Die Geistertänzerinnen

Cambra Skadé
Die Geistertänzerinnen

Sie wählen gerne die Nebeltage für ihr Erscheinen,
weil es dann stiller ist
und sich nur mehr das nahe Liegende zeigt

Die Ferne ist geahnt, wenn man sie kennt,
weil man hiesig ist.

Bei der alten Buche im Hagenheimer Wald
sind sie anzutreffen.

Niemand weiß wann, es gibt keine festen Zeiten.

Sie tanzen gerne nach Kathrein
und vor dem Fasching.

Sie platteln und dann wieder
tanzen sie ganz fremdartig.

Dabei nehmen sie das alte Stroh in die Hand
und es wird ein hauchdünner, goldener Faden.

Sie lassen die Goldfäden liegen.

Der Wind weht sie irgendwann weg.

Niemand kann diese
Fäden halten, so fein sind sie.

Sie zerfallen
bei der leichtesten Berührung.

Vielleicht weil es Hollefäden sind
oder Spinnwebfäden im goldenen Licht.

Diejenigen, welche diese
Fäden einmal berührt
haben, bekommen eine
Ahnung davon, wie man
aus Stroh Gold macht
und, dass unmöglich
Scheinendes näher rückt.

Niemand weiß, wer die Geisterfrauen sind.
Noch nicht einmal, ob es sich wirklich um Geisterfrauen
handelt oder um einheimische Lebende,
ob es welche vom fahrenden oder vom kleinen Volk sind
oder ob alles nur aus den Nebeln gekommen ist.

Weil es nicht schaden kann,
tanzen ab und an die vom
Frauenstammtisch dort ihre
Tänze. Wegen des Goldes und
der Umwandlung, sagen sie.
Da sind sie sich einig.
Das Tanzen macht ihnen schon
Freude, aber das mit den Goldfäden
haben sie noch nicht hinbekommen.
Das scheint wohl
den Geisterfrauen vorbehalten
zu sein.

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