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Mut<br />
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ße Nachfrage verzeichnet, kann es natürlich schon sein,<br />
dass inzwischen auch heterosexuelle Männer einer Verhütungspille<br />
gegenüber nicht zwingend abgeneigt wären“.<br />
Die Aussicht auf eine marktreife hormonelle Verhütungsmethode<br />
für Männer scheint jedoch trotz allem relativ<br />
aussichtslos. Zu hoch seien die Risiken, sagt die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO). Vor allem in Bezug auf<br />
die längerfristige Potenz der Männer haben viele Wissenschaftler<br />
Bedenken. Da noch nicht so lange an der Pille für<br />
den Mann geforscht wird, sind Studien anspruchsvolleren<br />
Vorgaben ausgesetzt als einst beim weiblichen Pendant<br />
in den Sechzigerjahren. Wahrscheinlich will man gewisse<br />
Fehler aus der Vergangenheit einfach nicht wiederholen.<br />
Doch selbst wenn die hormonelle Pille für den Mann<br />
aus gesundheitlichen Gründen keine Option wäre:<br />
Schließlich gibt es für Frauen auch genug andere Verhütungsmittel.<br />
Warum also nicht auch für Männer?<br />
Woran scheitert die Entwicklung?<br />
SAMENLEITER-VENTIL<br />
ODER ENZYMPILLE?<br />
Von den verschiedenen Methoden, an denen derzeit<br />
geforscht wird, scheinen vier besonders vielversprechend.<br />
Bei der Polymergelmethode, beispielsweise,<br />
wird ein synthetisches Gel per Injektion in beide Samenleiter<br />
gespritzt. Dieses Gel setzt sich wie ein Filter<br />
fest und lässt zwar Ejakulationsflüssigkeit durch,<br />
jedoch keine Spermien. Obwohl das Gel zehn Jahre<br />
hält, kann es im Falle eines früheren Kinderwunschs<br />
durch eine erneute Spritze wieder aufgelöst werden.<br />
Wie gesichert die dauerhafte Spermienproduktion<br />
nach einem solchen Eingriff ist, ist jedoch noch unklar.<br />
Auch kann man nach heutigem Stand Entzündungsrisiken<br />
nicht völlig ausschließen.<br />
Ähnliche Schwierigkeiten scheint es mit einer anderen<br />
Methode, dem Samenleiterventil, zu geben. Das vom<br />
Berliner Handwerker Clemens Bimek erfundene und<br />
mit einem Münchner Urologen zusammen entwickelte<br />
Verhütungsimplantat kann direkt in den Hodensack<br />
transplantiert werden und funktioniert - beide Samenleiter<br />
umschließend - wie ein Ventil. Mittels eines durch<br />
die Haut zu ertastenden Schalters kann der Mann dieses<br />
Ventil am Samenleiter wie mit einem Kippschalter<br />
bedienen. Ventil auf, Ventil zu. Der Fluss der Spermien<br />
wird also von Hand reguliert. Obwohl das Implantat<br />
zuverlässige Ergebnisse vorweisen kann, sind viele in<br />
der Fachwelt skeptisch. Beim Hantieren mit lebendem<br />
Gewebe könnten zu leicht Entzündungen und Vernarbungen<br />
am empfindlichen Samenleiter entstehen. Das<br />
Risiko, die Fruchtbarkeit dabei dauerhaft zu verlieren,<br />
sei zu hoch. Dementsprechend müssten sich erstmal<br />
genügend Männer finden, die eine derart invasive<br />
Methode testen wollen würden.<br />
An einem weniger Invasiven Verfahren forschen derzeit<br />
Wissenschaftler in den USA. Das Medikament<br />
EP055 beeinträchtigt das im Hoden produzierte Enzym<br />
TSSK2, welches die Beweglichkeit der Spermien<br />
regelt. Somit sorgt der Wirkstoff für unzuverlässige<br />
„Schwimmer“, die dann die Eizelle nicht erreichen. In<br />
einer Studie wurde das Enzympräparat bereits an Affen<br />
getestet, hier stellte sich die Zeugungsfähigkeit der<br />
Tiere nach 18 Tagen komplett wieder her.<br />
Wissenschaftler der University of Washington wiederum<br />
stellten bei der 100. Jahrestagung der amerikanischen<br />
Endocrine Society in Chicago einen Wirkstoff<br />
aus synthetisch hergestellten Hormonen vor – Demthandrolon-Undecanoat<br />
oder kurz DMAU. Das bereits an<br />
mehreren Männern im Alter von 18 bis 50 Jahren getestete<br />
Präparat unterdrückt die Testosteron-Produktion in<br />
den Hoden und somit auch die der Spermien. Zwar rief<br />
das Medikament minimale Nebenwirkungen wie leichte<br />
Gewichtszunahme und Abnahme des HDL Cholesterins<br />
hervor, jedoch bestanden alle Probanden jegliche Sicherheitstests,<br />
wie zum Beispiel für Leber- und Nierenfunktionen.<br />
Zudem blieben die üblichen Symptome von<br />
Testosteronmangel bei Männern wie zum Beispiel erektile<br />
Dysfunktionen und Stimmungsschwankungen in jedem<br />
Fall aus.<br />
KONTROLLVERLUST ODER<br />
MEHR FREIHEITEN?<br />
Obwohl also einige Methoden mit zu hohen Risiken verbunden<br />
und daher nicht praktikabel sind, scheinen andere,<br />
weniger invasive Präparate wie EP055 und DMAU,<br />
vielversprechend. Bis jetzt ist jedoch noch keines der Verfahren<br />
ausreichend erforscht worden, um zur Marktreife<br />
zu gelangen.<br />
Bis das soweit ist, kann es noch einige Zeit dauern. Zwischenzeitlich<br />
lässt sich Gleichberechtigung in der Verhütungsfrage<br />
vermutlich nur durch folgende Varianten<br />
herstellen: Während laut Dr. Heike Anzenberger immer<br />
mehr Männer ab 40 mit abgeschlossener Familienplanung<br />
dazu tendieren, sich sterilisieren zu lassen, rät sie<br />
jungen Patientinnen dazu, ihre Partner aufzufordern, sich<br />
an den Kosten für die Pille zu beteiligen. Jungen Männern<br />
hingegen wird von Sterilisation abgeraten. Zwar sind Vasektomien<br />
grundsätzlich reversibel, der Eingriff ist jedoch<br />
massiv und kann nicht in jedem Fall eine vollkommene<br />
Wiederherstellung der Fruchtbarkeit garantieren. Und<br />
obwohl bereits vasektomierte Männer, laut Rögelein, regelrecht<br />
begeistert sind, scheint die Kostenaufteilung von<br />
Verhütungsmitteln im Vergleich bei jüngeren Paaren nicht<br />
so einfach zu sein. „Wenn ich vor allem jüngere Patientinnen<br />
dazu animiere, sich die Kosten mit ihrem Partner zu<br />
teilen, stoße ich oft auf irritierte Gesichter“, sagt Dr. Anzenberger.<br />
Während viele Frauen oft einfach nicht auf die<br />
Idee kommen, haben einige Angst, die ausschließliche<br />
Kontrolle und Sicherheit über ihren Körper zu verlieren.<br />
Es scheint also ein schwieriger Konflikt zu sein, in dem<br />
sich die Frauen hier befinden. Einerseits gibt es einige,<br />
die sich mehr männliches Engagement bezüglich Verhütung<br />
wünschen und gerne auf sämtliche Nebenwirkungen<br />
der Pille verzichten würden. Andererseits gibt es Frauen,<br />
die Angst haben, die Verantwortung für die Verhütung<br />
aus der Hand zu geben. Es ist noch unklar, ob die Verhütungspille<br />
für den Mann wirklich den kompletten Kontrollverlust<br />
der Frau bedeutet. In jedem Fall bedeutet sie aber<br />
mehr Freiheiten.<br />
Während Frauen sich<br />
oft angeregt über<br />
Verhütung unterhalten,<br />
kommen hier, in<br />
unserem Online-<br />
Beitrag, endlich auch<br />
mal Männer zu Wort.