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Form Follows Future

Die Bauhausnummer

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Revolution<br />

Über den Wolken<br />

7<br />

Das Wohnen in superhohen Gebäuden wird in der Stadt<br />

der Zukunft Realität. Wie werden wir uns dort bewegen?<br />

Ein Ausblick auf die neue Urbane Mobilität. VON SONJA WUNDERLICH<br />

„The ultimate goal of all visual artistic activity is construction! Architects, painters and<br />

sculptors must learn again to know and understand the multi-faced form of building in<br />

its entirely as as its parts. Together let us call for, devise and create the construction<br />

of the future, compromising everything in one form: architecture, sculpture and painting.“<br />

WALTER GROPIUS<br />

Eine Kabine, etwa so groß wie eine Gondel beim Skifahren.<br />

Zu zweit oder zu dritt kann man noch angenehm<br />

nebeneinander stehen, bei sechs oder mehr Leuten wird<br />

es schon enger. Schwarze, polierte Kabinentüren gleiten<br />

auf und geben den Blick auf ein großes, rundes Touchpad<br />

frei. Zehn, zwanzig, dreißig Stockwerke werden<br />

angezeigt und verschiedene Tower können ausgewählt<br />

werden, die Skybridge oder eine digitale Wetteranzeige.<br />

„Welcome to Tower S, 30th floor“, grüßt eine Computer-generierte<br />

Stimme. Im Hintergrund läuft leise Musik<br />

und sorgt für eine entspannte Atmosphäre. Die unangenehme<br />

Frage „Führt man jetzt Smalltalk oder schaut man<br />

doch lieber konzentriert ins Handy“ kommt nicht auf,<br />

wenn man die Kabine des Aufzugssystems „Multi“ betritt.<br />

In der futuristischen Fahrstuhl-Kabine wechseln Lichtschienen<br />

ihre Farbe von Neonblau zu Rosa-Lila, die seitlichen<br />

Wände sind mit einem Art Wabennetz aus Aluminiumstangen<br />

überzogen, es gibt bodentiefe Fenster - soll man<br />

von hier schwindelfrei den Aufstieg bis in 2000 Meter<br />

hohe Gebäude mitverfolgen?<br />

Verschiedenen Prognosen zufolge werden 2050 nicht<br />

nur etwa zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben,<br />

sondern auch zwei bis drei Milliarden weitere Menschen<br />

in Städte ziehen. Der Wohnraum bleibt aber weiterhin<br />

begrenzt, wohin also mit all den Menschen? Asien, Indien<br />

und die Emirate wachsen zu den bevölkerungsreichsten<br />

Regionen heran, Auswirkungen der Überbevölkerung wie<br />

Kriminalität, Smog, Abgase und hohe Mietpreise sind<br />

hier schon lange deutlich zu spüren. Zwangsläufig müssen<br />

Gebäude wachsen, vor allem in die Höhe, um den<br />

Menschen Platz zum Wohnen, Arbeiten, Schlafen, Sport<br />

und Urlaub machen zu geben.<br />

ES WIRD ENG – NICHT NUR<br />

IN DEN STÄDTEN, SONDERN AUF DER<br />

GANZEN WELT<br />

Heute leben rund 30 Prozent der Weltbevölkerung in<br />

Städten, laut Stadtplanern wird sich diese Zahl nicht nur<br />

verdoppeln, sondern bis 2050 sogar auf 70 Prozent steigen.<br />

Es wird eng, bei wachsender Bevölkerungsdichte auf<br />

gleichem Raum - nicht nur in den Städten, sondern auf der<br />

ganzen Welt.<br />

Urbanisierung hat sich zu einem Megatrend entwickelt:<br />

Laut Zukunftsinstitut, eines der einflussreichsten<br />

Think Tanks der europäischen Trend- und Zukunftsforschung,<br />

bedeutet das aber viel mehr als der Wandel von<br />

Lebensräumen. Auch neue <strong>Form</strong>en der Vernetzung und<br />

Mobilität sind Teil davon, sowie eine komplett neue Lebens-<br />

und Denkweise. Für die Zukunft wird das Szenario<br />

von Städten, die sich zu Staaten entwickeln und immer<br />

einflussreicher werden, vorstellbar: Städte werden dabei<br />

zu den mächtigsten Akteuren in einer globalisierten Welt.<br />

Eine sogenannte „Global City“ ist eine Stadt, die zentrale<br />

Steuerungsfunktionen hat und regionale, nationale<br />

und internationale Finanz-, Dienstleistungs- und Warenströme<br />

verknüpft und somit auch einen zentralen Knotenpunkt<br />

der Globalisierung bildet. Häufig entwickeln sich<br />

aus Global Cities dann die Megacities: Das sind Städte<br />

mit mindestens zehn Millionen Einwohnern, die vor der<br />

Herausforderung stehen, Lebensqualität, Infrastruktur und<br />

Nachhaltigkeit zu vereinen. Heute lebt bereits jeder Achte<br />

in einer der rund dreißig Megacities – laut Prognose wird<br />

sich die Anzahl solcher Städte bis zum Jahr 2035 auf<br />

fünfzig erhöhen.<br />

Aber was zieht die Menschen denn in die Stadt? Für<br />

Benjamin Plank vom Mediaplanet Verlag bestehen die positiven<br />

Aspekte hauptsächlich in der kulturellen Vielfalt, im<br />

Nebeneinander der Gegensätze und im Abwechslungsreichtum<br />

des Alltags. Dabei sind vor allem europäische<br />

Städte Vorbilder für Megacities. Sie geben durch ihre<br />

hohe Lebensqualität die Tendenz in Richtung ökosoziale<br />

Stadt vor – eine Metropole als aktiver Sozialstaat, der<br />

sich mit einer weit entwickelten Infrastruktur für die Lösung<br />

von Umweltproblemen einsetzt. Und tatsächlich spielt die<br />

Infrastruktur eine entschiedene Rolle in der Stadtplanung.<br />

In der Zukunft werden Maschinen mit Künstlicher Intelligenz<br />

nicht nur die autonome Fahrgastbeförderung übernehmen,<br />

sondern auch die Verantwortung für die Steuerung<br />

der Straßenbeleuchtung und der Menschenströme<br />

innerhalb großer Gebäude.<br />

Im Fachjargon versteht man unter „Urban Mobility“<br />

neben der Fortbewegung auf den Straßen auch den Personen-Nahverkehr<br />

in großen Gebäuden. Statistisch gesehen,<br />

fährt heute im Durchschnitt jeder fünfte Mensch täglich<br />

Aufzug – was den Lift, in der Häufigkeit der Nutzung<br />

gemessen, zum wichtigsten Transportmittel macht. Der<br />

Aufzug wird als lebensbegleitend gesehen, er ist mittlerweile<br />

selbstverständlich, weshalb seine Funktionen für das<br />

Leben und die Fortbewegung in der Stadt nicht immer<br />

wahrgenommen werden.<br />

Dass ein Fahrstuhl unbedingt notwendig ist für 400,<br />

500, 1000 oder 2000 Meter hohe Gebäude, ist klar,<br />

aber andererseits schränkt er Architekten enorm in ihrer<br />

Freiheit bei der Gebäudegestaltung ein. Neben einem<br />

BILD: THYSSENKRUPP ELEVATORS<br />

Wohnen, Arbeiten, Schlafen, Sport und Urlaub machen – in der Zukunft soll das in superhohen Gebäuden vereint werden. Das „Multiple-Cabin-System“, kurz „Multi“, bringt einen dabei von A nach B, von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer.

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