BuschFunk Katalog 2019/2020
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Liebe Freunde des BuschFunks! Verehrte Neugierige!
„Denk bitte auch an die Sixpacks!“
Wer da zuerst an Bier, Party im Park oder eine ausgelassene Geselligkeit vor, während oder nach einem gewonnenen
Fußballspiel denkt, liegt zumeist richtig, doch in diesem Fall falsch. In einer gehobenen süddeutschen
Reihenhaussiedlung ist damit derzeit eher Kohle, genauer Braunkohle, gemeint. Zu Briketts gepresst und
dann entfacht, tragen diese nicht unerheblich zu einem wohligen, anheimelnden Abend an einem Retro-Ofen
mit moderner Glastür und Sichtfenstern bei. Diese 6er-Pakete Braunkohle Marke „Rekord“, kommen aus
Schwarze Pumpe. Ein Ort in der Lausitz, der zwischen Hoyerswerda und Cottbus liegt und durch einen Kanon
von Gundermann unter Musikliebhabern bekannt wurde und der als Produktionsstandort gegenwärtig leicht
gefährdet ist, sollten die Klimaschutzziele schneller greifen als die Politik es derzeit möchte.
Gerhard Schöne – 1992 auf
„Sieben Gaben“-Tour –
2020 auf „Vielleicht wird’s
nie wieder so schön“-Tour
Der Gedanke an diese „Rekord“-Briketts löste bei mir, als einem Jungen so um die 12 Jahre, einst leichte Horrorzustände
aus. Ende der sechziger Jahre wurde die Kohlelieferung einmal im
Jahr einfach vor dem Wohnhaus auf die Straße gekippt. Meine Aufgabe bestand
dann darin, die etwa sechzig Zentner lose Briketts auf einem mindestens
fünfzig Meter langen Weg mit einer sehr ollen Karre durch Hausflur und
Hinterhof in einen noch olleren Schuppen zu bugsieren. Es wurden also Rekord-Leistungen
verlangt! Ich gebe zu, das Taschengeld war danach doch etwas
üppiger. Es war zumindest üppiger als das händische Pflücken von Heidelbeeren
(mancherorts auch Blaubeeren genannt). Auch das Einsammeln von
Pilzen im Herbst oder von sogenannten Pferdeäpfeln, noch dazu in aller Öffentlichkeit,
die für die Düngung in der kleinen Schrebergartenparzelle benötigt
wurden, war nicht einträglicher. Aus dieser tristen Zeit war meine früheste
bis frühe Jugend gestrickt. Gestern nun erreichte mich eine WhattsApp mit dem
Wunsch, doch bitte per GoogleMaps den Standort meines gerade gefundenen Steinpilz-Fleckens preiszugeben.
Oweh! So wie unlängst der Ausruf eines Kleinkindes beim Anblick unseres Plattenstandes: „Hallo Mutti,
hier gibt es noch CDs von Oma“. „Oweh, Oweh“, ahnte und sang da einst schon Gundermann auf seinem
letzten Studioalbum.
Zumindest die Briketts belegen wärmstens, dass es nicht stimmt, dass 30 Jahre nach der Wiedervereinigung
nur das Sand- und das Ampelmännchen sowie der grüne Pfeil den Westen erobert haben oder zumindest dem
Osten erhalten geblieben sind. Die Sixpack Kohlen sind eine Schwarze-Pumpe-Erfolgsstory tief im Ländle. Den
grünen Pfeil haben wir unlängst auch an mehreren Straßenkreuzungen in Riga entdeckt, wo Rammstein gerade
die lettische Hauptstadt aufmischte. Doch dazu später mehr.
Die Jubiläen zum Mauerfall sind für BuschFunk, am 13. Dezember 1989
gegründet, auch immer mit eigenen runden Jahrestagen verknüpft. Wir feiern
also zeitlich gemeinsam, aber eher nicht zusammen. Nach dem Konzertmarathon
im Theater des Westens (2004) und dem einmaligen Auftritt
der famosen BuschFunk Blues Band (2014) war und ist es durchaus
nicht leicht, ein „Weiter so“ zu schmettern. Wir dachten zunächst „Zurück
zur Natur“, was in Berlin eher „Straßenfest“ bedeutet. Dann mussten wir
feststellen, dass es eher möglich ist, eine Mondmission zu planen, als in
Berlin ein Fest auf der Rodenbergstraße zu organisieren. Was tun? Uns
kam die Idee, nicht an und für einen Tag zu glotzen und zu feiern, sondern
an verschiedenen Orten mit verschiedenen musikalisch-theatralischen
Programmen, die uns wichtig sind und waren, weil sie für die Künstler und
ihr Publikum besonders wichtig waren. Wir wollen dabei über das ganze
Jahr 2020 Akzente setzen.
Stumpen von Knorrkator
bei 25 Jahren BuschFunk, 2014 “