaubte mir<br />
Zugang zu dieser Familie. Meine Kamera<br />
als Schlüssel zu Menschen? Zurück in<br />
den USA machte ich mich als Fotograf<br />
selbstständig und erlebte meine Profession<br />
als Türöffner. Ich konnte vielen von<br />
Jesus erzählen und sein Licht durch mich<br />
scheinen lassen.<br />
Künftig werde ich meine Begabung<br />
in Kenia einsetzen, als Fotograf und<br />
Filmemacher eines Medienteams unserer<br />
Partnerorganisation SIM in Nairobi. Wir<br />
möchten Geschichten von Kenianern<br />
mit der Welt teilen. Männer, Frauen<br />
und Kinder, die von der Gesellschaft<br />
übersehen werden, sollen ein Gesicht<br />
bekommen, ihre Stimme soll gehört werden.<br />
Mit der Kamera<br />
in der Hand darf ich<br />
Beziehungen knüpfen<br />
und das Schönste mit<br />
ihnen teilen – wie sehr<br />
Christus sie liebt. Gott<br />
hat mich bei Stämmen<br />
in Ecuador aufwachsen<br />
lassen und mir Liebe<br />
zu fremden Kulturen geschenkt, das<br />
kann ich in Kenia einsetzen. Es ist faszinierend,<br />
wie Gott jede Gabe zu seiner<br />
Ehre gebrauchen kann.<br />
Mein Vater hat mich sehr geprägt!<br />
Vielleicht wird diese Prägung ja in die<br />
nächste Generation weitergegeben:<br />
wenn meine Kinder mich in der kenianischen<br />
Steppe aus dem Auto springen<br />
sehen, um ein kleine Dikdik-Antilope<br />
abzulichten.<br />
NEU: Adrián und Debora Butcher<br />
P10920<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
5
AFRIKA KENIA NAMIBIA<br />
Wenn die Medikamente<br />
ausgehen …<br />
Ich komme gerade aus Uganda, wo ich<br />
eine Kollegin sechs Monate vertreten<br />
habe, sonst hätten wir die Zweigstelle<br />
unseres Therapiezentrums in Kampala<br />
schließen müssen. Im Juli erlitt ich dort<br />
eine Lungenembolie. Es war heftig, Gott<br />
sei Dank habe ich es überstanden. Wie<br />
gut, dass ich mir die Behandlung, die<br />
vielen Untersuchungen<br />
und blutverdünnenden<br />
Medikamente<br />
leisten konnte und<br />
kann. Ganz anders<br />
eine Frau in meinem<br />
Hauskreis, die an<br />
Schizophrenie leidet.<br />
Eigentlich bekommt<br />
sie ihre Medikamente im<br />
staatlichen Krankenhaus umsonst, aber<br />
immer wieder gehen sie dort aus. So hat<br />
sie neue Schübe mit Wahnvorstellungen<br />
und Nebenwirkungen, die ein weiteres<br />
Medikament verhindern könnte. Die<br />
Tochter eines Mitarbeiters hat eine<br />
Blasenschwäche, was in der Schule<br />
besonders schlimm für sie ist. Auch ihre<br />
Eltern können sich die Behandlung nicht<br />
Gisela Roth hilft Traumatisierten<br />
In Afrika gibt<br />
es Terrorangriffe,<br />
Raubüberfälle, Kriege<br />
und zahllose Flüchtlinge.<br />
Tausende Menschen sind<br />
traumatisiert.<br />
leisten. In beiden Fällen konnte ich unkompliziert<br />
mit kleinen Beträgen helfen,<br />
teilweise hilft meine Familie mit.<br />
Der Schwerpunkt meiner Arbeit ist<br />
Psychotherapie für Mitarbeiter und<br />
Missionare. In Afrika gibt es Terrorangriffe,<br />
Raubüberfälle, Kriege und<br />
zahllose Flüchtlinge. Tausende Menschen<br />
sind traumatisiert. Ein<br />
wichtiger Beitrag zu<br />
ihrer Versorgung ist die<br />
Ausbildung qualifizierter<br />
Therapeuten, die<br />
ich seit vielen Jahren in<br />
verschiedenen Ländern<br />
anbiete. Im November<br />
ging meine erste Supervisorenausbildung<br />
im Therapieverfahren<br />
EMDR zu Ende. Nun stehen den Therapeuten<br />
gut ausgebildete Supervisoren<br />
zur Verfügung; mehr Traumatisierten<br />
kann wirksam geholfen werden.<br />
EMDR steht für eine Psychotherapieform,<br />
basierend auf Desensibilisierung<br />
und Verarbeitung durch Augenbewegung.<br />
Mit dieser Methode können<br />
Traumafolgestörungen bei Erwachsenen,<br />
Kindern und Jugendlichen behandelt<br />
werden. Ich möchte die EMDR-Initiativen<br />
in Afrika vernetzen, um die gegenseitige<br />
Unterstützung, Ausbildungen und Forschung<br />
zu stärken. Bitte beten Sie, dass<br />
das in guter Weise gelingt. Im Moment<br />
suche ich afrikanische Leiter, die von<br />
Kollegen auf dem ganzen Kontinent<br />
anerkannt werden, was nicht selbstverständlich<br />
ist.<br />
Supervisoren in Ausbildung<br />
Ein Teller Brei<br />
Namibia <strong>2019</strong>: das bedeutet drei<br />
Jahre wenig oder kein Regen, drei<br />
Jahre kaum oder keine Ernte! Ich habe<br />
unser schönes Land noch nie so vertrocknet<br />
gesehen. Dazu die Wirtschaftskrise,<br />
die sich nicht bessern will. Beides<br />
zugleich bedeutet Hunger für viele.<br />
Kleinbauern, die früher noch von ihren<br />
wenigen Kühen und etwas Ackerbau<br />
leben konnten, haben dieses Jahr alles<br />
verloren. Auch große Farmen ernten<br />
kaum noch etwas.<br />
Ich frage im „Family of Hope Service“<br />
(Familie der Hoffnung) nach, der Schule,<br />
in die wir als <strong>DMG</strong> immer wieder Freiwillige<br />
und Kurzzeitmitarbeiter senden,<br />
wie sich die Dürre dort zeigt. Die<br />
Direktorin erklärt mir, dass viele Kinder<br />
aus dem Armenviertel inzwischen keine<br />
Pausenbrote mehr mitbringen. Oft<br />
haben sie morgens vor dem Unterricht<br />
kein Frühstück gehabt. Die kostenlose<br />
Mahlzeit an der Schule ist ihre einzige<br />
am Tag.<br />
Mehr und mehr Kinder kommen zum<br />
Mittagessen, selbst wenn es nur ein<br />
Teller Brei ist. Das Gleiche passiert in<br />
Grootfontein, wo mehr als 800 Kinder<br />
eine Mahlzeit erhalten und was übrig<br />
bleibt an Alte und Schwache verteilt<br />
wird. Wir können unsere Augen nicht<br />
vor der offensichtlichen Not verschließen.<br />
So greift meine Partnermission,<br />
deren Team ich hier leite, den zwei<br />
Suppenküchen finanziell unter die<br />
Arme. Unsere praktische Hilfe öffnet<br />
auch Türen zu den Herzen. Wir haben<br />
die Gelegenheit, Jung und Alt auf den<br />
hinzuweisen, der alles in Händen hält:<br />
Jesus Christus.<br />
Bitte beten Sie mit, dass wir dieses<br />
Jahr endlich den nötigen Regen bekommen,<br />
damit unser Land aufatmen kann.<br />
Vor allem aber dass, wenn der Regen<br />
kommt, der Dank an den Richtigen geht:<br />
an Jesus Christus!<br />
Gott fordert von euch nichts<br />
anderes, als dass ihr euch an<br />
das Recht haltet, liebevoll<br />
und barmherzig miteinander<br />
umgeht und demütig vor Gott<br />
euer Leben führt.<br />
Micha 6,8<br />
6<br />
Dr. Gisela Roth<br />
P10580<br />
Dagmar Henchoz<br />
P10226
TANSANIA<br />
„For Freedom“ ist ein Programm<br />
gegen Ausbeutung,<br />
Sexgewerbe, Menschenhandel<br />
und moderne Sklaverei.<br />
Mehr dazu auf Seite 16.<br />
Mutterseelenallein im Busch<br />
Unser Team von Safina (Die Arche)<br />
in Dodoma hilft obdachlosen<br />
Kindern und Jugendlichen. Wenn<br />
möglich, bringen wir sie wieder zu ihren<br />
Eltern nach Hause und unterstützen<br />
diese mit Schulgeld und Kleidung.<br />
Wo die Situation daheim zu prekär<br />
ist, nehmen wir die Straßenkinder in<br />
unsere Pflegefamilien auf. Ein großes<br />
Problem sind Menschenhändler, die<br />
Kinder von der Straße kidnappen und<br />
in die Sklaverei und Prostitution zwingen,<br />
wie im folgenden Fall:<br />
Mein Name ist Zahir. Ich lebte auf<br />
der Straße, weil es zu Hause nicht mehr<br />
genug zu essen für alle gab. Eines Tages<br />
traf ich auf einen Massai, der sagte, er<br />
habe einen Job für mich. Er suche einen<br />
Kuhhirten für seine zehn Tiere und wolle<br />
mich gut bezahlen. Er sagte, es sei eilig<br />
und ich könne mich nicht von zu Hause<br />
verabschieden und setzte mich in einen<br />
Bus nach Morogoro. Von da aus ging es<br />
tief in den Busch. Wir trafen einen anderen<br />
Mann. Ich sah, wie verhandelt wurde.<br />
Der Massai hat mich einfach verkauft.<br />
Mein Käufer hatte hunderte Kühe, um<br />
die ich mich kümmern musste, und das<br />
ohne Bezahlung! Ich könne ja nach Hause,<br />
wenn ich nicht wolle. Da saß ich also,<br />
alleine mitten in der Wildnis, und wusste<br />
nicht, wie ich von dort wegkommen<br />
sollte. Ich hütete die Kühe ein Jahr. Zu<br />
essen gab es nichts, nur die Milch durfte<br />
ich trinken. Eines Tages lernte ich einen<br />
anderen Jungen kennen, der weglaufen<br />
und zur Schule gehen wollte. Mitten in<br />
der Nacht rannten wir<br />
los. Der Junge kannte<br />
sich in dieser Gegend<br />
aus, aber sie verfolgten<br />
uns und fingen uns<br />
wieder ein. Sie haben<br />
uns arg verprügelt.<br />
Eines Nachts liefen<br />
wir wieder weg und<br />
wurden wieder geschnappt. Tage später<br />
machten wir den dritten Versuch. Wir<br />
liefen und liefen. Wenn wir ein Motorrad<br />
hörten, warfen wir uns sofort in die<br />
Büsche und verstecken uns. Selbst am<br />
dritten Tag waren die Massai noch hinter<br />
uns her. Endlich erreichten wir Morogoro,<br />
wo uns eine Frau aufnahm. Wir<br />
konnten Geld zur Seite legen, um eine<br />
Fahrkarte in die Hauptstadt Dodoma<br />
zu kaufen. Ich wollte meinen jüngeren<br />
Wir liefen und liefen.<br />
Wenn wir ein Motorrad<br />
hörten, warfen wir uns in<br />
die Büsche. Selbst am<br />
dritten Tag verfolgten<br />
uns die Massai noch.<br />
Zahir und sein Freund<br />
sind den Menschenhändlern<br />
entkommen<br />
Freund mitnehmen. In Dodoma würden<br />
wir schon einen Weg finden, uns zu<br />
versorgen.<br />
Wir stiegen in den Bus ein und kamen<br />
endlich in Dodoma an. Hier lebten wir<br />
eine Zeitlang auf der Straße. Weil es<br />
meinem Freund immer schlechter ging,<br />
er hatte Malaria, suchte ich Hilfe beim<br />
Sozialamt. Sie riefen die Leute vom Verein<br />
Safina (Die Arche)<br />
an. Dann kam „Mama<br />
Andrea“ und holte<br />
uns ab.<br />
Nach ein paar Tagen<br />
brachte sie mich in<br />
mein Dorf zurück.<br />
Wie freute sich meine<br />
Familie, dass ich noch<br />
lebte. Andrea sorgte dafür, dass ich heute<br />
zur Schule gehen darf. Und meinen<br />
Freund haben sie in einem Pflegehaus<br />
von Safina aufgenommen. Er ist inzwischen<br />
wieder gesund und geht auch zur<br />
Schule. Wir sind so froh über die Hilfe,<br />
die wir bekamen. Nachmittags, wenn<br />
wir aus der Schule kommen, treiben wir<br />
Sport. Wir bekommen von Safina eine<br />
gute Mahlzeit jeden Tag und lernen immer<br />
mehr über Jesus und seine Liebe.<br />
Andrea Hellemann<br />
P10220<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
7
AFRIKA<br />
ESWATINI (EHEM. SWASILAND)<br />
Feuer, Strom und Radio<br />
Auf den<br />
Antennen<br />
von TWR<br />
Euer Nachbargrundstück brennt. Die<br />
„ Flammen sind schon ganz nah an<br />
eurem Haus!“ Als Tobias Pfeiffer diese<br />
Nachricht aufs Handy erhält, sind wir<br />
gerade bei der Sendestation von Trans<br />
World Radio (TWR) in Eswatini. Schnell<br />
packen wir zusammen. Die fünf Häuser,<br />
in denen neben Pfeiffers vier weitere<br />
Familien leben, sind 40 Minuten entfernt.<br />
Zum Glück gibt es an dem Freitagabend<br />
wenig Verkehr, so dass Tobias etwas<br />
Gas geben kann. Als wir in den Feldweg<br />
einbiegen, der zu ihnen führt, schlagen<br />
ringsum Flammen in die Höhe. Ich schicke<br />
ein Stoßgebet zum Himmel: „Hilf,<br />
Herr!“<br />
Tobias’ Kollegen stehen mit Schläuchen<br />
draußen, um die Häuser zu<br />
schützen. Ich renne mit Britta und den<br />
Kindern ins Haus. Überall riecht es nach<br />
Rauch. Nach einer Stunde kommt Tobias<br />
zu uns herein. Die Gefahr ist gebannt,<br />
die Flammen werden kleiner. „Es ist<br />
normal, dass die Afrikaner um diese Jahreszeit<br />
ihre Felder abbrennen“, erklärt<br />
mir Britta später. Die Buschfeuer, die<br />
schon den ganzen Tag in der Umgebung<br />
loderten, waren durch starken Wind<br />
außer Kontrolle geraten.<br />
„GOTT PASST<br />
AUF UNS AUF!“<br />
Es ist mein erster Tag in Swasiland<br />
– oder Eswatini, wie das kleine Königreich<br />
mit einer Million Einwohnern im<br />
Südosten Afrikas neuerdings heißt. Dort<br />
besuche ich Tobias und Britta Pfeiffer<br />
mit ihren drei Kindern David (8), Lucas<br />
(6) und Samuel (3). Erst vor wenigen<br />
Wochen hatte es an ihrer Radiosendestation<br />
gebrannt. „Gott sei Dank haben wir<br />
das Feuer dort auch früh genug entdeckt<br />
und konnten es löschen“, berichtet<br />
Tobias erleichtert. Wie rasend sich die<br />
Flammen bei der Trockenheit hier ausbreiten,<br />
denke ich.<br />
Als wir am nächsten Tag einen Spaziergang<br />
über die Felder machen, sehen<br />
wir, was die Flammen alles kahlgefressen<br />
haben. Nur das Gelände von TWR ist<br />
verschont geblieben. Ein Wunder! Beruhigend<br />
spricht Britta mit ihren Kindern:<br />
„Seht ihr, Gott hat uns bewahrt. Er passt<br />
auf uns auf.“ David, Lucas und Samuel<br />
sind erstaunlich gelassen mit der Situation<br />
umgegangen. Zwar haben sie wie wir<br />
Erwachsenen große Augen gemacht und<br />
Stoßgebete zum Himmel geschickt, doch<br />
niemand ist in Panik ausgebrochen. Eine<br />
gute Portion Gottvertrauen ist sicher<br />
angebracht, wenn man in einem Land<br />
lebt, wo nicht alles abgesichert ist und<br />
überall Gefahren lauern. So kann es sein,<br />
dass den kleinen Männern beim Spielen<br />
im Garten schon mal eine Giftschlange<br />
begegnet. „Bisher ist alles gut gegangen“,<br />
lächelt Britta.<br />
HOFFNUNGSBOTSCHAFT<br />
SENDEN<br />
Abgesehen von den schwarz verbrannten<br />
Feldern, die erst in der Regenzeit<br />
wieder grün werden, ist es ein idyllisches<br />
Fleckchen Erde, wo Familie Pfeiffer ihr<br />
Zuhause hat. 2009 sind Tobias und<br />
Britta als junges Missionarsehepaar der<br />
<strong>DMG</strong> nach Eswatini ausgesandt worden.<br />
Zehn Jahre lebt die mittlerweile fünfköpfige<br />
Familie nun schon in den Hügeln von<br />
Manzini. Seit einigen Monaten gehören<br />
noch ein Hahn, zwei Hennen und ein<br />
Küken dazu.<br />
Tobias ist ein technischer Missionar.<br />
Er arbeitet als Ingenieur an der Sendestation<br />
von Trans World Radio mit,<br />
einem internationalen Partner der <strong>DMG</strong>.<br />
Von hier aus werden christliche Radiosendungen<br />
in weite Teile Afrikas ausgestrahlt.<br />
Er und seine Kollegen warten<br />
die Antennen und die Technik darunter.<br />
Dank ihres Dienstes im Hintergrund<br />
erreichen Sendungen ihre Hörer, Menschen<br />
finden zum Glauben und Christen<br />
werden ermutigt.<br />
WILLKOMMEN IN AFRIKA!<br />
„Wir haben gerade keinen Strom“,<br />
lacht meine Gastfamilie fröhlich, als<br />
ich morgens ihre große Wohnküche<br />
betrete. Zum Glück sind Pfeiffers auf<br />
solche Vorfälle eingestellt. Es gibt einen<br />
Gaskocher und somit heißes Wasser<br />
für Kaffee und Tee. Der Tag ist also<br />
gerettet. Eine permanente Stromversorgung<br />
und stabile Internetverbindung<br />
sind für die 1,3 Milliarden Menschen<br />
in Afrika auch heute noch nicht selbstverständlich<br />
– und falls vorhanden oft<br />
8<br />
Tobias und Britta Pfeiffer<br />
P10522
Neu:<br />
<strong>informiert</strong><br />
i<br />
Zu Besuch<br />
bei Familie<br />
Pfeiffer<br />
Unsere Zeitschrift <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> können<br />
Sie jetzt auch anhören! Die Artikel<br />
werden von unseren Missionaren selbst<br />
vorgelesen. Als Audio-Podcast zu abonnieren<br />
auf allen gängigen Plattformen wie<br />
iTunes, Apple Podcasts, Spotify & Co.<br />
Alternativ per Link in einem<br />
Podcast-Player Ihrer Wahl:<br />
https://www.<strong>DMG</strong>int.de/share/<br />
dmg-<strong>informiert</strong>-podcast.xml<br />
nur für die Reichen erschwinglich. Ein<br />
Hörer der Sendungen, die über Tobias’<br />
Anlagen ausgestrahlt werden, schrieb<br />
aus Simbabwe: „Wir haben fünf Stunden<br />
Strom am Tag. Seit ich eure Frequenz auf<br />
Mittelwelle entdeckt habe, höre ich eure<br />
Programme, wann immer es möglich ist.<br />
Korruption und Machtgier haben unser<br />
Land zerstört. Danke für eure Arbeit,<br />
eure Sendungen machen unsere langen,<br />
dunklen Nächte hell.“<br />
An der Stelle kommt die wichtige<br />
Aufgabe von Tobias zum Tragen. Als<br />
einer von vier Ingenieuren und Technikern<br />
sorgt er dafür, dass die Sendeanlage<br />
in Eswatini einwandfrei funktioniert und<br />
täglich christliche Radioprogramme<br />
über die starken Kurz- und Mittelwellenfrequenzen<br />
in den ganzen Kontinent<br />
ausgestrahlt werden. Die anspruchsvolle<br />
Sendetechnik erfordert regelmäßige<br />
Wartungen und Updates. „Bei einem<br />
Ausfall arbeiten alle Kollegen gemeinsam<br />
auf Hochtouren, um die Anlage<br />
so schnell wie möglich wieder in Gang<br />
zu bringen“, beschreibt Tobias seinen<br />
Alltag.<br />
MIT LUNGA UND<br />
XLEMUSA SPIELEN<br />
Während er wochentags an der Sendeanlage<br />
arbeitet, kümmert sich Britta um<br />
den Haushalt und die Kinder. Außerdem<br />
sind bei Pfeiffers Nachbarn, Freunde und<br />
Gäste immer herzlich willkommen. Auch<br />
das gehört zum Leben von Missionaren.<br />
Sie öffnen Haus und Herzen, damit Menschen<br />
ihren Glauben miterleben.<br />
Zwei Nachmittage die Woche sind<br />
Lunga und Xlemusa, zwei Jungen aus der<br />
Nachbarschaft, zu Besuch. „So kann ihre<br />
Mutter arbeiten gehen“, sagt Britta. David<br />
und Lucas freuen sich schon. Sobald<br />
die Hausaufgaben gemacht sind, können<br />
sie mit ihren Freunden draußen spielen.<br />
Zeit zum Durchschnaufen und klar Schiff<br />
machen hat Britta nur vormittags, wenn<br />
die Kinder im Kindergarten und in der<br />
Schule sind.<br />
Es geht lebendig zu bei Pfeiffers; bei<br />
Tobias’ Arbeit am Sender und bei Britta<br />
zu Hause. Britta bestätigt das mit einem<br />
zufriedenen Lachen: „Wir lieben das<br />
Leben in Eswatini und sind dankbar, dass<br />
wir Christen in Afrika über das Radio<br />
und hier zu Hause zu Jesus einladen<br />
dürfen.“<br />
Von Claudia Schmidt<br />
Die Autorin, Jahrgang<br />
1968, verantwortet die<br />
weltweite Arbeit von ERF<br />
Medien in Wetzlar. Sie<br />
ist mit Familie Pfeiffer<br />
befreundet und hat sie in<br />
Afrika besucht.<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
9
AMERIKA ARGENTINIEN MEXIKO<br />
Frauen im<br />
Gefängnis<br />
Nati* ist noch ein Teenagermädchen,<br />
als sie in Bolivien mit einem<br />
älteren Mann verheiratet wird. Der<br />
nimmt sie kurzerhand mit zum Arbeiten<br />
auf die Kartoffelfelder ins Nachbarland<br />
Argentinien. Der Hungerlohn, den sie<br />
hier für zwölf Stunden harte Arbeit bekommen,<br />
lässt sie zwar überleben, doch<br />
sie sind bitterarm.<br />
Nati leidet sehr unter ihrem gewalttätigen<br />
Mann. Ihre einzige Freude im trostlosen<br />
Alltag ist ihre kleine Tochter, die<br />
sie über alles liebt. Eines Tages bestiehlt<br />
ihr Mann den Großgrundbesitzer. Dabei<br />
wird er von seinem 15-jährigen Neffen<br />
beobachtet. Er ermordet den Jungen<br />
im Affekt. Die Tatwaffe steckt er seiner<br />
Frau zu, mit den Worten: „Wenn du den<br />
Mord nicht auf dich nimmst, stirbt unser<br />
Kind!“ Aus Angst um ihre kleine Tochter<br />
gesteht Nati die Tat vor Gericht und<br />
schweigt fortan. Das ist 15 Jahre her …<br />
Ich (Judith) gehöre zu einem Team,<br />
das hier in der Millionenstadt Córdoba<br />
Frauen wie Nati im Gefängnis besucht<br />
und ihnen seelsorgerlich beisteht. Die<br />
schüchterne junge Frau war ihrem Mann<br />
stets hörig. Genauso erduldet Nati auch<br />
tapfer alle Anfeindungen im Gefängnis.<br />
Als Bolivianerin, Kindermörderin, arm<br />
und ohne Familie ist sie der Inbegriff von<br />
Schutzlosigkeit und wird hinter Gittern<br />
schwer ausgenutzt. Eines Tages lernt<br />
Nati einen Häftling vom Knast nebenan<br />
kennen und wird ungewollt schwanger.<br />
Auf gar keinen Fall will sie an diesem<br />
schrecklichen Ort ein Kind zur Welt<br />
bringen. Sie ist am Tiefpunkt und will<br />
nicht mehr leben.<br />
Kurz vor der geplanten Abtreibung<br />
lernt Nati Jesus kennen und vertraut ihm<br />
ihre Not und Angst an. Seither treffen<br />
wir uns mit ihr zum Bibellesen und<br />
Beten. Sie ist glücklich über ihr neues<br />
Leben in Jesus. Mit ihrer wunderschönen<br />
Tochter Maya* auf dem Arm erzählt sie<br />
uns eines Tages: „Gott hat mein Leid in<br />
Freude verwandelt. Ich habe Frieden im<br />
Herzen – auch die 20 Jahre Gefängnis,<br />
die noch vor mir liegen, wird Jesus mir<br />
beistehen.“<br />
Bitte betet für Frauen im Gefängnis<br />
wie Nati. Sie brauchen unsere liebevolle<br />
Annahme, um Gottes Liebe für sich<br />
selbst zuzulassen und wahre Freiheit zu<br />
finden.<br />
* Namen geändert<br />
Alicia, unsere<br />
Herbergsmutter<br />
Alicia war eine der ersten Patientinnen<br />
unseres Gästehauses für<br />
Tarahumara-Indianer, die aus den Bergen<br />
zur medizinischen Fürsorge in unsere<br />
Stadt kommen. Sie war 40, schwanger<br />
und sollte Zwillinge bekommen, eine<br />
große Überraschung für die siebenköpfige<br />
Familie. Sie hatte bereits neun Kinder<br />
zur Welt gebracht, von denen nur fünf<br />
überlebt hatten. Das ist nicht ungewöhnlich,<br />
denn viele Tarahumara-Kinder<br />
sterben an Mangelernährung.<br />
Monat für Monat kam Alicia zu Untersuchungen<br />
und übernachtete in der<br />
Herberge. Wir erzählten ihr biblische<br />
Geschichten und sangen christliche<br />
Lieder in ihrer Muttersprache mit ihr.<br />
Leider starb eines ihrer Zwillingskinder<br />
bei der Geburt. Das Überlebende nannten<br />
sie Esperanza: Hoffnung! Mitarbeiter<br />
der Herberge begleiteten Alicia zu ihren<br />
Terminen, übersetzten für sie und halfen<br />
mit allen Formalitäten, bis hin zum Begräbnis<br />
des verstorbenen Babys.<br />
In den Jahren darauf kam Alicias ältester<br />
Sohn Jorge und<br />
Sie sei beim Ziegenhüten<br />
zusammengebrochen,<br />
erzählte das Mädchen<br />
schüchtern. Yoselin blieb<br />
monatelang und erhielt<br />
ärztliche Hilfe.<br />
Wir arbeiten in einer gemeinnützigen<br />
Organisation, die sich für das indigene<br />
Tarahumara-Volk (rund 100.000 Menschen)<br />
einsetzt<br />
bat in der Herberge<br />
um Hilfe. Ihn plagten<br />
merkwürdige Symptome:<br />
Schwäche,<br />
Schmerzen, Schwindelanfälle.<br />
Und er<br />
hörte Stimmen.<br />
Jorge kann lesen,<br />
schreiben und gut<br />
Spanisch. Er konnte die meisten Ärzte<br />
alleine besuchen, nur beim Psychologen<br />
in Chihuahua benötigte er Hilfe. Wir<br />
stellten zunächst sicher, dass er eine<br />
gute medizinische Behandlung bekam.<br />
Überlegten dann aber auch, ob geistliche<br />
Ursachen für die inneren Stimmen in<br />
Betracht kamen. Jorge begann, die Bibel<br />
zu lesen und fand Trost in den Psalmen.<br />
Ein junger Arzt unseres Teams traf<br />
sich immer wieder mit ihm; auch zum<br />
Gespräch über den Glauben.<br />
Eines Tages brachte Jorge seine 13-jährige<br />
Schwester Yoselin in die Herberge.<br />
Sie sei mit heftigen Knieschmerzen beim<br />
Ziegenhüten zusammengebrochen, erzählte<br />
das Mädchen schüchtern. Yoselin<br />
blieb monatelang und erhielt ebenfalls<br />
ärztliche Hilfe. Mutter Alicia fragte, ob<br />
die Tochter länger bleiben und in der<br />
Herberge aushelfen könne. Sie war dankbar,<br />
weil sie Yoselin bei uns in Sicherheit<br />
wusste. Gerne stimmten wir zu. Yoselin<br />
erwies sich als fleißig und sehr interessiert<br />
an allem, was wir ihr über Jesus<br />
erzählten. Eine Missionarin brachte ihr<br />
das Lesen bei.<br />
Alicia kam immer wieder, um Yoselin<br />
zu besuchen. Eines Tages fragte unsere<br />
Hausmutter, ob sie sich vorstellen<br />
könne, ihre Stelle einzunehmen. Gerne<br />
stimmte Alicia zu und begann gleich am<br />
nächsten Tag. Sie und ihr Mann Francisco<br />
tun heute eine wunderbare Arbeit als<br />
unsere Hauseltern. Sie zeigen Initiative,<br />
haben einen Blick für Schönes, Sauberkeit<br />
und Ordnung. Weil sie freundlich<br />
sind und die Bräuche der<br />
Tarahumaras achten, ist<br />
die Herberge ein Zuhause<br />
für viele aus ihrem<br />
Volk, wenn sie fern ihrer<br />
Dörfer Zeit in der Stadt<br />
verbringen müssen.<br />
Sohn Jorge hat<br />
inzwischen ebenfalls hier<br />
angefangen. Er ist als Patientenbegleiter<br />
eine große Hilfe, weil er<br />
sich gut mit Behörden und Krankenhäusern<br />
auskennt, Spanisch und Tarahumara<br />
spricht und Auto fahren kann. Jorge<br />
wächst im Glauben und er packt kräftig<br />
mit an. Bevor wir Bergdörfer besuchen,<br />
füllt er uns immer 40 bis 60 Kilogramm<br />
Milchpulver mit anderen Zutaten in<br />
Plastikbeutel ab. Die verteilen wir vor<br />
Ort an Mütter. Sie ergänzen ihr eigenes<br />
Pinole (Maismehl) mit dieser nahrhaften<br />
Milchmischung. So tragen wir dazu bei,<br />
dass Tarahumara-Kinder in den Bergen<br />
überleben.<br />
Alicia und ihre Familie hören gerne zu,<br />
wenn wir ihnen vom Glauben erzählen.<br />
Francisco bat uns um einen MP3-Player<br />
mit Liedern und Bibelgeschichten, die<br />
er bei der Arbeit hört. Bitte beten Sie<br />
für Alicias Familie und die Indianer, die<br />
unsere Herberge besuchen.<br />
10<br />
Judith und Sebastián<br />
Cabral P10218<br />
Michael und Lisa Schmid<br />
P10663
AFRIKA<br />
KONGO<br />
Barmherzigkeit<br />
Liebe in Aktion<br />
| THEMA<br />
Kongo-Nothilfe<br />
Wir wollen die CECA20-Kirche (ein<br />
Verband mit ca. 1 Mio. Mitgliedern)<br />
und unsere Partnerwerke vor Ort<br />
finanziell in die Lage versetzen,<br />
Notleidende zu versorgen,<br />
Projektnummer: P50409<br />
Nothilfe Kongo<br />
www.<strong>DMG</strong>int.de/<br />
Kongohilfe<br />
Partnerkirche<br />
Wie unsere<br />
hilft<br />
Erschöpfung, Hunger und Durst<br />
zeichnen ihre Gesichter: Mit<br />
stierem Blick bewegt sich eine Gruppe<br />
Menschen auf ein Dorf in der Region Bunia<br />
zu. Einige humpeln, manche weisen<br />
verkrustete Wunden auf, ihre wenige<br />
Habe auf dem Kopf, die kleinen Kinder<br />
auf den Rücken gebunden. Mit ihren<br />
Gedanken sind sie bei Menschen, die bei<br />
dem bewaffneten Überfall auf ihr Dorf<br />
getötet worden sind.<br />
Am Ortsrand fragen sie nach der<br />
Kirche. Sie werden zu einer CECA20-<br />
Gemeinde gewiesen, einer Kirche im<br />
Ostkongo, mit der die <strong>DMG</strong> seit 40<br />
Jahren partnerschaftlich verbunden ist.<br />
Sie treffen auf einen<br />
freundlichen Pastor,<br />
der ihnen Wasser zu<br />
trinken anbietet. Die<br />
müden Leute setzen<br />
sich auf Bastmatten<br />
oder den Boden.<br />
Dann erzählen sie<br />
vom Überfall auf ihr<br />
Dorf, von Schüssen, Gemetzel, Vergewaltigungen,<br />
brennenden Hütten und<br />
ihrer Flucht in den Busch, wo sie sich<br />
tagelang verborgen hielten. Sie waren zu<br />
Fuß unterwegs, drei Tage und Nächte im<br />
Freien. Immer in Angst, doch noch den<br />
Bewaffneten in die Hände zu fallen.<br />
Inzwischen haben der Pastor und seine<br />
Frau all ihre Vorräte zusammengerafft<br />
Sie waren zu Fuß<br />
unterwegs, drei Tage und<br />
Nächte im Freien. Immer<br />
in Angst, doch noch den<br />
Bewaffneten in die Hände<br />
zu fallen.<br />
und kochen Reis und Bohnen. Er schickt<br />
zwei seiner Kinder los, die Ältesten zu<br />
rufen, um gemeinsam zu beraten, wie<br />
sie helfen können. Die ersten Nächte<br />
wird die Gruppe in der kleinen Kirche<br />
untergebracht; Gemeindeglieder versorgen<br />
sie mit Essen. Die Menschen dieser<br />
Region wissen, wie es Flüchtlingen geht.<br />
Die meisten haben schon Ähnliches<br />
erlebt. Sie hören zu, verstehen, trösten<br />
und beten mit den Neuankömmlingen.<br />
Ein kleiner Anfang, all das Furchtbare zu<br />
verarbeiten.<br />
Schwangere und Mütter mit Kleinkindern<br />
werden bei Gemeindeältesten<br />
einquartiert, ein paar im Schulhaus.<br />
Nach wenigen Wochen<br />
werden Christen den<br />
Binnenflüchtlingen ein<br />
Stück ihres Landes<br />
anbieten, damit sie sich<br />
Hirse, Erdnüsse, Mais,<br />
Maniok und Gemüse<br />
anbauen können. Das<br />
gemeinsame Arbeiten<br />
auf dem Feld lenkt von dunklen Gedanken<br />
ab und sie beginnen, sich und ihre<br />
Kinder wieder selbst zu versorgen.<br />
Manche kommen bei Verwandten unter.<br />
Dann wächst die Hausgemeinschaft<br />
über Nacht aufs Drei- oder Vierfache<br />
an – was ein großes Maß an Opferbereitschaft<br />
abverlangt: Raum, Essen, Betten,<br />
Kleidung, alles miteinander zu teilen.<br />
Den Gastgebern bleibt kaum noch Geld,<br />
um Schule, Essen und Medizin ihrer<br />
eigenen Kinder zu bezahlen.<br />
Die Pastoren und Diakone der<br />
CECA20-Kirche spenden Trost, ermutigen,<br />
stärken und laden in Gottesdienste<br />
ein. Nach dem Verteilen von Hilfsgütern<br />
halten sie Andachten: Die Menschen<br />
sollen erfahren, dass es Jesus Christus<br />
ist, der hinter den Zuwendungen steht.<br />
Oft zieht Gottes Friede ins Herz der<br />
Bedürftigen ein. Wenn sie Monate oder<br />
Jahre später in ihre Heimat zurückkehren,<br />
bitten manche die Kirche, einen Pastor<br />
mit in ihr Heimatdorf zu senden und<br />
eine Gemeinde zu gründen. So wächst<br />
die Kirche inmitten von Not.<br />
Szenen wie oben beschrieben ereignen<br />
sich derzeit hundertfach im Nordosten<br />
des Kongo. Allein in der Provinz Ituri<br />
sollen inzwischen 800.000 Menschen<br />
auf der Flucht sein – was für ein Elend:<br />
Dörfer brennen, Menschen sterben, Vieh<br />
wird geraubt, Frauen vergewaltigt. Die<br />
Ortskirchen sind die erste Anlaufstelle<br />
für Menschen auf der Flucht. Gemeinden<br />
der CECA20-Kirche helfen spontan und<br />
großzügig. So finden Vertriebene Beistand<br />
im eigenen Land. Und sie organisieren<br />
Hilfslieferungen in nicht versorgte<br />
Flüchtlingslager, soweit sie die Mittel<br />
dafür haben. Es lohnt sich, unsere Partnerkirche<br />
in dieser schweren Aufgabe zu<br />
unterstützen.<br />
Kerstin Weiß<br />
P10828<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
11
Barmherzigkeit<br />
Liebe in Aktion<br />
Am 5. Juli 1841 fuhr ein Sonderzug<br />
mit 500 Passagieren von Leicester<br />
in das 18 Kilometer entfernte Loughborough.<br />
Im Preis von einem Schilling<br />
waren neben der Hin- und Rückfahrt<br />
Tee und ein Schinkenbrot sowie Spaß<br />
und Spiel enthalten. Diese Fahrt gilt als<br />
Beginn des modernen Massentourismus.<br />
Organisator war der 33-jährige Baptist<br />
Thomas Cook. Er hatte miterlebt,<br />
wieviel Not die Trunksucht im viktorianischen<br />
England verursachte, und wollte<br />
die Menschen weg von der Gin-Flasche<br />
an die frische Luft bringen – und dabei<br />
„mit Gott verbinden“. Aus seiner Liebe<br />
zu Jesus wurde Aktion.<br />
KLEINE, BEHERZTE<br />
SCHRITTE<br />
Wo Glaube und Wiedergeburt echt<br />
sind und Christen sich an der Bibel<br />
orientieren, lindern sie Not. Sie verbinden<br />
die Hilfe aus materiellem Elend ganz<br />
natürlich mit dem Reden über die gute<br />
Botschaft. Dabei folgen sie dem Beispiel<br />
von Jesus Christus. Sie packen an,<br />
kümmern sich um das äußere und innere<br />
Elend der Menschen und reden dabei<br />
ganz selbstverständlich von der Rettung<br />
für die Ewigkeit, die es nur in Jesus gibt,<br />
sodass Menschen zum Glauben finden.<br />
Sie wollen Barmherzigkeit leben. Dabei<br />
verändern Christen durch kleine, beherzte<br />
Schritte nachhaltig ihre Gesellschaft.<br />
Bereits die ersten Christen vor 2.000<br />
Jahren haben aktiv Nothilfe geleistet,<br />
weil Jesus gesagt hat: „Ich bin ein Fremder<br />
gewesen und ihr habt mich aufgenommen.<br />
Ich bin nackt gewesen und<br />
ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank<br />
gewesen und ihr habt mich besucht. Ich<br />
bin im Gefängnis gewesen und ihr seid<br />
zu mir gekommen ... Wahrlich, ich sage<br />
euch: Was ihr getan habt einem von<br />
diesen meinen geringsten Brüdern, das<br />
habt ihr mir getan“ (Matth. 25,35 ff.). Benachteiligten<br />
zu helfen, stand im krassen<br />
Gegensatz zu den Werten der griechischen<br />
und römischen Gesellschaft um<br />
sie her. Doch Jesus hatte seine Jünger<br />
gesandt, zu predigen UND zu heilen (Lk.<br />
9,2). Das zeigte Wirkung.<br />
Um 250 nach Christus brach in<br />
Alexandria die Pest aus. Eusebius von<br />
Caesarea beschrieb Menschen, die<br />
krank, verstoßen und halbtot zurückgelassen<br />
wurden und wie Tote einfach auf<br />
der Straße liegenblieben. Die Christen<br />
in Alexandria dagegen pflegten kranke<br />
Nachbarn und beerdigten die Toten,<br />
die sie in der Stadt fanden. Sie waren<br />
überzeugt, dass sie dadurch Jesus selbst<br />
dienten. Es kann nur gottgefällig leben,<br />
wer auch seinen Nächsten liebt. Ihr<br />
Umgang mit Not wurzelte im Leben und<br />
der Lehre von Jesus. Dieses selbstlose<br />
Handeln war eine Revolution in ihrer<br />
Zeit.<br />
SPUREN DES SEGENS<br />
Durch Jesus Christus bekamen im<br />
Verlauf der Geschichte Frauen Würde,<br />
Sklaven wurden Teil christlicher<br />
Gemeinden, Ausländer waren nicht<br />
länger verachtet. Der Apostel Paulus<br />
fasste diese Neuausrichtung mit den<br />
Worten zusammen: „Hier ist nicht Jude<br />
noch Grieche, nicht Sklave noch Freier,<br />
nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt<br />
einer in Christus Jesus“ (Gal. 3,28).<br />
Christen setzen Zeichen. Ihr Leben ist<br />
Liebe in Aktion. Was sie tun, spricht<br />
genauso laut von Jesus wie ihre Worte.<br />
Ich denke an die Waisenhäuser von<br />
Bristol, die mehrere tausend heimatlose<br />
Kinder versorgten. Der Gründer, Georg<br />
Müller (1805–1898), nahm sich die<br />
pietistischen Franckeschen Stiftungen in<br />
Halle zum Vorbild. William Wilberforce<br />
(1759–1833) bekämpfte als Christ zunächst<br />
Sklaverei. Später wandte er sich<br />
in Indien gegen das Kastenwesen, die<br />
Witwenverbrennung und die Benachteiligung<br />
von Frauen, bis hin zur Tötung<br />
12<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong>
Ein wunderbares Beispiel für gelebte Barmherzigkeit war unsere<br />
Ärztin Elisabeth Zuelsdorf, die am 19.11.2018 verstarb.<br />
Barmherzigkeit<br />
Liebe in Aktion<br />
| THEMA<br />
weiblicher Neugeborener. Sein Leben<br />
hinterließ Spuren des Segens.<br />
Jean-Henri Dunant (1828–1910) gründete<br />
1864 das Rote Kreuz und erhielt<br />
dafür 1901 den allerersten Friedensnobelpreis.<br />
Der Glaube hat ihn angespornt,<br />
sich um Verwundete zu kümmern. Am<br />
Ende seines Lebens schrieb er einem<br />
Freund: „Ich bin ein Jünger Christi wie im<br />
ersten Jahrhundert, und sonst nichts.“<br />
Ein schönes modernes Beispiel ist der<br />
gläubige Arzt Denis Mukwege, Nobelpreisträger<br />
von 2018, der unter Einsatz<br />
seines Lebens misshandelten Frauen im<br />
Kongo hilft. Und dieser Tage überraschte<br />
uns die Nachricht, dass der 43-jährige<br />
äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed<br />
Ali, wieder ein engagierter Christ,<br />
den Friedensnobelpreis <strong>2019</strong> erhält.<br />
AUF HILFE FOLGT<br />
NACHFOLGE<br />
Als <strong>DMG</strong> schauen wir staunend auf<br />
manche Missionare zurück, die durch<br />
ihre Nothilfe Großes hinterlassen haben:<br />
2014 ist unsere Rose Schwarz († 2017)<br />
für ihr Lebenswerk mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet worden. Bei<br />
der Verleihung sagte sie, Gott soll die<br />
Ehre zukommen. Als Lehrschwester hat<br />
sie die kirchliche medizinische Arbeit in<br />
ländlichen Regionen Kenias maßgeblich<br />
mit aufgebaut. Als Folge ihres Diensts<br />
erhalten heute Tausende medizinische<br />
Hilfe.<br />
Oder die 2009 verstorbene Missionsärztin<br />
Ursula Schmitz. Sie hat 20 Jahre<br />
in einem christlichen Krankenhaus in der<br />
Talibanregion gedient und erhielt postum<br />
dafür den höchsten Verdienstorden<br />
der Islamischen Republik Pakistan.<br />
Sie behandelte ohne Ansehen von<br />
Person und Religion Tausende und half<br />
vielen Müttern, gesund ihre Kinder zur<br />
Welt zu bringen. Ihr Leben machte die<br />
Liebe von Jesus vielen begreifbar.<br />
Als Nachfolger von Christus sollen<br />
wir von unserem Meister lernen. Mich<br />
fasziniert dabei besonders die Bibelstelle<br />
Markus 10,47 ff. Jesus ist mit seinen Jüngern<br />
auf dem Weg nach Jerusalem. Als<br />
die Reisegruppe Jericho hinter sich lässt,<br />
wird sie von einem blinden, schreienden<br />
Bettler belästigt. Die Leute ärgern sich.<br />
Im jüdischen Denken war Blindheit eine<br />
Strafe für Verfehlungen im Leben, wieso<br />
sollte man ihm helfen? Doch Jesus bleibt<br />
stehen. Er nimmt den Blinden wahr und<br />
zeigt Respekt für einen Menschen, den<br />
sonst niemand achtet. Obwohl er als<br />
Retter der Welt eine Riesenaufgabe und<br />
einen randvollen Terminkalender hat,<br />
nimmt Jesus sich des Einzelnen an. Er<br />
heilt den Blinden und gibt ihm Weitblick:<br />
Bartimäus bleibt nicht im Staub der Straße<br />
sitzen. Er beginnt, Jesus zu folgen.<br />
ES GEHT UM ALLES!<br />
Der Mainstream unserer Gesellschaft<br />
fordert Respekt und Toleranz anderen<br />
gegenüber. Doch dieser Ansatz ist nicht<br />
radikal genug. Jesus geht ans Äußerste:<br />
„Liebt eure Feinde!“, betont er. „Bittet<br />
für die, die euch verfolgen! Auf dass ihr<br />
Kinder seid eures Vaters im Himmel.<br />
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über<br />
Böse und Gute und lässt regnen über<br />
Gerechte und Ungerechte“, so Jesus<br />
in Matthäus 5,44 und 45. Wo Christen<br />
Nächstenliebe und Feindesliebe leben,<br />
wird die Hilfe zum Hinweis auf ihn.<br />
Liebe in Aktion bringt Menschen dahin,<br />
dass sie uns gerne zuhören und Jesus<br />
begegnen.<br />
Kaiser Julian schrieb um 360 nach<br />
Christus: „Es ist eine Schmach, wenn die<br />
Christen neben den Ihren auch noch die<br />
Unsrigen ernähren, unsere Leute aber<br />
der Hilfe von unserer Seite entbehren<br />
müssen.“ Unsere Nothilfe darf nicht vor<br />
Menschen anderen Geschlechts, fremder<br />
Rasse oder Religion haltmachen. Darauf<br />
wies schon der griechische Theologe<br />
Clemens von Alexandria im dritten<br />
Jahrhundert hin: „Entscheidet [beim Helfen]<br />
nicht selbst, wer würdig oder wer<br />
unwürdig ist! Denn es ist möglich, dass<br />
du in deiner Meinung ganz fehlgehst.“<br />
Jeder ist einmalig, wertvoll, ein geliebtes<br />
Ebenbild Gottes. Wenn Gott uns so<br />
liebt, dass er seinen Sohn für uns gab,<br />
wie könnten wir jemandem im Elend die<br />
Hilfe verweigern?<br />
JESUS IST LIEBE<br />
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater<br />
barmherzig ist“, sagt Jesus in Lukas 6,36.<br />
Er ist die Liebe und hat sie vorgelebt.<br />
Barmherzigkeit bedeutet Liebe in Aktion!<br />
Wir können nicht die Welt retten,<br />
das kann nur Jesus. Aber wir haben die<br />
Aufgabe, Hand, Herz und Mund für<br />
unsere Nächsten zu öffnen. Lassen Sie<br />
uns gemeinsam von Jesus reden und Not<br />
lindern, wo immer er uns hinstellt, in der<br />
Schule, am Arbeitsplatz oder als Missionar.<br />
Gott ist der Vater der Barmherzigkeit.<br />
Sie kommt von ihm zu uns und<br />
durch uns zu den Menschen.<br />
Unsere Mitarbeiter sagen Menschen allen<br />
Alters und jeder Gesellschaftsschicht<br />
auf vier Kontinenten von Jesus weiter,<br />
wir geben Bibelunterricht und gründen<br />
Gemeinden. Dabei helfen wir aber auch<br />
bei inneren und äußeren Nöten. Jeden<br />
Tag. Das Team von Johannes Janzen hat<br />
mehr als 10.000 Rollstühle an mittellose<br />
Behinderte in Thailand verschenkt,<br />
jeden einzelnen liebevoll an den Empfänger<br />
angepasst, verbunden mit einem<br />
Bibelgeschenk. Oder wie Pia Kaufmann,<br />
die sich in Mexiko um vernachlässigte<br />
und missbrauchte Kinder kümmert.<br />
Ihre Schützlinge erfahren seelisch und<br />
körperlich Heilung und finden Halt im<br />
Glauben. Wir helfen Geflüchteten und<br />
Traumatisierten im Nahen Osten, dem<br />
Volk der Karen in Thailand und Frauen<br />
in Not und Gehörlosen in Zentralasien.<br />
Dabei beschränken wir uns nicht auf<br />
Materielles und Medizin. Es gehört die<br />
liebevolle Begleitung dazu. In Achtung<br />
dem anderen zuhören. Uns Zeit nehmen<br />
für Einzelne, um gemeinsam Schritte aus<br />
dem Staub heraus zu tun (Hiob 19,25<br />
ff.). Weil es der Glaube ist, der den Menschen<br />
die entscheidende Hilfe gibt.<br />
Denn alle Not beginnt mit der größten<br />
Katastrophe der Menschheit in 1. Mose<br />
3. Der Mensch hat sich aus der Gemeinschaft<br />
mit Gott verabschiedet, das ist<br />
der Ursprung des Elends. Adam und Eva<br />
verstecken sich vor Gott – ein Spiel,<br />
das wir Menschen munter bis heute<br />
fortsetzen. Gott ruft nach uns: „Adam,<br />
wo bist Du?“ Jesus Christus kam auf<br />
die Erde, um zu suchen und zu retten,<br />
was verloren ist. Er hat uns vorgemacht,<br />
wie wir dabei vorgehen sollen: Liebe in<br />
Aktion! Wort und Tat. Jesus hat die Gemeinschaft<br />
mit Gott wieder ermöglicht.<br />
Er hat die Sünde, die uns von Gott und<br />
anderen Menschen trennt, mit ans Kreuz<br />
genommen und bietet Vergebung an.<br />
Weihnachten erinnert uns an die<br />
größte Nothilfeaktion überhaupt, wie<br />
Jesus der Menschheit hilft. Lassen Sie<br />
uns gemeinsam wie er Menschen helfen,<br />
damit seine Liebe und sein Wort viele<br />
weltweit erreichen.<br />
Simon Bohn<br />
Personalleiter Amerika und Asien<br />
Simon Bohn ist gelernter<br />
Zimmerer und Betriebswirt,<br />
glücklich verheiratet und hat<br />
drei Töchter. Er studierte<br />
Theologie in Adelshofen und<br />
Korntal. 2008 reiste Familie<br />
Bohn mit Indicamino nach<br />
Peru aus. Seit 2016 ist er bei<br />
der <strong>DMG</strong> in der Betreuung<br />
von Missionaren tätig.<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
13
AMERIKA<br />
Gemalt von<br />
Iris Rauscher<br />
ECUADOR<br />
Weitermachen<br />
Barmherzigkeit<br />
Liebe in Aktion<br />
Doppelblatt zum Heraustrennen für Ihren Hauskreis,<br />
zur Predigt vorbereitung oder für den Austausch.<br />
| THEMA<br />
Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer. Ich bin nicht<br />
gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.<br />
Jesus in Matthäus 9,13<br />
FRAGE ZUM EINSTIEG<br />
Welches Beispiel im Leitartikel (vorige Seiten) spricht Sie<br />
besonders an?<br />
Warum?<br />
Barmherzig<br />
mit dir selber sein<br />
Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig<br />
und von großer Güte“, heißt es in<br />
„<br />
Psalm 103 Vers 8. Ja, das stimmt! Der Herr ist<br />
barmherzig, gnädig und erweist uns große Güte!<br />
Das durfte ich in den vergangenen Monaten,<br />
während meiner Erschöpfungsdepression,<br />
erfahren. Der himmlische Vater war mit mir im<br />
emotionalen „dunklen Keller“ und hat sich durch<br />
meine Geschwister und Freunde liebevoll um<br />
mich gekümmert. Danke allen Betern, die mich<br />
in ihrer Fürbitte mitgetragen haben.<br />
Wenn ich eines in meiner Erschöpfungsdepression<br />
gelernt habe, ist es, auch mit MIR<br />
selber barmherzig umzugehen. Es hat mich sehr<br />
erschrocken, als ein Arzt während der Reha<br />
betonte, wie unbarmherzig ich mit mir selbst<br />
umgehe – und deshalb folglich auch mit anderen.<br />
Er hatte recht. Ich habe viel von mir abverlangt.<br />
Schon meine Tendenz zur Perfektionistin ist problematisch.<br />
Deshalb habe ich auch von anderen<br />
zu viel gefordert, ohne dass es mir bewusst war.<br />
So habe ich in den vergangenen Monaten<br />
gelernt, barmherzig mit mir selbst zu sein, damit<br />
ich auch barmherzig mit meinen Nächsten<br />
umgehen kann. Dass der Herr barmherzig mit<br />
uns ist, ist grundlegende Voraussetzung dafür!<br />
Aus seiner Barmherzigkeit heraus lerne ich,<br />
wie ich meinem Gegenüber begegnen kann.<br />
Seither spreche ich ganz natürlich mit Menschen<br />
in meinem Umfeld über Gottes<br />
Barmherzigkeit, wie er mir in Jesus<br />
begegnet. Bleibt in der Umarmung<br />
unseres wunderbaren, barmherzigen<br />
und liebevollen Vaters!<br />
FRAGEN ZUM WEITERDENKEN<br />
Die Nöte der Welt und selbst in unserem örtlich begrenzten<br />
Umfeld sind zu vielfältig als dass wir überall helfen<br />
könnten. Wie finden wir heraus, welche Nöte für uns persönlich<br />
oder als Gemeinde zur Aufgabe werden?<br />
Jesus kannte seinen Auftrag: „die größte Nothilfeaktion überhaupt“,<br />
sein Erlösungswerk am Kreuz. Auf dem Weg dorthin<br />
half er aber in unzähligen „Zufallssituationen“. Falls wir eine<br />
„Hilfsstrategie“ haben, wie entscheiden wir, wo wir helfen<br />
wollen, auch wenn es nicht zur Strategie passt?<br />
Jesus gab seinen Jüngern einen ganzheitlichen Auftrag (Lukas<br />
9,1+2). In unserer Kultur neigen wir zu Spezialisierung. Wir<br />
delegieren „Verkündigung“ an die eine Art von Profis und<br />
„Heilung“ an andere. Was sind die Vor- und Nachteile dieser<br />
Spezialisierung?<br />
FRAGEN ZUR PRAXIS<br />
Wo müssen wir als Einzelne und als Gemeinde dem Götzen<br />
„Professionalismus“ abschwören, um einfach und unkompliziert<br />
Gottes Liebe in Wort und Tat ausleben zu können?<br />
Welche Notsituationen haben wir bemerkt, aber nichts<br />
getan?<br />
Was wollen wir in diesem Monat praktisch tun?<br />
Liedvorschla Liedvorschlȧ ...<br />
ge<br />
Lieder finden: www.liederdatenbank.de<br />
oder www.evangeliums.net/lieder<br />
Hab Erbarmen ............................................ Wiedenester 17: 66<br />
Krüge aus Ton / Broken Vessels ..................... Feiert Jesus 5: 126<br />
Vater der Barmherzigkeit .............................. Du bist Herr 5: 19<br />
Die Liebe des Retters..................................... Feiert Jesus 1: 158<br />
Da, wo man ohne Hoffnung lebt................... Du bist Herr 5: 158<br />
Einander begegnen..............................Peter Menger, Lyric Video:<br />
www.youtube.com/watch?v=_IyOXTauSz4<br />
14<br />
Iris Rauscher<br />
P10543
AMERIKA<br />
PERU<br />
Oben: Ehepaar<br />
Rumbke mit<br />
seinen Töchtern<br />
Zwischen Abi und Enkelkind<br />
„<br />
Ihr seid verrückt, mit 50 noch so<br />
einen Schritt zu wagen!“, hörten<br />
wir von Freunden und Bekannten. Wir<br />
hatten ihnen unseren Plan erzählt,<br />
einige Jahre nach Peru zu ziehen. Vielleicht<br />
haben sie ja sogar ein bisschen<br />
recht damit. Die meisten halten uns<br />
aber auch für mutig, dass wir in unserem<br />
Alter noch diesen Schritt wagen.<br />
Doch wer sind eigentlich wir beiden<br />
Spätberufenen?<br />
Ich (Sandra) bin seit 1995 Grundschullehrerin<br />
und habe zuletzt ein paar Jahre<br />
in der Schulleitung gearbeitet. Getauft<br />
und aufgewachsen bin ich in einem nichtchristlichen<br />
Elternhaus nahe Hannover.<br />
Jesus habe ich während meines Au-Pair-<br />
Jahres in den USA kennengelernt, als ein<br />
Pastor ganz persönlich für mich um Gesundheit<br />
gebetet hat. Ich hatte nie zuvor<br />
erlebt, dass jemand so zu Jesus betete.<br />
Nach wenigen Tagen war ich gesund<br />
und konnte am Kanu-Camp der Kirche<br />
teilnehmen. Im täglichen Morgenkreis<br />
und beim Paddeln auf glasklaren Seen begann<br />
ich selbst, zu Jesus zu beten. Bis ich<br />
allerdings so ganz verstand, was Jesus für<br />
mich getan hat, verging noch etwas Zeit.<br />
Gott war und ist geduldig mit mir!<br />
In unserem freikirchlichen Elternhaus<br />
(Carsten) befand sich der Gemeindesaal<br />
direkt neben den Kinderzimmern von<br />
meinen drei Brüdern und mir. So lernte<br />
ich schon früh Gottes Leute kennen, die<br />
in Deutschland und der Welt unterwegs<br />
sind. Eigentlich wollte ich in die christliche<br />
Entwicklungshilfe, doch meine<br />
erste Berufung führte mich 20 Jahre in<br />
die Hospiz- und Palliativarbeit, wo ich<br />
als Krankenpfleger Sterbende und ihre<br />
Familien begleitete. Bei dieser Arbeit in<br />
der Nähe des Todes habe ich langsam<br />
begriffen, dass ich selbst Gottes Kind<br />
werden will. Später habe ich als Pflegepädagoge<br />
Sterbebegleitung unterrichtet,<br />
einen Palliativdienst geleitet und konnte<br />
mit Vorträgen und in vielen Sitzungen<br />
die Entwicklung der Palliativbewegung in<br />
Deutschland mitgestalten. Zudem war<br />
ich zehn Jahre mit diesen Themen an<br />
einer Hochschule in Hildesheim tätig.<br />
Unsere Töchter<br />
Mathilda (21) und Philippa<br />
(19) stehen nun<br />
fast auf eigenen Füßen<br />
und sind mit unserem<br />
Weg einverstanden:<br />
„Wir hatten ja schon<br />
unseren Auslandsaufenthalt,<br />
jetzt seid ihr<br />
dran“, schmunzelten<br />
sie. Mathilda studiert<br />
in Dresden; Philippa hat mit der Ausbildung<br />
in Krankenpflege begonnen. „Wie<br />
cool ist das denn!? Meine Eltern trauen<br />
sich gerade mal bis zum Harz“, hörte<br />
Mathilda von einer Freundin.<br />
2020 fliegen wir nach Peru, um mit<br />
unseren Berufen Gott zu dienen. Das<br />
war schon immer ein Thema für uns, nur<br />
hatte es bisher nicht so richtig gepasst.<br />
2020 fliegen wir nach<br />
Peru, um mit unseren<br />
Berufen Gott zu dienen.<br />
Das war schon immer ein<br />
Thema für uns, nur hatte<br />
es bisher nicht so richtig<br />
gepasst.<br />
Wir hatten auch jetzt keinen speziellen<br />
Ruf, aber auch keinen, zu bleiben. Also<br />
gingen wir erste Schritte und nahmen<br />
2015 bei der <strong>DMG</strong> an den Infotagen für<br />
Einsätze in anderen Kulturen teil. Am<br />
Ende war klar, dass das alles „soooo“<br />
nicht geht! Komplett von Spenden zu<br />
leben, konnten wir uns nicht vorstellen.<br />
Ich, Sandra, wollte mit Gott handeln:<br />
„Wenn du Mission willst, möchte ich<br />
in ein spanischsprachiges Land, das<br />
am Meer liegt!“ Gott hat Humor! Wir<br />
bewarben uns auf vier Stellen, übrig blieb<br />
Lima, eine Stadt am Meer. Und was die<br />
Spenden angeht – da lehrt Gott uns<br />
geduldig vertrauen.<br />
Wir werden für<br />
die Zeit zwischen<br />
Abitur der Kinder<br />
und Enkelkind (so<br />
unsere Theorie) ein<br />
Gästehaus unserer<br />
Partnerorganisation<br />
betreuen und in der<br />
Verwaltung tätig sein,<br />
als Herbergs eltern und<br />
Finanzverwalter für<br />
die Kollegen im Land. Sobald wir mehr<br />
Spanisch sprechen, wollen wir uns in<br />
bestehende sozialdiakonische Projekte<br />
einbringen oder neue ins Leben rufen;<br />
je nachdem wie Gottes Plan aussieht.<br />
Vamos a ver! (Wir werden sehen!).<br />
Manchmal fängt das Missionarsleben erst<br />
mit 50 richtig an. Wollen Sie Teilhaber<br />
auf unseren Weg nach Peru sein?<br />
NEU: Carsten und Sandra Rumbke<br />
P10913<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
15
AMERIKA<br />
PERU<br />
ASIEN<br />
„Wann ist die<br />
Weihnachtsfeier?“<br />
Oft schon im Juni fragen mich die<br />
ersten Straßenkinder, ob es bald<br />
wieder so eine schöne Weihnachtsfeier<br />
gibt? Unser Team gestaltet das bunte<br />
Fest für obdachlose Kinder und Jugendliche<br />
in den staubigen Straßen der Metropole<br />
bereits seit 20 Jahren. Sie haben<br />
ein anderes Zeitgefühl als wir. Kinder<br />
der Straße wissen oft nicht, welcher Tag<br />
oder Monat oder welches Jahr gerade<br />
ist. Jeder ihrer Tage ist ein Überlebenskampf.<br />
Zukunftsperspektiven haben sie<br />
nicht, zumindest keine konkreten. Und<br />
doch ist unsere Weihnachtsfeier immer<br />
etwas Besonderes für sie.<br />
Im November kommen ehemalige<br />
Straßenkinder dazu, die mit Gottes Hilfe<br />
den Absprung geschafft und ein neues<br />
Leben haben. Auch sie wollen dabei sein.<br />
Annabell bat mit Tränen in den Augen:<br />
„Früher war die Weihnachtsfeier Höhepunkt<br />
meines Jahres – ich möchte, dass<br />
meine Kinder das erleben dürfen.“ Da<br />
konnten wir nicht nein sagen.<br />
Am Tag der Feier steht im Zentrum<br />
von Lima vor einer Gemeinde eine lange<br />
Warteschlange. Am Eingang werden die<br />
Kinder und Jugendlichen auf Drogen und<br />
Waffen kontrolliert. Nach einer warmherzigen<br />
Begrüßung und Gebet singen<br />
wir Lieder, allerdings keine Weihnachtslieder,<br />
die kennen und mögen sie nicht.<br />
Danach teilen wir die Kids nach Alter<br />
auf: Krabbelkinder, die Kleinen, Jugendliche<br />
und junge Erwachsene.<br />
Sie hören altersgerecht die Weihnachtsgeschichte.<br />
In Deutschland<br />
geschieht das ja häufig mit Krippenspiel.<br />
Bei uns hat letztes Jahr ein Clown aus<br />
der Bibel erzählt, in einem anderen Jahr<br />
der Hase Bugs Bunny. Mir schien das<br />
befremdlich, aber letztlich kommt es auf<br />
den Inhalt an, nicht auf die Präsentation.<br />
Die Kinder sind immer voll dabei.<br />
Wir beten, dass sie Jesus als Freund<br />
und Retter kennenlernen und seine Hilfe<br />
erfahren. Nach der Botschaft gibt es ein<br />
Festessen, mit Liebe von ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern gekocht, dazu Panetón (Kuchen)<br />
und heißen Kakao. Zum Schluss<br />
bekommt jedes Kind ein Geschenk. Ihre<br />
strahlenden Gesichter sind uns eine Riesenfreude.<br />
Vielen Dank für Ihre Gebete<br />
und Spenden, die unsere Weihnachtsfeier<br />
und Arbeit ermöglichen.<br />
Gott will nicht,<br />
dass sie verlorengehen!<br />
For Freedom: Asiatischen Frauen helfen,<br />
dem Sumpf der Prostitution zu entkommen<br />
„<br />
For Freedom“ ist ein Programm<br />
unserer Partnerorganisation<br />
SIM gegen Ausbeutung,<br />
Sexgewerbe, Menschenhandel<br />
und moderne Sklaverei, in das wir<br />
uns als <strong>DMG</strong> bewusst eingeklinkt<br />
haben. Gemeinsam unterstützen<br />
wir Projekte in aller Welt, um Gefährdeten<br />
beizustehen, und helfen<br />
christlichen Gemeinden vor Ort,<br />
präventiv und in der Nothilfe für<br />
Betroffene. Drei Beispiele aus verschiedenen<br />
Projekten in Südostasien,<br />
wie Frauen aus dem Sumpf<br />
der Prostitution entkommen:<br />
TRAUMATISIERT,<br />
VERSTÖRT & KRANK<br />
Kumari* war sehr ruhig, als sie<br />
mir das erste Mal in unserem Nachsorgezentrum<br />
gegenübersaß. Verloren<br />
starrte sie Löcher in die Luft;<br />
sie war traumatisiert und hatte den<br />
Bezug zur Realität verloren. Dieses<br />
Mädchen war heftig ausgebeutet<br />
worden. Einer ihrer Peiniger ist ein<br />
mächtiger Mann in unserer Stadt.<br />
Kumari fürchtete um ihr Leben.<br />
Dank der liebevollen Unterstützung<br />
unseres Teams öffnete sie sich mit<br />
der Zeit und erzählte …<br />
Kumari hatte als Kleinkind den<br />
Tod ihres Vaters miterlebt. Seither<br />
hatte das Mädchen viel Schmerz<br />
erlitten. Ihr Körper und Geist waren<br />
gebrochen. Wir gaben Kumari die<br />
bestmögliche medizinische Versorgung,<br />
doch sie wurde nicht gesund.<br />
Eines Nachts sah ich auf der Straße<br />
Werbung für ihre Ausbeuter. Wie<br />
mächtig Kumaris Gegner waren!<br />
Wie sollte sich dieses schmächtige<br />
Mädchen mit ihrem kranken Körper<br />
gegen solche Riesen behaupten? Ich<br />
sagte Gott, wie unfair das sei. Würde<br />
sie Gerechtigkeit erfahren? Könnte<br />
sie, so krank wie sie war, vor Gericht<br />
aussagen? Als Antwort hörte ich eine<br />
innere Stimme: „Deshalb habe ich sie<br />
zu dir geschickt!“<br />
Seither habe ich keine Angst mehr<br />
um Kumari: Gott kann ihr helfen!<br />
Sie ist gebrochen, doch sie steht<br />
gegen einen Mächtigen – mit Gott<br />
an ihrer Seite. Gott hilft Menschen<br />
mit gebrochenem Herzen, davon bin<br />
ich überzeugt. Sie hat definitiv eine<br />
Zukunft! Inzwischen führt sie ihren<br />
Kampf, und meine Kollegen und ich<br />
lernen, mit ihr zu hoffen.<br />
ALS SKLAVIN DEM<br />
BORDELL ENTFLOHEN<br />
Mimis* Vater starb, als sie zehn Jahre<br />
alt war. Die Mutter war bettelarm.<br />
Sie sah keine Alternative und schickte<br />
ihr Mädchen in einen Haushalt, um<br />
etwas dazuzuverdienen: Die Zehn<br />
16<br />
Kerstin Abbas<br />
P10002<br />
Möchten Sie dieses Projekt unterstützen?<br />
P50256 For Freedom
Sie wollen mitarbeiten?<br />
Als <strong>DMG</strong> engagieren wir uns<br />
bewusst in der Bekämpfung von<br />
Menschenhandel und moderner Sklaverei.<br />
Gemeinsam mit internationalen Partnern<br />
schaffen wir weltweit Einsatzmöglichkeiten<br />
für christliche Sozialarbeiter,<br />
Streetworker, Psychologen, Seelsorger,<br />
Juristen, Mediziner und andere geeignete<br />
Fachkräfte, die gefährdeten Frauen,<br />
Geflüchteten und Arbeitssklaven helfen<br />
und in der Prävention aktiv sind. Wir<br />
bitten um Gebet für Frauen wie Kumari,<br />
Mimi und Lily – und für Missionare, die<br />
Ungerechtigkeit ans Licht bringen und<br />
helfen. Möchten Sie mitarbeiten, damit<br />
Opfer von Sexhandel die heilmachende<br />
Kraft von Jesus Christus kennenlernen<br />
und eine Zukunft haben? Bei Interesse<br />
kommen Sie bitte auf uns zu. Ansprechpartner<br />
ist unser stellvertretender<br />
Direktor Andrew Howes. Wenn Sie<br />
unsere Initiative „For Freedom“ finanziell<br />
unterstützen möchten, erbitten wir eine<br />
Spende aufs Konto der <strong>DMG</strong>.<br />
Stichwort:<br />
P50256 For Freedom<br />
jährige musste für ihre Herrschaften<br />
Geschirr spülen, Fußböden schrubben<br />
und Wäsche waschen. Sie wurde geschlagen,<br />
sexuell missbraucht und man ließ<br />
sie hungern. Zweimal entkam sie nach<br />
Hause, nur um wieder in die Sklaverei in<br />
eine andere Familie geschickt zu werden.<br />
Später arbeitete Mimi in einer<br />
Kleiderfabrik. Sie ahnte nicht, dass ihre<br />
Kollegin und ihre neue Mitbewohnerin<br />
Prostituierte waren. Der Fabriklohn<br />
reichte nicht fürs Leben. Ihre Mitbewohnerin<br />
führte sie ans Sexgewerbe heran.<br />
Tagsüber arbeitete Mimi in der Fabrik,<br />
nachts im Bordell. In Mimis Land gibt<br />
es 100.000 Prostituierte wie sie und<br />
eines der größten Bordelle der Welt.<br />
Armut, zerrüttete Familien, Einsamkeit<br />
und Missbrauch zwingen Frauen in die<br />
Prostitution.<br />
Ein christliches Obdachlosenheim<br />
mit ganzheitlichem Ausbildungsprogramm<br />
nahm Mimi auf. Hier lernen die<br />
Frauen Lesen, Schreiben und berufliche<br />
Fertigkeiten wie Nähen oder<br />
Schmuckherstellung. Das Projekt<br />
bietet Lebenstraining und Gesundheitsunterricht,<br />
vermittelt Werte<br />
und schult Eltern im Umgang mit<br />
Kindern. Sie erhalten Mikrokredite,<br />
damit sie fortan selbst für ihren<br />
Lebensunterhalt sorgen können.<br />
Als Mimi ins Projekt kam, war sie<br />
schwanger und beinahe verhungert.<br />
Hier erlebte sie Gottes Liebe. Heute<br />
nimmt sie an Andachten teil. Wenn<br />
es schwierig wird, betet Mimi zu Jesus<br />
Christus. Sie hat verstanden, was Jesus<br />
für sie getan hat, und will nicht mehr in<br />
ihr altes Leben zurück.<br />
SIE WOLLTE SICH DAS<br />
LEBEN NEHMEN<br />
Lily* stand oben auf einer Brücke und<br />
wollte ihrem Leben ein Ende bereiten.<br />
Da sprach eine Frau die 18-Jährige an, ob<br />
sie einen Job als Hausangestellte wolle.<br />
Nach wenigen Monaten versuchte der<br />
Hausherr, Lily sexuell zu missbrauchen.<br />
Erschrocken floh sie. In einem Markt bot<br />
ihr eine andere Frau wieder einen Job an:<br />
mehr Geld, ein besseres Leben. Verzweifelt<br />
stimmte Lily zu, ohne Details<br />
zu kennen. Die Frau brachte Lily ins<br />
zweitgrößte Bordell des Landes – und<br />
verkaufte sie als Sexarbeiterin. Lily hatte<br />
keine Chance. Sie wollte fliehen, doch<br />
sie war gefangen und verängstigt.<br />
Gebetsleitfaden<br />
für die Welt des<br />
Buddhismus<br />
15 TAGE GEBET<br />
27. JANUAR –10. FEBRUAR<br />
Christliche Initiative<br />
zum «Losarfest» 2020<br />
Beten Sie mit uns und lernen Sie dabei die Welt des Buddhismus kennen!<br />
Ein Mann kaufte sie frei, Lily bekam<br />
drei Kinder von ihm. Doch dann verließ<br />
er sie. Um ihre Kinder durchzubringen,<br />
verkaufte Lily in den Straßen der Stadt<br />
ihren Körper und ging betteln. Es reichte<br />
nicht, sie hungerten. In größter Not traf<br />
Lily die schwere Entscheidung, zwei ihrer<br />
Kinder zur Adoption freizugeben.<br />
Wieder stand Lily auf der Brücke und<br />
blickte auf die Lastwagen und Busse<br />
hinab. Was sollte sie noch mit ihrem<br />
Leben? Diesmal entdeckte der Leiter<br />
eines Hilfsprojektes sie. Seine Organisation<br />
bietet sichere Unterkunft für Frauen<br />
und Kinder in Not und hilft ihnen, den<br />
Fängen der Sexindustrie zu entkommen.<br />
Sie erhalten eine Ausbildung; Lily erlebte<br />
einen echten Neuanfang. Inzwischen<br />
ist sie fertig und verdient sich ihren<br />
Lebensunterhalt mit der Herstellung von<br />
Decken.<br />
* Alle Namen geändert<br />
Im Januar/Februar feiern Millionen<br />
Buddhisten das „Losar“-Fest, ihr<br />
Neujahr. Gleichzeitig beten Christen<br />
weltweit für die Angehörigen dieser<br />
Weltreligion. Gerne können Sie bei der<br />
<strong>DMG</strong> den unter Mithilfe unseres Mitarbeiters<br />
Alain Haudenschild erstellten<br />
Gebetsleitfaden für sich, Ihre Gemeinde,<br />
Kirche und Gebetskreise bestellen:<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
Für eine Spende zur Deckung der<br />
Kosten sind wir dankbar: P50260<br />
E-Mail: Kontakt@<strong>DMG</strong>int.de<br />
Tel./WhatsApp: 07265 959-100<br />
17
ASIEN<br />
ISRAEL<br />
Wir helfen Kindern mit<br />
Herzfehler aus Syrien,<br />
Irak und Jordanien.<br />
Die Familien haben oft<br />
nicht das Geld für die<br />
lebensnotwendige<br />
Operation.<br />
Kindern ein neues Herz schenken<br />
18<br />
Der Wecker klingelt, mühsam<br />
richte ich mich auf. Ein neuer Tag<br />
in meinem kurzen Auslandseinsatz bei<br />
einer Sozialeinrichtung in Israel. Ich bringe<br />
Lebensmittel und sonstige Utensilien<br />
auf die andere Seite des Hauses zu den<br />
Familien. Es bleibt ein Augenblick fürs<br />
Frühstück und um meine Bibel zu holen,<br />
dann beginnt unser Morgen-Meeting.<br />
Wir helfen Kindern mit einem angeborenen<br />
Herzfehler aus Syrien, dem Irak<br />
und Jordanien. Die meisten Familien,<br />
denen wir beistehen, haben nicht das<br />
Geld für die lebensnotwendige Operation<br />
ihres Kindes und eine Behandlung im<br />
eigenen Land ist oft nicht möglich, was<br />
für die Kinder ein frühes Todesurteil bedeuten<br />
würde. Durch eine enge Zusammenarbeit<br />
mit israelischen Krankenhäusern<br />
ist es möglich, Kindern ein neues<br />
Herz zu schenken. Die Zeit, die sie nicht<br />
im Krankenhaus sind, verbringen sie mit<br />
einem Elternteil in unserem Gästehaus.<br />
Hier kommen wir ins Spiel. Wir<br />
versorgen sie mit Lebensmitteln und<br />
kümmern uns liebevoll um alles, was<br />
sie sonst benötigen. Sobald ich die<br />
Wohnung einer Familie betrete, werde<br />
ich von fröhlichen Kindern umgerannt.<br />
Ich höre Begrüßungsrufe von links und<br />
rechts: „Tschorni?“ Wie geht es dir?<br />
„Baschm“ – gut! Lautes, kunterbuntes<br />
Leben. Obwohl ich nicht wirklich<br />
ihre Sprache spreche, haben mich die<br />
Familien ins Herz geschlossen. So viel<br />
Zuneigung! Einfach nur, weil ich da bin<br />
und mir Zeit für sie nehme. Zweieinhalb<br />
Stunden später gehe ich erschöpft auf<br />
mein Zimmer.<br />
Unterstützen Sie unsere kurzen<br />
Auslandseinsätze P29900<br />
Dankbar für die gemeinsame Zeit mit<br />
Verstecken und UNO-Spielen, Gesprächen<br />
und Spaß, will ich meine kurze<br />
Pause genießen, bevor es wieder ins<br />
Getümmel geht. Als ich meine Kopfhörer<br />
ans Handy anschließe, klingelt es.<br />
Planänderung: eine spontane Entlassung.<br />
Was für eine Freude, eines der Kinder<br />
ist nach der Operation und dem langen<br />
und schweren Heilungsprozess gesund<br />
und kann endlich wieder nach Hause!<br />
Wir holen es vom Krankenhaus ab. Ich<br />
schnappe meine Tasche, Trinkflasche und<br />
eine Kollegin und ab geht’s. Am Krankenhaus<br />
nehmen wir die überglückliche<br />
Oma und ihren Enkel in Empfang. Lachend<br />
umarmen wir sie. Wir freuen uns,<br />
dass sie nach Hause dürfen. Die Fahrt ist<br />
gefüllt mit freudigen Gesprächen – wir<br />
haben es gelernt, uns trotz der Sprachbarriere<br />
irgendwie zu unterhalten.<br />
An der Grenze müssen wir uns<br />
verabschieden – dankbar und traurig.<br />
Dankbar, weil dieses Kind nun mit einem<br />
neuen, gesunden Herzen zu seiner<br />
Familie kann. Jedoch auch traurig, weil<br />
wir uns von wundervollen Menschen<br />
verabschieden müssen. Menschen, denen<br />
wir in schönen wie auch schwierigen und<br />
angsterfüllten Momenten beigestanden<br />
sind. Trotz der Umstände, unterschiedlichen<br />
Nationalitäten, Sprachen und des<br />
verschiedenen Glaubens werde ich sie<br />
niemals vergessen. Die Großmutter und<br />
ihr Junge haben einen festen Platz in<br />
meinem Herzen.<br />
Lisa-Marie<br />
Zikesch<br />
Freiwilligendienst<br />
Reviews<br />
Ein kurzer<br />
Auslandseinsatz<br />
bringt’s!<br />
„Liebe <strong>DMG</strong>, vielen Dank für<br />
dieses Jahr, es hat mein Leben<br />
verändert!“<br />
Cornelius (19), Namibia<br />
„Gott hat mich Dinge lernen<br />
lassen, wie es zu Hause nie<br />
möglich gewesen wäre. Sein<br />
Weg ist immer die beste Wahl.“<br />
Batya (19), Indien<br />
„Es war eine erstaunliche Zeit,<br />
voller fantastischer und<br />
unvergesslicher Momente.“<br />
David (19), Thailand<br />
„Ich bin unendlich dankbar,<br />
dass ich hier sein darf.“<br />
Rebekka (19), Georgien<br />
„Ich empfange und lerne<br />
mehr als ich weitergeben kann.“<br />
Yael (22), Argentinien<br />
Jetzt bewerben:<br />
www.kurzeinsätze.de<br />
www.freiwillig-im-dienst.de
EUROPA<br />
ALBANIEN<br />
Tirana<br />
Albania<br />
Jungen Müttern<br />
die Angst nehmen<br />
Als ausgebildete Hebamme liegen<br />
mir Schwangere, Mütter und ihre<br />
Babys am Herzen. Das beeinflusst auch<br />
unseren Dienst hier in Albanien. Schwangerschaft<br />
und Geburt und die erste Zeit<br />
mit dem Baby sind eine ganz besondere<br />
Phase im Leben jedes Paares, ja der<br />
gesamten Großfamilie! Meist geht sie<br />
einher mit Freude und Glück, aber auch<br />
mit Verunsicherung und Ängsten. Dieses<br />
Gefühlsdurcheinander kennen natürlich<br />
auch albanische Frauen.<br />
Hier werden medizinische Kontrollen<br />
rund um Schwangerschaft und Geburt<br />
von Ärzten und Krankenhäusern abgedeckt.<br />
Leider gibt es weder vor noch<br />
nach der Geburt irgendwelche Unterstützung<br />
durch Hebammen, wie wir sie<br />
aus Deutschland kennen. Hebammen<br />
sind fast ausschließlich im Bereich der<br />
Geburt ausgebildet und so gut wie nicht<br />
in der Vor- und Nachsorge aktiv. Wen<br />
also können albanische Frauen um Rat<br />
fragen?<br />
Früher haben sie ihre Mütter und<br />
Schwiegermütter gefragt. Aber die<br />
Beziehungen zwischen den Generationen<br />
sind nicht mehr wie damals. Und wir<br />
wissen alle, dass sich Ansichten und Umgangsweisen<br />
über die Generationen hinweg<br />
verändern und dass es heutzutage<br />
deutlich mehr wissenschaftlich belegte<br />
Informationen rund um Schwangerschaft<br />
Hebamme Anne gibt Ratschläge online<br />
und Wochenbett gibt als vor 30 Jahren.<br />
An fundierte Informationen zu gelangen,<br />
ist für eine albanische Frau alles andere<br />
als leicht – erst recht, wenn sie weder<br />
Englisch noch Italienisch spricht.<br />
Aus diesem Grund arbeite ich mit<br />
der „Fondation Spitalor in nenes dhe<br />
femijes“ (Stiftung für Mütter und Frauen<br />
im Krankenhaus) an einem Projekt, das<br />
Kurzvideos zu wichtigen Themen rund<br />
um Schwangerschaft und Säuglingspflege<br />
bereitstellt. Wir haben einen Youtube-<br />
Kanal in albanischer Sprache eröffnet,<br />
über den wir gute Lehrvideos für<br />
Schwangere und junge Mütter zugänglich<br />
machen.<br />
Internet gibt es in Albanien selbst in<br />
abgelegensten Gebieten. Heute suchen<br />
und finden junge Albanerinnen wichtige<br />
Informationen zu solchen Fragen übers<br />
Internet. Unsere Filme helfen ihnen bei<br />
Fragen rund um Wochenbett, Geburt,<br />
das Stillen und den Umgang mit dem<br />
Neugeborenen. Wir wollen Frauen in<br />
dieser wichtigen Lebensphase stärken!<br />
Denn es ist eine sensible Zeit, in der<br />
ihnen ausgewählte, gute Informationen<br />
über Ängste, Unsicherheiten und<br />
Schwierigkeiten hinweg helfen.<br />
Albanien<br />
... ist ein Land am Mittelmeer,<br />
halb so groß wie Bayern, mit<br />
2,8 Millionen Einwohnern,<br />
davon eine Million in der<br />
Hauptstadt Tirana. Mehr als<br />
400 Jahre von den Osmanen<br />
regiert und islamisiert, wurde<br />
Albanien während des Zweiten<br />
Weltkriegs von Italienern und<br />
Deutschen besetzt und ab 1945<br />
kommunistisch und atheistisch.<br />
Ab 1967 war jegliche religiöse<br />
Äußerung verboten. Nach dem<br />
Sturz des kommunistischen<br />
Regimes 1990 versank das Land<br />
zunächst im Chaos. Langsam<br />
geht es wirtschaftlich bergauf,<br />
es ist demokratisch und<br />
sicher für Reisende. Inzwischen<br />
herrscht Glaubensfreiheit. Es<br />
gibt viel Korruption; im Gesundheitswesen,<br />
der Justiz und<br />
der Bildung ist es besonders<br />
schlimm. Darum sehen sehr<br />
viele Albaner keine Hoffnung<br />
mehr für ihre Zukunft und<br />
verlassen das Land. Albaner<br />
sind freundlich, gastfrei und<br />
offen, sie lieben Ausländer,<br />
besonders Deutsche. 70% der<br />
Bevölkerung rechnen sich dem<br />
Islam zu (der eher mystischen<br />
Gruppierung der Bektashi),<br />
30% bezeichnen sich als orthodox<br />
oder römisch-katholisch<br />
christlich, 0,1% sind evangelisch.<br />
Anne und David Kretschmer<br />
P10348<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
19
EUROPA DEUTSCHLAND DEUTSCHLAND<br />
Der Tramper<br />
an Heiligabend<br />
Weihnachten allein?<br />
Unmöglich!<br />
Wir können die Flüchtlinge in<br />
unserer Stadt zu Weihnachten<br />
nicht allein lassen. Also überlegten wir<br />
mit unseren Freunden im internationalen<br />
Hauskreis, wie eine kleine Weihnachtsfeier<br />
aussehen könnte: „Wir gehen<br />
miteinander zur Kirche<br />
und schauen uns<br />
das Krippenspiel an,<br />
anschließend kochen<br />
wir, decken Tische und<br />
essen miteinander,<br />
singen Lieder, lesen die<br />
Weihnachtsgeschichte,<br />
danach eine Andacht<br />
und Spiele.“ Spontan<br />
fragten sie: „Wie viele dürfen kommen?“<br />
Wir rechneten mit zehn Leuten, uns<br />
einbezogen. Es meldeten sich 20 an. Ich<br />
saß im Sessel, entkräftet und geplättet<br />
bei dem Gedanken, schon wieder eine<br />
Flüchtlingsveranstaltung zu haben, die<br />
sich weder von der Teilnehmerzahl noch<br />
von den Finanzen her begrenzen ließ.<br />
Das letzte Ereignis dieser Art lag kaum<br />
vier Wochen zurück. Dankbar nahmen<br />
wir das Angebot einer afghanischen<br />
Familie aus unserem Hauskreis an, die<br />
sagte: „Wir kommen und können einiges<br />
an Essen mitbringen.“<br />
An Heiligabend, kurz vor dem<br />
Krippenspiel, setzten zwei in unserer<br />
Gemeindeküche Reis auf und bereiteten<br />
das Essen zu. Es tauchte genau die<br />
Wir rechneten mit zehn<br />
Leuten, uns einbezogen.<br />
Es meldeten sich 20 an.<br />
Ich saß im Sessel,<br />
entkräftet und geplättet<br />
bei dem Gedanken.<br />
Deneckes feiern Weihnachten mit<br />
ihrem internationalen Hauskreis<br />
passende Zahl an Menschen und Völkern<br />
auf, darunter zwei unbekannte arabische<br />
Jungs im Alter von zwölf Jahren. Sie<br />
machten keinen pflegeleichten Eindruck<br />
vom Verhalten her. Ein Teenager unserer<br />
Gruppe bekam den Auftrag, sie im Auge<br />
zu behalten. Das funktionierte<br />
gut. Später<br />
unterhielt ich mich<br />
lange mit ihnen.<br />
Das Festmahl<br />
begann, die Gerichte<br />
schmeckten lecker,<br />
waren interessant von<br />
der Andersartigkeit<br />
her und reichlich.<br />
Unser afghanischer Moderator war so<br />
von dem Abend begeistert, dass er nur<br />
noch auf und ab lief und sagte: „Ich freue<br />
mich! Ich freue mich!“ Das hat auch uns<br />
Missionare gefreut. Der Abend wurde<br />
immer schöner. Nach der Andacht zum<br />
Thema „Gott wurde Mensch in Jesus“<br />
fragten wir die Gäste: „Was habt ihr<br />
schon mit Jesus erlebt?“ Sie berichteten<br />
erst zögernd, dann aber wirklich, wie<br />
Jesus sie auf der Flucht und in Deutschland<br />
gesegnet hat.<br />
Das war der Höhepunkt: Menschen<br />
vieler Völker erzählten sich, was Jesus<br />
ihnen Gutes getan hat. Die Botschaft<br />
vom Kind von Bethlehem leuchtete auf<br />
an diesem Abend wie ein Stern in der<br />
Nacht.<br />
Alles war vorbereitet: der Raum<br />
geschmückt, der Tisch festlich<br />
gedeckt, das Essen gekocht – wir waren<br />
startbereit. Nachmittags fuhren<br />
wir in den Weihnachtsgottesdienst<br />
unserer Gemeinde. Dort hielten wir,<br />
wie jedes Jahr, Ausschau nach Menschen,<br />
die an diesem Abend einsam<br />
waren, um sie zu uns einzuladen.<br />
Wir waren gespannt, wer heute den<br />
Geburtstag unseres Herrn mit uns<br />
feiern würde.<br />
Alles kam anders, diesmal ließ<br />
sich niemand einladen. Alle waren<br />
versorgt. Wie schade … Etwas<br />
enttäuscht machten wir uns auf den<br />
Heimweg. Und dann sahen wir ihn:<br />
An der Autobahnauffahrt stand ein<br />
junger Mann mit schwerem Rucksack<br />
am Straßenrand und hob seinen<br />
Daumen. Er wollte nach Würzburg,<br />
sagte die Pappe in seiner Hand. Die<br />
Richtung stimmte. Wir nahmen ihn<br />
mit und luden ihn zu einem Zwischenstopp<br />
mit feinem Essen bei uns<br />
zu Hause ein. Er kam gerne mit, was<br />
für eine Freude!<br />
Schnell war das Essen erwärmt, wir<br />
saßen am Tisch, lachten und redeten<br />
viel – auch über unseren Glauben an<br />
Jesus Christus: sein Kommen, sein<br />
Leben, sein Sterben für uns. Ein wunderbarer<br />
Abend. Als der junge Mann<br />
weiterreisen wollte, brachten wir ihn<br />
an die Autobahn und verabschiedeten<br />
uns herzlich von ihm.<br />
Was aus dem Tramper wurde,<br />
wissen wir nicht. Aber wir hoffen, ihn<br />
wiederzutreffen, irgendwann in der<br />
Zukunft. Bei dem ewigen Fest …<br />
Christen feiern zu<br />
Weihnachten die Geburt<br />
des Erlösers. Die Menschen<br />
suchen Erlösung aus ihrer<br />
Einsamkeit. Wir wollen uns<br />
gegenseitig dabei helfen;<br />
dann werden wir den Sinn<br />
des Weihnachtsfestes<br />
besser verstehen.<br />
Richard von Weizsäcker<br />
(1920–2015)<br />
20<br />
Gerhard und Bettina Denecke<br />
P10102<br />
Johann und Susanne<br />
Scharf P10643
DEUTSCHLAND<br />
Ahlke wird mit<br />
internationalen<br />
Studenten in<br />
Tübingen arbeiten<br />
Silvesterfreizeit<br />
mit Wirkung<br />
Es war einige Tage nach Weihnachten.<br />
Als junge Studentin saß ich<br />
mit 40 deutschen und internationalen<br />
Studierenden in einem Freizeithaus im<br />
Schwarzwald, ich war Mitarbeiterin einer<br />
Silvesterfreizeit. Gerade hatte uns eine<br />
Asiatin erzählt, was für einen Unterschied<br />
wir Christen in Deutschland in<br />
ihrem Leben machten: „Meine Arbeitskollegen<br />
sehen auf mich herab, weil mein<br />
Deutsch nicht gut ist, sie lachen mich<br />
aus“, hatte sie gesagt. „Aber ihr; ihr lacht<br />
mit uns und nicht über uns.“ Mir kamen<br />
fast Tränen. Die Stimmung war herzlich<br />
und die Teilnehmer begannen, sich langsam<br />
für Jesus zu öffnen.<br />
Menschen anderer Kulturen haben<br />
mich schon immer fasziniert. Früher ging<br />
ich davon aus, dass andere zur Mission<br />
berufen waren, nicht ich. Gott hat meine<br />
Vorstellungen in den vergangenen Jahren<br />
ganz schön auf den Kopf gestellt.<br />
Auf einer Schulungskonferenz für<br />
christliche Studentenarbeit fragte eine<br />
Referentin mich, ob ich darüber nachgedacht<br />
hätte, dass Gott vielleicht deshalb<br />
niemanden schickte, um mich in der Leitungsfunktion<br />
unserer Hochschulgruppe<br />
zu ersetzen, weil er mich an genau dieser<br />
Stelle in genau dieser Aufgabe haben<br />
wollte? Ich musste mir eingestehen, dass<br />
ich viele Aufgaben nur halbherzig erfüllte,<br />
weil ich davon ausgegangen war, nicht<br />
die Richtige für den Job zu sein.<br />
Nach der Konferenz war ich mehr mit<br />
Herz bei der Sache. Plötzlich ergaben<br />
sich neue Freundschaften. Es begeisterte<br />
mich plötzlich viel mehr, wie Gott in den<br />
Herzen der Leute arbeitete. Jetzt saß<br />
ich also bei diesem „Open-Mic-Abend“<br />
der Silvesterfreizeit und ertappte mich<br />
bei dem Gedanken: „Das müsste man<br />
als richtigen Job haben: erleben dürfen,<br />
wie Gott junge Menschen aus aller Welt<br />
verändert!“ In den Monaten darauf<br />
folgten Gespräche – manche ausführlich,<br />
manche zwischen Tür und Angel –,<br />
die alle in eine ähnliche<br />
Richtung gingen: Mission<br />
unter Studenten, auch<br />
nach meinem Studium.<br />
Welches Recht hatte<br />
ich, zu sagen, ich sei nicht<br />
geeignet? Gott hätte<br />
alle Macht gehabt, mich<br />
zurückzuhalten – er tat<br />
es nicht. So kam ich 2016<br />
nach Sofia in Bulgarien, in<br />
eine Aufgabe mit der Bulgarian Christian<br />
Student Union. Meine bulgarischen<br />
und amerikanischen Kollegen und ich<br />
luden einheimische und internationale<br />
Studenten zu Bibeldiskussionen ein,<br />
organisierten Spieleabende, Konferenzen<br />
und Leiterschulungen. Ich erlebte so viel<br />
Sehnsucht nach Freundschaft, Anerkennung<br />
und Freiheit unter den Studenten,<br />
egal woher sie stammten. Sie sind<br />
Menschen anderer<br />
Kulturen haben mich<br />
schon immer fasziniert.<br />
Früher ging ich davon<br />
aus, dass andere zur<br />
Mission berufen waren,<br />
nicht ich.<br />
neugierig und wollen auch über Jesus<br />
Christus lernen. Was für eine Chance!<br />
„Die Ernte ist groß, doch es sind nur<br />
wenig Arbeiter da. Bittet deshalb den<br />
Herrn der Ernte, dass er Arbeiter auf<br />
sein Erntefeld schickt.“ Dieser Bibelvers,<br />
Lukas 10,2, begleitet mich seitdem in<br />
meiner Arbeit unter Studierenden. Drei<br />
Jahre lebte und arbeitete ich in Sofia, das<br />
letzte Jahr im Rahmen eines Kurzeinsatzes<br />
der <strong>DMG</strong>. Gott hat unser Gebet<br />
erhört und weitere Mitarbeiter nach Bulgarien<br />
berufen. Mein eigener Weg führt<br />
zurück nach Deutschland.<br />
Denn die <strong>DMG</strong> sendet<br />
mich für einen längerfristigen<br />
Einsatz zurück in<br />
meine Unistadt Tübingen,<br />
wo ich wieder in die Arbeit<br />
mit internationalen Studis<br />
einsteigen darf. Ich freue<br />
mich schon darauf, jungen<br />
Leuten aus aller Welt meine<br />
eigene Kultur vorzustellen,<br />
zu teilen und ihnen ein Stückchen<br />
Heimat zu bieten. Denn ich weiß aus<br />
eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt,<br />
alleine in einem fremden Land zu leben.<br />
Und ich weiß, wie Jesus Christus uns<br />
Menschen frei machen kann. Ich freue<br />
mich schon, in Tübingen daran beteiligt<br />
zu sein, wie er Leben verändert. Wollen<br />
Sie auch daran teilhaben? Dann schreiben<br />
Sie mir über die <strong>DMG</strong>.<br />
NEU: Ahlke Spies<br />
P10926<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 5 | <strong>2019</strong><br />
21
EUROPA<br />
DEUTSCHLAND / NIEDERLANDE<br />
Ein paar alte Turnschuhe,<br />
ein ausrangierter Teddy<br />
BREMERHAVEN (Breitenmoser)<br />
Die Seeleute aus Pakistan, den<br />
Philippinen, Indien und Nahost, die mit<br />
Frachtschiffen unsere europäischen<br />
Häfen anlaufen, sind oft Monate unterwegs.<br />
In der Seemannsmission begegnen<br />
uns jeden Tag Menschen aus aller Welt<br />
mit Heimweh, Einsamkeit, Ärger über<br />
Vorgesetzte, Müdigkeit, Schwierigkeiten<br />
in der Familie, Süchten oder moralischen<br />
Fehltritten, die sie bekümmern. Es ist ein<br />
Privileg, diesen Vergessenen zu helfen.<br />
Gleichzeitig erzählen wir von der Perspektive<br />
für die Ewigkeit in Jesus Christus.<br />
Heute packte ich meinen Rucksack mit<br />
Bibeln und Literatur in vielen Sprachen;<br />
zusätzlich eine Tasche mit ausrangierten,<br />
gut erhaltenen Turnschuhen. So bestieg<br />
ich die Gangway eines kleineren Containerschiffes.<br />
Anfangs waren die Seeleute<br />
in der kurzen Kaffeepause beschäftigt.<br />
Das änderte sich schlagartig, als ich<br />
die Turnschuhe einem der Männer in<br />
oranger Arbeitskluft anbot. Sie passten<br />
perfekt, er konnte sein Glück kaum<br />
fassen! Eigentlich hatte er noch in die<br />
Stadt fahren wollen, um sich ein Paar zu<br />
kaufen. Mit Freude nahm er auch eine<br />
Bibel.<br />
Ähnliches erlebte Nadine kürzlich<br />
auf einem Kreuzfahrtschiff, als sie einen<br />
ausrangierten Teddy unseres Joshua<br />
einer philippinischen Frau schenkte.<br />
Es entstand eine Freundschaft, die<br />
Frau öffnete sich fürs Evangelium. Aus<br />
demselben Grund verteilen wir wie jedes<br />
Jahr zu Weihnachten wieder hunderte<br />
Geschenkpakete an Seeleute …<br />
ROTTERDAM (Henrichs/Reifel)<br />
So eine Verteilaktion findet auch bei<br />
uns im Hafen statt. Vergangenes Jahr<br />
konnten wir mehr als 2.000 Seeleute<br />
glücklich machen. Für viele ist Weih<br />
und das Evangelium<br />
nachten die Zeit, in der sie sich am<br />
einsamsten fühlen. Monatelang arbeiten<br />
sie auf den Schiffen, weit weg von Familie<br />
und Freunden. Manche waren schon<br />
jahrelang nicht mehr an Weihnachten zu<br />
Hause. Sie fühlen sich vergessen. Unser<br />
Paket zeigt ihnen, dass sie geliebt sind in<br />
Gottes Augen. Das bringen Dankesbriefe<br />
zum Ausdruck:<br />
„Ich möchte meinen wärmsten Dank<br />
ausdrücken wegen der Weihnachtsgeschenke,<br />
sie waren uns willkommen<br />
und geschätzt. Wir, die Mannschaft der<br />
Batada*, wünschen euch alles Gute zum<br />
neuen Jahr. Chief Engineer.“ Ein Matrose<br />
schrieb: „Vielen Dank für das wundervolle<br />
Geschenk! Ich war überwältigt von<br />
der Sorgfalt, die in die schöne Schuhbox<br />
geflossen ist.“ Ein anderer: „Vor<br />
sechs Jahren habe ich mein Leben Jesus<br />
gegeben. In letzter Zeit musste ich 16<br />
22<br />
Eckart und Nadine Breitenmoser<br />
P10912<br />
René und Anna Reifel<br />
P10551
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>DMG</strong> interpersonal e.V.<br />
Buchenauerhof 2, D-74889 Sinsheim<br />
Tel.: 07265 959-0, Fax: 07265 959-109<br />
WhatsApp: 07265 959-100 • Kontakt@<strong>DMG</strong>int.de • www.<strong>DMG</strong>int.de<br />
Bei Adressänderungen: Tel. 07265 959-128, Adressen@<strong>DMG</strong>int.de<br />
Direktor:<br />
Chefredakteur:<br />
Layout:<br />
Günther Beck<br />
Theo Volland (Redaktion@<strong>DMG</strong>int.de)<br />
David Spieth<br />
Erscheinung: Fünfmal jährlich<br />
Titelfoto: Theo Volland, 2018<br />
PXXXXX<br />
Dieses Symbol nennt<br />
die Projektnummer des<br />
jeweiligen Missionars,<br />
so können Sie gezielt<br />
für die Arbeit einzelner<br />
Missionare spenden.<br />
Herzlichen Dank.<br />
Spendenkonten:<br />
Volksbank Kraichgau, <strong>DMG</strong><br />
IBAN: DE02 6729 2200 0000 2692 04<br />
BIC: GENODE61WIE<br />
Schweiz: Swiss Post, SMG<br />
Vermerk: <strong>DMG</strong><br />
IBAN: CH92 0900 0000 8004 2881 3<br />
BIC: POFICHBEXXX<br />
Die Arbeit der <strong>DMG</strong> ist als steuerbegünstigt anerkannt. Spenden werden im Rahmen<br />
der Satzung entsprechend der Zweckbestimmung für missionarische oder<br />
mildtätige Zwecke eingesetzt. Stehen für ein Projekt ausreichend Mittel zur Verfügung,<br />
wird die Spende für einen ähnlichen satzungsgemäßen Zweck verwendet.<br />
Seeleuten die Frohe Botschaft bringen<br />
Stunden am Tag arbeiten, sieben Tage die Woche,<br />
gestern sogar 21 Stunden. Euer Geschenk hilft mir,<br />
mit dem Stress klarzukommen.“<br />
MITMACHEN (Sie!)<br />
Liebe Leser, wenn Sie helfen wollen, packen Sie<br />
einen Schuhkarton mit folgendem Inhalt: eine Mütze,<br />
ein Paar Handschuhe, Süßigkeiten wie Schokolade<br />
und Nüsse, Deo, Shampoo und Duschgel für<br />
Männer (Deckel bitte mit Tesa zukleben), Zahnbürste<br />
und -pasta sowie eine Weihnachtskarte mit<br />
persönlichem Gruß in Englisch. Bitte kleben Sie die<br />
Kartons gut zu und packen Sie sie in festes Geschenkpapier<br />
ein. Die Pakete können bis 1. Dezember<br />
<strong>2019</strong> (oder wieder im Herbst 2020 ebenfalls bis<br />
01.12.) bei diesen Adressen eingeschickt werden:<br />
Thomas Koch, Subachstraße 16, 35075 Gladenbach-<br />
Mornshausen, Tel. 0171 2622967. Oder: Holger<br />
Günther, Austraße 8, 67378 Zeiskam, Tel. 06347<br />
92130.<br />
Sie dürfen auch gerne finanziell zu den mehr als<br />
1.000 Paketen beitragen, die hier in Rotterdam<br />
gepackt werden. Projektnummer: P30262 Weihnachtsaktion<br />
Rotterdam.<br />
* Name geändert<br />
Felix und Kerstin Henrichs<br />
P10228<br />
"<br />
Bitte geben Sie im Überweisungsträger die Projektnummer und den Namen<br />
eines Missionars, „<strong>DMG</strong>“ oder „Wo am nötigsten“ an. Herzlichen Dank!<br />
Datum Datum Unterschrift(en)<br />
IBAN IBAN<br />
06 06<br />
Angaben Kontoinhaber: zum Kontoinhaber: Name, Vorname/Firma, Name, Vorname/Firma, Ort Ort (max. 27 Stellen, keine Straßen- oder Postfachangaben<br />
PLZ Freundesnummer Straße Spenders: (falls bekannt) (max. 27 Stellen) PLZ und Straße des Spenders (für Spendenbestätigung)<br />
D 5<br />
Spenden-/Mitgliedsnummer Projektnummer oder Name des Stichwort Spenders bzw. - (max. Name 27 Stellen) des Missionars<br />
ggf. Stichwort<br />
Betrag: Euro, Euro, Cent Cent<br />
G E N O D E 6 1 W I E<br />
Danke!<br />
BIC BIC des des Kreditinstituts (8 oder 11 Stellen)<br />
SPENDE<br />
SPENDE<br />
D E 0 2 6 7 2 9 2 2 0 0 0 0 0 0 2 6 9 2 0 4<br />
IBAN IBAN<br />
D M G 7 4 8 8 9 S i n s h e i m<br />
Angaben zum zum Zahlungsempfänger: Name, Name, Vorname/Firma (max. 27 Stellen, bei maschineller Beschriftung max. 35 Stellen)<br />
Name Name und und Sitz Sitz des des Überweisenden Kreditinstituts BIC BIC<br />
Staaten in in Euro. Euro.<br />
"<br />
SEPA-Überweisung/Zahlschein<br />
Für Für Überweisungen<br />
in in Deutschland und und<br />
in in andere EU-/EWR-<br />
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07265 959-100<br />
Unser<br />
Weihnachtsprojekt<br />
EUROPA<br />
Offene Türen, offene Herzen!<br />
„Kümmert euch um Europa!“, endete Jean-Claude Junckers Abschiedsrede<br />
am 22. Oktober im Europaparlament. Er meint es ernst,<br />
Europa ist gespalten: Demokratien leiden unter Nationalismus; ein<br />
reicher Kontinent an wachsender Armut; es wird bedrückend säkular.<br />
Und doch erleben unsere 154 Europa-Missionare offene Türen<br />
und Herzen:<br />
Mit dem Weihnachtsprojekt unterstützen Sie die Gründung von<br />
Gemeinden in Ländern wie Frankreich und Albanien. In Belgien beschreiten<br />
Partner neue Wege, um das Evangelium zu verbreiten. Dort und in<br />
Österreich geben Mitarbeiter Religionsunterricht an Schulen. In Griechenland<br />
freuen sich Hunderttausende über Bibeln als Geschenk. Junge<br />
Leute in Spanien ohne Chance auf Arbeit hören vom Sinn des Lebens.<br />
Allerorts kommen Flüchtlinge zum Glauben. Kirchen auf anderen Kontinenten<br />
beten für Europa und senden uns Mitarbeiter. Junge Europäer<br />
lassen sich senden. Kümmern wir uns als Christen um Europa!<br />
<strong>DMG</strong>-Spendenkonto<br />
IBAN: DE02 6729 2200 0000 2692 04<br />
BIC: GENODE61WIE<br />
Projektnummer: W<strong>2019</strong> Europa