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Revolution<br />
Was ist Ihnen als Designerin wichtig? Welche Aussagen<br />
möchten Sie transportieren?<br />
Mir ist wichtig, qualitativ hochwertige und im Design<br />
reduzierte Kleider und Accessoires mit essenziellen Details<br />
zu kreieren. Ich möchte ein souveränes Frauenbild<br />
zeigen. Außerdem arbeite ich oft mit Symbolen, die ich<br />
durch Intervention neu interpretiere. Dadurch entstehen<br />
humorvolle, nachdenkliche oder politische Botschaften.<br />
Wir ordnen in diesem Heft jede Geschichte einem Bauhaus-Zitat<br />
zu. Für Sie finde ich eines von Walter Gropius<br />
passend, das beinhaltet, dass Begrenzungen den<br />
menschlichen Geist erfindungsreicher machen. Denken<br />
Sie das auch?<br />
Auf jeden Fall. Grenzen zwingen einen kreativ zu<br />
werden. Wenn man nur wenig zur Verfügung hat, ist es<br />
eine wahnsinnige Herausforderung, daraus viel machen<br />
zu können.<br />
Wie ein guter Koch.<br />
Genau! Da kommt es neben der Kreativität aber auch<br />
auf die Zutaten an. Damit eine Arrabiata toll schmeckt<br />
braucht man gute Tomaten, gutes Olivenöl, guten Parmesan,<br />
gute Nudeln…<br />
Arbeiten Sie oft mit hochwertigen Stoffen?<br />
Hochwertig ja, aber es muss auch nicht immer Seide<br />
sein. Ich lege Wert auf Nachhaltigkeit. Fast alles ist bei<br />
mir made in Munich oder zumindest made in Germany.<br />
Schon immer. Als der Slow-Fashion-Trend aufkam, fand ich<br />
das sehr interessant: Auf einmal stand die Herkunft überall<br />
explizit dabei – ähnlich wie bei veganen Lebensmitteln,<br />
zum Beispiel einem Apfel. Aber zurück zum Thema:<br />
Eingrenzung macht definitiv kreativ. Und auch innovativ!<br />
Welche Innovation würden Sie gern in der Gesellschaft<br />
anstoßen?<br />
Diese Massen an Kleidung machen mich wahnsinnig.<br />
Wie die Leute mit Ware umgehen – als wären sie vorgefertigt<br />
vom Baum gefallen. Keine Wertschätzung des<br />
Handwerks! Zum Glück gibt es auch Gegentrends wie<br />
Minimalismus. Dieses Thema habe ich passenderweise<br />
direkt nach Bauhaus mit meinen Studenten behandelt. Es<br />
war für alle Bereiche anwendbar – sie konnten sich frei<br />
entfalten. Das war wirklich interessant.<br />
Was hat Ihnen am Besten gefallen?<br />
Alle Ideen waren cool: einer hat ein Magazin gemacht,<br />
ein paar haben selbst ausprobiert mit wenig zu leben.<br />
Dabei haben sie sich total strukturiert. Eine Studentin<br />
hatte einen Podcast, in dem sie Leute zu der Frage „Auf<br />
was kannst du verzichten und auf was nicht?“ interviewt<br />
hat.<br />
Worauf könnten Sie verzichten? Und worauf nicht?<br />
Ohne gutes Essen geht es nicht. Aber ich könnte auf<br />
jeden Fall auf mein Auto verzichten. Grade hier in München,<br />
weil ich viel und gerne Fahrrad fahre. Auf was<br />
könnten SIE denn verzichten?<br />
Auf keinen Fall auf meine Kaffeemaschine!<br />
Ja, das kenne ich! Die Kunst ist, mit wenig weiterzukommen.<br />
Es sammelt sich so viel an. Man muss seine<br />
eigene Haltung ändern, damit man eben auch mit wenig<br />
weiterleben will – nicht nur einmal aufräumt und das<br />
war’s.<br />
28<br />
„Limitations make the creative mind inventive“<br />
Walter Gropius<br />
Womit wir wieder bei den Basics wären...<br />
Basics sind eine gute Sache. Das wusste schließlich<br />
schon das Bauhaus.<br />
FOTOS:PAUL MEYER, MODEL:AISSA, H&M:MARLENA