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BuschFunk Katalog 2019/2020

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ÜBER SIEBEN BRÜCKEN MUSST DU NICHT FAHREN

Die Elsenbrücke in Berlin. Sie führt stadtauswärts

in Richtung Treptow und Flughafen

Schönefeld. Als die Stadt noch geteilt

war, führte kein Weg an ihr vorbei,

um aus Süden kommend in die Hauptstadt

zu gelangen. Sie musste 2018 gesperrt

werden und wie die Verkehrsverwaltung

bekannt gab, wird eine neue

Brücke frühestens 2028 fertig sein. Wie

konnte es passieren, dass genau 50 Jahre

nach ihrer Einweihung so ein Pfusch eine

verkehrstechnische „Hauptstadthauptschlagader“ lahm legt? Wer trägt dafür die Verantwortung? Der investigative

Journalismus von heute (Daniela Dahn definiert ihn in Teilen in ihrem neuen Buch auch als „Lückenpresse“)

weiß uns (und sich) zu helfen.

Daran schuld ist, so einige Berliner Medien, der „Volkseigene Betrieb Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf“.

Warum? Er hatte 1968 in dreijähriger (!) Bauzeit eine neue Brücke entstehen lassen und dafür einen Spannstahl

verwendet. Dessen Drähte, so die hiesigen Zeitungen, hätten einer 14tägigen Trocknungsphase bedurft.

Die Bauarbeiter (waren es die von der sozialistischen Brigade „Ernst Thälmann“?) hätten wiederum nicht

warten wollen und damit nun dieses ganze Schlamassel angerichtet. Spekulieren wir mal gemeinsam mit den

Medien: Waren es die „unmenschlichen Normvorgaben“ der Bonzen oder war es versteckter Widerstandsgeist

der Bauarbeiter? Nun bedarf es 11 Jahre Bauzeit, um diese Fehler des Systems zu korrigieren.

Jede Wette darauf, dass die neue Brücke mit ihren Haupt-, Neben- und schließlich Kleinauftragnehmern nicht

bis 2078 hält, sollte sie überhaupt planmäßig im Jahre 2028 fertiggestellt sein. Es sind oft gerade die kleinen

Dinge, die ein sehr erhellendes Licht werfen, auf das, was in diesem Lande auch schief läuft und woher

der Wind leider allzu oft weht. Trauen Sie nicht jedem Buch, was sich als Sach-Buch ausgibt. Bei den Nachfolgenden

dürfen Sie es, denn diese sind sachlich und engagiert zugleich.

ERINNERN AN – ANDREAS PRÜSTEL

Auf seinem Arbeitstisch stand ein Schild: „Lerne klagen, ohne zu leiden!“

Die wenigsten kannten Andreas Prüstel von Angesicht zu Angesicht, aber

ganz viele seine

Collagen beispielsweise

für

den Eulenspiegel-Postkartenkalender.

In

mancher Ausgabe der Zeitschrift war er gleich zehnfach

vertreten. Für den BuschFunk-Katalog hat er 2008

eine Collage zu unserem Motto „Was für ein Mensch

ist der Ostrock-Fan?“ beigesteuert. Im Sommer dieses

Jahres ist Andreas Prüstel in Berlin-Pankow verstorben.

Danke für Deine wundervollen Ideen und Deine vielen

Besuche im BuschFunk-Büro. Mach’s gut!

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