ZAP-2019-22
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Immobiliarsachenrecht/WEG-Recht Fach 7, Seite 531<br />
Negative Einwirkungen<br />
Nachbarrecht<br />
Negative, ideelle und ähnliche Einwirkungen durch Zustand und Beschaffenheit<br />
des Nachbargrundstücks<br />
Von Rechtsanwalt Dr. HANS REINOLD HORST, Hannover/Solingen<br />
Inhalt<br />
I. Negative und ideelle Einwirkungen –<br />
Überblick<br />
II. Einzelfälle<br />
1. Entziehung von Licht und Luft<br />
2. Blendungen<br />
3. Bordellbetrieb<br />
4. Drogenhilfezentrum<br />
5. Verwildernlassen des Grundstücks<br />
6. Abstellen von Schrott<br />
7. Lagerung von Müll und Aufstellen von<br />
Müllbehältern<br />
8. Lagern von Baumaterial, Baugeräten,<br />
Altfahrzeugen und Gerümpel<br />
9. Abschattungen des Rundfunk- und Fernsehempfangs<br />
10. Ungestörte Aussicht<br />
11. Störende Einblicke des Nachbarn<br />
und Videoüberwachung<br />
12. Hässliche Hausansicht<br />
13. Hässliche Einfriedung<br />
14. Entziehung von Zugluft<br />
15. Ergebniskorrekturen<br />
III. Ähnliche Einwirkungen – Überblick<br />
1. Immissionen von Bäumen<br />
2. Giftige Pflanzen<br />
3. Unkrautsamen<br />
4. Eindringen fester Stoffe<br />
5. Elektromagnetische Strahlung,<br />
Funkwellen<br />
6. Chemikalien<br />
7. Kälte<br />
IV. Fazit<br />
I. Negative und ideelle Einwirkungen – Überblick<br />
Unter negativen Einwirkungen versteht man Handlungen auf dem eigenen Grundstück des Nachbarn,<br />
die natürliche Vorteile oder Zuführungen von dessen Nachbargrundstücken abhalten oder die<br />
das ästhetische sittliche Empfinden des Nachbarn verletzen oder schließlich den Verkehrswert des<br />
Nachbargrundstücks mindern (BGH, Urt. v. 11.7.2003 – V ZR 199/02, NZM 2003, 727 = NJW-RR 2003,<br />
1313). Dabei überschreitet der Nachbar nicht die Grenzen des Grundstücks. Einwirkungen auf das<br />
betroffene Nachbargrundstück i.S.d. §§ 1004 Abs. 1, 906 Abs. 1, 862 Abs. 1 S. 1 BGB liegen nicht vor, weil<br />
es sich nicht um die Zuführung von störenden Einflüssen über die eigenen Grundstücksgrenzen hinaus<br />
auf das Grundstück des betroffenen Nachbarn handelt. Aus diesem Grund sind sie nach den<br />
genannten Vorschriften nicht abwehrbar. Beseitigungs- und Abwehransprüche bestehen daher grds.<br />
nicht (vgl. HERDER, in: PALANDT, Kurzkommentar zum BGB, 77. Aufl. 2018, § 903 BGB Rn 9 und 10; § 906<br />
BGB Rn 5; zu Extremfällen vgl. BORRMANN/GRECK ZMR 1989, 130, 131 f.).<br />
Im zivilrechtlichen Bereich hat die Rechtsprechung zwischen den unten niedergelegten Fallgruppen<br />
unterschieden und bis auf wenige Grenzfälle zivilrechtliche Abwehransprüche aus §§ 1004 Abs. 1, 906<br />
<strong>ZAP</strong> Nr. <strong>22</strong> 20.11.<strong>2019</strong> 1171